In die Röhre zu gucken ist ja eigentlich negativ konnotiert. Schon vor einigen Tagen konnte ich ein Gegenbeispiel bringen. Diesmal haben wir eine Röhre in Form einer Regentonne. Sie ist immer wieder für Überraschungen gut – auch im Winter. Wenn es gefroren hat, schaue ich als erstes in die grüne Tonne. Vor einigen Tagen war sie wieder von einem sehr schönen Eismuster bedeckt – so schön, dass ich nicht wagte Wasser für die Blumen zu entnehmen. Am Vorabend hatte ich die Tonne noch einmal inspiziert und da ahnte ich bereits, dass es am Morgen etwas Schönes zu sehen geben würde. Vom Rand her trieben bereits einzelne lange Eiskristalle über die Wasseroberfläche, so als würden Claims für verschiedene Muster abgesteckt. Ein Ausschnitt der nächtlichen Frostaktivitäten ist im Foto zu sehen.
Ein normalerweise als Kerzenhalter dienender Hohlspiegel bekam es zufällig mit dem Auslaufmodell eines Plastiktrinkhalms zu tun und baute kurzerhand ein optisches Kunstwerk auf.
Neben den verzerrten Spiegelungen des Trinkhalms sind noch einige Kaustiken zu sehen, die im Vordergrund auf einer hellen Unterlage projiziert und von dort auch noch einmal im Hohlspiegel reflektiert werden. So ensteht aus wenigen Details ein komplexes Gebilde.
Dieses verdunkelte Foto reduziert eine Gebäudefront auf das, was es neben vielem anderen auch ist – eine Fensterfront, so wie sie ein Architekt in einer frühen Annäherung an das Projekt gesehen haben mag. Es zeigt, wie in einer Art Rückwärtsgang frühe Planungsideen freigelegt werden können. Wenn man das Bild betrachtet kann man auch eine Art optischer Täuschung entdecken. Sie besteht zumindest für mich und einige Personen, die ich damit konfrontiert habe, darin, dass das Bild rechts oben keinen rechten Winkel zu haben scheint – jedenfalls wenn man es aus dem Augenwinkel heraus betrachtet. Sobald man diesem Eindruck aber durch genaues Hinsehen nachgeht, verschwindet das Unmögliche – zum Glück.
Originalfoto.
Als Entität für sich betrachtet, ist der Schatten seltsam. Er ist ein wirkliches materielles Faktum, ein physikalisches Loch im Licht, hat aber weder eine stabile Form noch eine kontinuierliche Existenz; andererseits aber sind die Metamorphosen, die er durchläuft, determiniert, und obwohl er diskontinuierlich ist, kann er wiederkehren. Wie die Farbe wird Schatten nur in Abhängigkeit vom Licht realisiert, aber anders als die Farbe hat der Schatten kein permanentes, molekular definiertes Eigengebiet. Obwohl seine aktuelle Manifestation auf Oberflächen stattfindet, ist sein Reich dreidimensional und innerhalb dieses Reichs ist ihm alles untertan. Und so weiter. All dies mag durchaus etwas mit Leonardo da Vinci und jenen anderen zu tun gehabt haben, die sich manchmal fragten, ob der Schatten vielleicht nicht nur ein lokales Negativ des Lichts sei, sondern auch dessen aktiver Gegenspieler, der aus der Dichte ausstrahlt wie das Licht von einer Lichtquelle.*
Wer findet heraus, welcher Alltagsgegenstand auf dem Foto abgebildet wurde?
* Michael Baxandall. Löcher im Licht. München 1998. S. 156
Nachdem nun unsere Zaubernuss alle Blätter dem Verfaulen anheimgegeben hat, lasse ich es mir nicht nehmen, einige ihrer farbenprächtigen Blätter in Reih und Glied zumindest elektronisch aufzubewahren und vielleicht auch anderen damit eine kleine Freude zu bereiten.
Was wie ein Bauchnabel mit unbestimmter Tiefe aussieht ist das Ergebnis eines vorangegangenen Sandsturms in einer Dünenlandschaft. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte blieb ein ästhetisch ansprechendes Bild zurück, das eher an eine moderne Grafik erinnert als an eine unwirtliche Landschaft. Die Schatten, die die Sandrippel beranden und auf diese Weise besonders hervorheben, verraten, dass die Aufnahme bei tiefstehender Sonne gemacht wurde. Weiterlesen
Nachdem wir es uns am Vorabend am lodernden Lagerfeuer gemütlich gemacht hatten, machte ich mich am nächsten Morgen daran, die Verbrennungsrückstände zu entsorgen. Dabei stieß ich auf unvollständig verbranntes Holz, das mir durch schöne Strukturen imponierte, die vorher noch fotografiert werden wollten. Auf dem Foto ist ein Ausschnitt daraus zu sehen.
Beeindruckend an diesen Rückständen, denen zum Zwecke der Erwärmung der um die Schale herum sitzenden Personen die meiste Energie entzogen wurde (Oxidation = exothermer Vorgang), finde ich vor allem die Farben. In ansprechenden Gelb- und Brauntönen scheinen sie die lebhaften Rot- und Gelbtöne des Vorabends zu komplettieren.
In einem früheren Beitrag, der fast auf den Tag genau vor einem Jahr anlässlich einer ähnlichen Situation erschien, bin ich schon einmal auf die Ästhetik des Verbrannten eingegangen. Dort herrschte dunkle aber glänzende Einfarbigkeit vor und beeindruckte vor allem durch die Regelmäßigkeit der Strukturen.
Alles, was sich verästelt,
verzweigt: Delta Blitz Lunge,
Wurzeln, Synapsen, Fraktale,
Stamm- und Entscheidungsbäume;
alles, was sich vermehrt
und zugleich vermindert –
nicht zu fassen,
schon zu reichhaltig
für dieses Spatzenhirn,
dieses x-beliebige Glied
einer infiniten Serie,
die sich hinter dem Rücken
dessen, der da, statt zu denken,
gedacht wird, entwickelt,
verästelt, verzweigt.*
Infinit ist die Serie der Bifurkationen bei diesem Zweigabschnitt eines Birnbaums, der auf ein Seerosenblatt eines Teiches fiel, schon lange nicht mehr. Wenn die Patina – hier in Form von Flechten – den Entscheidungsbaum erst im Griff hat, enden die Verzweigungen und lassen nur noch erahnen, wie es hätte weitergehen können.
* Hans Magnus Enzenberger. Die Elexiere der Wissenschaft – Seitenblicke in Poesie und Prosa. Frankfurt am Main 2002; S.: 125
Blau, ein Amalgam, in dem sich das Beständige mit dem Beweglichen, die Erwartung mit dem Sprung mischt.*
Wie wir einen angenehmen Gegenstand, der vor uns flieht, gern verfolgen, so sehen wir das Blaue gern an, nicht weil es auf uns dringt, sondern weil es uns nach sich zieht.**
* Thierry Fabre (*1960), französischer Essayist
** Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Die farbenfrohen „Netzaktivitäten“ nehmen kein Ende. Auch diesmal ist mir, als wäre hier ein Künstler am Werk gewesen. Und doch ist – wie vor kurzem bereits ausgeführt – alles nur ein Produkt aus Licht, Struktur und Unschärfe. Die Spinnen, die die Netze webten und den „Anstoß“ für diese Farbenpracht gaben, wollen eigentlich fette Beute machen und haben überhaupt kein Interesse daran, das ästhetische Empfinden von Menschen ansprechen.
Wer in diesen Tagen bei tiefstehender Sonne durch die Landschaft streift bekommt das was ihm ansonsten meist unangenehm klebend im Gesicht hängenbleibt oft in ästhetisch ansprechender Form in bunten Kästchen zu Gesicht. Es sind Spinnfäden im Gegenlicht, die durch die Sonnenstrahlen zum Irisieren gebracht werden und durch eine bewegungsbedingte Unschärfe größere Sichtbarkeit erlangen.
Beim Fotografieren bleibt diese Unschärfe in etwas anderer Form dadurch erhalten, dass die (automatische) Kamera ohnehin nicht auf das dünne Netz fokussiert, sondern auf auffälligere Strukturen. In diesem Fall sind des die im Sonnenlicht liegenden Holundersträucher im Hintergrund.
Wie an anderer Stelle ausgeführt, sehen wir hier keine Pigmentfarben, sondern Strukturfarben, in denen die Welleneigenschaften des Lichts zur Geltung kommen.
Ist es nicht erstaunlich, dass eine weiße Fläche, der man in strukturierter Weise das Licht ganz oder teilweise entzieht, unerhörte visuelle Einsichten eröffnen kann, die sich einzig aus der Logik des Kontrasts ergeben und durch die etwas als etwas ansichtig wird?
Wenn man von einem Blick in die Blätter spricht, denkt man meist an Zeitungen und Zeitschriften und nicht daran, dass man in und durch die Blätter eines Baumes zum Himmel blickt. Auch dabei gibt es oft viel zu erfahren. Beim hier dargestellten Blick haben mich vor allem die elegante Form des Ausschnitts und die durchscheinenden roten Blätter beeindruckt verbunden mit der Frage, wo denn das Blattgrün bleibt, das für die Fotosynthese unabdingbar ist.
Pflanzen mit roten Blättern besitzen ebenso das grüne Chlorophyll wie andere grüne Blätter. Es wird lediglich durch den pflanzlichen Farbstoff Anthocyanin visuell überdeckt. Dieser ist übrigens auch in der Farbe von Erdbeeren, Kirschen u. A. enthalten. Daran erkennt man, dass das Sonnenlicht die Blätter durchdingt und die fotosynthetisierenden Zellen im Blattinnern immer noch an die Sonnenenergie herankommen.
Blickt man über ein Gewässer, so ist es oft schwierig, den Wellengang im Wasser zu erkennen. Denn Wasser ist transparent und strukturlos. Aber Wasser reflektiert auch spiegelnd die Umwelt. Sofern diese genügend strukturiert ist, sehen wir auf dem Wasser ein mehr oder weniger detailliertes Muster, das im vorliegenden Fall auch noch durch seinen Farbenreichtum besticht.
Das Muster kommt dadurch zustande, dass die Wellen den unterschiedlichen Reflexionsrichtungen der gekrümmten Oberfläche entsprechend das Licht in unterschiedliche Richtungen schicken, was zu einer neuen Zusammensetzung vorher zumindest stückweise einheitlicher Flächen führt.
Daraus erkennt man zwar, dass das Wasser wellig ist, aber nicht in welcher Weise genau. Dafür das zu erkennen ist in der vorliegenden Situation auch gesorgt. Denn auf dem Wasser spiegeln sich drei vertikale Säulen, deren Reflexe die Wellenform an drei verschiedenen Stellen nachzeichnen.
Man kann also das Foto entweder als eine naturschöner Malerei ansehen oder als eine natürliche Experimentalsituation, die Auskunft über das Wellenverhalten des Gewässers liefert.
Auf einer Wanderung durch die Krummhörn (Ostfriesland) stieß ich weitab von jeglicher Behausung auf diesen Anblick. Ein Stillleben, das der Zufall schuf.
Oder stammt dieses Loch von einem lockern Ältervater, dem alles verschlingenden schwarzen Loch ab und zieht alles an sich, was in seine Nähe kommt. Woher sonst mag der Drang gekommen sein, um das Nichts mit einer leeren Flasche Wein zu stopfen?
Vielleicht heißt ja das Zauberwort, das die Welt zum Klingen bringt „Stein“ – wäre man nur in der Lage, es richtig auszusprechen.
Ohne dass es sich bei dem polierten Naturstein um ein erklärtes Kunstwerk handelt, fand ich es dennoch in einem weltberühmten Kunstmuseum. Kunst scheint also ansteckend zu sein.
Welche physikalischen und chemischen Prozesse in der Erdkruste stattgefunden haben, um derartige Muster hervorzubringen ist Gegenstand der Geophysik und Geologie. Die Reichhaltigkeit der Muster lässt allenfalls erahnen, dass – wie so oft bei natürlichen Strukturbildungsvorgängen – Zufall und Notwendigkeit auf wunderbare Weise Hand in Hand gehen.
Am 8. März feierte Anselm Kiefer seinen 75. Geburtstag. Das nehme ich zum Anlass an einen künstlerischen Aspekt seines Werkes zu erinnern, in dem er die reale Strukturbildung, wie sie beispielsweise bei der Bildung von Trockenrissen wirksam ist, in einige seiner großformatigen Bilder integriert. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit diese oft überdimensional großen Bildskulpturen im Grand Palais in Paris zu kennen und schätzen zu lernen.
Kiefer hat offenbar die natürlichen Vorgänge selbst in seine künstlerischen Aktivitäten integriert und damit diesen oft übersehenen und missachteten Alltagsphänomenen besondere Wertschätzung und ästhetischen Rang verliehen. Ich will hier nur das Beispiel „Palmsöndagen“ (Palmsonntag) nennen, auf das ich hier aus Urheberechtsgründen nur durch einen Link verweisen kann.
Stattdessen sieht man auf dem hier gezeigten Foto Trockenrisse im Watt des Hamswehrumer Tiefs (Ostfriesland), die eine ganz ähnliche Struktur wie in einem Detail von Palmsöndagen aufweisen.
Obwohl Trockenrisse etwa in Bildern von ausgedörrtem Ackerland in Afrika, negativ besetzt sind, gibt es andere Kontexte, in denen sie ihr ästhetisches Potenzial voll entfalten. Ich denke da nicht einmal an die polygonalen Risse in alten Gemälden, die gewissermaßen einen Teil der Patina derselben ausmachen und selbst bei Restaurierungen beibehalten werden, sondern vor allem an die immer wieder neu entstehenden Rissstrukturen in austrocknenden Pfützen und anderen Feuchtgebieten.
Wenn schlammhaltiger Boden austrocknet verdunstet das Wasser. Dieser Substanzverlust macht sich darin bemerkbar, dass in der Oberfläche eine Zugspannung entsteht. Diese wird schließlich so groß, dass die Oberfläche reißt. Dabei geht sie wie nach den Naturgesetzen nicht anders möglich in ein polygonales Netz aus Rissen über.
Wer sich mehr Details zur Entstehung solcher Rissstrukturen wünscht, schaue hier oder hier oder hier.
Es spiegelt sich die Ewigkeit
In engster Gegenwart,
Und rückwärts die Vergangenheit
Erscheint von höchster Art,
Wie ein verlornes Paradies
Seh ich’s vor meinem Blick,
Was ich betrauert, war so süß,
Was ich verflucht, mein Glück. *
Unendlichkeitsspiegel haben über ihre optische Faszination hinaus ein beachtliches metaphorisches Potenzial. Zwei semitransparente Spiegel (normale Glasscheiben reichen bei günstigen Lichtverhältnissen auch schon aus) machen aus wenigem viel. In der optischen wie im übertragenen Sinn erlebt man den nicht genau lokalisierbaren Übergang von etwas Vertrauten und Überschaubaren in eine kleine Unendlichkeit.
* Achim von Arnim (1781–1831)
Die wie ineinander geschobene Keile wirkenden schiefen Ebenen aus Sand beeindrucken nicht nur durch ihre fast lineare Geometrie, sondern auch durch ihre Festigkeit und ästhetische Qualität. Was mich jedoch noch stärker fasziniert ist die Tatsache, dass dieses Gebilde aus winzigen höchst unterschiedlicher Sandkörnchen, die in der Schlichtheit, mit der sie untereinander wechselwirken (nichts als Stöße und rollende Abgänge) kaum zu überbieten sind, zu solchen Strukturen führen. Denn die einzige äußere Einwirkung ist der Wind, der die Teilchen vor sich hertreibt und durch die bereits bestehende Dünenwelt ganz erheblich in Turbulenzen gerät.
Da ich an verschiedenen Stellen in diesem Blog auf die unterschiedlichsten Aspekte des Wüstensandes hingewiesen habe, möchte ich mich hier auf die physikalisch bedingte Ästhetik beschränken und auf die feinen Rippel hinweisen, die auf jeden der im Bild gezeigten Hänge einen eigenen Charakter haben. Anders vermag ich es nicht zu umschreiben. Ich meine damit, dass die Rippel, obwohl keiner dem anderen gleicht, auf ein und demselben Hang ähnlich aussehen – so wie sich die Blätter eines Baumes ähneln. Von einem Hang zum anderen unterscheiden sie sich jedoch erheblich – so wie das Eichenblatt vom Buchenblatt.
Die Ursache für diese hangspezifischen Unterschiede liegt in der unterschiedlichen Struktur der Winde begründet, die hier durch die Wechselwirkung mit den Dünen, ihrer Größe, Neigung, ihrer Anordnung im Gesamtensemble der Dünen entsprechend modifiziert werden. Die Grob- und Feinstrukturen des Sandes und des Windes entsprechen sich gewissermaßen, wie sich Prägestempel und geprägte Münze entsprechen, obwohl sie ansonsten völlig verschieden in Aussehen und Funktion sind.
Es ist für mich kaum nachzuvollziehen, welche physikalischen und chemischen Vorgänge vor Millionen von bei der Entstehung des Naturgesteins abliefen, um dieses faszinierende Muster hervorzubringen. Der Mensch hat diese in einem Steinbruch gewonnenen Steine zurechtgeschnitten und nutzt sie in einer Stadtmauer zur Befestigung einer Böschung.
Ich finde die Musterung des Steins sehr ansprechend und hatte den Eindruck, dass sie mich an irgendetwas Bekanntes erinnerte. Nach einiger Überlegung wurde mir klar, dass es Nervenzellstrukturen sind, die aus den Gehirn herauspräpariert wurden, die ich also auch noch sekundär durch eine Abbildung gesehen habe. Merkwürdig, solche Zellen sind beteiligt bei der Wahrnehmung und Beschreibung dieser Steinstruktur. Ich denke aber, dass dieser Stein mich nicht nur deshalb ansprach, sondern vor allem wegen der subtilen Ästhetik der an eine Grafik erinnernden Struktur des behauenen, aber inzwischen auch schon von Witterungseinflüssen gezeichneten Steins.
Ob jemand die Steine…schon verstand, weiß ich nicht*
* Novalis. Die Lehrlinge zu Sais. In: Dichtungen und Fragmente. Leipzig 1989, S. 184
Gold ist etwa zu 0,2 Millionstel Prozent in der Erdkruste enthalten. Das ist angesichts der Größe der Erdkruste gar nicht so wenig. Das Problem ist nur es zu gewinnen. Es erfordert nämlich erheblich mehr als die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen zu „schürfen“. Aber es gibt ja die Goldadern, in denen das Gold in einer etwa 1000 mal so großen Konzentration enthalten ist. Weiterlesen
Lawinen gibt es in ganz unterschiedlichen Kontexten und Ausprägungen. Gefürchtet sind die Schneelawinen in Wintersportgebieten. Dass Lawinen auch in Form von Sandlawinen an Dünenhängen auftreten können ist weniger bekannt. Es gibt sie in allen Größenordnungen. Kleinere Lawinen wie die in dem Foto dargestellten – in der vollen Länge etwa 3 m messenden Gebilde – lassen sich leicht beobachten und sind völlig ungefährlich – zumindest für Menschen. Ich habe jedoch Käfer beobachten können, die in einer solchen Lawine verschüttet wurden. Es gibt sogar ein Tierchen, den sogenannten Ameisenbär, der winzige Sandlawinen ausnutzt, um kleine Insekten zu fangen.
Sandlawinen werden meistens durch kleine Störungen ausgelöst. Eine winzige Erschütterung kann ausreichen, um den Sand am Hang in Rutschen zu bringen. Ursache für diese Instabilität besteht darin, dass solche meist leeseitigen Sandhänge vom Wind mit Sand versorgt werden, der über den Kamm geweht wird mit der Tendenz, den Neigungswinkel zu vergrößern. Solche Hänge können jedoch nicht beliebig steil werden. Denn die lockeren Teilchen geraten ab einem bestimmten Schüttwinkel ins Rollen und Rutschen, bis die Neigung wieder unterhalb eines kritischen Winkels ist. Die Lawinen sind also verantwortlich für die ständige Justierung des Schüttwinkels. Indem bei ihrem Abgang oft mehr Sandkörner mitgerissen werden als nötig wäre, um den kritischen Winkel einzuregeln, können sich eine zeitlang wieder Sandkörner ablagern, bis es wieder kritisch wird und erneut Lawinen ausgelöst werden. Wenn ein Abhang keinen einheitlich kritischen Schüttwinkel besitzt, sondern etwas konkav gekrümmt ist, können die im Foto zu sehenden zungenartigen Erhöhungen und Vertiefungen entstehen.
Durch den Abgang des Sandes wird der Hang im betroffenen Bereich flacher, bis die kritische Neigung unterschritten wird und der Sand zum Stillstand kommt.
Im vorliegenden Fall blicken wir auf das Ergebnis unterschiedlich lange zurückliegender Lawinenabgänge. Je länger sie zurückliegen, desto mehr werden die Konturen durch anhaltende Windeinwirkungen verwischt, bis sie schließlich gänzlich verschwinden oder erneut hervorgerufen werden.
Interessant ist, dass manche Betrachter einer optischen Täuschung erliegen: Obwohl die Zungen im unteren Bereich eine Erhöhung (konvex) und die im oberen Bereich eine Vertiefung (konkav) darstellen, erscheint es ihnen und auch mir manchmal gerade umgekehrt zu sein. Dieses merkwürdige Inversionsphänomen wurde bereits früher am Beispiel einer Fußspur und einer Hohlmaske dargestellt.
Bei der Vorbereitung einer Feier standen einige Weingläser in der dunklen Nische einer Anrichte. Kurz bevor sich sie zu den übrigen bringen wollte, mutierten sie plötzlich zu etwas ganz Anderem und versetzten mich aus der geschäftigen Alltagstätigkeit in einen eher kontemplativen Modus: Die Gläser lösten sich unter „Ausnutzung“ der physikalischen Gesetze von geradliniger Lichtausbreitung, Brechung und Reflexion aus dem vertrauten Bereich von bloßen Gebrauchsgegenständen und wechselten ins Phänomenale: In der fast bis zum visuellen Verschwinden gesteigerten Dunkelheit der Umgebung nehmen sie sich unter virtuoser Umgestaltung von Licht aus fernen Quellen in einer Art Gestaltswitch wie bewusst gestaltete Kunstwerke aus.
Glas ist eine brüchige Substanz. Wenn es nicht selbst zerbricht (und Glück bringt) bricht es zumindest das Licht (und bringt künstlerischen Genuss).
Asymmetrie ist, ihren kunstsprachlichen Valeurs nach, nur in Relation auf Symmetrie zu begreifen.*
Diese Aussage ist durchaus auf die Physik zu übertragen, wenn man sich klarmacht, dass Symmetriebrüche erst in Bezug auf die Symmetrie begriffen werden können: Ohne Symmetrie kein Symmetriebruch.
Dass Kunst und Physik gerade was die Symmetrie betrifft zusammenhängen, hat der Physiker Hermann Weyl (1885 – 1955), u. A. Autor eines klassischen Werks über Symmetrie, folgenderamßen auf den Punkt gebracht: Weiterlesen
Der Morgen war kalt und Triste, die Gräser und Sträucher waren an bestimmten Stellen von Reif überkrustet, was aber wegen des bedeckten Himmels kaum zur Geltung kam. Doch plötzlich brach die die Sonne durch die Wolken und machte sich durch farbige Lichtblitze in den Eiskristallen bemerkbar.
Beim Vorübergehen erloschen die Kristalle aber nur um an anderen Stellen wieder aufzublitzen: Das war genau dann der Fall, wenn das in ihnen gebrochene und reflektierte Sonnenlicht in meinen Augen landete. Die Kristalle wirkten wie kleine Prismen, das Licht wurde gebrochen, und in seine Spektralfarben zerlegt, die jeweils in geringfügig andere Richtungen ausgesandt wurden. Weiterlesen
In der nächsten Zeit werdet ihr hier in unregelmäßigen Abständen kleine Episoden aus der Wüste vorfinden, in die ich mich kürzlich für einige Zeit verbannt hatte, um für den angehenden Winter mit der Aufnahme von Sonnenenergie etwas vorzusorgen. Weiterlesen
Bei physikalischen Untersuchungen von Wüstensandproben, hatte ich mehrere Blatt Papier mit kleinen Sandproben versehen. Als der Hund meiner Tochter mich stürmisch begrüßen wollte, versuchte ich zu retten, was zu retten war. Hinterher zu meinen Sandproben zurückkehrend, hatte sich das Exemplar mit dunklen Sandkörnern zu einer Pareidolie verschoben. Zunächst glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, denn der Sandhund schaute mich intensiv aus hellen Augen an und erinnerte mich irgendwie an einen Se(e)hhund:-).
Das brachte mich natürlich dazu. wieder einmal über den Zufall nachzudenken. Letztlich fiel mir aber nur ein Satz von Friedrich Engels ein dass nämlich, „… das Zufällige einen Grund hat, weil es zufällig ist, und ebenso auch keinen Grund, weil es zufällig ist“.
Da die Pareidolie nicht nur merkwürdig, sondern m.E. auch schön ist, erscheint sie hier.
Indem ich über die Dünen dem Meer zustrebe, sehe ich schon von weitem etwas in der Sonne blendend hell aufleuchten. Bei näherer Betrachtung weicht die positive Überraschung der Enttäuschung, nun auch schon hier in der zumindest äußerlich sauberen, jeden Tag vom Wind gefegten Dünenlandschaft Plastikmüll vorzufinden. Weiterlesen
Die Jahreszeiten – hier durch Herbstblätter repräsentiert – sind keine exakten Wiederholungen der entsprechenden Jahreszeiten der Vorjahre. Vielmehr verhalten sie sich wie die stufenweisen Rundungen einer Spirale, die hier auf dem Blatt als Schatten erscheint. Die gedachte Längsachse der Spiralen ist die Zeitachse und jede Windung stellt den Verlauf eines Jahres mit seinen saisonalen Veränderungen dar. Es ist deutlich zu erkennen, dass die einzelnen Windungen nicht identisch sind. Auf diese Weise bringen sie die unterschiedliche Ausprägung der Jahreszeiten im Laufe der Jahre zum Ausdruck. Weiterlesen
Wie in einem früheren Beitrag dargestellt wird ein Kaltwassergeysir im Wesentlichen durch die periodische Lösung und Ausgasung von Kohlenstoffdioxyd in Wasser infolge einer subtilen Druckvariation betrieben. Dass diese im Verborgenen stattfindenden physikalischen Vorgänge zu derartig drastischen Wirkungen in der Außenwelt führen, ist das eigentlich
Beeindruckende an diesem technisch unterstützten Naturschauspiel. Darüber wird aber meist übersehen, dass nach dem Aufstieg der Wassersäule der Rückfall und die Wiederbegegnung des nunmehr weitgehend zerstäubten mit allerlei Mineralien angereicherten Wassers mit der Erde für mein Empfinden spektakuläre Spuren hinterlässt. Weiterlesen
Dünen beindrucken meist durch ihre organischen Formen. Neben der figuralen Ästhetik trägt dazu wohl auch unterschwellig der Gegensatz zu den anorganischen Sandkörnern bei, aus denen die Sandgestalten hervorgehen. Wenn dann wie im vorliegenden Fall auch noch das streng Geometrische in Form von geraden Linien, Dreiecken u.ä. ins Spiel kommt, wird ein weiterer scheinbarer Gegensatz zur Wirkung gebracht. Weiterlesen
Die Welt wäre wesentlich einfacher, wenn das Schlechte mit dem Hässlichen und das Gute mit dem Schönen einherginge. Das ist aber oft nicht der Fall, wie im vorliegenden Beispiel der Algenblüte. Die Wasseroberfläche eines Gewässers ist teilweise mit einem grünen Belag bedeckt, dem durch leichte Strömungen und Aktivitäten von schwimmenden Tieren ein ästhetisch ansprechendes Muster aufgeprägt wird. Weiterlesen
Auch wenn das „Unkraut“ den Bauern ein Dorn im Auge ist, lässt sich der Klatschmohn nicht so leicht von der Ackergrenze vertreiben. Aber wo kein Unkraut mehr wächst, stimmt etwas nicht. Hier stimmt es also noch, auch wenn sich die Zahl der Mohnblumen in Grenzen hält. I
Im Kontext des strahlenden Grüns der frühsommerlichen Gerste, kommt die Wirkung des nahezu komplementären Rots des Mohns voll zur Geltung.
Weitere Beiträge zum Klatschmohn findet man hier und hier und hier und hier und hier und hier.