Als ich mich ein wenig in die Naturschönheit einer blauen Iris versenkte erblickte ich plötzlich ein Fabeltier, das mich ein wenig an einen blauen Pfau mit offenem Schnabel und geschlossenem Auge erinnert. Ich habe die Blume fotografiert und zeige hier den Ausschnitt, der mir ins Auge gestochen war. Schaut selbst, seht ihr nicht auch das blaue Tierchen?
Der Wald hat heute viele seiner Geheimnisse verloren. Hänsel und Gretel sind ebenso verschwunden wie Rotkäppchen und der Wolf. Bevor Bäume absterben werden sie abgeholzt. Wälder sind meist aufgeräumt. Man darf kaum noch vom vorgezeichneten Weg abweichen. In unserem Wald gibt es Hinweisschilder auf „Kein Weg“, eine doppelte Paradoxie. Denn einerseits muss nicht eigens auf etwas hingewiesen werden, was nicht ist. Andererseits ist ein Weg nicht einfach weg, wenn man es mit einem Hinweisschild behauptet.
Aber man kann sich behelfen. Wälder und Bäume haben bestimmte Geheimnisse behalten. Sie sind voll von Pareidolien, also Strukturen, die visuell meist ohne unser Dazutun mit anderen Bedeutungen belegt werden. Man muss lediglich eine Bereitschaft mitbringen, solche Umdeutungen gegen das eigene Denken zuzulassen. Ein Beispiel ist der im Foto abgelichtete Baumstumpf. Er bekommt plötzlich ein Gesicht und zwar eines, das in der Lage ist, den derzeitigen Zustand des Waldes nonverbal zum Ausdruck zu bringen.
Das Foto zeigt einen Stein auf einem Sandstrand, der von auf- und ablaufendem Wasser umströmt wird. Da der Sand aus hellen und dunklen Anteilen besteht, die sich in ihrer Dichte unterscheiden, kommt es bei der Strömung zu Entmischungen der beiden Sandsorten. Auf diese Weise werden die beiden Wirbel des sandbeladenen strömenden Wassers hinter dem Hindernis visualisiert. Insgesamt wird ein fast symmetrisches Strömungsmuster um den Stein herum gezeichnet.
Als ich an dem Strand an diesem Muster vorbeikam drängte sich mir allerdings ein ganz anderes Bild auf: Ich sah und sehe auf dem Foto einen Hundekopf oder den Kopf eines ähnlichen Tiers. Vielleicht geht es ja der einen oder dem anderen auch so. Dabei zeigt sich ein merkwürdiges Phänomen. Die Struktur drängte sich mir umso stärker auf, je weiter ich mich entferte, bzw. je kleiner das Netzhautbild wurde. Dieser Eindruck wiederholte sich, als ich das Foto hier zunächst möglichst groß darstellen wollte und dabei den Eindruck gewann, dass sich die Pareidolie umso deutlicher aufdrängt, je kleiner die Darstellung ist (siehe kleines Bild).
Das erinnert mich an ein Kunstwerk auf dem Straßenpflaster vor dem Picasso-Museum in Münster, in dem das Konterfei des Künstlers nur aus gehöriger Entfernung bzw. Höhe zu erkennen ist. Dazu gibt es einen früheren Beitrag.
Ich habe ihn an einem seiner langen Ohren erkannt. Hätte er sich nicht auf diese Weise der Sonne exponiert, ich wäre ihm wohl nicht so schnell auf die Spur gekommen. Denn zugegeben, sich in einem Tropfen zu verstecken und gleichzeitig zu sonnen, ist schon eine sehr originelle Art, sich vom Verteilen der Eier zu erholen oder sich dem gar zu entziehen. Die physikalisch äußerst interessante Frage, wie er in den Tropfen hineinkam und erst recht, wie er wieder herauskommt, möchte ich hier einmal ungeklärt lassen…
Anmerkung: Es handelt sich um ein echtes Foto, Photoshop war nicht im Spiel. Man könnte auch sagen: Reiner Zufall und die Disposition Pareidolien zu sehen, in diesem Fall aus aktuellem Anlass Osterhasen in den Augen oder sonstwo zu haben.
Diese magische Berglandschaft mit dendritischen Strukturen und blauen Gipfeln ist nichts weiter als eine mit Tropfen belegte Glasscheibe, die einerseits den blauen Himmel und andererseits Bäume spiegeln. Die Orangefärbung verdankt sich einem intensiven Sonnenaufgang, der seine Farben insbesondere den Bäumen mitteilt, die sie wiederum an die Tropfen weiterreichen.
Ein weiteres NaturKunstwerk. Der Fantasie (siehe Überschrift) sind da keine Grenzen gesetzt.
Es handelt es sich dabei um einen Ausschnitt einer vom Salzwasser der Nordsee maltraitierten Befestigung entlang der Küste, in der als Bindemittel Teer oder Asphalt benutzt wurde. Interessant ist hier die Wechselwirkung zwischen Teer und Salzwasser, die – so meine vorläufigen Recherchen – noch Gegenstand der Forschung sind.
Diese Pflanze hat eigentlich ihre Blütezeit lange hinter sich. Irgendwann kippte sie, der meisten Blüten verlustig, in den Teich, um dort allmählich zu verfaulen. Doch wie so oft im Leben nutzte sie dann die Gelegenheit, sich Ersatzblüten zuzulegen, um dem Zerfall noch eine letzte Grazie zu verleihen.
Die Gelegenheit ergab sich dadurch, dass sie mit einigen Ästen in einer Melange von Eis und Schnee steckte (siehe Foto). Als dann tags darauf die Sonne schien, erwärmten sich Teile der Pflanze wesentlich stärker als die Eis-Schnee-Mischung. Denn letztere reflektierte einen großen Teil der Strahlungsenergie und ließ einen anderen Teil durch, um am Boden des Teichs absorbiert zu werden.
Demgegenüber absorbierte die Pflanze einen großen Teil der auftreffenden Strahlungsenergie und sorgte dafür, dass das Eis-Schnee-Gemisch schmolz und sich um die Eintauchstellen herum verflüssigte. Möglicherweise wurde zusätzlich auch noch von der übrigen Pflanze absorbierte Energie durch Wärmeleitung zu den Eintauchstellen transportiert.
In der folgenden kalten Nacht froren dann diese Stellen wieder zu. Aber da sich dort kein Schnee mehr befand, blieb es dort transparent und damit dunkel, weil das einfallende Licht vom Teichboden absorbiert wurde.
Sind das wirklich die drei Weisen aus dem Morgenland? Nein, es sind nur ihre Schatten, die immer der Nase lang gehen.
Irgendwas blicke mich aus der Borke einer alten Platane (?) an und kam mir auch noch irgendwie aus dem Fernsehen bekannt vor. Aber auch unabhängig davon empfand ich den Anblick einfach naturschön.
Hier hat eine Raupe ihre Fraßspuren dadurch getarnt, dass sie für neugierige Menschenblicke ein fröhlich tanzende Figur geschaffen hat. Sie soll davon ablenken, nach der Raupe selbst zu suchen. Die schwarzen Punkte, die man in den Fraßspuren entdeckt entsprechen einem Teil der Materie, die die Raupe zu sich genommen und nach Gebrauch (Lebensfunktionen und Körperaufbau) wieder portionsweise abgegeben hat.
Da durch diese Aktion der Raupe an den entsprechenden Stellen die Fotosyntheseeinrichtungen stark in Mitleidenschaft gezogen werden, ist vermutlich auch das Blattgrün (Chlorophyll) zerstört worden. Ich vermute, dass dort die ansonsten überdeckten Farben der Carotinoide und Anthocyane sichtbar werden, ähnlich wie im Herbst, wenn die Bäume das wertvolle Chlorophyll zurückziehen und im Stamm speichern.
Nicht nur Menschen ver(un)zieren Bäume mit eigenen (Kunst-)Werken. Auch Schnecken scheinen es ihnen nachzumachen. Jedenfalls ist das schon ganz gut gelungene, mit Schneckenschleim gemalte Männchen am Baum ein Zeichen ihres diesbezüglichen Tuns. Menschen versuchen es meist auf andere Art, durch Schnitzen, Ausmalen mit Farben, kreativ Anmalen, Drapieren mit getrickten Textilien oder durch Lichtprojektionen… Manchmal schmücken sich die Bäume auch selbst, z.B. mit einer naturschönen Wucherung oder einem originellen Tattoo. Andere Tierchen gehen eher bildhauerisch vor.
Lange hatte ich das Spiel des auf- und ablaufenden Wassers am Strand beobachtet. Der schwarze Stein in der Strömung erzeugte zu beiden Seiten eine Wirbelstraße, indem das zunächst zu beiden Seiten abgelenkte Wasser den drohenden Leerraum hinter ihm zu füllen versuchte. Diese Wirbel lösten sich ab und wurden durch neue ersetzt, sodass sich eine ganze Straße ergab. Leider hatte ich keine Kamera dabei, sodass ich die Bilder im Kopf speichern musste.
Stunden später als das Wasser bei Ebbe weiter unten seine Spielchen mit Steinen und anderen Hindernissen trieb, traf ich erneut auf den Stein. Er schien mich diesmal wie der Leibhaftige anzugrinsen, konnte jedoch durch die im Sand gezeichneten Abbilder der Wirbel vom Mittag nicht verbergen, dass er nur ein Stein und nichts als ein Stein war, durch den der Sand teilweise entmischt und gestaltet worden war. Oder hatte ich hier einen der Köpfe des Höllenhundes Kerberos vor Augen?
Dieser Paradolie begegnete ich auf einer Wanderung. Das durch das Blätterdach kunstvoll geformte Sonnenlicht projizierte dieses Bild auf einen Baum. Oder war es ganz anders? Zeichnete das vom beleuchteten Baum diffus reflektierte Licht das Bild in meinem Kopf? Dass ich in diesem natürlichen Bild (gr. eidolon) etwas sah, was völlig daneben (gr. para) ist, macht den Reiz der Suche nach derartigen Bildern aus. Da eine natürliche Pareidolie definitionsgemäß auch von anderen Menschen wahrgenommen werden kann, zeige ich sie hier, um das zu überprüfen.
Bei den Wattwanderungen an der Nordseeküste findet man im reichhaltigen Algenbewuchs auch immer wieder Strukturen, die aber auch gar nichts mit den Pflanzen zu tun haben. In der letzten Zeit habe ich den Eindruck, mehr Pareidolien zu sehen als biologische Besonderheiten. Um es nicht ausschließlich meiner übertriebenen Fantasie zuzuschreiben, zeige ich hier mal ein Foto, auf dem ich ein irgendwie aktives Männlein zu sehen glaube.
Okay, die Überschrift ist etwas übertrieben. Als ich jedoch die Pflanze (Foto) sah, erinnerte sie mich sofort an Oroboros, die in mehreren alten Kulturen bekannte Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Indem ich sie fotografierte wurde mir klar, wie sehr unsere Sehweise doch bestimmt ist von Bildungsrelikten, selbst wenn der genaue Inhalt oft nicht einmal mehr präsent ist.
In der Luft und im Wasser. Der Aal, der Klavierspieler,
die Molluske, das Salamanderherz: die Traktrix,
die Zissoide; Stau-, Schnitt- und Hüllkurven;
Wirbel, Flugbahnen, Diagramme . . . Kurzum, „die Welt“
ist eine Augentäuschung: Nichts sehen wir so,
„wie es ist“, und das was sich zeigt, verbirgt sich.
Immer feinere Fallen, sinnreichere Instrumente,
abstraktere Waffen.*
Wenn man das Foto aus größerem Abstand betrachtet oder es auf dem Bildschirm stark verkleinert kann man sowohl die im Gedicht angesprochenen mathematischen Kurven entdecken, sowie eine dieser Augentäuschungen zu Gesicht bekommen. Allerdings ist das mit den Pareidolien so eine Sache. Jeder hat so sein eigenes Netz an Mustern, das oft nicht verallgemeinert werden kann.
Beeindruckend an diesem Foto, also der Zweidimensionalisierung eines dreidimensionalen realen Anblicks, ist übrigens, dass die Wirkung der Dreidimensionalität z.B. des vermeintlichen Gebirgsrückens in der rechten Bildhälfte, in der dreidimensionalen Wirklichkeit ziemlich zweidimensional ist. Das ist unserem seit der Erfindung der Zentralperspektive in der Renaissance geprägten Blick zu verdanken. Ohne die Zentralperspektive wäre aber die heutige Welt eine völlig andere.
* Enzenberger, Hans Magnus; Die Elexiere der Wissenschaft, Seitenblicke in Poesie und Prosa. Frankfurt am Main 2002. S. 54
Vor einigen Tagen fand ich im Wald dieses ungewöhnlich gewundene Holzstück eines abgestorbenen Busches. Mich faszinierte zunächst der merkwürdige Wuchs am oberen Ende, in dem der ehemalige Ast in sich selbst zurückwuchs und seitdem im wahrsten Sinne des Wortes eine Art Holzauge darstellt. Diese sogenannte Inosculation beobachtet man zum Beispiel bei Efeu. Doch dann war mir plötzlich so, als blickte mich ein kleiner Vogel an und dann war es um mich geschehen. Das Holzstück musst mit nach Hause, wo es demnächst sicherlich einen bleibenden Ort finden wird.
Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Keil. Es scheint wie eine Axt zwei Holzteile auseinanderzutreiben, die sich dabei wellenförmig aufwerfen. Aber der erste Blick ist nicht immer der beste. Es handelt sich nämlich um einen Rest eines Baums, dessen oberer Teil vermutlich durch Wind abgebrochen wurde. Der Restbaum lebte noch eine Zeit weiter und die Rinde mit den lebenswichtigen Leitgefäßen versuchte den abgestorbenen Teil des Stamms durch Umwucherung zu integrieren..
Der Versuch misslang, der Baum starb ab und fiel um. Der ästhetisch ansprechende Übergang ist im Foto festgehalten.
Diese Eisstruktur beobachtete ich auf einem Feld mit Wintergetreide. Hier lag ein wenig Schnee, der tagsüber bei Sonnenschein teilweise schmolz. Die Rückstände gefroren während der Nacht, sodass schließlich diese filigrane Eisskulptur entstand. Die gläserne „Ente“ (oder was auch immer) auf der linken Seite ist nur wenige Zentimeter hoch.
Obwohl das figürliche Ensemble sehr zerbrechlich aussieht (z.B. Hals der Ente), ist es relativ stabil. Entscheidend für diese Stabilität ist die sogenannte Flächen-Volumen-Relation, die ich früher bereits ausführlicher beschrieben habe (siehe z.B. hier). Als Beispiel denke man sich ein Insekt. Unter Beibehaltung seiner Proportionen auf die Größe eines Menschen vergrößert, würde es unter dem eigenen Körpergewicht zusammenbrechen.
Auffällig sind weiterhin die (schwachen) Farbeindrücke der an sich transparenten Eisskulpturen. Wie bereits in früheren Beispielen gezeigt (z.B. hier) sind sie auf die Wirkung des polarisierten Lichts des Himmels zurückzuführen. Da die Polarisationswirkung des Himmels im Vergleich zu einer Polaroid-Brille schwach ist, sind die Farben hier nur andeutungsweise zu erkennen. Auch frische Risse in einer Eisschicht können sich farblich bemerkbar machen.
Um sich nach dem Regen keine nassen Füße zu holen, heftet man oft den Blick auf die Straße, um den Pfützen ausweichen zu können. Dabei überlistet man sich manchmal Interessantes zu sehen. Im vorliegenden Fall sah es aus einiger Entfernung so aus, als würde dort jemand ganz in dunklem Himmelblau getönt liegend sitzen.
Neben dieser Pareidolie ist die Pfütze insofern physikalisch interessant, als das Wasser in ihr nicht nur den blauen Himmel spiegelnd reflektiert, sondern zusätzlich Sonnenlicht von einem mehr oder weniger breiten feuchten Rand ausgeht. Wie kommt es dazu?
Licht wird nur dann von einer spiegelnden Fläche ins Auge gelenkt, wenn der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel ist. Für irgend einen Ausschnitt des Himmels ist diese Bedingung so gut wie immer erfüllt, sofern er aus (fast) allen Richtungen zu sehen ist. Für die Sonne wäre das hier nur dann der Fall, wenn sie schräg von vorne schiene. Dass sie dennoch den Randbereich um die Wasserfläche herum erhellt, liegt daran, dass die Fläche aus unregelmäßig orientierten Elementen besteht, von denen das eine oder andere die Reflexionsbedingung erfüllt und man daher wenigstens viele kleine Sonnenreflexe zu sehen bekommt. Ihre Helligkeit ist so groß, dass die Zwischenräume überstrahlt werden und es so erscheint, als würde ein kontinuierlicher Randstreifen im reflektierten Sonnenlicht leuchten.
In Orchideen scheint man manchmal Gesichter zu sehen, in denen bei näherem Hinsehen und mit etwas Fantasie weitere Gesichter zu sehen sind. Vor dem weißen Hintergrund der Blütenblätter kommen die zarten Farben direkt oder durchscheinend besonders eindrucksvoll zum Ausdruck. Und die Schatten verleihen dem Ganzen eine gewisse Tiefe.
Nachdem es aufgehört hat zu regnen, tröpfelt es aus dem Auslauf des Fallrohres noch sehr lange in die Regentonne. Fast jeder Tropfen erzeugt eine Blase, so als wechselte der Tropfen beim Übergang in die Anonymität des in der Tonne gesammelten Wassers einfach seine Identität: Aus der luftumhüllten Wasserkugel in eine wasserumhüllte Luftkugel. Leider ist die Kugelgestalt in beiden Fällen nur das Ideal, an dem sich die Materie orientiert. Weder die fallenden Tropfen noch die driftenden Blasen erreichen sie.
Die Tropfen schaffen es nur näherungsweise während des Falls und dann auch nur die kleinen, denen die Schwerkraft nicht so viel anhaben kann. Und den Blasen gelingt es nicht, sich aus dem Wasser zu befreien. Sie driften allenfalls als unvollkommene Halbblasen auf dem Wasser und das auch nur für kurze Zeit in einem Kollektiv. Und dieses schickt sich an das zweidimensionale Äquivalent der Kugel, den Kreis, zu erreichen. Auch das gelingt ebenfalls meist nur sehr unvollkommen.
Und wenn dann dieser halbwegs runde Blasenteppich durch äußere Einflüsse verschoben wird und unter den weiterhin tropfenden Auslauf gerät, zerschießen die fallenden Tropfen auch noch einige der Blasen, sodass entsprechende Löcher im Teppich entstehen. Auch hier macht sich dann wieder die Tendenz bemerkbar, das Loch kreisförmig zu gestalten. Aber bevor es soweit kommt, führen vor allem äußere Einflüsse dazu, dass andere Gestalten durchlaufen werden, u.A. die im Foto dargestellte, die schon eher an eine nachträgliche Reminiszenz an Halloween erinnern als an physikalisch begründbare Vorgänge.
Ob ich dieses Stück Holz wohl auch mitgenommen hätte, wenn ich darin keinen Vogel erkannt hätte? Schwer zu sagen. Ich finde es zwar auch ohne diese Pareidolie im Hinterkopf naturschön. Aber erst die Ähnlichkeit mit einem Vogel veranlasste mich diesem am Stand angeschwemmten Stück Holz Aufmerksamkeit zu widmen.
Als sich der Knopf vom Hemd löste und trotz seiner Winzigkeit geräuschvoll über den Fliesenboden rollte, aber leider verstummte bevor er akustisch zu orten war und ich daher auf den Knien robbend den Winzling einzufangen versuchte, wusste ich noch nicht, auf was ich mich da eingelassen hatte. Denn eigentlich hatte ich besseres zu tun.
Als ich ihn dann endlich unter dem Tisch fand und die Höhe bzw. die Niedrigkeit des Tisches falsch einschätzend mir auch noch den Kopf stieß, was zum Glück rein akustisch einen größeren Schmerz erwarten ließ als dann tatsächlich fühlbar wurde und ich mir in diesem Moment gleichzeitig ausmalte, welch lächerliche Figur ich in dieser Situation wohl für einen außenstehenden Beobachter abgeben würde, hatte ich wegen des geringen Schmerzes und des abwesenden Beobachters – gewissermaßen aus der positiven Differenz zwischen dem möglichen und dem tatsächlichen Ungemach – ein relativ gutes Gefühl.
Mit einer gewissen Genugtuung legte ich den fiesen Knopf auf den Schreibtisch und machte mich daran mit der unterbrochenen Arbeit fortzufahren. Doch irgendwie konnte ich mich jetzt des Eindrucks nicht erwehren, dass ich vom Knopf beobachtet würde und das auch noch in einer von mir in dieser Situation als impertinent empfundenen Art eines schwebenden Zustands. Ich rächte mich damit, dass ich ihm ein weißes Blatt Papier unterschob, ihn fotografierte und hiermit an den Pranger stelle. Er nimmt es, wie man sieht, gelassen.
Seine hellen Mund- und Nasenpartien, sowie das Schweben teilweise über dem eigenen Schatten lassen sich allerdings physikalisch erklären.
Nach dem gestrigen nahezu Sommertag ist es kaum noch vorstellbar, dass vor gut einem Monat noch Schnee und Kälte herrschten. Indem ich nunmehr feststelle, dass der Vollmond vom Palmsonntag allmählich angeknappert wird, also abnimmt, werde ich an die runde Eisscholle erinnert (siehe Foto), die ich aus der Vogeltränke herausgelöst und dann spielerisch in den Schnee gesteckt hatte, wo sie von der tiefstehenden Sonne lichterloh entflammt wurde. Mir stand sofort das Bild des Vollmonds vor Augen, der durch eine Wolkenschicht hindurchtauchte. Einiges stimmt an dieser Assoziation: das Runde, das im Sonnenlicht leuchtende, die Strukturierung der Oberfläche, das Eisige… Dass diese glasige Lichtlache* eine flache, transparente Scheibe ist und zudem kein Licht reflektiert, sondern bricht und einen Schatten hervorruft, stört dabei nur wenig. Weiterlesen
Zu Zeiten, in denen man nur maskierte Gesichter zu Gesicht bekommt, wird die Sensibilität für das Vermisste und Zurückgesehnte derart verfeinert, dass man sie schließlich überall sieht und sei es in einer noch so winzigen Blase. Damit wird vermutlich auch das Gefühl von vielen von uns zum Ausdruck gebracht, in einer Blase zu leben. Denn nur unter diesen Bedingungen kann man zur Zeit ohne Maske so sein wie man ist.
Der Bach fiel einmal mitten im Wald über einen Stein so, daß er aussah wie ein großer silberner Steckkamm.*
Vielleicht hat Robert Musil (1889 – 1942) einen solchen silbernen Kamm gemeint, dessen fluide Zinken im Zentrum des Fotos, zwar etwas verbogen und zittrig sind, aber immerhin gut genug für eine Pareidolie. Mit etwas Glück findet man im Vordergrund auch noch ein vierblättriges Kleeblatt, ebenfalls fluide, aber vielleicht gerade deshalb Glück bringend.
* Robert Musil. Drei Frauen. Reinbek: Rowohlt 1994, S. 20
Eiskristallgestalten entstehen im Grenzbereich zwischen Gefrieren und Schmelzen. Hier blickt man bei einer Temperatur etwas unterhalb des Gefrierpunkts auf den kleinen Ausschnitt eines Seeufers. Das Wasser tendiert dazu, vom Rand her zu gefrieren. Durch die vom Wind verursachte Bewegung des Wassers wird es jedoch daran gehindert. Vom Ufer her baut sich einige Zentimeter über dem Wasser eine Eisbrücke auf, die mit hochspritzendem Wasser versorgt wird. Allerdings kommt es dabei auch immer wieder zum Abbau von Eis, sodass sich eine stationäre, zerklüftete Grenze ausbildet, deren konkrete Form weitgehend vom Zufall bestimmt wird und sich ständig ändert. Jedenfalls war die Pareidolie der tierischen Gestalt nach einer Stunde durch ein völlig anderes Muster ersetzt worden.
Das ständige Nieselwetter hat wenigstens eines für sich. In dem Brunnenring, den wir als Reservoir für das Wasser vom Dach nutzen, entstehen durch das hineinlaufende Wasser Blasen und die haben nichts Eiligeres zu tun als unter Missachtung der Abstandsregeln sich zu größen Blasenteppichen zusammenzuschließen. Dabei bilden sie immer wieder kreative Figuren, die die Fantasie auf Reisen schickt. Manchmal denke ich, die tun das nur für mich. Denn meist ist wieder eine neue Gestalt zu bewundern, wenn ich einige Zeit später wieder mal vorbeigehe. So groß kann die Wahrscheinlichkeit doch nicht sein, etwas Figürliches zu schaffen. Weiterlesen
In einem steinernen Kunstwerk im öffentlichen Raum entdecke ich einen in das Gestein hinein modellierten Sichelmond. Vielleicht ist gar kein Mond gemeint. Würde mich auch nicht wundern, denn die Abbildung wäre falsch. Die innere Krümmung ist zu stark.
In dieser Vertiefung hat sich nach dem letzten Regen Wasser angesammelt. Und wo Wasser ist sind Fische nicht fern. Der Rest eines vertrockneten Blatts hat sich hier verfangen und ist gerade dabei, sich in einen kleinen Fisch zu verwandeln. Gleich wird er in dem kleinen See verschwinden.
Kaum hatte ich den Holunderstamm abgesägt, fühlte ich mich plötzlich fixiert. Man kann nicht gerade sagen, dass der Blick strafend ist, aber er zeugt auch nicht von großer Freude. Immerhin bin ich durch meine Sägeaktion einem Geheimnis auf die Spur gekommen, das ansonsten wohl für immer verborgen geblieben wäre. Ich habe diesen Blick gewissermaßen aus den unsichtbaren Tiefen des Holzes befreit.
Abgesehen von dieser vordergründigen Betrachtung zeigt der Querschnitt sehr schön, dass hier drei Stämme zusammengewachsen bzw. fast zusammengewachsen sind. Wie das organisiert wird ist für mich eine faszinierende Frage.
Ein dunkles Auge schaut mich an,
es zwinkert, grüßt mich aus dem Brett
und zieht mich fest in seinen Bann,
erzählt mir frei heraus Geschichten
von Zweiblattkeimen
Wichtelbäumchen
ersten Stürmen
Astbruchnarben
Schneedruckwunden
Wachstumsringen
Jahreszeiten
Kettensägen
Sägewerken
Bretterstößen
Zimmerleuten
Das Auge schaut mich wieder an,
es zwinkert mir zum Abschied zu
und losgelöst aus seinem Bann,
kann ich die Schritte heimwärts richten.*
*Ingo Baumgartner (1944 – 2015)
An einem fließenden Bach zu sitzen kann sehr entspannend und wohltuend sein. Man hört das gleichmäßige Murmeln unterbrochen von einzelnen hellen Klängen, man sieht die Wellenmuster, die erst dadurch ihre eigene Form preisgeben, dass sie die Umwelt reflektieren, und nimmt den typischen Geruch wahr, der durch zerspringende Bläschen als Aerosole in der Luft verteilt werden…
Im vorliegenden Fall sah ich außerdem eine quasistationäre Figur. Sie wurde durch die Reflexion der schattigen Umgebung auf der zwar gewellten aber weitgehend glatten Oberfläche hervorgebracht und von mir als Abbild einer Person in einem langen Gewand wahrgenommen. Obwohl sie im fließenden Wasser gewissen Schwankungen unterworfen war, blieb sie als solche erkennbar. Das weist auf ziemlich stabile stationäre Vorgänge im Wasserstrom hin – zumindest für die Zeitdauer der Beobachtung -, die nur durch kleine Fluktuationen leichten Schwankungen unterworfen waren. Später sah ich auf dem Foto eine weitere winzige Person… Manchmal ist man halt empfänglich für Pareidolien.