Als ich am Morgen noch etwas schlaftrunken das Haus verließ, glaubte ich zunächst meinen Augen nicht zu trauen. Durch das kahle Geäst der Bäume fiel mir eine beeindruckend hohe pastellfarbene Säule auf, die auf eine sehr unmittelbare und zugleich symbolische Weise die Farben anklingen ließ, die der Tag vielleicht noch in der einen oder anderen Form hervorbringen würde.
Es waren die Farben, die bei der Reflexion des Sonnenlichts in einer hier kaum sichtbaren Wand fallender Regentropfen durch Brechung hervorgebracht wurden.
Weil das weiße Licht der Sonne aus Wellen unterschiedlicher Länge besteht und die Brechung für jede Wellenlänge eine andere ist, treten sie in Form von getrennten Spektralfarben hervor und formen einen bunten Regenbogen.
Dass der Bogen hier fast senkrecht auf der Erde zu stehen scheint ist seiner „Größe“ zuzuschreiben: Am morgen und am Abend, wenn die Sonne gerade über den Horizont steigt entstehen auf dem flachen Land die größten Regenbögen. Am Mittag, wenn die Sonne hoch am Himmel steht, sieht man unter geeigneten Bedingungen nur noch den oberen Teil des Bogens unmittelbar über der Erde. Und da fällt er meistens kaum auf.