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Jahreszeiten

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Winterliche Schwarz-Weiß-Malerei

Einige Bäume lockern die ansonsten triste Agrarlandschaft auf. Der Schnee macht nicht nur die Spuren der letzten landwirtschaftlichen Aktivitäten sichtbar, (die rechts unten an einen chaotischen Attraktor erinnern,) sondern verwandelt das Ensemble in eine Art Schwarz-Weiß-Malerei.

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Verheißung

Fühlst Du durch die Winternacht
Durch der kalten Sternlein Zittern
Durch der Eiskristalle Pracht
Wie sie flimmern und zersplittern,
Fühlst nicht nahen laue Mahnung,
Keimen leise Frühlingsahnung?

Drunten schläft der Frühlingsmorgen
Quillt in gährenden Gewalten
Und, ob heute noch verborgen,
Sprengt er rings das Eis in Spalten:
Und in wirbelnd lauem Wehen
Braust er denen, die’s verstehen.

Hörst Du aus der Worte Hall,
Wie sie kühn und trotzig klettern
Und mit jugendlichem Prall
Klirrend eine Welt zerschmettern:
Hörst Du nicht die leise Mahnung,
Warmen Lebensfrühlings Ahnung?
*

* Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)

Der kürzeste Tag – Sonnenwende

Sonnenwende. Heißt das jetzt, dass von nun an die Sonne von unten durch die Ritzen strahlt (siehe Foto)? Und was hat die Wintersonnenwende, der kürzeste Tag, mit Schneewittchen et al. zu tun? Das verrät uns der folgende Text aus einem alten Buch einer volkstümlichen Himmelskunde. Ich zitiere eine kurze Passage, die in dem ansonsten naturwissenschaftlich geprägten Text auftaucht.

Nun will ich noch erzählen, wie unsre Vorfahren, den kürzesten Tag feierten. Sie nannten ihn Sonnenwendtag, weil sie meinten, die Sonne, die sich schon fast ganz abgewandt habe, wende sich ihnen nun wieder zu. Nun löschten sie alles Feuer und Licht im Hause vollends aus; es wurde ganz finster und kalt. Aber Wodan, ihr höchster Gott, wollte heute neues, wundertätiges Feuer bringen. Man mußte ihm nur dabei helfen.

Ein starker Eichenpfahl wurde in die Erde geschlagen, ein Loch hineingebohrt und in dies Loch die Asche eines neuen Rades eingelassen. Das Rad, Jul genannt, hatte neun Speichen, die mit trockenem Stroh umwickelt waren; an diesen wurden Stricke befestigt, und die schönsten Jünglinge und Jungfrauen drehten nun das Rad von Ost nach West, so wie die Sonne läuft, bis die Asche sich entzündete und das Stroh Feuer fing. Lauter Jubel begrüßte das Julfeuer; alle steckten ihre Fackeln an dem Rade in Brand, trugen die heilige Flamme in die Häuser und entzündeten dort auf dem Herde den Julkloben für das künftige Jahr. Denn ein ganzes Jahr brannte das Herdfeuer von diesem Brande; auch nachts glomm es unter der Asche fort. Die Asche des Julfeuers wurde auf die Felder gestreut und in die Krippen der Tiere; der Rauch durchzog die Obstbäume und Fischernetze; dann aller Fruchtbarkeit Anfang war das neue Sonnenfeuer. –

Auch den Märchen von Rotkäppchen, Sneewittchen, Dornröschen u. a. liegt der Gedanke zugrunde, daß mit dem kürzesten Tage die Erde dem Tode nahe ist. Es wird dunkel wie im Wolfsbauch; ein gläserner Sarg von Eis deckt alles Leben; die Rosen tragen Dornen und keine Blüte mehr. Aber die Erde ist nur scheinbar tot. Ein schmucker Jäger, ein strahlender Königsssohn erweckt sie wieder zu neuem Leben.

Da wacht die Erde grünend auf,
weiß nicht, wie ihr geschehen,
und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
und möchte vor Lust vergehen.

Aus: Georg Eilers. Am Schattenstab. Eine volkstümliche Himmelkunde in geschichtlicher Anordnung. Braunschweig 1920

Bunter Herbst

Der Herbst steht auf der Leiter
und malt die Blätter an,
ein lustiger Waldarbeiter,
ein froher Malersmann.

Er kleckst und pinselt fleißig
auf jedes Blattgewächs,
und kommt ein frecher Zeisig,
schwupp, kriegt der auch ¹nen Klecks.

Die Tanne spricht zum Herbste:
Das ist ja fürchterlich,
die andern Bäume färbste,
was färbste nicht mal mich?

Die Blätter flattern munter
und finden sich so schön.
Sie werden immer bunter.
Am Ende falln sie runter.*


* Peter Hacks (1928 -2003)

Frühlingsanfang

FrühlingsgrußHeute ist auf der Nordhalbkugel der Erde Frühlingsanfang, jedenfalls im astronomischen Sinn. Das ist der Zeitpunkt, wenn Tag und Nacht gleich lang sind (Tag- und – Nachtgleiche). Ab jetzt werden die Tage länger als die Nächte. Der astronomische Frühlingsanfang fällt nicht unbedingt mit dem zusammen, was wir uns vom Wetter her darunter vorstellen. Es kann immer noch Frost geben und auch Schneefälle sind nicht auszuschließen. Das Wetter lässt sich eben nicht so genau voraussagen wie die Stellung der Erde zur Sonne. Daher lasse ich lieber den Dichter sprechen:
Die Wahrheit ist, daß der Frühling die revolutionäre Jahreszeit schlechthin ist; die Vögel singen, die Blumen blühen, aber unter dem stürmischsten Himmel des Jahres. Bei der ersten Wärme glauben wir bereits, der Sommer sei da, obwohl er noch in unendlicher Ferne ist und der Norden nicht aufgehört hat, Hagel und Schnee zu mahlen. Beim ersten Sonnenstrahl wähnen wir, den Winter wie ein Hemd abzulegen und sodann in der Festtagswäsche dazustehen. Das kommt daher, weil wir uns an dem, was ist, im allgemeinen nicht zu erfreuen verstehen und unser Glück immer an Zukunftshoffnungen knüpfen.*


* Jean Giono. Die Terrassen der Insel Elba.

Pfingsten – Frühlingsfest – Lichtfest

Obwohl Pfingsten ein religiöses Fest ist, verbinde ich damit aus meiner Kindheitserinnerung das Frühlingsfest. Mit den Pfadfindern fuhren wir auf ein Pfingstlager, bei dem Lagerfeuer und Licht eine große Rolle spielten. Licht – wie es hier im Kölner Dom an Weihrauchdämpfen gestreut als VoLumen sichtbar wird und in der Natur in dem nunmehr allenthalben überbordenden Grün zum Ausdruck kommt – ist die Quelle des irdischen Lebens überhaupt. An dieser Stelle treffen sich Religion und Naturwissenschaft: Der grüne Farbstoff der Pflanzen, das Chlorophyll, wandelt das Sonnenlicht in Biomaterie um und ist damit eine wesentliche Voraussetzung für das Leben auf der Erde.

Verschwimmende Konturen im Schneesturm

Es ist als spielte das Wetter noch einmal seine Möglichkeiten zwischen Schnee, Sonne, Wind und Gewitter noch einmal in alter Vielfalt durch. Jedenfalls war der gestrige Tag von diesen Extremen geprägt. Als der Schnee gegen das Fenster prallend und dann – durch Adhäsions- und Oberflächenkräfte gehalten – gebremst an der Scheibe herab rutschte und sich am Fensterrahmen angekommen zu einem unregelmäßigen kristallenen Gitter staute, kamen Strukturen in den Blick, die man dem Wetter gar nicht zugetraut hätte (siehe Foto). Durch die unregelmäßig benetzte Scheibe wird das Licht diesen Strukturen entsprechend gebrochen und die durchscheinende Baumkulisse erscheint entsprechend kreativ variiert.

Im Kleide von der Flammen Farbe…

So kam in einer dichten Blumenwolke,
Die aus der Engel Händen dort entströmte
Und niederregnete nach allen Seiten,
Im weißen Schleier mit Olivenzweigen
Dort eine Frau, in einem grünen Mantel
Und einem Kleide von der Flammen Farbe*.

Hat Dante (1265 – 1321) bereits an das Feuerwerk gedacht, mit dem wir in unserer Zeit das Neue Jahr einläuten? Nachdem es erstmalig im 10. bis 11.. Jahrhundert in China auftauchte, wurde es nachweislich erst in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts zunächst in Italien bekannt.

Wie dem auch sei, zu Coronazeiten wird dieser Brauch wohl erstmalig sehr bescheiden ausfallen.

Ich wünsche allen Besucher*innen dieses Blogs einen guten Rutsch ins Neue Jahr und eine Normalisierung des Lebens in 2021.


*Dante Alighieri. Die Göttliche Komödie (2. Teil, 30. Gesand, V. 28-33)

 

Äquinoktium – Tag und Nacht sind gleich lang

Ab heute beginnt der astronomische Herbst. Die Tage werden fortan kürzer als die Nächte. Die Sonnenuntergänge drängen sich immer mehr in Zeiten hinein, die wir bislang als Tag erlebt haben und die Sonne steht inzwischen später auf als ich. Und wenn man morgens über die Wiese geht, sieht man, dass die Spinnen über Nacht nur Wassertropfen gefangen haben.

Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain.

Ja, tausend Silberfäden geben
Dem Winde sie zum leichten Spiel,
Die ziehen sanft dahin und schweben
Ans unbewußt bestimmte Ziel.

Sie ziehen in das Wunderländchen,
Wo Liebe scheu im Anbeginn,
Und leis verknüpft ein zartes Bändchen
Den Schäfer mit der Schäferin.*


* Wilhelm Busch, Im Herbst. Zu guter Letzt, München 1904

Tröpfelnde Herbsttage

Der Herbst macht sich auch dadurch bemerkbar, dass die morgendlichen Wiesen mit Tropfen bedeckt sind. Sie wurden gewissermaßen aus der Atmosphäre heraus gemolken. Dadurch dass es in der Nacht kühler und der Taupunkt unterschritten wurde, musste der überschüssige Wasserdampf an geeigneten Stellen in flüssiges Wasser übergehen. Der kondensierte Wasserdampf setzte sich in Form von wachsenden Tropfen beispielsweise an Grashalmen und Blättern, aber auch – wie im vorliegenden Fall – an Spinnengewebe ab.  Weiterlesen

Schönheit des Verfalls

Zunächst waren es nur Fraßspuren irgendwelcher Insekten. Dann machte der Baum daraus ein Kunstwerk. Gibt es eine schönere Art auf den „Angriff“ der Insekten zu reagieren als diesen?

Ich vermute, dass man diese Verfärbungen im Rahmen der inzwischen einsetzenden Aktivitäten des Baumes sehen muss, Chlorophyll zur Deponierung an anderen Stellen aus den Blättern abzuziehen. Die durch den Fraß verdünnten Stellen geben als erste die Herbstfarben frei.

Sommersonnenwende 2020

Sonnenwende_2013-06-02 05.23.45Sonnenwende
Nun die Sonne soll voll enden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean!
Ihrer Göttin Jugendneige
Fühlt die ahnende Natur
Und mir dünkt, bedeutsam schweige
Rings die abendliche Flur.

Nur die Wachtel, die sonst immer
Frühe schmälend weckt den Tag,
Schlägt dem überwachten Schimmer
Jetzt noch einen Weckeschlag;
Und die Lerche steigt im Singen
Hochauf aus dem duft’gen Tal,
Einen Blick noch zu erschwingen
In den schon versunknen Strahl.*


* Ludwig Uhland (1787 – 1862)

Früher Frühling

Der Knospen Frühling war annoch:
Man sah fast sichtbarlich, wie bey dem lauen Wetter,
Das grüne heer der jungen Blätter
Aus ihren röthlichen Behältern kroch.
Sie hingen erst annoch verwickelt unter sich;
Entwickelten sich aber nach und nach,
Und fingen allgemach,
An allen Seiten,
Sich auszudehnen, auszubreiten,
Sich auszuspannen an, und sanft sich zu erhöhn.
Der allerdünnste Tafft, ist nicht so sanft, so schön,
So klar, so glatt, so gläntzend, zart und fein,
Als neu-gebohrne Blätter seyn.
Die Aederchen sind selbst durchsichtig, und noch vielmehr
Das noch viel zärtere Gespinnst. Das Sonnen-Licht,
So ungehemmt fast, durch sie bricht,
Und durch ihr zart Gewebe strahlet;
Wird, echt als fiel es durch ein grünes Glas,
Auch grün bemahlet.
Hiedurch entstehen klare Schatte,
Die Wald und Garten, Lufft und Matten
Fast unaussprechlich lieblich füllen,
Sie zeigen manchen Schmuck, auch wann sie ihn verhüllen.*

Das obige Foto ist am 9. April 2013, das untere am 9. März 2020 aufgenommen worden. Beide Huflattischpflanzen haben etwa denselben Entwicklungsstand, die diesjährige ist also der von 2013 einen Monat voraus. Insofern kann man ganz im Sinne des Barockdichters Barthold Hinrich Brockes (1680 – 1747) von einem frühen Frühling sprechen, der heute mit der Tag-und-Nachtgleiche (Primär-Äquinoktium auf der Nordhalbkugel) beginnt. Geozentrisch gesehen ist die Sonne schon wieder auf dem halben Rückweg nach Norden – sie überquert heute um 4:49 Uhr MEZ den Äquator.


Aus: Brockes, Barthold, Hinrich. Im grünen Feuer glüht das Laub. Weimar 1975, S. 68

Herbstfarben

Ach, daß ein solches Farben-Spiel
Uns doch ins Hertz, durchs Auge, fallen möchte!

Barthold Heinrich Brockes (1680 – 1747)

Poesie ist Illusion, sagt man. Wohl. Aber ists die Farbe und der Ton weniger? Warum denn gerade an die Poesie den plumpen realistischen Maßstab legen, den man Malern und Musikern läßt?

Friedrich Hebbel (1813 – 1863)

Die prächtigen Blätter stammen übrigens von der Zaubernuss, einem Strauch, der die weitere Besonderheit aufweist, im Winter mit kräftig gelben Blüten meist noch vor dem Blattaustrieb zu blühen.

 

Frühlingsanfang

Wenn der Planete*, der die Stunden scheidet,
 Zum Zeichen wieder sich des Stiers** erhoben,
 Fällt aus den Flammenhörnern Kraft von oben,
 So ganz die Welt in neue Farbe kleidet.

 Und nicht nur was den Blick von außen weidet,
 Bach, Hügel wird mit Blumen rings umwoben,
 Nein, auch der Erd inwendiges Feucht gehoben,
 Geschwängert was den Tag, verborgen, weidet.

 Vielfältige Frucht entquillet diesem Triebe;
 So sie, die unter Frauen eine Sonne,
 Zuwendend mir der schönen Augen Schimmer,

 Wirkt in mir Wort, Gedanken, Tat der Liebe:
 Jedoch, wie sie auch lenkt der Strahlen Wonne,
 Frühling ist für mich von nun an nimmer.***

Für Francesco Petrarca (1304-1376) ist die Natur noch eine Projektionsfläche für seine innere Befindlichkeit. Was Frühling ist, bestimmt in erster Linie die Stellung der Erde zur Sonne.  Wie wenig diese Konstellation über das was wir vom Frühling wahrnehmen aussagt, möge der Vergleich der Blüten aus diesen Tagen und von vor drei Jahren zeigen,   als sie noch mit Eishüten besetzt waren.


*die Sonne, **Frühling
*** Francesco Petrarca, übertragen von August Wilhelm von Schlegel

Wenn herbstliche Farben vom Himmel fallen

Der Herbst macht alles bunt. Nun hat zwar zumindest meteorologisch gesehen bereits der Winter begonnen, aber so streng richten sich die Jahreszeiten, so wie wir sie uns denken, nicht nach dem Kalender. Als die Sonne überraschenderweise durch die Wolken bricht, setze ich mich für einen Moment in Erinnerung an die vielen schönen Tage, die ich in diesem Jahr hier verbracht habe, an den inzwischen sehr trostlos dreinschauenden Teich. Weiterlesen

Der Dezember

Das Jahr ward alt. Hat dünne Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh. Weiterlesen

Der November

Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor …
Der Sturm ritt johlend durch das Land der Farben.
Die Wälder weinten. Und die Farben starben.
Nun sind die Tage grau wie nie zuvor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Der Friedhof öffnete sein dunkles Tor.
Die letzten Kränze werden feilgeboten.
Die Lebenden besuchen ihre Toten.
In der Kapelle klagt ein Männerchor.
Und der November trägt den Trauerflor.

Was man besaß, weiß man, wenn man’s verlor.
Der Winter sitzt schon auf den kahlen Zweigen.
Es regnet, Freunde, und der Rest ist Schweigen.
Wer noch nicht starb, dem steht es noch bevor.
Und der November trägt den Trauerflor …

Erich Kästner (1899 -1974)

Der Oktober

Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Was vorüber schien, beginnt.
Chrysanthemen blühn und frieren.
Fröstelnd geht die Zeit spazieren.
Und du folgst ihr wie ein Kind.

Geh nur weiter. Bleib nicht stehen.
Kehr nicht um, als sei’s zuviel.
Bis ans Ende musst du gehen.
Hadre nicht in den Alleen.
Ist der Weg denn schuld am Ziel?
Weiterlesen

Der September

Das ist ein Abschied mit Standarten
aus Pflaumenblau und Apfelgrün.
Goldlack und Astern flaggt der Garten,
und tausend Königskerzen glühn.

Das ist ein Abschied mit Posaunen,
mit Erntedank und Bauernball.
Kuhglockenläutend ziehn die braunen
und bunten Herden in den Stall.
Weiterlesen

Der vorgezogene Herbst

In den letzten 6 Wochen kann man vermehrt beobachten, dass Bäume ihre Blätter verlieren. Anders als im Herbst, wenn vorher das wertvolle Blattgrün aus den Blättern abgezogen und eingelagert wird, findet man allerdings keine entgrünten und daher typisch die Rot- und Gelbtöne variierenden Blätter vor, sondern einfach vertrocknete und oft noch grüne Blätter (rechtes Foto). Selbst unter Nadelbäumen, die ihre Blätter normalerweise behalten, breiten an vielen Stellen unter sich einen grüner Teppich aus, so wie ich ihn ansonsten noch nie erlebt habe (linkes Foto).
Das alles geschieht aus Wassermangel und ist der extremen Trockenheit geschuldet, die die Bäume und andere Pflanzen in diesem Sommer über sich ergehen lassen mussten und in vielen Gebieten noch müssen. Die wenigen Regenschauer, die wir in den letzten Tagen erlebt haben, sind nicht der Rede wert. Gräbt man im ausgetrockneten Boden, so stellt man fest, dass die Feuchtigkeit nur wenige Zentimeter an der Oberfläche ausmacht.
Ich bin gespannt, ob und wenn ja, welche Auswirkungen dieser massive Einschnitt in das Leben der Bäume haben wird. Werden sie im nächsten Frühjahr so tun, als ob nichts geschehen ist?
Und was wird aus dem Herbst, wenn die Blätter jetzt schon fallen, die Felder bereits abgeerntet, Blumen verblüht sind, bzw. wegen Trockenheit erst gar nicht dazu kommen?

Der August

Nun hebt das Jahr die Sense hoch
und mäht die Sommertage wie ein Bauer.
Wer sät, muß mähen.
Und wer mäht, muß säen.
Nichts bleibt, mein Herz. Und alles ist von Dauer.

Stockrosen stehen hinterm Zaun
in ihren alten, brüchigseidnen Trachten.
Die Sonnenblumen, üppig, blond und braun,
mit Schleiern vorm Gesicht, schaun aus wie Frau’n,
die eine Reise in die Hauptstadt machten. Weiterlesen

Der Juli

Still ruht die Stadt. Es wogt die Flur.
Die Menschheit geht auf Reisen
oder wandert sehr oder wandelt nur.
Und die Bauern vermieten die Natur
zu sehenswerten Preisen.

Sie vermieten den Himmel, den Sand am Meer,
die Platzmusik der Ortsfeuerwehr
und den Blick auf die Kuh auf der Wiese.
Limousinen rasen hin und her
und finden und finden den Weg nicht mehr
zum Verlorenen Paradiese.

Im Feld wächst Brot. Und es wachsen dort
auch die künftigen Brötchen und Brezeln.
Eidechsen zucken von Ort zu Ort.
Und die Wolken führen Regen an Bord
und den spitzen Blitz und das Donnerwort.
Der Mensch treibt Berg- und Wassersport
und hält nicht viel von Rätseln.

Er hält die Welt für ein Bilderbuch
mit Ansichtskartenserien.
Die Landschaft belächelt den lauten Besuch.
Sie weiß Bescheid.
Sie weiß, die Zeit
überdauert sogar die Ferien.

Sie weiß auch: Einen Steinwurf schon
von hier beginnt das Märchen.
Verborgen im Korn, auf zerdrücktem Mohn,
ruht ein zerzaustes Pärchen.
Hier steigt kein Preis, hier sinkt kein Lohn.
Hier steigen und sinken die Lerchen.

Das Mädchen schläft entzückten Gesichts.
Die Bienen summen zufrieden.
Der Jüngling heißt, immer noch, Taugenichts.
Er tritt durch das Gitter des Schattens und Lichts
in den Wald und zieht, durch den Schluß
des Gedichts,
wie in alten Zeiten gen Süden.

Erich Kästner (1899 -1974)

Der Juni

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.
Weiterlesen

Der Mai

Im Galarock des heiteren Verschwenders,
ein Blumenzepter in der schmalen Hand,
fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders,
aus seiner Kutsche grüßend, über Land.

Es überblüht sich, er braucht nur zu winken.
Er winkt! Und rollt durch einen Farbenhain.
Blaumeisen flattern ihm voraus und Finken.
Und Pfauenaugen flügeln hinterdrein. Weiterlesen

Der April

Der Regen klimpert mit einem Finger
die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger.
O Widerspruch voll Harmonie!

Der Mond in seiner goldnen Jacke
versteckt sich hinter dem Wolken-Store.
Der Ärmste hat links eine dicke Backe
und kommt sich ein bisschen lächerlich vor.
Auch diesmal ist es dem März geglückt:
er hat ihn in den April geschickt. Weiterlesen

Der März

Sonne lag krank im Bett.
 Sitzt nun am Ofen.
 Liest, was gewesen ist.
 Liest Katastrophen. 

Springflut und Havarie,
 Sturm und Lawinen, -
 gibt es denn niemals Ruh
 drunten bei ihnen.  Weiterlesen 

Schneeblüten

Ich bin immer wieder beeindruckt von Doldenpflanzen, die ihre strahlenden Blüten auf die Verzweigungen, der Verzweigungen, der Verzweigungen erstrahlen lassen. Wenn die Pflanze dann im Herbst ausgeblüht und die feinen Blütenblätter in alle Winde verstreut hat, bleibt das verholzte Gerippe meistens noch sehr lange erhalten, oft bis in den Winter und länger (Foto unten links). Weiterlesen

Der Februar

Nordwind bläst. Und Südwind weht.
Und es schneit. Und taut. Und schneit.
Und indes die Zeit vergeht
bleibt ja doch nur eins: die Zeit.

Pünktlich holt sie aus der Truhe
falschen Bart und goldnen Kram.
Pünktlich sperrt sie in die Truhe
Sorgenkleid und falsche Scham.
Weiterlesen

Der Januar

Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Der Weihnachtsmann ging heim in seinen Wald.
Doch riecht es noch nach Krapfen auf der Stiege.
Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege.
Man steht am Fenster und wird langsam alt.

Die Amseln frieren.
Und die Krähen darben.
Und auch der Mensch hat seine liebe Not.
Die leeren Felder sehnen sich nach Garben.
Die Welt ist schwarz und weiß und ohne Farben.
Und wär so gerne gelb und blau und rot. Weiterlesen

Übergänge 3

„Alles ist Übergang“. An dherbst_winter_dscf6060_rviesen Satz Michel de Montaignes (1533 – 1592) wurde ich erinnert, als ich die herbstlichen Blätter teilweise ganz, teilweise halb in die Eisschicht eines zugefrorenen Sees sah. Ist das eigentlich noch ein typisches Bild für den Herbst oder zeigt sich darin bereits der Winter? Die Frage ist schwer zu entscheiden. Auch der Kalender hilft nicht viel. Zwar befinden wir uns seit dem 1. Dezember meteorologisch bereits im Winter, aber astronomisch beginnt der Winter erst am 21. Dezember.
Wir befinden uns im Übergang, einer Zeit des „Schon“ oder des „Noch-nicht“. Übergänge sind spannend und haben schon immer Poeten, Künstler aber auch Naturwissenschaftler auf den Plan gerufen. Und man kann sich mit Christiaan L. Hart Nibbrig fragen, ob dieser Übergang „ein bloßes Bindemittel oder eine in sich ruhende Vereinigung (ist). Ein Ausgang oder ein Eingang, ein Anfang oder ein Ende? Ein A oder ein O?
Die Antwort fällt wie eine Münze in den Schlitz des Entweder-Oder, weil die Traumszene vorweg schon begrifflich ausgemünzt ist auf das gesagte Identitätsproblem hin“
(Nibbrig, Christiaan L. Hart: Übergänge. Versuch in sechs Anläufen).

Herbst – ein Feuerwerk der Farben

herbstfarben_dscf9195a_rvWenn die Herbstblätter im Lichte der tiefstehenden Sonne in bunten Farben geradezu aufflammen, so erscheint mir das wie ein Feuerwerk mit der eine festliche Veranstaltung ihren gebührenden Schluss findet. Jetzt werden die Tage kürzer, immer mehr Blätter fallen, sinken, flattern, schweben, fliegen, schlenkern, purzeln, gleiten, segeln, taumeln, stürzen… in dieser Zeit zu Boden, einzeln oder manchmal auch in Gruppen wie auf ein Kommando.
Weiterlesen

Jetzt spinnen sie wieder

Spinnennetz_Herbst_rvIm Herbst
Der schöne Sommer ging von hinnen,
Der Herbst, der reiche, zog ins Land.
Nun weben all die guten Spinnen
So manches feine Festgewand.

Sie weben zu des Tages Feier
Mit kunstgeübtem Hinterbein
Ganz allerliebste Elfenschleier
Als Schmuck für Wiese, Flur und Hain. Weiterlesen

Im Frühling

Frühling-2016Hier lieg‘ ich auf dem Frühlingshügel:
Die Wolke wird mein Flügel,
Ein Vogel fliegt mir voraus.
Ach, sag‘ mir, alleinzige Liebe,
Wo  d u  bleibst, dass ich bei dir bliebe!
Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus. Weiterlesen

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