Ich habe fast gleichzeitig eine gläserne Teetasse und eine Taschenlampe geschenkt bekommen. Und als die beiden in der nächsten Teepause zum ersten Mal aufeinandertrafen, gab es Tee und Licht (Teelicht ist leider schon als Begriff besetzt und weckt nur falsche Assoziationen).
Teepause
In der Pause, während ich
vor der Flamme wartete,
fiel mir plötzlich ein,
etwas Endgültigem zu entraten;
das Wasser begann gerade
zu kochen, der Kessel heult
gleichmäßig wie eine Siren.
Aber als ich den Tee aufgoß,
waren schon die Möglichkeiten,
ungeheuer, wieder vergessen;
im quirlenden Dampf verfing
sich mein Blick, bis er verschwand,
und ich erkannte noch, wie präzis
der Sand durch die Enge rann.*
* Henning Ziebritzki (*1961)
Telegraphenleitung
Vielfach Drähte zum Bedarfe
Hoch auf schlanker Stangen Gipfel,
Recht wie eine Äolsharfe
Für der Staatskunst Schnaderhüpfel.*
Als ich diesen von „Telegraphenmasten“** gesäumten Weg entlang ging, fühlte ich mich fast in alte Zeiten zurückversetzt. Doch irgendetwas fehlte – der raunende, irgendwie außerirdisch klingende Gesang der Drähte, der früher bei stärkerem Wind direkt und bei mäßigerem Wind dadurch zu vernehmen war, dass man das Ohr an einen der Masten hielt.
Die Ursache für die feine Melodie lag in den Drähten, die durch den Wind zum Schwingen angeregt wurden und als eine Art Äolsharfe wirkten.
Obwohl es bei der Aufnahme dieses Fotos ordentlich wehte, blieb der Äolsklang aus. Die Ursache für das Schweigen liegt in der Dicke der Drähte. Im Unterschied zu früher sind diese – wenn man sie denn überhaupt noch antrifft – in der heutigen Zeit mit einer dicken Isolierschicht umgeben. Das erkennt man auch daran, dass die glockenartigen Isolatoren an den Masten entbehrlich geworden sind.
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* Dieses Gedicht aus dem Jahre 1856 von Franz Grillparzer (1791 – 1872) zeigt, dass bereits damals der äolische Gesang (hier als eine Art Spottgesang – Schnaderhüpfel (bayr. bezeichnet), der gewissermaßen von Staats wegen mit Leitungen durch die Lande geführt wurde, nicht unbemerkt blieb. Ab den 1950er Jahren ging es dann allerdings abwärts mit dieser Staatskunst. Der Motorenlärm der Autos auf den Straßen übernahm die akustische Führerschaft. Schade eigentlich, denn wie das Foto zeigt, gibt es zuweilen noch fast autofreie Straßen, die von Telegrafenleitungen gesäumt sind.
** In den meisten Fällen handelt(e) es sich gar nicht um Leitungen des Telefonnetzes, sondern um Leitungen, in denen elektrische Energie in die Haushalte geliefert wurde.
Drei Orangen, zwei Zitronen: −
Bald nicht mehr verborgne Gleichung,
Formeln, die die Luft bewohnen,
Algebra der reifen Früchte!
Licht umschwirrt im wespengelben
Mittag lautlos alle Wesen.
Trockne Blumen ruhn im selben
Augenblick auf trocknem Wind.
Drei Orangen, zwei Zitronen.
Und die Stille kommt mit Flügeln.
Grün schwebt sie durch Ulmenkronen,
Selges Schiff, matrosenheiter.
Und der Himmel ist ein blaues
Auge, das sich nicht mehr schließt
Über Herzen: ein genaues
Wunder, schwankend unter Blättern.
Drei Orangen, zwei Zitronen: −
Mathematisches Entzücken,
Mittagsschrift aus leichten Zonen!
Zunge schweigt bei Zunge. doch
Alter Sinn gurrt wie ein Tauber.
Obwohl in diesem Gedicht von Karl Krolow (1915 – 1999) vordergründig von Früchten die Rede ist, weist es eher auf eine subtile Mathematik einfacher Zahlen hin. Denn von Früchten, deren Farbe, Geschmack, Geruch… ist nicht die Rede. Wohl aber von den ersten Primzahlen, 2, 3 und 5. Denn das Gedicht ist aus Zweier- und Dreierelementen aufgebaut. Drei Strophen, die 1., die 3. und die 5. beginnen leitmotivisch mit den Worten „Drei Orangen, zwei Zitronen“ getrennt von zwei Strophen, der 2. und der 4. die den Kontext des „Geschehens“ umreißen. Jede Strophe hat 4 Zeilen, von denen je zwei den Endreim enthalten. Um die Mittelachse der dritten Strophe gruppieren sich die jeweils oben und unten angrenzende 2. und 4. sowie die 1. und 5. Strophe, die auch inhaltlich in Beziehung stehen.
Der Vers mit der Primzahl 5 schließt nicht nur das Gedicht ab, sondern enthält als Summe auch noch die den Versaufbau und die leitmotivischen 2 Zitronen und 3 Orangen prägenden Primzahlen 2 und 3.
Dass die Mathematik eine besondere Rolle in dem durch die 5 Südfrüchte durchwirkten Gedicht eine besondere Rolle spielt, zeigen die im Kontrast dazu vorkommenden Begriffe „Gleichung“, „Formeln“, „Algebra“, die im „Mathematischen Entzücken“ ihren emotionalen Höhepunkt finden. Die drei süßen Orangen werden gewissermaßen durch die 2 sauren Zitronen geschmacklich auf die Neutralität einer Einheit reduziert, die einem in Form eines beziehungsreichen Zahlenspiels bleibt.
Einfache Dinge
Einerlei geh ich
Zweierlei seh ich
Dreierlei leb ich
Viererlei freut mich am Tage
Einerlei sag ich nicht
Zweierlei trag ich nicht
Dreierlei hab ich nicht
Viererlei schreckt mich zu Tode*
Die Blätter der Kletterhortensie wachsen nach einem mathematisch anmutenden Prinzip: jeweils zwei sich gegenüberliegende Blätter wachsen im rechten Winkel zum Vorgängerpaar heran, sodass die dritte Blattgeneration wieder parallel zur ersten ausgerichtet ist und so immer weiter…
Aber ebensowenig wie die Blätter damit das Abzählen erleichtern wollen, geht es in dem Gedicht von Elisbeth Borchers um einen Abzählreim. Dazu einen Kommentar von Michael Braun:
„Manchmal tarnt sich ein Gedicht als Kindervers, indem es in der Manier eines Abzählreims daherkommt. Auch was sich im Text der 1926 geborenen Elisabeth Borchers als bloße Repetition und Variation ausgibt, entpuppt sich als ein vertrackter Vers über die Ambivalenzen und Widersprüche der menschlichen Existenz. In den fünfzig Jahren literarischer Produktion hat die Dichterin ihre diskrete Schreibweise immer mehr verfeinert, ihre lyrische Diktion wurde im Verlauf dieser Jahre immer asketischer.
Zwischen „einerlei“ und „zweierlei“ liegt in diesem um 1980 entstandenen Gedicht nicht nur eine klangliche und numerische Differenz, sondern ein Abgrund an meist negativen Bedeutungen. „Einerlei “ meint ja etwas Monotones, „Zweierlei“ oder „Dreierlei“ dagegen ein sich vergrößerndes Feld an Widersprüchen. So sind schon die positiven Setzungen der ersten Strophe doppelbödig; in den Negationen der zweiten Strophe verschärfen sich die Widersprüche und Paradoxien, so dass am Ende die Vielfalt der Bedrohungen das lyrische Ich „zu Tode erschrecken“.**
* Elisabeth Borchers (1926 – 2013). Alles redet, schweigt und ruft. Gesammelte Gedichte. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 2001
** Michael Braun, Deutschlandfunk-Lyrikkalender 2008, Verlag Das Wunderhorn, 2007 (aus: PlanetLyrik)
„Was will die Nadel nach Norden gekehrt?“
Sich selbst zu finden, es ist ihr verwehrt.
Die endliche Ruhe wird nur verspürt,
Sobald der Pol den Pol berührt.
Drum danket Gott, ihr Söhne der Zeit,
Daß er die Pole für ewig entzweit.
Magnetes Geheimnis, erkläre mir das!
Kein großer Geheimnis, als Lieb´ und Haß.
Willst du deines Gleichen kennen lernen,
So wirst du dich gleich wieder entfernen.
Warum tanzen Bübchen mit Mädchen so gern?
Ungleich dem Gleichen bleibt nicht fern.
Dagegen die Bauern in der Schenke
Prügeln sich gleich mit den Beinen der Bänke.
Der Amtmann schnell das Übel stillt,
Weil er nicht für ihres Gleichen gilt.
Soll dein Kompaß dich richtig leiten,
Hüte dich vor Magnetstein, die dich begleiten.*
Die anziehende und abstoßende Wirkung eines Ferromagneten und die Vermutung, dass die Erde als ein solcher anzusehen sei, wurde nicht nur im Rahmen der aufkommenden neuzeitlichen Physik als eine erstaunliche Eigenschaft der Materie angesehen. Sie wurde auch schnell zum Gegenstand esotherischer Praktiken und zur Metapher für Abstoßung und Anziehung in fast allen Bereichen des menschlichen Lebens.
Der Ferromagnetismus wurde erst im letzten Jahrhundert als kollektive makroskopische Wirkung eines mikroskopischen Effekts, dem Spin von Atomen, erkannt. Auch heute noch ist der Magnetismus allgemein eine aktuelle Forschungsdisziplin der Physik und hat seine tiefsten Geheimnisse (noch) nicht preisgegeben.
* Johann Wolfgang von Goethe. Poetische Werke. Band 1, Berlin 1960 ff, S. 423ff.
Johann Wolfgang von Goethe
(Deutscher Dichter 1710–1782)
Johann
Parabel
Was in unserm leben, freund,
wichtig und bedeutend scheint,
ob es tief zu boden drücke
oder freue und beglücke,
taten, wünsche und gedanken,
glaube mir, nicht mehr bedeuten
als des zeigers zufallsschwanken
im versuch, den wir bereiten,
zu ergründen die natur:
sind molekelstöße nur.
Nicht des lichtflecks irres zittern
läßt dich das gesetz erwittern.
Nicht dein jubeln und erheben
ist der sinn von diesem leben.
Erst der weltgeist, wenn er drangeht,
mag aus tausenden versuchen
schließlich ein erlebnis buchen. –
Ob das freilich uns noch angeht?*
Erwin Schrödinger (1887 – 1961) ist einer der Väter der Quantenmechanik und damit eines Forschungsparadigmas der Physik, das heute noch volle Gültigkeit besitzt. Jeder Student der Physik kommt nicht umhin, die Schrödinger-Gleichung zu lernen und in einfachen Zusammenhängen anzuwenden. Dass in Schrödingers umfangreichem Schaffen, auch noch Platz für lyrische Einlassungen war, mag erstaunen. Ebenso erstaunlich finde ich die darin zum Ausdruck gebrachte Gelassenheit und Abgeklärtheit mit der er die Bedeutung der menschlichen und damit seiner eigenen Hervorbringungen einschätzt.
* Erwin Schrödinger: Gedichte. Verlag H. Kupper, Godesberg 1949
Rote Rosen, stolz und prächtig,
Blühen in der Gärten Rund,
Eine weiße wiegt sich nächtig,
Wurzelnd in der Welle Grund.
Ihre zarten bleichen Wangen
Färbte nie der Erde Lust,
Nur ein stilles Traumverlangen
Blieb das Sehnen ihrer Brust.
Gerne spräch‘ sie mit den Sternen,
Aber wenn sie kaum erwacht,
Müssen jene sich entfernen,
Folgend ihrer Mutter Nacht.
Goldne Blätter wirft hernieder
Vom Gestad ein stolzer Baum,
Und sie hascht darnach, und wieder
War es nichts als nur ein Traum.
Denn das Laub, wie Purpur glühend,
Färbte nur der Herbst so rot,
und sie selbst sinkt nun verblühend
Mit hinunter in den Tod.*
Seerosen faszinieren nicht nur durch ihre Schönheit. Sie bieten auch aus physikalischer, naturphilosphischer und poetischer Sicht interessante Aspekte. Bevor sie demnächst ihre Aktivitäten auf den Teichboden verlegen, sei ihnen dieses herbstliche Gedicht gewidmet.
Hermann Lingg (1820 – 1905)
Gestern, als ich vom nächtlichen Lager den Stern mir in Osten
Lang betrachtete, den dort mit dem rötlichen Licht,
Und des Mannes gedachte, der seine Bahnen zu messen,
Von dem Gotte gereizt, himmlischer Pflicht sich ergab,
Durch beharrlichen Fleiß der Armut grimmigen Stachel
Zu versöhnen, umsonst, und zu verachten bemüht:
Mir entbrannte mein Herz von Wehmut bitter; ach! dacht ich,
Wußten die Himmlischen dir, Meister, kein besseres Los?
Wie ein Dichter den Helden sich wählt, wie Homer von Achilles‘
Göttlichem Adel gerührt, schön im Gesang ihn erhob,
Also wandtest du ganz nach jenem Gestirne die Kräfte,
Sein gewaltiger Gang war dir ein ewiges Lied.
Doch so bewegt sich kein Gott von seinem goldenen Sitze,
Holdem Gesange geneigt, den zu erretten, herab,
Dem die höhere Macht die dunkeln Tage bestimmt hat,
Und euch Sterne berührt nimmer ein Menschengeschick;
Ihr geht über dem Haupte des Weisen oder des Toren
Euren seligen Weg ewig gelassen dahin!*
Eduard Mörike (1804 – 1875) setzt in diesem Gedicht der damaligen Zeit entsprechend den Arbeiten Johannes Keplers (1571 – 1630) zur quantitativen Beschreibung der Marsbahn ein Denkmal. Denn diese waren ein wesentliches Element für die Aufstellung der berühmten Planetengesetze und damit ein Meilenstein für die Entwicklung der neuzeitlichen Physik. Sie bildeten eine wesentliche Grundlage für die Graviationstheorie, die in der klassischen Physik eine zentrale Rolle spielen. Der Planet Mars wird hier nur indirekt durch sein Erkennungsmerkmal des rötlichen Lichts angsprochen, durch den er auch für Laien am nächtlichen Himmel leicht zu erkennen ist. Da Mars ebenso wie die anderen Planeten das (weiße) Licht von der Sonne erhält, muss die rötliche Farbe von seiner Oberfläche herrühren. Dafür ist vor allem Eisenoxid verantwortlich, sodass man mit einigem Recht sagen kann, dass der Mars verrostet ist. Die aktuellen Marsmissionen bringen uns den Nachbarplaneten zunehmend näher.
* Eduard Mörike: Sämtliche Werke in zwei Bänden. Band 1, München 1967, S. 726-727
Als Kinder falteten wir aus streifenförmigen Gräsern Fünfecke. Am eindrucksvollsten waren die aus den breiten Blättern der Wasserlilie. Unser Mathelehrer, dem wir unsere Faltungen zeigten, sprang jedoch nicht darauf an. In jüngster Zeit stieß ich auf ein Gedicht von Miguel de Unamuno (1864 – 1936) das genau dieses Fünfeck beschreibt.
Fünfeckstern
Gott, mit den fünf Fingern
beider Hände spielend,
band einen Streif aus Gras;
Fünfeckig war die Schlinge.
So trat des Fünfecks Stern
hervor, der sein Arme
den weißen frischen Flügeln
der Kichererbsenblüte gab*
Ich habe versucht, das Fünfeck in zwei Versionen an einem Wasserlilienblatt anzubringen, indem ich in das Blatt einen Knoten band und dann die gekrümmten Abschnitte mit den Fingern glatt presste.
Natürlich lässt sich das Fünfeck auch aus einem Papierstreifen herstellen. Dazu empfiehlt es sich, von der langen Seite eines DIN A4 – Blattes einen Streifen von ca. 2 cm Breite abzuschneiden und damit vorsichtig einen Knoten zu binden. Vorsichtiges Straffziehen bei gleizeitigem Zusammenpressen führt dann mit ein wenig Geschicklichkeit zu diesem originellen Fünfeck.
* das Gedicht wurde von Alfred Schreiber übersetzt und in einer Sammlung weiterer „mathematisch angehauchter Gedichte“ publiziert: Alfred Schreiber (Hrsg.) Lob des Fünfecks. Wiesbaden 2012
Zwiegespräch
Doctor Schein und Doctor Sinn
Gingen ins Café;
Schein bestellte Doppel-Gin,
Sinn bestellte Tee.
Seitlich von dem Plauderzweck
Nahmen sie dabei:
Schein – verlognes Schaumgebäck:
Sinn – verlornes Ei.
Dialog ward Zaubertext,
Nekromantenspiel;
Zwieseits wurde hingehext,
Was dem Geist gefiel,
Was dem Sinn Erscheinung schien,
Was der Schein ersann.
Schein gab Sinn, und dieser ihn,
Und die Zeit verrann.
Und die Stunde kam herein
Leis’ des Dämmerlichts.
Sein verging zu Lampenschein,
Sinn verging zu nichts.
Ferdinand Hardekopf (1876 – 1954)
An diesem schönen Gedicht Matthias Claudius‘ (1740 – 1815), von dem ich hier nur die ersten vier Strophen abdrucke, haben sich schon einige „Philister“ abgearbeitet, indem sie meinten dem Claudius eine Inkorrektheit nachweisen zu können. Denn in der dritten Strophe des Gedichts heißt es: „Er ist nur halb zu sehen / Und ist doch rund und schön“. Dies könne nicht sein. Denn wenn der Mond in der Dämmerung, also bei Sonnenuntergang aufgeht, dann handelt es sich um den der Sonne gegenüberliegenden Vollmond. Der (abnehmende) Halbmond geht hingegen gegen Mitternacht auf und da hat man dann keine Dämmerung mehr. Es gibt harsche Kritik und auch Hinweise im günstigsten Fall Entschuldigungen mit der dichterischen Freiheit usw. Ich will das hier nicht weiter ausführen. Aber wer sagt denn, dass Claudius vom Halbmond spricht. Er sagt, der Mond sei nur halb zu sehen. Vielleicht ist er ja wegen teilweiser Bewölkung u. Ä. teilweise bedeckt? (siehe Foto). Denn es kommt häufig vor, dass sich eine Wolke vor den Mond schiebt und ihn halb abdeckt. Und wenn man einen Halbmond rund und schön finden kann, dann doch wohl auch einen halben Vollmond. Wie dem auch sei, ich halte diese vermeintliche Inkorrektheit weder geeignet für einen Unterrichtseinstieg in die Mondphasen noch für eine oberlehrerhafte Kritik an einem großen Dichter.
Geliebteste Erinnerung, San Miniato!
da ich mit Gioia versonnen
im Anblick der Stadt stand;
die warm umgoldet,
im letzten Strahlen
der Abendsonne blinzte.
Vom weichen Südwind umfächelt.
Wir sahen sie lächeln,
die herrliche Stadt!
Und es war das Lächeln
ihrer vergangenen, siegreichen Schönen. Weiterlesen
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht’s auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein,
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist’s auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen! Weiterlesen
Es graut vom Morgenreif
In Dämmerung das Feld,
da schon ein blasser Streif
den fernen Ost erhellt;
Man sieht im Lichte bald
den Morgenstern vergehn,
Und doch am Fichtenwald
Den vollen Mond noch stehn:
So ist mein scheuer Blick,
Den schon die Ferne drängt,
Noch in das Schmerzensglück
Der Abendnacht versenkt. Weiterlesen