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Lesbarkeit

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Der Kopf ist mehr als ein Kürbis (Lichtenberg 6)

oberflaeche_img_2068rvDie physikalische Metaphorik die Welt als lesbares Buch anzusehen, teilt mit dem Lesen das Problem, ein Oberflächenphänomen darzustellen. Daran ändert auch die Steigerung des Sehens mit der Linse in ihren unterschiedlichen Varianten nichts. Georg Christoph Lichtenberg (1742 – 1799) sieht als einer der ersten Wissenschaftler die Gefahr, dass kritiklos von der äußeren Ansicht auf das innere Wesen geschlossen wird; das gilt für die unbelebte Natur ebenso wie für den Menschen selbst. Weiterlesen

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Die Welt – ein Buch?

Angesichts der schieren Masse der Bücher und anderer Publikationen könnte der Eindruck entstehen, dass darin alles stehen müsste und dass man schon aufgrund seiner begrenzten Lebensspanne darauf verzichten könne, selbst noch einmal hinzuschauen und die Dinge aus eigener Anschauung wahrzunehmen. Dieser Eindruck ist aus mehreren Gründen falsch. Ich will nur zwei Aspekte nennen. Erstens: Es wird unterstellt, dass die Welt wie ein Buch lesbar sei. Das ist zwar eine elegante Metapher und vermag einige Aspekte der naturwissenschaftlichen Forschung sehr vereinfacht darzustellen. Diese Metapher ist seit Galilei insbesondere in den Naturwissenschaften sehr populär. Konsequent zu Ende gedacht würde damit aber behauptet, dass die Welt die naturwissenschaftlichen Aspekte gleichsam ablesbar an sich habe und dass jeder, der der Sprache (welcher Sprache?) mächtig sei, dasselbe lesen und sehen müsste, wenn er nur genau genug hinsähe. Zweitens gibt es neben dieser„intellektuellen“ auch noch andere Annäherungen an die Welt. Zum Beispiel eine emotionale, eine ästhetische, eine poetische…. Daher sollten wir uns nicht scheuen, Bücher auch mal als Sitzgelegenheit zu benutzen.

Dennoch: Tröstlich wie immer bleiben die Bücher als leichte, zuverlässige Schiffe für Fahrten in Zeit und Raum und darüber hinaus. Solange noch ein Buch zur Hand und Muße zum Lesen da ist, kann die Lage nicht verzweifelt, nicht gänzlich unfrei sein.

Hans Blumenberg.  Die Vollzähligkeit der Sterne. Frankfurt 1997.

Zur Lesbarkeit von Sanddünen

SanddünenSandwüsten haben trotz ihrer Lebensfeindlichkeit etwas Faszinierendes. Das Erscheinungsbild der Dünen ist ihrem windgeborenen Ursprung entsprechend von einem stromlinienförmigen Profil geprägt und erinnert an organische Gestalten. Italo Calvino sieht es folgendermaßen: „Ich geriet in eine Sandwüste. Meine Füße versanken beim Weitergehen in Dünen, die irgendwie alle verschieden und doch alle fast gleich waren. Je nachdem, von wo aus man sie betrachtete, sahen sie aus wie liegende Körper. Dort schien sich ein Arm abzuzeichnen, der auf einem zarten Busen ruhte, die geöffnete Hand unter eine liegende Wange geschmiegt, hier schien ein junger Fuß mit schlanker Zehe hervorzuragen. Ich hielt inne, um diese möglichen Analogien zu betrachten…(Italo Calvino (1923 – 1985). Weiterlesen

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