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Didaktik, Geschichte, Wissenschaftstheorie, Physik im Alltag und Naturphänomene

Es ist mal wieder Pi-Tag

Heute feiern einige Leute den Pi-Tag. Nach der amerikanischen Schreibweise lautet das Datum des heutigen Tages 3/14, die ersten drei Ziffern der Zahl Pi, mit der wir im Mathematikunterricht zu tun hatten/haben und – was wohl den wenigsten bewusst ist – für alles Runde in der Welt zuständig ist.
Ein Beispiel sind die Speiseölreste in der Pfanne (Foto), die sich nach Zugabe von Wasser zu fast perfekten Kreisen organisierten, wobei die Perfektion der Rundung mit der Zahl der Nachkommazahlen der Zahl Pi wächst.
Wisława Szymborska hat ihre Gedanken zu Pi in dem folgenden Gedicht zum Ausdruck gebracht.

Die Zahl Pi

Bewundernswert ist die Zahl Pi
drei Komma eins vier eins.
Auch alle Folgeziffern sind nur Anfang,
fünf neun zwei, weil sie nie ein Ende findet.
Sie läßt sich nicht einfangen sechsfünf dreifünf mit einem Blick
acht neun mit einer Berechnung
sieben neun mit der Phantasie,
sogar drei zwei drei acht mit einem Scherz, das heißt Vergleich
vier sechs mit irgend etwas
zwei sechs vier drei in der Welt.
Die längste Schlange der Erde reißt nach ein paar Metern ab.
Ähnlich, zwar etwas später, tun’s die Fabelschlangen.
Der Zug der Ziffern, aus denen die Zahl Pi besteht,
hält nicht am Rande des Zettels an,
er zieht sich über den Tisch hinaus, durch die Lüfte,
durch Mauern, Blätter, Vogelnester, Wolken, stracks zum Himmel,
durch alle Aufgeblasenheit und Bodenlosigkeit des Himmels.
O wie kurz, wie mauskurz ist der Kometenschweif!
Wie schwach der Strahl des Sterns, daß er sich krümmt im erstbesten Raum!
Und hier zwei dreifünfzehn dreihundert neunzehn
meine Fernsprechnummer deine Kragenweite
das Jahr eintausendneunhundertdreiundsiebzig sechster Stock
Einwohnerzahl fünfundsechzig Groschen
der Hüftumfang zwei Finger Scharade und Chiffre,
in welcher mein Nachtigallchen, flieg und sing
ebenso bitte Ruhe bewahren
oder Himmel und Erde vergehn,
nicht die Zahl Pi allerdings, oh, nein, die nicht,
sie hat noch ihre gar nicht üble fünf,
nicht beliebige acht,
nicht letzte sieben,
wenn sie, ach, wenn sie die träge Ewigkeit antreibt
zum Dauern.*

Wer weitere Facetten des Pi-Tags kennenlernen möchte, kann sich u. A. hier und hier und hier und hier und hier informieren.
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* Wisława Szymborska (1923 – 2012). In: Hundert Freuden. Frankfurt am Main, 1986.

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Diskussionen

10 Gedanken zu “Es ist mal wieder Pi-Tag

  1. 1 Trillion Digits of Pi sind an scheinend schon berechnet worden.

    Mich würde interessieren, ob Weiß am Zug eine Schachpartie gewinnt oder sie remis ausgehen muß.
    Es spricht einiges für Remis, weil es ja eine Remisbreite gibt, aber KI hat sie vielleicht schmaler gemacht als je gedacht.

    Im Schach sprach man immer davon, daß eine Drohung stärker sei als eine Ausführung. Das meint , daß die Absicht, die Potenz eines Zuges die Kraft hat, sich zu materialisieren.

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von kopfundgestalt | 14. März 2023, 00:33
  2. Kürbiskern(?)öl in seiner ganzen Schönheit, ein tolles Foto, Joachim! Auch nur so, für sich genommen, kann es bestehen. Zusammen mit dem Gedanken an Pi und dem Gedicht von Szymborska ein Dreiklang des Genusses – oder Vier~, wenn ich das Aroma des Öls hinzudenke.

    Gefällt 3 Personen

    Verfasst von Ule Rolff | 14. März 2023, 08:47
  3. Schön ….
    dieses Pi-Poem ist immer wieder schön 🙂
    LG vom Lu

    Gefällt 1 Person

    Verfasst von finbarsgift | 14. März 2023, 09:31

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