Flammen lodern züngelnd nach oben, brennendes Holz knistert, Funken sprühen in wilden Wirbeln hoch über dem Feuer, Gesichter glühen im Schein der Flammen und der Wärmestrahlung. Die Menschen erleben in der Betrachtung des Osterfeuers eine der elementaren Urgewalten und lassen sich mehr oder weniger innerlich beteiligt von den dadurch ausgelösten Gedanken und Gefühlen forttragen.
Das Osterfeuer gilt den Christen als ein Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus. Aus einigen Quellen geht aber auch hervor, dass mit dem Licht der Winter und die dunkle Jahreszeit verabschiedet oder ausgetrieben werden.
Auf dem Foto fällt auf, dass sich die Flammen in heller Aufruhr befinden. Links oben scheint sich ein Flammenfragment selbständig zu machen und das Weite zu suchen. Daran kann man zweierlei erkennen. Zum einen wird deutlich, dass für die Flamme – zumindest für kurze Zeit – keine direkte Verbindung zum brennenden Holz nötig ist. Denn nicht das Holz an sich brennt, sondern die abgegebenen brennbaren Gase. Zum anderen sieht man nur den Teil der Flamme, der für uns sichtbares Licht abgibt. Das ist erst bei Temperaturen oberhalb von etwa 700° C der Fall.
Beim Osterfeuer wird außerdem der Einfluss der Wärme durch Strahlung fühlbar. Es ist also weniger die erwärmte Luft, die uns zwangsläufig auf einen Sicherheitsabstand zum Feuer bringt, sondern vor allem die Wärmestrahlung. Die in der ersten Reihe zum Feuer hin stehenden Menschen, spüren dies besonders stark und wechseln bald in eine weiter hinter liegende Reihe. So bringt die Strahlungswärme zumindest die ersten Reihen in eine ständige „Konvektionsbewegung“. Erhitzte Menschen gehen nach hinten, kühle Menschen geraten nach vorn, bis auch sie wieder nach hinten wechseln und so weiter… Menschen sind eben auch nur Moleküle.
Die dunkle und kalte Jahreszeit lässt die Menschen seit Urzeiten an die Bedeutung des Lichts und des Feuers denken. Es hat für die Entwicklung zum modernen Menschen eine große Rolle gespielt. Unabhängig davon, wie der Mensch zum Feuer oder das Feuer zum Menschen kam – ob durch den göttlichen Prometheus oder durch einen vom Gewitter entfachten Brand oder… – fortan entwickelte der Mensch ganz unterschiedliche Methoden, diese chemische Reaktion der Verbrennung in Gang zu setzen, aufrecht zu erhalten und für die unterschiedlichsten Verrichtungen zu nutzen.
Obwohl die Verbrennung ein sich selbst aufrecht erhaltender Vorgang ist, solange Brennstoff zur Verfügung steht, bestand für die Urzeitmenschen eine große Herausforderung darin, erst einmal die Entzündungstemperatur zu erreichen, um das Feuer in Gang zu setzen. Zur Aufrechterhaltung musste dann nur noch geeignetes Brennmaterial beschafft werden.
Eine Methode Feuer zu machen bestand darin zwei Steine aufeinanderzuschlagen und den dabei entstehenden Funken „einzufangen“, indem man mit ihm leicht entzündliches Material, wie etwa den Zunderschwamm, zum Glimmen brachte. Als Steine wurden der Feuerstein (sic!) und Pyrit (Schwefelkies) benutzt. Wenn der Zunder „wie Zunder“ brannte, konnte man das Feuer auf andere für den jeweiligen Zweck (z.B. Licht, Wärme…) spezifische Materialien übergehen. Wer das heute nachmachen will, wird erfahren, welche „technischen“ Schwierigkeiten unsere Altvorderen damit zu bewältigen hatten.
Eine andere, meines Erachtens einfacher zu handhabende Methode bestand darin, Reibungswärme zu nutzen. Dass es beim Reiben glühend heiß werden kann, erfährt man beispieslweise, wenn man mit einem stumpfen Bohrer versucht, ein Loch in ein Stück Hartholz zu bohren. Auf ganz ähnliche Weise wurde früher ein mit beiden Händen gedrillter Holzstab in eine passende Vertiefung eines weiteren Stücks Holz gedrückt wurde, bis es zum Glimmen kam.
Diese Vorgeschichte steckt vermutlich tief verwurzelt im menschlichen Bewusstsein. Ich kenne kaum einen Menschen, der nicht vom Feuer eines Kamins beeindruckt ist oder sich von der Flamme einer Kerze verzaubern lässt. Die heutigen Lichterketten und anderen elektrisch betriebenen Leuchtkörper sind gewissermaßen legitime Abkömmlinge dieser tiefen Sehnsucht des Menschen nach Licht und Wärme in dieser dunklen Jahreszeit, auch wenn vieles inzwischen zum bloßen Ritual erstarrt ist.
Die Begeisterung des modernen Menschen für das Licht drückt sich auch in modernen Lichtinstallationen und anderen Performances aus, oft sogar in eigens dafür eingerichteten Museen und im öffentlichen Raum.
Nachdem wir es uns am Vorabend am lodernden Lagerfeuer gemütlich gemacht hatten, machte ich mich am nächsten Morgen daran, die Verbrennungsrückstände zu entsorgen. Dabei stieß ich auf unvollständig verbranntes Holz, das mir durch schöne Strukturen imponierte, die vorher noch fotografiert werden wollten. Auf dem Foto ist ein Ausschnitt daraus zu sehen.
Beeindruckend an diesen Rückständen, denen zum Zwecke der Erwärmung der um die Schale herum sitzenden Personen die meiste Energie entzogen wurde (Oxidation = exothermer Vorgang), finde ich vor allem die Farben. In ansprechenden Gelb- und Brauntönen scheinen sie die lebhaften Rot- und Gelbtöne des Vorabends zu komplettieren.
In einem früheren Beitrag, der fast auf den Tag genau vor einem Jahr anlässlich einer ähnlichen Situation erschien, bin ich schon einmal auf die Ästhetik des Verbrannten eingegangen. Dort herrschte dunkle aber glänzende Einfarbigkeit vor und beeindruckte vor allem durch die Regelmäßigkeit der Strukturen.
Zugegeben der Kaminrost ist gemeinsam mit dem Kamin in die Jahre gekommen. Dennoch wundere ich mich seit längerem darüber, dass die Eisenstäbe, die ja eigentlich anders als Holz nicht verbrennen sollten, immer dünner wurden und inzwischen wie Spieße aussehen. Was ist mit dem Eisen passiert? Weiterlesen
… ergeht sich die Natur noch einmal in den schönsten Spektralfarben, sortiert nach der Wellenlänge des Lichts. Könnte man angesichts des Fotos meinen – aber es ist viel profaner. Als ich im Anschluss an eine größere Feier die Warmhaltebehälter reinige, fällt mir auf, dass die von den Flammen der Brennpaste berußten Stellen von brillanten Farbringen umgeben sind. Wie entsteht eine solche Kolorierung? Weiterlesen
Nicht nur das Osterei, sondern auch das Osterfeuer gilt den Christen als ein Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus. Auch in diesem Fall wird auf vorchristliche Traditionen zurückgegriffen, wonach mit Licht und der Wärme des Feuers der Winter und die dunkle Jahreszeit verabschiedet oder ausgetrieben werden. Weiterlesen
Als der Dachdecker das für Reparaturzwecke am Dach vorgesehene Walzblei ausrollte, staunte ich nicht schlecht. Der Vorgang des Ausrollens lief wie die Präsentation einer Serie von Bildern abstrakter Kunst ab (siehe Fotos).
Normalerweise hat Walzblei ein einheitliches, leicht zwischen mattem Silber und Blaugrau changierendes Aussehen. Weiterlesen
Wenn in diesen Zeiten die Stunden vor dem Kamin uns wieder in die angenehmen Seiten der kalten Jahreszeit einzustimmen beginnen, rückt auch das Holz in seinen zahlreichen Aspekten wieder ins Bewusstsein. Nicht nur dass es unter körperlicher Anstrengung erst einmal kamingerecht zugerichtet werden muss, sondern auch durch die spektakulären Begleiterscheinungen der Rückverwandlung von einer komplexen Biomaterie in seine anorganischen Bestandteile, aus denen es unter Einwirkung der Sonne in den Wäldern entstanden ist. Es ist als würden bei diesem Dekonstruktionsprozess die im Holz aufgehobenen hellen und wärmenden Aspekte der Sonne zugleich lichterloh und stimmungsvoll wieder freigegeben. Dabei fielen mir die folgenden Worte von Phiippe Jaccottet ein: Weiterlesen
Sie wußte immer, wo sie im Gestöber der Zeichen sich selbst finden konnte, und das war es, was göttliche Geister aus dem Chaos Wissen ziehen ließ. Gesträubt hatte sie sich nur gegen die Idee, auch normale Schriftzeilen so zu lesen wie die Botschaften des Rostes oder die Tänze der Kiesel im Brunnenbecken. Dabei war das einfach, man mußte nur gnadenlos ignorieren, was der Schreiber selbst mitteilen wollte.
Sten Nadolny (*1942)
Chemisch gesehen ist Rost ein wasserhaltiges Oxid. Wie wir alle wissen, entsteht er von selbst an feuchter Luft. Dabei verbindet sich das Eisen in Gegenwart von Wasser – ohne dass höhere Temperaturen nötig wären – mit dem in der Luft reichlich vorhandenen Sauerstoff. Da Rost porös ist, schützt eine Rostschicht nicht vor weiterer Verrostung. Durch die Aufnahme des Sauerstoffs nimmt das Volumen des rostenden Eisens zu.
Das hat zur Konsequenz, dass beispielsweise Stahlbetonteile (Stahl besteht hauptsächlich aus Eisen), deren Stahlteile in Kontakt mit der Luft geraten, schließlich durch Rostbildung und die dadurch bedingte Ausdehnung zum Bersten gebracht werden.
Rosten ist ein Zerfallsvorgang par excellence und hat daher schon lange auch eine metaphorische Dimension. „Wer rastet, der rostet“ heißt es da, wobei Rosten mit Altern, Verfall, Krankheit u.ä. gleichgesetzt wird.
In den letzten Jahrzehnten hat man jedoch auch eine ästhetische Dimension in der mit dem Rosten einhergehenden Strukturbildung entdeckt. Verrostende Designobjekte schmücken Gärten und Balkone und manch ein vor sich hin rostendes Kunstwerk im öffentlichen Raum wird erst eigentlich durch den Vorgang des Rostens zur Kunst. Die Spannung zwischen Ästhetik der entstehenden Roststrukturen, zwischen Zufall und Notwendigkeit und dem irreversiblen Verfall, der allem Irdischen anhängt, ist dabei oft Teil des Programms.
Flammen lodern züngelnd nach oben, brennendes Holz knistert, Funken sprühen in wilden Wirbeln hoch über dem Feuer, Gesichter glühen im Schein der Flammen und der Wärmestrahlung. Die Menschen erleben in der Betrachtung des Osterfeuers eine der elementaren Urgewalten und lassen sich mehr oder weniger innerlich beteiligt von den dadurch ausgelösten Gedanken und Gefühlen forttragen.
Das Osterfeuer gilt den Christen als ein Symbol für die Auferstehung von Jesus Christus. Aus einigen Quellen geht aber auch hervor, dass mit dem Licht der Winter und die dunkle Jahreszeit verabschiedet oder ausgetrieben werden. Weiterlesen
In den Abendstunden des Ostersonnabends oder –sonntags, in seltenen Fällen auch am Ostermontag brennen wieder die Osterfeuer und ziehen viele Menschen an, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen. Weiterlesen