Der Eingang eines Kaufhauses wird durch eine verspiegelte zylindrische Säule gestützt. Schaut man in diesen Spiegel, so nimmt man zwar das zu einem zylinderschmalen Ausschnitt geschrumpfte Spiegelbild der Umgebung wahr, sein eigenes Bild muss man allerdings suchen. Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich mein fast zu einem Strich geschrumpftes Konterfei. Der Physik sei Dank, dass sich an der Höhe nichts geändert hatte. Das erinnerte mich an den Suppenkasper aus dem Struwwelpeter, der schließlich auch nur noch ein Strich in der Landschaft war.
Zu dieser Schrumpfung kommt es, weil der kreisförmige Teil des Zylinderspiegels das auftreffende Licht der umgebenden Gegenstände einschließlich des Fotografen bis auf einen schmalen Streifen radial in alle Richtungen reflektiert. Wer diesen lateralen Schrumpfungsprozess ausprobieren will, halte eine flexible Spiegelfolie vor sich und biege sie allmählich zu einem Zylinder. Man kann dann den Schrumpfungsprozess hautnah miterleben. Um „vorher“ und „nachher“ nebeneinander zu haben, nahm ich das Ganze vor der Glasscheibe des hinter der Säule befindlichen wenig ausgeleuchteten Geschäfts auf.
Was es mit diesem Foto auf sich hat erratet ihr nicht. Es ist einfach zu abwegig. Ich hatte einige winzige Kugellagerkugeln (merkwürdiges Wort) in einer alten Filmdose aufbewahrt. Als ich sie benutzen wollte, merkte ich plötzlich, dass ich von einigen Kugeln beobachtet wurde und zwar durch mein Spiegelbild, das mich hier mehrfach miniaturisierte (auch eine Form der Marginalisierung).
Aber so wie ich es sah, kann ich es hier leider aus Gründen der Beschaffenheit der Welt nicht zeigen – der Fotoapparat drängt sich mit ins Bild und zwar sehr prominent. Das ist übrigens auch philosophisch gesehen ein interessanter Befund: So wie man sich im Spiegel sieht, kann man von keinem Anderen gesehen werden.
Außerdem ist das Spiegelbild nur in einem beschränkten runden Rahmen zu haben. Er wird durch die Spiegelung der matten Dose bewirkt, die den Rest der Kugeln mit einem grau-metallic wirkenden Überzug zu versehen scheint.
Um diese Jahreszeit der tiefstehenden Sonne scheint diese in einem unserer Fenster fast waagerecht hinein und liefert bei fast vollständig herabgelassener Jalousie interessante teils farbige Streifen auf der Rückwand. In diesem Fall wird das Szenario überlagert von zunächst unverbundenen Streifen, aus denen unser visuelles Vermögen der Gestaltwahrnehmung eine Gestalt hervorhebt, die sich als der Fotograf erweist, der vor dem Fenster steht und dieses Foto macht.
Traum reimt sich auf Raum. Das ist sicherlich ein Zufall. Dennoch spielen Räume in Träumen eine wichtige Rolle. Insbesondere leere Räume, die sich mit Gespenstern und anderen Ausgeburten der menschlichen Traumimagination füllen lassen, gehören oft dazu.
Bei der Vorbereitung einer Grillparty wollte ich u. A. die beiden Löffel zum Ort des Geschehens bringen, bis ich mich plötzlich von zwei ollen Typen beobachtet fühlte, von denen mich einer auch noch so von oben herab anschaute. Ich wehrte mich damit, dass ich schoss – ein Bild mit der Kamera.