Diese vereint wie radial ausschwärmende Rasenmäher das Huflattichblatt abgrasenden Raupen des Jakobskrautbärs (der im Übrigen ganz anders aussieht: ein eleganter rot-schwarzer Schmetterling und kein Bär!), räumen gründlich ab. Obwohl sie sich eigentlich auf dem giftigen Jakobskraut zu Hause fühlen, nehmen sie hier – offenbar in Ermangerlung desselben – mit der zweitbesten Nahrungsquelle vorlieb. In der Umgebung steht so mancher seines Grüns beraubter Huflattich im monochromen Grau.
Da Raupen vom Jakobskraut auch die Giftigkeit übernehmen, warnen sie immerhin potenzielle Fressfeinde durch ihr Outfit einer schwarz-gelb gemusterten Wespe. Wohl weniger aus Rücksicht auf die Räuber, als vielmehr aus purem Selbstschutz. Was nützt ihnen auch im Magen eines Räubers, dass dieser anschließend auch zugrunde geht? Wespen sind offenbar nicht nur bei Menschen gefürchtet. Die Biologen nennen eine solche Täuschung durch Übernahme fremder Merkmale Mimikry.
Ich finde diese Komposition aus Strukturen und Farben ganz unterschiedlicher Art auf eine bestimmte Weise naturschön. Aber es bleibt ein vager, gefühlter Vorbehalt – aufgrund der dahinter stehenden Schicksale. Bei den schönen Algenmustern ging es mir ähnlich.
Da war doch was. Bewegte sich da nicht etwas auf dem Blatt? Ein Teil des Blatts? Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als ein Insekt, das sich ein fast identisches Aussehen wie das Blatt zugelegt hat. Nur mit Mühe und wenn man es weiß, ist es zu erkennen. Selbst an Details wurde gedacht; auch die Beinchen sind von demselben Grün wie die Blattadern.
Das Tierchen hat es jedoch auch in anderer Hinsicht in sich, wenn man es ärgert bzw. wenn es sich bedroht fühlt, kann es ein übel stinkendes Sekret absondern. Daher auch sein Name: Grüne Stinkwanze. Als ich die Wanze zum ersten Mal sah, war ich von der Schönheit des Anblicks und der Farbgleichheit zwischen Tier und Pflanze beeindruckt. Dieser Eindruck hat auch mit der nachträglich erworbenen Kenntnis, dass die Wanze auch unangenehm stänkern kann, nicht gelitten.