Wenn Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben – so glaubt mir:
es steht der Winter vor der Tür!
Ich laß ihn stehn!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein!
Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür –
und friert! *
Heinz Erhardt (1909 – 1979).
Hier rollt sich etwas ein.
Drei haben sich dieser Bewegung angeschlossen, obwohl ihr Engagement sich darin erschöpft, ein modernen industriell gefertigtes Schloss an ein altes kunstvoll gefertigtes Gitter einer alten Kirche in Florenz anzuschließen.
Ich muss zugeben, dass der Ort gut gewählt ist: Die Schlösser sind hier (noch) vereinzelt und ihnen umgibt der einmalige Flair eines altehrwürdigen Ortes. Auf der Kölner Eisenbahnbrücke ist man demgegenüber nur einer unter Tausenden. Ob dadurch eine größere Garantie für die Haltbarkeit einer beschlossenen Beziehung gegeben ist, sei dahingestellt. Denn auch wenn das Anschließen gemeinsam beschlossen wurde, kann damit auch die Angelegenheit als abgeschlossen in dem Sinne bedeuten, dass man sich darum nicht mehr kümmern muss. Auch der Schluss ist zumindest etymologisch in Schloss eingeschlossen.
Dagegen hilft auch nicht, dass die Schlösser wie Sicherheitsschlösser aussehen. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass diese sogenannten Liebesschlösser Billigversionen sind, die einzig für diesen Zweck hergestellt werden, zumal sie meist nicht in Fachgeschäften für Schlösser, sondern in Souvenierläden erworben werden.
Da der Schlüssel zudem üblicherweise nach Anbringen des Schlosses weggeworfen wird, lassen sich diese Anbringsel nicht wieder auf einfache Weise lösen, auch wenn die Irreversibilität der Beziehung, die durch diesen Brauch symbolisiert werden sollte, möglicherweise längst nicht mehr besteht.