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Dämmerung

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Die Sonne zieht ihre Strahlen zurück

Ich sitze auf dem Balkon und erlebe einen farbenprächtigen Sonnenuntergang. Ein ebenfalls von den gelb-orangenen Farben der Sonne getönter Kondensstreifen durchzieht die Mitte der Szenerie. Ich bemerke, dass die Orangefärbung allmählich zugunsten eines Himmelblaus verschwindet, wie es auch in den höheren Regionen zu beobachten ist. In diesem Moment hole ich den Fotoapparat und mache das vorliegende Foto.
Es zeigt sehr schön wie die Sonnenstrahlen der sinkenden Sonne immer steiler werden und den mir zugewandten Teil des Kondensstreifens immer weniger erfassen. Die Blaufärbung breitet sich infolgedessen immer weiter zum Horizont hin aus. Auf dem Foto sieht man nur noch den nach links abknicken horizontnahen Teil des Kondensstreifens in Orange. Auch die horinzontnahen Wolken werden noch eine Zeit lang von den orangenen Sonnenstrahlen erreicht. Aber anschließend wird der gesamte Himmel vom immer dunkler werdenden Blau überflutet.
Inzwischen wird es mir zu kalt und ich überlasse den Rest der Verdunklung sich selbst.

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Rätselfoto des Monats Mai 2023

Wo und wie kommt es zu diesen Kristallen?

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Erklärung des Rätselfotos des Monats April 2023

Frage: Blickt man auf die Sonne oder den Mond?

Antwort: Wenn man nicht auf den Kontext achtet, könnte es sowohl der Mond als auch die Sonne sein. Vom Mond sind die Strukturen nicht zu erkennen, und die Sonne ist bei diesigem Wetter oft so gedimmt, dass sie wie der Mond aussieht. Aber es gibt Hinweise auf die Antwort. Im Vordergrund erscheinen die Blätter eines Baumes in einem roten Licht. Insbesondere die Blätter, deren Seite uns zugewandt ist, reflektieren rotes Sonnenlicht. Die Sonne liegt also hinter uns. Wir blicken daher auf den Mond, der ebenfalls im Licht der Sonne liegt.

Rätselfoto des Monats März 2023

Wir möchten die ungefähre Tageszeit der Aufnahme wissen.


Erklärung des Rätselfotos des Monats Februar 2023

Frage: Wie kommt es zu diesem Flechtwerk?

Antwort: Bei dem Flechtwerk handelt es sich um besonders strukturierte Eisblumen auf einer Fensterscheibe. Zu Eisblumen kann es kommen, wenn die Temperatur der Glasscheibe zunächst unter den Taupunkt sinkt. Dann übersteigt die absolute Wasserdampfkonzentration die maximal mögliche und der überschüssige Dampf kondensiert in Form winziger Tröpfchen an der Scheibe. Sobald die Temperatur auch noch den Gefrierpunkt des Wassers unterschreitet kristallisieren sie schließlich zu Eis. Manchmal kommt es gar nicht erst zum Zwischenschritt des Verflüssigens. Denn unter bestimmten Bedingungen geht Wasserdampf auf direktem Weg in Eis über, er resublimiert.
Der Ursprung der Eisblumen liegt in winzigen Kristallen mit einer für Wassermoleküle charakteristischen sechseckigen Struktur. Sie entstehen an Kondensationskeimen, etwa Schmutzpartikeln, an denen sich Tröpfchen beziehungsweise Kristalle spontan bilden können. Indem sich an ihnen weitere Wassermoleküle anlagern breitet sich die Kristallisation aus. In welche Richtung das geschieht hängt davon ab, ob die dabei freiwerdende thermische Energie genügend schnell an die Umgebung abgegeben wird. Das führt dazu, dass die Anlagerungen exponierte Spitzen ausbilden, die sich vom Ursprung entfernen. Mit zunehmender Entfernung dieser Triebe vom Zentrum vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit Kristallisationswärme abzugeben, sodass Nebentriebe entstehen können. Sie schlagen dann ihrerseits einen Weg ein, der sowohl vom Ursprung als auch vom jeweiligen Zweig weg gerichtet ist ähnlich wie bei verzweigten Pflanzen, die zum Licht hin streben. Die Besondere Form der Verzweigungen wird u. A. von der Umgebungstemperatur, Feuchte, Luftströmungen und Verunreinigungen bzw. Kratzspuren in der Scheibe beeinflusst, sodass es schließlich zu farn- und blumenartigen Strukturen kommt. Die im vorliegenden Fall zu beobachtenden nicht sehr häufig vorkommenden zopfartigen Gebilde sind bei sehr niedriger Temperatur (ca. – 18° C) an einer alten, vermutlich mit feinen Kratzern übersäten Scheibe bei relativ starkem Wind entstanden.

Miniaturdämmerung in großer Höhe

Die Sonne ist bereits hinter dem Wald verschwunden. Der Himmel ist wolkenfrei und leuchtet in einem einheitlichen Blau. Daher gibt es keine Streukörper die das auf die langen Wellen Rot und Gelb reduzierte Sonnenlicht auf die Erde umlenken könnten.
Doch plötzlich flammen in großer Höhe zwei feuerrote Streifen auf, die im ersten Moment wie feurige Fackeln aussehen. Es sind die Kondensstreifen, die das Sonnenlicht in alle Richtungen streuen, sodass es auch in unsere Augen gelangt.

Der Vorhang fällt

Den ganzen Tag über haben die Flugzeuge den Himmel mit ihren Kondensstreifen vollgekritzelt. Zum Abend hin gab es dann ein himmlisches Einsehen. Auf breiter Front schob sich ein Wolkenteppich wie der Vorhang im Theater vor die Parade der hybriden (halb Technik, halb Natur) Geraden und beendete das Schauspiel.
Die Sonne hatte sich bereits so weit dem Horizont genähert, dass die relativ niedrigen Wolken schon ihre Sonnenuntergangsgewänder angezogen hatten. Einige Zeit später werdem sich auch die Kondensstreifen verfärben, bevor sie hinter der nunmehr bereits schwarzen Wolkenfront verschwinden.

Verdoppelte Dämmerung

Farbenprächtige Dämmerung, bei der die Sonne selbst gar nicht zu sehen ist. Die glatten Oberflächen des im Rhythmus der auflaufenden Wellen feucht gehaltenen Sandstrands spiegeln die Farben in voller Brillanz. Eine Verheißung von Sommer…

Dämmerung – Zeit der großen Gedanken

Ja, die Dämmerung- der Augenblick des planetarischen Schattens – ist die Zeit, in der man großen Gedanken am wahrscheinlichsten begegnen kann. Wegen irgendeines Machtkampfs zwischen den Zapfen und Stäbchen der Netzhaut, der mit dem Nahen der Dunkelheit ausbricht, gibt es ungefähr eine Viertelstunde, in der die Farben, wenngleich weniger deutlich, ungeheuer pigmentiert erscheinen und die wichtigen Dinge, Gesichter und insbesondere die Zähne eines Lächelns, zu Quellen warmen Lichts werden; genau dann können große Gedanken am besten dabei beobachtet werden, wie sie über ihre düsteren Veranden schlendern und aus ihren Kodizes rezitieren.*

Außerdem kann man drei Tage vor dem Jahreswechsel durchaus schon mal anfangen, sich große Gedanken für das Neue Jahr zu machen, auch wenn man angesichts der Einschränkungen durch Corona meinen könnte, es lohne sich nicht, sich groß Gedanken zu machen.


* Nicholson Baker. U&I. Wie groß sind die Gedanken. Reinbek 1999, S.222

Rätselfoto des Monats Februar 2021

Wie kommt es zu der Stabilität der Eisbrücken?

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Erklärung des Rätselfotos der Monats Januar 2021

Frage: Wie kommt es zu Form und Farbe des Sonnenreflexes?

Antwort: Dieses Foto wurde in etwa 10 km Höhe aus einem Flugzeugfenster gemacht.

Nach längerem Flug über einer dichten Wolkendecke bricht diese schließlich auf und gibt den Blick auf das Nordpolarmeer mit seinen teils schneebedeckten Eisschollen frei (Foto). Das Sonnenlicht wird in einem eindrucksvollen rot bis gelbfarbigen Schwert der Sonne vom dunkelblauen Meerwasser reflektiert. Davon ausgenommen sind die schneebedeckten Eisschollen, weil das Licht von ihnen nicht spiegelnd, sondern diffus reflektiert wird, was sich in einer richtungsunabhängigen Aufhellung bemerkbar macht.
An der eher runden Form der Lichtbahn kann man erkennen, dass die Sonne noch ziemlich hoch am Himmel ist. Es stellt sich daher die Frage, wieso hier bereits Dämmerungsfarben auftreten, die normalerweise nur zu sehen sind, wenn die Sonne tief steht und ein längliches vom Horizont ausgehendes Schwert hervorruft. Denn dann legt das Licht einen extrem langen Weg durch die dichte Luftschicht zurück und erleidet dabei entsprechend viele Streuvorgänge inklusive Mehrfachstreuungen. Die Ursache dafür ist in der ungewöhnlichen Beobachterposition zu sehen. Das reflektierte Sonnenlicht muss die dichte Luftschicht zweimal durchlaufen, bevor es in 10 km Höhe das Auge erreicht. Dabei treten ähnlich viele Streuvorgänge auf, wie wenn die Sonne am Horizont steht.


Ein Zeichen am Himmel zum 2. Advent

In der Adventzeit neigen manche Menschen dazu, Zeichen am Himmel zu sehen. Das ist nicht neu. So wurde beispielsweise in meiner Kindheit die rote Abenddämmerung mit den Brot backenden Engeln in Verbindung gebracht. Und was ist es diesmal? Eine rote Fahne, die aus den Wolken heraus hängt (siehe Foto)? Eine gewisse Flatterhaftigkeit kann man ihr nicht absprechen. In der Struktur des Streifens könnte man aber auch die leuchtende Spur eines Objekts sehen, der sich rotierend auf einer Spiralbahn nach unten bewegt (hat). Oder ist es doch nur der Rest eines verwirbelten (verwirrten?) Kondensstreifens?
Bleiben wir mal dabei. Kondensstreifen entstehen nur unter bestimmten Bedingungen.  Dazu gehört u. A. eine genügend große Feuchte (Wasserdampfkonzentration). Es könnte also sein, dass diese Bedingung nur in dem Bereich ausreichend groß ist, in dem man den Streifen sieht. Dort haben sich genügend Wassertröpfchen bzw. Eiskristalle gebildet, an denen das Sonnenlicht gestreut und daher indirekt sichtbar wird. Die rote Farbe zeugt davon, dass die Sonne bereits untergegangen ist  oder zumindest sehr tief steht. Ihr Licht legt einen langen Weg durch die Atmosphäre zurück und hat durch mehrfache Streuvorgänge die kurzwelligen Lichtanteile verloren. Und die verbleibenden langwelligen Rotanteile erreichen auch nur noch höhere Himmelregionenen in dem sich der Kondensstreifenrest wie eine Fahne im Wind bewegt.
Die dunklen Wolken liegen niedriger als der beleuchtete Kondensstreifenrest. Sie werden nicht mehr vom Sonnenlicht erreicht und bilden mit ihrem die kommende Nacht präludierendem Schwarz einen eindrucksvollen Kontrast, der auch ohne brotbackende Engel sehr schön zum heutigen 2. Advent passt.

Stillleben mit zwei Kieselsteinen oder Strukturbildung am Strand

So still wie es auf dem Foto erscheint war es nicht, als ich bei Sonnenuntergang diese ästhetisch ansprechende und physikalisch interessante Aufnahme machte. Denn die Steine liegen am leicht geneigten Meeresufer im Einflussbereich der ein- und auslaufenden Meereswellen.
Indem sie dem fließenden Wasser einen Widerstand entgegensetzen, beeinflussen sie die Strömung und führen zu einer interessanten Struktur. Das von oben zurückströmende Wasser wird um die Steine herum gezwungen und dabei beschleunigt. Es geht also etwas turbulenter zu, dass Sand mitgerissen wird und eine Vertiefung entsteht. Hinter den Steinen vereinigen sich die Strömungen und werden wieder langsamer. Dadurch sedimentiert der mitgerissenes Sand.
Weil der Sand an diesem Strand aus einer Mischung aus leichten hellen und schweren schwarzen Körnern besteht, setzen sich als erste die schwarzen Körner ab und hinterlassen eine entsprechend eingefärbte Spur, die durch lokale Verwirbelungen beeinflusst wird.

Auch optisch ist die Situation interessant. Das von rechts einfallende rötliche Licht der tiefstehenden Sonne gibt dem an sich weiß-schwarzen Sand einen leichten roten Teint. Ähnlich ergeht es der der Sonne zugewandten Seite des rechten Steins. Alles was im Schatten liegt nimmt jedoch eine leicht blaue Färbung an. Bei den schwarzen Steinen ist dies sehr deutlich. Auch der Schatten, den sie werfen ist leicht bläulich. In diesen vom Sonnenlicht nicht beleuchteten Bereichen wird allein das blaue Himmelslicht reflektiert. Der Kontrast macht den Unterschied sehr deutlich.

Impressionen aus der Krummhörn 1 – Vor Sonnenaufgang

Morgenstimmung

Rätselfoto des Monats August 2020

Was passiert hier?

 


Erklärung des Rätselfotos des Monats Juli 2020

Frage: Welche Naturphänomene sind auf dem Foto zu erkennen. In welche Himmelsrichtung blickt man?

Wir befinden uns auf der Kanareninsel Gran Canaria und blicken auf den westlichen Morgenhimmel. Der (nahezu) volle Mond ist noch nicht untergegangen und die ihm fast gegenüberliegende Sonne ist gerade aufgegangen. Obwohl man die Sonne nicht direkt sieht, macht sie sich an den hellen Flecken bemerkbar, die auf der Sanddüne schemenhaft zu erkennen sind (Zum Vergrößern auf das Foto klicken). Es handelt sich um Möwen, deren weißes Gefieder das „frontal“ einfallende Sonnenlicht diffus reflektiert.
Überraschend erscheinen auf den ersten Blick vielleicht die leicht rötliche Dämmerungsfärbung am Horizont und die nur schwach ausgebildeten und daher leicht zu übersehenden Strahlen, die perspektivisch verkürzt auf einen Punkt hinter der Sanddüne zu konvergieren scheinen. Dämmerungsstrahlen können es nicht sein, denn die wären am östlichen Himmel zu sehen – dort wo die Sonne aufgeht.
Wir haben es mit einem morgendlichen Gegendämmerungsszenario zu tun. Da das Rot der untergehenden Sonne auch den gegenüberliegenden Horizont erreicht, kann man bei günstigen Bedingungen (Streuteilchen in der Luft) auch dort eine wenn auch schwache Dämmerung erleben.
Und woher kommen die Strahlen? Die Dämmerungsstrahlen, die vom Sonnenlicht hervorgebracht werden, wenn es durch Wolkenlücken bricht, hören nicht einfach irgendwo auf. Sie „laufen“ im Prinzip über den gesamten Himmel und sind unter guten Bedingungen (vor allem bei einer leicht dunstigen Atmosphäre) auch noch am gegenüberliegenden – in diesem Fall – westlichen Himmel zu sehen. Insofern sind es auch Dämmerungsstrahlen – man spricht von Gegendämmerungsstrahlen.
Frage: Gäbe es eine Möglichkeit, dieses Szenario von einem Sonnenuntergang zu unterscheiden, wenn man die Kenntnis der landschaftlichen Gegebenheiten außer Acht ließe?

Rätselfoto des Monats Juli 2020

 

Welche Naturphänomene sind auf dem Foto zu erkennen. In welche Himmelsrichtung blickt man?


Erklärung des Rätselfotos des Monats Juni 2020

Frage: Wie kommt der Schatten in den Schatten?

Frage: Wie kommt der Schatten in den Schatten?
Antwort: Eines Abends bei schon tiefstehender Sonne entdeckte ich den eigenen Schatten innerhalb eines fremden Schattens, dem eines Gebäudes. Er war verständlicherweise allein schon aus Gründen des Kontrasts nicht besonders ausgeprägt aber gut sichtbar. Er fiel mir zunächst nicht direkt auf, sondern erst aufgrund der Koordination der Bewegungen meines vor mir hergeschobenen Erstschattens, mit zunächst nur schemenhaft aus dem Augenwinkel bemerkten Bewegungen innerhalb eines anderen Schattens.
Des Rätsels Lösung ist nicht mystisch, sondern physikalisch. Ich brauchte mich nur umzudrehen, um den Ursprung der Lichtquelle zu sehen, die meinen Zweitschatten bewirkte. Ich blickte in ein blendendes Fenster eines relativ weit entfernten Gebäudes. Das kommt insbesondere bei tiefstehender Sonne nicht selten vor. Seltener ist es jedoch, dass der Zweitschatten auf eine Projektionsfläche geworfen wird, die nicht von der wesentlich heller strahlenden Sonne direkt beleuchtet wird. Da würde die geringfügige Aufhellung durch das vom Fenster reflektierte Licht nicht zu sehen sein. Im vorliegenden Fall wird durch den Fensterreflex ein direkter Schatten etwas aufgehellt, sodass der Schatten meiner im Wege stehenden Person einigermaßen deutlich zu sehen ist.

 

Alpenglühen im verschneiten Winterwald

Wenn uns der Schnee in diesem Winter wohl versagt sein wird, möge uns das Foto vom vorletzten Winter daran erinnern, was uns u.A. entgeht. Hier sind es Dämmerungsfarben bei Sonnenaufgang, die von den schneebedeckten Bäumen weitgehend unverfälscht wiedergegeben werden. Weil der Schnee weiß ist, reflektiert er (diffus) das auftreffende Sonnenlicht ungestört. Das ist bei den anderen Oberflächen nicht so. Die Nadeln der Fichten absorbieren aus dem weißen Sonnenlicht rotes und blaues Licht und senden den grünen Rest wieder aus. Weil im rötlich erscheinenden Dämmerungslicht kaum noch Blauanteile enthalten sind und die Lichtintensität realtiv gering ist, erscheinen sie dort, wo sie vom Sonnenlicht getroffen werden, ziemlich dunkel. Durch diesen Kontrast wird die Helligkeit des rot aufflammenden Schnees (fast ein Oxymoron) noch unterstrichen. Man kann dieses Farbphänomen als eine Art Alpenglühen ansehen, das ansonsten bei Dämmerung an hellen Felswänden zu beobachten ist und manchmal eine ganze Ortschaft betrifft.
Der im Schatten liegende Schnee verhält sich entsprechend, indem er das blaue Himmelslicht reflektiert und daher blau aussieht. Oft erkennen wir das nicht, weil unser visuelles System aufgrund der Farbkonstanz die überwiegende Farbe als weiß definieren “möchte” und damit auch in der Regel sehr erfolgreich ist. Weiterlesen

Ein Sprung in der Wolkendecke

Vor ein paar Tagen erlaubte ein ziemlich langer, gerader, an den Rändern ein wenig ausgefranster und teilweise orange eingefärbter Schlitz in der Wolkendecke für einige Zeit einen Durchblick auf die stets sonnige Welt darüber. Der Durchblick blieb lange erhalten, bis die Sonne schließlich soweit hinter den Horizont gesunken war, dass der Schlitz im Einerlei der hereinbrechenden Nacht verschwand.
Eine Ursache für diese Konstellation konnte ich nicht finden.

Abendrot

Glühendes Rot schenkt dem Tag eine Stunde
ehe die Nacht alles Helle verschlingt.
Schon dreht das Mausohr im Fahllicht die Runde,
während die Amsel ihr Schlafliedchen singt.

Farben der Glut scheint der Himmel zu malen,
Feuer greift tief in das dunkelnde Blau.
Fort ist die Sonne, die pinselnden Strahlen
klimmen den Sehkreis zur Spätabendschau.

Waldkäuze rüsten ihr weiches Gefieder,
Kirchtürme schwärzen zum Scherenschnitt ein.
Dieser Moment, ein Libretto für Lieder,
könnte nicht schöner, nicht mystischer sein
*


*Ingo Baumgartner (1944 -2015)

Da kommt was auf uns zu…

Zum Glück ist ein Zaun dazwischen, der das Schlimmste zu verhindern verspricht.
Aber so gefährlich wie die Situation aussieht, ist es gar nicht. Die bedrohlich wirkende Schwärze der Wolke kommt dadurch zustande, dass sie viel niedriger und kompakter ist als die hochstehenden Wolken im Hintergrund. Weiterlesen

Aufgehender Vollmond um Mitternacht?

Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, dass einer meiner Lieblingsautoren, Arno Schmidt (1914 – 1979) mit großer Lust und oft sarkastisch Schriftstellerkollegen für physikalisch ungenaue und unmögliche Passagen kritisiert (z.B. hier und hier und hier und hier und hier und hier). Dabei spielen die Mondphasen eine wichtige Rolle. So schreibt er in „Und es blitzten die Sterne…“: Leopold Schefer, bekanntlich einer meiner Lieblinge, kriegt das leider auch fertig, in seinem Gedicht „Nordlicht“ zu schwelgen:

„Denn feurig geht der Vollmond gar nun auf,
bang ächzend schwirrt die Eule wieder um,
die alte Weide leuchtet wie ein Geist,
und nach der Sterne Stand ist’s Mitternacht.“

Sorry! : das, was um Mitternacht aufgeht, kann nur ein abnehmender Halbmond sein. (Und man komme mir, bitte, nicht mit ‚Stimmung‘ und ähnlich feinsinnigen Ausreden; da frage ich nur zurück : hätte er nicht auch sagen können, „denn feurig geht der Halbmond gar nun auf`“?).

Auf dem Foto geht der Vollmond auf, während die Sonne untergeht, wie man deutlich an den rötlichen Teint des Münsteraner Schlosses erkennen kann. Dass der östliche Himmel auch einen leichten Rotschimmer hat, ist nicht die Dämmerung, sondern die Gegendämmerung.
Ob Eduard Mörike in seinem Gedicht „Früh im Wagen„, in dem er die Situation korrekt beschreibt, Schmidts Lob geerntet hätte? Ich bin mir da nicht sicher.

Inverse Lichtsäule in der Abenddämmerung

Dort wo die Sonne im Begriff ist unterzugehen erhebt sich eine mächtige dunkle Säule. Sie erinnert an eine Lichtsäule, die manchmal oberhalb der Sonne erscheint. Vielleicht ist es ja eine von einer dunklen Hülle umgebene Lichtsäule. Schaut man sich das obere Ende an, so scheint das Sonnenlicht dort herauszustrahlen ;). Weiterlesen

Der Abend wechselt langsam die Gewänder

Die Wolken werden noch vom farbigen Licht des Sonnenuntergangs beleuchtet, obwohl die Urheberin der Beleuchtung, die Sonne, bereits untergegangen ist. Sie ist – geozentrisch gesprochen – bereits so tief gesunken, dass ihr Licht nicht mehr direkt zu uns vordringt. Nur die hochstehenden Wolken werden noch erreicht und reflektieren diffus das zu Dämmerungsfarben „herabgefilterte“ gelb-orangene Licht in unsere Augen (oberes Foto). Und einige Wolken liegen – entgegen dem Augenschein – so tief, dass sie bereits einen dunklen, lichtarmen Ton angenommen haben. Weiterlesen

Den Wolken angehauchte Goldblättchen

… als in seine aufgehenden Augen der
rote Schattenriß der vergangnen Sonne,
die seine heutigen Paradiese beschienen hatte,
und das Abendrot einfiel,
dessen Goldblättchen der Abendwind
den Wolken anhauchte.

Jean Paul  (1763 – 1825) 

Morgendämmerung – die Erden-Sonne tritt zwischen ihre Goldberge

Gestern zeigte sich wieder einmal eine farbenprächtige Dämmerung hinter dem unregelmäßigen Gitter der noch winterlich nackten Pappeln. Außer grün sind fast alle Farben des Spektrums vorhanden. Da stört es dann kaum, wenn sie nicht nach Wellenlängen geordnet auftreten sondern sich aus den Rottönen und dem Himmelsblau mischen. Weiterlesen

Farbenspiele bei der Sonnenwende

Farbspiele_der_Sonne_rvSonnenwende

Nun die Sonne soll voll enden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean! Weiterlesen

Dämmerung – Zeit der großen Gedanken

Dämmerung_Zeit_der_großen_GJa, die Dämmerung- der Augenblick des planetarischen Schattens – ist die Zeit, in der man großen Gedanken am wahrscheinlichsten begegnen kann. Weiterlesen

Rätselfoto des Monats September 2016

128_Lichtsäule_9_16Frage: Woher kommt der senkrechte Lichtstrahl?


Erklärung des Rätselfotos des Monats August 2016

Stimmt da was nicht?
Frage: Wie lässt sich diese Situation physikalisch erklären?
Antwort:
Da betrachtet jemand erstaunt das optische Rätsel, das sich vor ihm auftut. Es ist so, als ob zwei ganz unterschiedliche Gebäude miteinander verschmelzen würden. In gewisser Weise tun sie es auch, jedenfalls optisch. Und das aus folgendem Grund. Vor dem Betrachter steht ein rundum verglastes Gebäude, die Fahrradstation vor dem Münsteraner Hauptbahnhof. Teilweise blickt man durch sie hindurch, teilweise blickt man von unten gegen die Decke des Gebäudes. Die Decke ist links oben deutlich zu erkennen, wo sie von einem Pfeiler unterstützt wird.
127_Worüber_wundert_der_sicGlasscheiben haben die Eigenschaft, das Licht gleichzeitig durchzulassen und zu einem geringen Teil zu reflektieren. Daher kommt das Licht von dem hinter der Fahrradstation gelegenen Gebäude nahezu unvermindert hindurch: Man sieht dieses Gebäude in großer Deutlichkeit. Das von dem (nicht zu sehenden) Bahnhofsgebäude ausgehende und an den Scheiben reflektierte Licht, fällt dagegen kaum ins Gewicht. Anders ist es dort, wo man schräg von unten auf die im Dunkeln liegende Decke der Fahrradstation blickt. Von dort kommt nur sehr wenig Licht, sodass an diesen Stellen, das reflektierte Licht des Bahnhofs ausreicht, deutlich zu sehen ist. Denn es wird kaum durch Gegenlicht überlagert. An den Stellen, an denen der Bahnhof auch noch von der tiefstehenden Sonne beleuchtet wird, ist die Intensität des reflektierten Lichts fast so groß wie das direkte Licht vom gegenüberliegenden Gebäude. Hier kommt es zu einer Überlagerung beider Lichteffekte und zu einer Störung der optischen Information.
Das scheinbar in der Radstation stehende Auto ist ebenfalls eine Reflexion, nämlich eines Autos, das in etwa auf der Höhe des Beobachters parkt und in der Scheibe der Radstation gespiegelt wird.
Das komplexe optische Szenario zeigt, wie stark spiegelnde Reflexionen des Lichts an Glasscheiben in Erscheinung treten und die Transparenz des Glases beeinträchtigen können, wenn entsprechende Lichtverhältnisse herrschen.

Unbeweglich auf rötlichem Gefieder

Mond_in_AbenddämmerungUnbeweglich auf rötlichem Gefieder
schwebte der Mond über den stillen Buschreihen;
die Engel peitschten ihre silbernen und goldenen Kreisel um den Berg.

Arno Schmidt (1914 – 1979)

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El misterio de la sombra azul

sts98plume_nasa_1111a KopieSchlichting, H. Joachim. Investigación y Ciencia 5 (2016)

Entre el sol poniente y la luna naciente, la estela de un cohete proyecta un enigmático «rayo de sombra». ¿A qué se debe?

En febrero de 2001, durante el despegue del transbordador espacial Atlantis a bordo de un cohete hacia la Estación Espacial Internacional, pudo verse en el cielo un espectáculo fascinante. Entre la luna naciente —que a primera vista podríamos haber confundido con el sol poniente— y la estela del cohete, se dibujó una enigmática línea azul (ilustración). Para explicar por qué, habremos de recurrir a todo tipo de consideraciones físicas. Y ese no es el único misterio que hay en esta imagen. Weiterlesen

Der Winter ist zurück…

…und zeigt sich von der besten Seite.Der_Winter_ist_zurueck

Schon bei Sonnenaufgang werden die Dämmerungsfarben von den schneebedckten Bäumen weitgehend ungestört reflektiert. Der Schnee ist deshalb weiß, weil er das aus allen Spektralfarben zusammen gesetzte weiße Sonnenlicht weitgehend ungestört (diffus) reflektiert. Das ist bei anderen Oberflächen anders. Die grünen Nadeln der Bäume, absorbieren die Komplementärfarbe und das liegt im Wellenlängenbereich der Rottöne. Deshalb geben sie nur wenig Licht zurück und bleiben auch dort, wo sie vom Sonnenlicht getroffen werden, ziemlich dunkel und unterstreichen durch diesen Kontrast noch den rot aufflammenden Schnee (fast ein Oxymoron).
Der im Schatten liegende Schnee verhält sich entsprechend, indem er das blaue Himmelslicht reflektiert und daher blau aussieht. Oft erkennen wir das nicht, weil unser visuelles System aufgrund der Farbkonstanz die überwiegende Farbe als weiß definieren „möchte“ und damit in der Regel sehr erfolgreich ist. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (27) – Gestreifte Sonne

gestreifte-Sonne1Sonnenuntergänge vom Flugzeug aus gesehen sind stets etwas Besonderes. Je höher man fliegt, desto weiter ist der Horizont entfernt und desto länger kann man die Sonne sehen. Wenn man über den Wolken fliegt, kann der Sonnenuntergang besonders interessant sein.
Im vorliegenden Fall erlebte ich den Sonnenuntergang von oberhalb einer dichten Wolkendecke, hinter der die Sonne verschwand. Als anschließend die Wolkendecke löchriger wurde, trat sie jedoch erneut in Erscheinung, indem sie durch die Wolkenlöcher hindurch schien und die Ränder in intensive Rottöne tauchte. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (18) – im Abendlicht

Begegnung-Mond-FlugzeugEtwas Natürliches, der Mond, wie er kurz nach Neumond aussieht, und etwas Künstliches, ein Kondensstreifen, zeigen etwa dieselbe Helligkeit vor einem monochromen Abendhimmel nach Sonnenuntergang.
Sowohl am Mond wie an den Kondensstreifen wird das Sonnenlicht diffus reflektiert. In beiden Fällen streift das Licht die beiden Himmelskörper Erde und Mond. Der noch vor weniger als zwei Tagen völlig unsichtbare Neumond hat sich bereits wieder ein wenig aus der Sichtlinie Erde-Sonne herausbewegt, so dass das Streulicht an einem schmalen Streifen des Monds wieder zu sehen ist. Der sichtbare Mond wird in den nächsten Tagen stetig wachsen und alle seine Phasen bis zum nächsten Neumond durchlaufen. Weiterlesen

Der Abend wechselt die Gewänder

GewänderDer Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke

Das Geheimnis des blauen Schattens

sts98plume_nasa_1111a KopieSchlichting, H. Joachim. Spektrum der Wissenschaft 10 (2014), 52 – 53

Zwischen untergehender Sonne und aufgehendem Mond lässt der Abgasschweif einer Rakete einen rätselhaften Schattenstrahl entstehen.

Was der Mensch sieht, hängt sowohl davon ab,
worauf er blickt, wie davon, worauf zu sehen
ihn seine visuell-begriffliche Erfahrung gelehrt hat.

Thomas S. Kuhn (1922 – 1996)

PDF: Das Geheimnis des blauen Schattens

Die blaue Stunde

Blaue_Stunde_DSC00849rvDie Dämmerung ist eine Totalität. Sie hüllt tendenziell alles ein, und obgleich sie sich ausbreitet, ist sie ein Zustand des Ganzen: es dämmert. Als Totalität dämmrigen Lichts wäre sie aber im Bild nicht von einem trüben Tag zu unterscheiden. Sie bedarf deshalb zu ihrer Darstellung des Gegensatzes. Es ist das Licht, das die Dämmerung artikuliert, oder besser: Lichter. Denn Bilder vom Sonnenaufgang oder vom Sonnenuntergang sind keine Dämmerungsbilder. Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge sind Spiele des Lichts und haben als solche im Bild ihr angemessenes Medium, in dem sie zur Darstellung kommen. Farbspiele, Lichtsäume, Beleuchtungseffekte sind die Erzeugenden solcher Anblicke. Die Dämmerung, die sich auf dem Boden ausbreitet oder von den Rändern drohend herankriecht, vermag hier das Licht zu artikulieren, nicht umgekehrt. Dagegen mag  die Dämmerung ihre eigene Farbe haben, aber es ist dann die Farbe des Ganzen, die Grundtönung. Der Dichter Gottfried Benn nennt sie deshalb die blaue Stunde. Aber daß es Dämmerung ist, was im Bild erscheint, wird erst deutlich durch die einzelnen Lichter, die ihr widerstreiten oder die sich noch oder schon gegen sie zu behaupten vermögen – durch den Schein.*

Die Blaue Stunde entspringt aber nicht nur einer subjektive Empfindung. Dem Blau der Stunde liegt auch ein physikalisch erklärbares Phänomen zugrunde.


* Aus: Böhme, Gernot; Theorie des Bildes; Wilhelm Fink Verlag München, 2004

Abendrot

MorgendämmerungGlühendes Rot schenkt dem Tag eine Stunde
ehe die Nacht alles Helle Fichte verschlingt.
Schon dreht das Mausohr im Fahllicht die Runde,
während die Amsel ihr Schlafliedchen singt.

Farben der Glut scheint der Himmel zu malen,
Feuer greift tief in das dunkelnde Blau.
Fort ist die Sonne, die pinselnden Strahlen
klimmen den Sehkreis zur Spätabendschau.

Waldkäuze rüsten ihr weiches Gefieder,
Kirchtürme schwärzen zum Scherenschnitt ein.
Dieser Moment, ein Libretto für Lieder,
könnte nicht schöner, nicht mystischer sein.

Baumgartner, Ingo

Aurora musis amica – Arno Schmidt zum 100. Geburtstag

DämmerungAurora musis
amica
Arno Schmidt (1914 – 1979) aus: Zettel’s  Traum Weiterlesen

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