Mein breites Kielwasser glänzt, jetzt wird es dunkel.
Ich hinterlass ein hübsches, schillerndes Band:
Das weiß ich.*
* Elizabeth Bishop. Die Riesenschnecke. In: Die Farben des Kartographen. Frankfurt usw. 1983
Eine physikalische Erklärung für das „schillernde Band“ findet man hier und hier.
Als vor einigen Tagen die Wasserpfützen noch einmal zufroren, war ich nach der Kälte- und Schneeperiode etwas enttäuscht, weil ich mich bereits auf den bevorstehenden Frühling eingestellt hatte. Aber immerhin schien die Sonne und ich war vollends versöhnt, als ich auf eine zugefrorene Pfütze stieß, die intensiv blaue Farben zum Vorschein brachte (siehe Foto). Dafür hatte ich zunächst keine Erklärung. Als ich jedoch weitere Pfützen in Augenschein nahm, auf denen das Phänomen weniger ausgeprägt war, erinnerte es an ein ähnlich „gefärbtes“ Eis auf einer Regentonne. Die Ursache sind hier wie dort ölhaltige Stoffe, die von vermodernden Pflanzen herrühren. Sie sollten daher nicht mit „Verschmutzungen“ durch Mineralöl verwechselt werden, die ungerechterweise ebenfalls farbenprächtige Muster hervorrufen können. Auch die Aktivitäten von Bakterien auf manchen Tümpeln machen sich zuweilen durch ästhetisch ansprechende Farbexplosionen bemerkbar.
Das ist einmal mehr ein Beispiel für ein naturschönes Phänomen, mit dem auch der Winter sich zuweilen von seiner farblichen Seite zeigt. Auch andere Phänomene wie Risse im Eis, Polarisation durch das blaue Himmelslicht usw. können einer transparenten Eisschicht eindrucksvolle Farbenstrukturen verleihen.
Lerne Schnecken zu beobachten.
Susan Ariel Rainbow Kennedy (*1954)
Schnecken gehen (mir) über alles (im doppelten Wortsinn). Sie beschäftigen mich als Hobbygärtner zwangsläufig, beeindrucken mich als Wissenschaftler und faszinieren mich als Beobachter von Alltagsphänomenen mit einem Blick für das Schöne. Sie machen mich dem Motto von Joseph Beuys entsprechend zum Künstler.
Bereits in früheren Beiträgen bin ich auf die Schnecken zu sprechen gekommen (zum Beispiel hier und hier und hier). Weiterlesen
Schlichting, H. Joachim. Spektrum der Wissenschaft 3 (2018), S. 68 – 70
Licht wird auf seinem Weg durch eine Doppelglasscheibe an verschiedenen Grenzflächen reflektiert. Unter günstigen Umständen führt das zu eindrucksvollen Interferenz- erscheinungen.
Das Verhältnis des Lichts zur durchsichtigen Farbe ist,
wenn man sich darein vertieft,
unendlich reizend
Philipp Otto Runge (1777–1810) Weiterlesen
Der Winter malt nicht nur schwarzweiß. Wer genauer hinschaut, findet reichlich Farben. In früheren Beiträgen haben wir bereits auf einige Farbphänomene aufmerksam gemacht (zum Beispiel hier und hier). Hier ist ein weiteres. Das Foto zeigt einen Ausschnitt aus der Eisschicht einer zugefrorenen Regentonne. Die irisierenden Farben weisen auf Interferenz an dünnen Schichten hin. Weiterlesen
Als ich den Kochtopf aus dem Schrank holte, traute ich meinen Augen nicht. Die Innenseite des Bodens war mit metallisch glänzenden Farben und schlangenartigen Girlanden bedeckt. Dabei hatte ich ihn vor einer Woche gründlich abgewaschen. Ein Freund, dem ich das zeigte, erkannte sofort, dass ich ihn „nur“ per Hand gereinigt hatte. Die Geschirrspülmaschine würde aufgrund ihrer starken Chemikalien solche Auswüchse beseitigen. Schade für die Benutzer von Geschirspülmaschinen, dachte ich, denen entgeht doch eine ganze Kunstrichtung… Weiterlesen
Gott, heißt es, schied die Finsternis vom Licht,
Doch mocht es ihm nicht ganz gelingen,
Denn wenn das Licht in Farben sich erbricht,
Mußt es vorher die Finsternis verschlingen. Weiterlesen
Schlichting, H. Joachim. Physik in unserer Zeit 48/1 (2017), 47
Sehr dünne transparente Filme erzeugen bei richtiger Beleuchtung ein irisierendes Farbenspiel. Wie kommt es zu diesen Farben, die auf Pigmente nicht angewiesen sind? Weiterlesen
Um nicht zerplatzend in einige Tropfen zu zerfallen, wählt diese Seifenblase einen anderen Weg. Sie verwandelt sich – oder wird sie durch den Wunsch des Kindes verwandelt – in einen Vogel. Wir sind direkte Zeugen der wunderbaren Transmutation: der Vogel schaut rechts bereits erkennbar aus der Blase heraus. Weiterlesen
Erklärung des Rätselfotos vom Vormonat: Spannung im Spinnennetz
Tee schmeckt am besten heiß und mit weichem Wasser, das verhältnismäßig wenig gelösten Kalk enthält. Wer nicht über kalkarmes Wasser verfügt und den Aufwand scheut, das Wasser zu filtern oder destilliertes Wasser zu benutzen, kann sich jedoch damit trösten, dass der Tee, nachdem er abgekühlt ist, farbenprächtige Strukturen auf seiner Oberfläche hervorbringt. Dazu muss sie oder er nur das dünne Häutchen, dass sich auf der Oberfläche des Tees gebildet hat unter geeigneter Beleuchtung betrachten. Wenn dann die Tasse etwas geschüttelt wird, zerbricht der Belag in einzelne Teile, die an Eisschollen auf einem Bach erinnern. Zugegeben, eine gewisse synästhetische Empfindungsgabe ist schon nötig, um den einen durch den anderen Genuss zu ersetzen. Und wer dann auch noch fragt, wie es zu diesen Farbstrukturen kommt, hat ein (physikalisches) Problem: Weiterlesen
Bakterien stehen in einem recht zwielichtigen Ruf. Einerseits sind sie für Krankheiten verantwortlich und andererseits sind sie in vielfacher Hinsicht notwendig für das Leben. Diese Ambivalenz fällt dann besonders auf, wenn man sie am Rande eines stinkenden Tümpels in Form dünner Schichten antrifft, die das durch faulende Blätter und andere organische Stoffe „verunreinigte“ Wasser großflächig überziehen und durch die Schönheit der metallisch glänzenden Farben die Aufmerksamkeit auf sich ziehen (siehe Abbildung). Ein solcher Biofilm wird auch Kahmhaut genannt. Im vorliegenden Fall handelt ist er vermutlich auf anearoben Eisenbakterien hervorgegangen. Weiterlesen
Wer heute noch manuell spült, der wird zuweilen durch eindrucksvolle Phänomene belohnt. Ich bin immer wieder fasziniert, wenn ein gespültes Glas überkopf auf eine glatte Fläche gestellt wird und anschließend zauberhafte Dinge passieren. Diesmal erregt das Glas dadurch meine Aufmerksamkeit, dass es sich langsam unter Abgabe winziger sprudelnder Bläschen in Bewegung setzt und dadurch anzeigt, dass die Fläche etwas geneigt sein muss. Die Neigung ist aber so klein, dass sie bislang auf keine andere Weise erkennbar gewesen wäre. Im vorliegenden Fall bewegt sich das schwere Glas, weil es fast reibungsfrei auf einem Luftkissen sitzt. Denn nachdem das im heißen Spülwasser erwärmte und benetzte Glas auf die kühle Unterlage gestellt worden ist, schließt es das kühle Luftvolumen von der Umgebung ab und erwärmt es. Dadurch erhöht sich der Luftdruck unter dem Glas bis es soweit angehoben wird, dass die Luft entweichen kann. Sie tut es aber nicht einfach so, sondern bläst einen Ring kleiner Seifenbläschen auf, die dann mit dem Glas huckepack zum Rand der Fläche driften. Dort wird es zum Glück durch eine erhöhte Kante zum Stillstand gebracht, wodurch ich vor dem nächten spektakulären Phänomen, dem freien Fall des Glases mit anschließender abrupter Verzögerung (komplexe Bruchdynamik!), sowie den unangenehmen nichtphysikalischen Folgeerscheinungen bewahrt werde. Weiterlesen
Manche Wege sind ungewöhnlich, dazu gehört wohl auch der Weg vieler Schnecken, die gewissermaßen ihren eigenen Schleimteppich auslegen, auf dem sie sich dann fortbewegen. Auf diese Weise machen sie sich unabhängig von der Art des Untergrunds. Sie können selbst über scharfkantige Gegenstände hinweggleiten. Weiterlesen
Wenn man geschlagen wird, kann man blaue Flecken bekommen. Beim Eis ist es im Prinzip nicht anders. Es reagiert aber viel farbenfreudiger.
In der Absicht, die Regentonne aus Kunststoff davor zu bewahren, durch die immer dicker werdende Eisschicht zu platzen, versuchte ich die Eisschicht mit einem Hammer zu zerschlagen. Um die Einschlagstelle färbte sich das ansonsten transparente Eis weiß. Es war in eine Art künstlichen Schnee zermatscht. An den Rändern der Einschlagstelle bildeten sich gewissermaßen als ästhetische Wiedergutmachung für mein im Endeffekt erfolgloses Tun schöne farbige Streifen.
Wie es zu diesen schönen metallglänzenden Farben kommt, kann man unter dem Beitrag: „Farben im Eis und anderswo“ nachlesen.