In einer einige Jahre zurückliegenden Rezension von Petra Wiemann heißt es: „Für den von Platon inspirierten Physiker Sir Roger Penrose ist die Wirklichkeit in der Sprache der Mathematik geschrieben. Unsere Welt besteht aus drei miteinander verbundenen Sphären:
Jede der drei Welten – die materielle Welt, die Welt des Bewusstseins und die platonische Welt – entsteht jeweils aus einem winzigen Stück einer der anderen. Und es ist immer das absolut vollkommene Stück. Wenn Sie sich den gesamten materiellen Kosmos ansehen, so ist unser Gehirn ein ungeheuer winziger Teil dieses Kosmos. Aber es ist der Teil von ihm, der vollkommen organisiert ist. Verglichen mit der Komplexität eines Gehirns ist eine Galaxie nur ein lebloser Klumpen. Das Gehirn ist das erlesenste Stück materieller Wirklichkeit, und genau dieses Stück bringt die geistige Welt hervor, die Welt des bewussten Denkens.“
Daran möchte ich einige Gedanken anschließen: Ich frage mich nämlich, ob eine Galaxie wirklich ein lebloser Klumpen ist? Würde unser Gehirn rein materiell betrachtet nicht ebenso leblos erscheinen? Entscheidend scheint mir aber die Frage, woher nehmen wir die Gewissheit, dass wir mit unserem Gehirn als winziger Teil des unüberschaubar großen Kosmos etwas Umfassendes und Gültiges über das ihn Bergende zu sagen vermögen. Denn einerseits nehmen wir mit unseren Sinnen einschließlich der sie verlängernden Technik nur einen völlig irrelevanten anthropomorphen Ausschnitt aus der Gesamtheit der Welt wahr. Andererseits ist es nach unseren eigenen Denkregeln gar nicht möglich, dass ein winziger Teil des Ganzen eben dieses Ganze in einer auch nur annähernd zutreffenden Weise zu umfassen und zu verstehen vermag.
Sicher, auch das was ich hier schreibe unterliegt diesen prinzipiellen Einschränkungen und bringen einmal mehr zum Ausdruck, dass wir uns im Kreise drehen. Doch ebenso wie der Tanz eine sehr elegante und gegebenenfalls auch aufregende Bewegung sein kann, können wir in ähnlicher Weise unser Denken und die Wohltaten, die auf der Grundlage dieses Denkens hervorgebracht werden, genießen und zum Wohle unserer und nachfolgender Generationen einsetzen. Wir müssen es aber auch tun.
Trockenrisse sind oft ästhetisch ansprechende Strukturen, die durch Zufall und Notwendigkeit beim Austrocknen von quasiflüssigen Schichten entstehen. Ihre Schönheit rührt vermutlich aus der Flächenaufteilung durch eine Art naturwüchsiger Regelmäßigkeit her. Dennoch habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zu den Trockenrissen, seitdem sie zum Symbol für ausgetrocknetes Ackerland und Hungersnöte stehen.
An den Küstenstreifen der Nordsee sind die Rissmuster insofern „harmlos“ als sie immer dann entstehen, wenn nach Hochwasserphasen aufgrund starker Winde (meistens im Winter) ruhigere Zeiten einkehren, in denen die überschwemmten Bereiche wieder austrocken.
Obwohl Pfingsten ein religiöses Fest ist, verbinde ich damit aus meiner Kindheitserinnerung das Frühlingsfest. Mit den Pfadfindern fuhren wir auf ein Pfingstlager, bei dem Lagerfeuer und Licht eine große Rolle spielten. Licht – wie es hier im Kölner Dom an Weihrauchdämpfen gestreut als VoLumen sichtbar wird und in der Natur in dem nunmehr allenthalben überbordenden Grün zum Ausdruck kommt – ist die Quelle des irdischen Lebens überhaupt. An dieser Stelle treffen sich Religion und Naturwissenschaft: Der grüne Farbstoff der Pflanzen, das Chlorophyll, wandelt das Sonnenlicht in Biomaterie um und ist damit eine wesentliche Voraussetzung für das Leben auf der Erde.
Landleben aus der Innenperspektive: Als ich vor einigen Tagen eine kleine Wanderung durch die nicht enden wollenden Wiesen und Weiden der Krummhörn (Ostfriesland) unternahm und die Einsamkeit genoss, wurde ich durch dieses Graffiti flugs darüber belehrt, dass es auch andere Meinungen dazu gibt.
Als ich dieses sich entwickelnde Kastanienblatt in Richtung der Sonne erblicke, konnte ich nicht anders als darin eine Hand zu sehen, die in die Luft und ins Licht greift. Das kann symbolisch gedeutet werden. Denn dieser Griff ist für das Leben auf der Erde entscheidend.
Unser Organismus nutzt die Energie, die beim Verzehr von Nahrungsmitteln frei wird. Indem sich dabei beispielsweise Kohlehydrate mit Sauerstoff verbinden, zerfallen diese unter Abgabe von Energie im Wesentlichen in Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2).
Dieser Vorgang wird gewissermaßen von den Pflanzen wieder rückgängig gemacht, indem sie u.a. unter Aufnahme von Sonnenergie Kohlenstoffdioxid und Wasser in Kohlehydrate und Sauerstoff umsetzen, beides für Lebewesen lebenswichtige (sic!) Dinge.
Die Blätter greifen also gewissermaßen nach CO2 aus der Luft und Energie aus dem Sonnenlicht.
Unsre Fragen an die Gottheit sind es, die uns reicher machen, nicht die spärlichen Antworten, die uns zuteil werden. Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt und nicht die Erfüllung; und der Sinn unseres Lebens ist der Weg und nicht das Ziel. Denn jede Antwort ist trügerisch, jede Erfüllung zerfließt uns unter den Händen, und das Ziel ist keines mehr, sobald es erreicht wurde.*
* Arthur Schnitzler. Ohne Maske. München 1992
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiss noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein grosser Gesang.
R. M. Rilke
… so könnte man einen bekannten Ausspruch varrieren, wenn man sieht wie aus der schmalen Felsspalte eine „Hütte“ für neues Leben hervorgeht: Ein in die Spalte geratenes Samenkorn hat Wurzeln nach unten und Blätter nach oben entwickelt und richtet nunmehr als kleine Pflanze alle Ausbreitungsbemühungen in Längsrichtung aus. Weiterlesen
Das ewig frische Grün der Nadelhölzer erheitert die öde Winterlandschaft. Es verkündet gleichsam den Polarvölkern, daß, wenn Schnee und Eis den Boden bedecken, das innere Leben der Pflanzen wie das Prometheische Feuer nie auf unserem Planeten erlischt*.
Da immergrüne Bäume, Lebenskraft und Stärke repräsentieren, glaubten die Menschen insbesondere mit geschmückten Nadelbäumen sich etwas davon ins Haus holen zu können.
Der hier abgebildete kleine durch eine üppige Schneelast „geschmückte“ Weihnachtsbaum strahlt m.E. diese Lebenskraft unmittelbar aus, auch wenn er als solcher darunter kaum noch zu erkennen ist – ein schönes Symbol, nicht nur zur Weihnachtszeit!
*Alexander von Humboldt. In: Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse, 1807.
Die Löschung des Lichtes zu Hitze ist sein eigentlicher Tod.
Alles Licht, das durch Materie gelöscht wird, die sich dabei erwärmt,
ist gestorben und der Schatten ist die Spur, welche sein Tod hinterlässt.
Alfred Schmidt (1931 – 2002).
Eine sehr schöne anthropomorphe Umschreibung der Absorption von Licht durch einen Gegenstand. Im Allgemeinen wird nicht alles Licht, das auf einen Körper auftrifft in Wärme verwandelt. Dies ist nur bei einem absolut schwarzen Körper der Fall. Ein im Licht stehender Gegenstand nimmt normalerweise einen Teil des auftreffenden Lichts auf und gibt einen Teil des Lichts, meist in einer bestimmten Farbe wieder ab. Indem wir dieses Licht aufnehmen, sehen wir den Gegenstand. Hinter dem Gegenstand entsteht je nachdem ob der Körper lichtdurchlässig oder undurchlässig ist ein mehr oder weniger ausgeprägter Schatten.
Die Umschreibung der Umwandlung von Licht in Wärme (bei Umgebungstemperatur) durch den Tod bringt auf ausdruckstarke Weise die Irreversibilität dieses Vorgangs zum Audruck. Denn die entstehende Wärme wandelt sich nicht von selbst wieder in sichtbares Licht zurück, obwohl die Energie dazu vorhanden wäre.
Ich schätze nur Erfahrungen, und die sind in der Regel von allem Denken und Vergleichen vollkommen unabhängig. So schätze ich an mir, wie ich eine Türe öffne. Im Türöffnen liegt mehr verborgenes Leben als in einer Frage.
Robert,Walser. Jakob von Gunten. München 1964
Hier auf dem dürren Grat
Des schreckenvollen Berges
Vesuvio, des Verwüsters,
Wo sonst nicht Baum noch Blume fröhlich grünt,
Verbreitest du dein einsam wuchernd Laub,
Duftvolle Ginsterblume,
Genügsam in der Oede. So auch sah ich
Die klaren Fluren blühend dich beleben,
Die jene Stadt umgeben, Weiterlesen
Vor meinem Fenster weht
Ein Blatt; – der grüne Schein
Soll meine Zuversicht
Und liebe Ruhe sein.
Vor meinem Fenster weht
Ein Blatt. Wir leben so
Im leisen Auf und Ab
Und sind des Schwebens froh.
Vor meinem Fenster weht
Ein Blatt. Mir ist so gut.
Komm an mein Herz, du Grün,
Das solche Wunder tut.
Otto Julius Bierbaum (1865 – 1910)
*Natur’s first green is gold
The hardest to hold
Robert Frost (1874 – 1963)
Welche Wunder tut das Grün? Ich weiß es nicht. Jedenfalls kann man sich dem frischen Grün im Frühjahr kaum entziehen. Spüren wir vielleicht intuitiv, dass das Blattgrün für Energie steht, für Umwandlung von Sonnenenergie in chemische Energie der Pflanzen, die wiederum Grundlage für (fast) alles Leben auf der Erde ist? Jedenfalls stammt das Wort „grün“ vom althochdeutschen Wort „gruoen“ ab, was soviel wie „wachsen“, „sprießen“, „gedeihen“ bedeutet.
Und wer (fast) alles über Grün wissen will, dem empfehle ich das Büchlein „Grün“ von Alexander Theroux. (Hamburg 2000).
So hantierten wir im Stickstoff mit anaeroben Gebärden (eben machte Einer aus Armen ein schönes langes Beteuerungszeichen), wir, am Grunde unseres Luftteiches, und die Bäume schwankten wasserpflanzen. Mein linker Schuh betrachte mich kühl aus seinen Lochreihen.
Arno Schmidt (1914 – 1979): Das Steinerne Herz 1990. Weiterlesen
Sieh die Blätter. . . !
Wie schön sie fallen!
Wie sie es verstehen, auf diesem kurzen Weg vom Ast zur Erde,
eine letzte Schönheit zu legen,
und trotz ihres Entsetzens darüber, auf dem Boden zu verfaulen,
wollen, dass dieser Fall die Grazie eines Fluges habe. Weiterlesen
Älter werden ist wie Lesen: Man geht auf etwas zu, „das gerade entsteht und von dem noch keiner weiß, was es sein wird“ (Italo Calvino (1923 – 1984)). Wenn man dem Foto glaubt, gilt das nicht nur für kleine Jungs, sondern auch für junge Hunde. Das macht aber beides, das Leben und Lesen so spannend. Weiterlesen
Die Welt ist nichts als eine ewige Schaukel. Alle Dinge in ihr schaukeln ohne Unterlaß. Ich beschreibe nicht das Sein, ich beschreibe den Übergang. Es ist ein Protokoll von verschiedenen und veränderlichen Zufällen, von unbestimmten und, wie es sich trifft, wohl gar von widersprechenden Vorstellungen. Nicht bloß der Wind der Zufälle bewegt mich nach seiner Richtung; sondern ich bewege mich noch obendrein, ich wechsle die Richtung. Und wer nur genau auf den Ausgangspunkt achtet, der wird sich schwerlich zweimal in völlig derselben Lage wiederfinden (Michel de Montaigne (1533 – 1592). Weiterlesen
„Gerade als unter Mithilfe von Columbus allen endgültig klar wurde, daß die Erde rund – also rundum begrenzt – sei, als unter Mitwirkung von Kopernikus sich die Überzeugung durchsetzte, daß sie um die Sonne kreise – also selbst nur Teil eines nicht auf uns zentrierten Universums sei – , gerade in diesem Weltaugenblick beschlossen die Erdeinwohner unter Anleitung von Vordenkern wie Francis Bacon, zur Verlängerung, Steigerung, Verbesserung ihres eignen Lebens die Natur von Grund auf so richtig auszubeuten und hierbei auf eine keineswegs eigens bedachte Unendlichkeit mitten im Begrenzten zu zählen. Weiterlesen
Weißt du noch wie du noch Kletten im Haar,
Knöpfe in der Kollekte . . .
als das Leben anfänglich war
und nach weiterem schmeckte?
Weißt du noch wie du noch Wasser im Blick,
flußweis oder im Kübel −
Spar dir die Zeit und vertreib nicht das Glück
mit deinem Rückwärtsgegrübel.
Alles ist schon son bißchen Schieschie,
nichts geht mehr lustig vonstatten;
wie sich auf einer Beerdigung die
Lebensbäume begatten. Weiterlesen
Schlichting, H. Joachim. In: Physik in der Schule 36/3, 119 (1998).
Die physikalischen Gesetze erlauben, sich ganz andere Universen vorstellen als das, in dem wir leben. Die Entstehung der Galaxien als Voraussetzung für die Entstehung intelligenten Lebens und die hohe Isotropie der Welt, wie sie in der Hintergrundstrahlung zum Ausdruck kommt, sind nur unter ganz unwahrscheinlichen Verhältnissen möglich. Warum ist das Universum so beschaffen, daß intelligente Beobachter entstehen konnten? Einige Kosmologen, wie etwa Stephen Hawking und Barry Collins machen gewissermaßen die Frage zur Antwort, indem sie den so fragenden Menschen als Bedingung unseres Universums ansehen. Mit anderen Worten: Das Universum ist deshalb so wie es ist, weil wir da sind. Oder etwas präziser…