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Sonnenaufgang

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Roter Asphalt

Wir blicken in eine Wasserpfütze, in der ein Baum spiegelnd reflektiert wird. Die Sonne steht noch tief, ihr roter Schimmer auf dem Asphalt leu(ch)tet einen neuen Tag ein.
Soweit zur Morgenstimmung.
Der schwarze Asphalt absorbiert im Idealfall so gut wie alles auftreffende Licht, gleich welcher Farbe es ist. Dass man ihn hier dennoch im Morgenrot schimmern sieht, ist auf die Benetzung durch Wasser zurückzuführen. Das Wasser auf den passend orientierten Steinchen im Asphalt reflektiert das Sonnenlicht spiegelnd in die Augen des morgendlichen Spaziergängers. Die Wasserfläche in der Pfütze reflektiert zwar auch das auftreffende rote Sonnenlicht, aber nicht in unsere Augen. Diese müssen mit dem aus einer anderen Richtung kommenden Himmellicht vorlieb nehmen. Und das alles, weil der Reflexionswinkel des Lichts gleich dem Einfallswinkel ist.

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Zum internationalen Tag des Lichts 2023

Um auf die Bedeutung des Lichts in allen Lebensbereichen aufmerksam zu machen, hat die UNESCO den 16. Mai zum Internationalen Tag des Lichts erklärt. Das möchte ich zum Anlass nehmen, auf den ganz alltäglichen Sonnenaufgang hinzuweisen, der weder sprachlich noch physikalisch das ist, was er zu sein vorgibt. Sprachlich geht hier nichts auf, was vorher zu war. Da entsteht nichts, was später wieder verschwindet. Sowohl im geozentrischen als auch im heliozentrischen Weltbild entsteht dieser Eindruck dadurch, dass sich die Erde und die Sonne relativ zueinander bewegen. Wir gehen neuzeitlich-kopernikanisch davon aus, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, weil ansonsten beispielsweise die Sterne – je weiter desto schneller – kollektiv um die Erde rotieren müssten und das für weit entfernte Sterne auch noch mit Überlichtgeschwindigkeit. Trotzdem bleibt es beim Sonnenauf- und -untergang.
Was schon eher Kopfzerbrechen bereiten könnte, ist die Tatsache, dass wir die Sonne beim Auf- und Untergang nie da sehen, wo sie „in Wirklichkeit“ oder „geometrisch“ ist. Denn infolge der Brechung des Lichts bei ihrem langen Weg durch die Atmosphäre wird das Sonnenbild optisch angehoben und zwar etwa um einen Winkel, der dem Sonnendurchmesser entspricht (etwa 0,5 Grad). Wenn die Sonne beim Untergang den Horizont berührt, ist sie also „in Wirklichkeit“ schon untergegangen.
Diesen Gedanken könnte man philosophisch oder wie auch immer weiter vertiefen in Richtung auf die Frage, ob man denn ganz genau genommen (mit vielen Stellen hinter dem Komma) überhaupt je etwas dort sieht, wo es ist. Denn Lichtbrechung – und sei sie sie noch so klein – ist immer vorhanden, wenn Licht von einem Medium ins andere übergeht oder sich zum Beispiel die Dichte der Luft ändert. Überlegungen, die in diese Richtung laufen, kommen daher kaum zu einem befriedigenden Ergebnis. Eine ähnlich Spitzfindigkeit ergibt sich, wenn man wegen der Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit davon ausgehen würde, dass die Gegenstände stets einen Moment später und daher möglicherweise an der Stelle anderen Stelle gesehen werden. Bei der Sonne macht diese Differenz immerhin etwas 8 Minuten aus.
Also lassen wir es und erfreuen uns am Abbild der Sonne die hier (Foto) hinter dem Geäst von Bäumen untergeht. Das Sonnenlicht hat beim Durchgang durch die Atmosphäre und den zahlreichen Streuvorgängen mit der Luft und den darin enthaltenen Aerosolen so viel an Farben und Intensität eingebüßt, dass es nicht mehr weiß leuchtet, sondern hauptsächlich in gelben und roten Farbtönen (er)scheint. Man kann dann sogar  bedenkenlos in die Sonne hineinblicken und beobachten, wie schnell sie absinkt. Wenn das Sonnenbild den Horizont „berührt“, dauert es gerade einmal 2 Minuten, bis der letzte Rest ihres Rands verschwindet. Und wenn man Glück hat, viel Glück, dann kann man auch noch erleben, dass sie sich mit einem grünen Blitz verabschiedet.
Wenn man will kann man daraus weitere tiefschürfende Gedanken schöpfen, wie beispielsweise im folgenden Text ausgeführt:
„Worum geht es? Durch den kopernikanischen Schock wird uns demonstriert, daß wir die Welt nicht sehen, wie sie ist, sondern daß wir ihre „Wirklichkeit“ gegen den Eindruck der Sinne denkend vorstellen müssen, um zu „begreifen“, was mit ihr der Fall ist. Da liegt das Dilemma: wenn die Sonne aufgeht, geht nicht die Sonne auf. Was die Augen sehen und was der astrophysisch informierte Verstand vorstellt, kann nicht mehr miteinander zur Deckung kommen. Die Erde wälzt sich im leeren Raum um sich selbst nach vorn, wobei der irreführende Eindruck entsteht, wir sähen die Sonne aufgehen. Solange das Universum besteht, gab es noch keinen Sonnenaufgang, sondern nur sture Erdumdrehungen, und dieser Befund wird nicht tröstlicher dadurch, daß wir aufgrund radioastronomischer und anderer Messungen zu der Vorstellung gezwungen sind, daß es vor einem Zeitpunkt t(x) weder die Sonne noch die Erde noch Augen gegeben hat, um deren Konstellationen zu sehen. Dann wären nicht nur die Sonnenaufgänge, sondern auch die Voraussetzungen des Scheins von Sonnenaufgängen in einem kosmischen Noch-Nicht verschwunden. Der augenscheinliche Sonnenaufgang verliert sich in einer mehrfachen Nichtigkeit, sobald wir den ptolemäischen „Schein“ zugunsten kopernikanisch organisierter Vorstellungen von „Wirklichkeit“ aufgeben. Radikaler als jedes metaphysische Vorstellen von „Wesenswelten“ dementiert das moderne physikalische Vorstellen der Körperwelt den ‚Schein der Sinne‘.“

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Sloterdijk, Peter: Kopernikanische Mobilmachung und ptolemäische Abrüstung. Frankfurt a M 1987.

Der Moment, in dem die Sonne die Erde streift

Ich liebe den kurzen Zeitraum am Morgen, wenn die Sonne gerade über den Horizont blinzelt und eine Lichttangente über das flache Land legt. Heute hatte ich Gelegenheit, diesen Moment in einer kaum zu überbietenden Feinheit zu erleben. Als ich eine Schnecke ähnlich gemächlich über den Weg rutschen sah, wie die Sonne aufstieg, flammte plötzlich der flache orangefarbene Schneckenkörper im hellen Sonnenlicht auf. Wie man an den angestrahlten Tannennadeln und Steinchen auf dem Weg erkennt, wurde hier das ästhetisch Prinzip des Ton in Ton in hervorragender Weise erfüllt.
Die Tage im Mai sind für mich in dieser Hinsicht besonders passend, weil wir – die Sonne und ich – etwas zur gleichen Zeit aufstehen.

Reflexionen am frühen Morgen

An einem morgendlichen Spaziergang taucht plötzlich wie an einem hell erleuchteten Baum gepinnt, mein Schattenbild auf. Auch wenn es nur ein Schatten ist, das Gefühl, dass er etwas mit mir zu tun hat, lässt sich einfach nicht vermeiden.
Schaut man genauer hin, so zeigt sich, dass die durch die Zwischenräume zwischen den Bäumen hervorgebrachten Lichtspalten nicht nur Teile anderer Bäume erhellen, sondern auch den Boden. Dadurch entsteht zuweilen der irritierende Eindruck als würden die Bäume teilweise ihre Grenzen überschreiten.
Die gelbliche Farbe des Lichts zeigt, dass die Sonne noch sehr tief steht und ihr Licht einen so langen Weg durch die Atmosphäre zurücklegt, dass infolge der sogenannten Rayleigh-Streuung die kurzen Wellenlängen (vor allem die Blautöne) zum großen Teil durch Streuung zu den Seiten verloren gegangen sind. „Verloren“ ist nicht ganz korrekt, denn das vorwiegend herausgestreute kurzwellige Licht sorgt als Himmelblau bzw. Tageslicht tagsüber für die typische indirekte Beleuchtung, ohne die wir ansonsten nur etwas im direkten Licht der Sonne sehen würden. Das wären dann optisch gesehen ähnliche Verhältnisse wie auf dem Mond, der keine Licht streuende Atmosphäre besitzt.

Sonnenaufgang in einer Pfütze

Bislang hat uns hier der Winter nicht gerade mit winterlichen Ansichten verwöhnt. Lediglich die in den letzten Nächten immer wieder zugefrorenen Wasserpfützen, gaben beim Sonnenaufgang immer mal wieder einen Eindruck der Schönheit winterlicher Kreationen, bevor sie von derselben Sonne gnadenlos und im wahrsten Sinn des Wortes liquidiert wurden (siehe Foto). Man sieht einerseits das Blau des Himmels, das hier durch die an der Unterseite mit weißem Reif bedeckten Eisflächen einen pastellfarbenen Ton angenommen hat. An anderen Stellen dominiert das orangefarbene Sonnenlicht, das an einigen prominenten klaren Eisrändern gebrochen bzw. reflektiert wird. Der unebene Untergrund der Pfütze sorgt im Übrigen dafür, dass die Eisgebilde eine naturschöne Musterung angenommen haben.

Gestreifter Sonnenaufgang

An diesem nebeligen Morgen ließ nichts darauf schließen, dass die Sonne sich noch zeigen würde. Eine leichte Rotfärbung deutete dann aber an, dass die Wolkenschichten streifenweise durchlässig wurden und einen verspäteten Sonnenaufgang der besonderen Art ermöglichten. Normalerweise ist die Sonne in dieser Höhe bereits gleißend hell. Hier erinnern die Farben eher an ein Szenario, das man von Sonnenaufgang erleben kann.

Morgens sind die Steine blau…

Hier liegt ein Stein am Sandstrand umgeben von den letzten Strömungsspuren des mit der Ebbe abfließenden Wassers. Die aufgehende Sonne hat ihn gerade erreicht, sodass er einen langen Schatten wirft, der hier allerdings nur schwach zu erkennen ist. Dasselbe gilt für die leicht rötlichen Reflexe des orangefarbenen Sonnenlichts zu beiden Seiten der Schattenbahn.
Helle Steine wie dieser haben die Eigenschaft, nahezu alle Farben des Sonnenlichts gleichermaßen diffus zu reflektieren. Wir sehen hier im Wesentlichen nur die Schattenseite des Steins, die nur vom blauen Himmellicht erleuchtet wird und daher blau erscheint.
Möglicherweise wird der Eindruck „Blau“ auch noch durch einen physiologischen Effekt verstärkt. Da unser visuelles System dazu tendiert, unter den gegebenen Lichtverhältnissen als überwiegende Farbe „Weiß“ zu sehen, wird das orangefarbene Licht der Sonne ein wenig spektral in „Richtung“ Weiß verschoben wahrgenommen. Diese chromatische Verschiebung führt dazu, dass das vom beschatteten Bereich des Steins ausgehende Licht noch intensiver blau erscheint als durch die alleinige Wirkung des Himmellichts.

Sonnenaufgang im Nebel

Der in dieser Zeit wieder vermehrt auftretende Morgennebel ruft eine besondere Stimmung hervor. Darin ist vermutlich die Botschaft verborgen, dass der Sommer allmählich zur Neige geht.

Das Licht kommt zurück

Auch wenn man noch nicht davon ausgehen kann, dass die zunehmende Helligkeit der wieder zu einem neuen Gipfel strebenden Sonne bereits einen merklichen Effekt ausübt, habe ich trotzdem das Gefühl, diese Tendenz selbst bei bedecktem Himmel zu spüren. Spielt hier vielleicht der Wunsch in die Beobachtung mit hinein? 😉

Eine etruskische Vase am Morgenhimmel

Vor einigen Tagen sah ich eine etruskische Vase. Nein, ich war nicht im Museum, sondern am Strand und wartete auf den Sonnenaufgang. Meistens erlebe ich, dass sie Sonne sich irgendwie aus einer mehr oder weniger definierten Dunstschicht herausquält. Diesmal tauchte sie sauber hinter der Horizontlinie auf, zunächst als schmaler roter Bogen, der sich dann aber sehr schnell zu einem fast perfekten Kreis rundete. Ja, nur fast perfekt. Es zeigten sich einige Randunschärfen und die sollten sich dann auch noch in besonderer Weise verstärken: Die Sonne löste sich nicht sofort vom Horizont, sondern blieb kurzfristig an ihm kleben und gab für einen Moment das Bild einer etruskischen Vase ab (siehe Foto). Wer weiß schon genau, wie eine etruskische Vase aussieht. Aber einer derjenigen, die dieses Phänomen als erste erklärt haben, muss sich an eine solche Vase erinnert gefühlt haben. Und diese Namensgebung hat sich gehalten. Daneben gibt es weitere Bezeichnungen, z.B. Omega-Sonne, wegen der Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben Omega: Ω.
Was steckt hinter dieser scheinbaren Verzerrung der Sonnenscheibe? Die Strahlen der Sonne durchqueren kurz bevor diese vollständig über dem Horizont zu sehen ist, eine Grenzschicht zwischen kälterer und wärmerer Luft. Dadurch erfahren sie eine ähnliche Ablenkung wie beispielsweise ein Auto auf einer heißen Asphaltstraße (Luftspiegelung), sodass der untere Teil des Fahrzeugs noch einmal teilweise gespiegelt darunter zu sehen ist. Neben dieser noch teilweise ordentlichen Variante einer unteren Luftspiegelung gibt es je nach der Luftschichtung zum Horizont hin weitere Versionen von Spiegelungen bis hin zu solchen, die die Sonne als extremes Zerrbild erscheinen lassen.

Ich stand früher auf als die Sonne

In den letzten Tagen war ich noch vor der Sonne aufgestanden. Und da ich mich am Meer befand, ließ ich mir das Erlebnis der gegenseitigen Begrüßung nicht nehmen. Zugegeben, das ist im Winterhalbjahr leichter als im Sommerhalbjahr, aber der Weg zum Meer war auch noch einzurechnen.
Meistens brauchte die Sonne noch eine Strecke, um durch eine diffuse Horizontbewölkung hindurchzukommen. Je nach deren Dichte gab es dann einige Vorgeplänkel partieller Sichtbarkeit der Sonnenscheibe, bis sie dann mit praller Strahlkraft durchbrach und mich zwang, die Augen zu senken.
Dass die Sonne sich aus der Dunstschicht erhebt, ist auch an ihrer uneinheitlichen Färbung zu erkennen. Im unteren Bereich wird noch so viel Licht von der mit der Höhe sich verflüchtigenden (Warum?) Dunstschicht absorbiert, dass die Lichtintensität unseren Augen noch nichts anhaben kann. Es sind vor allem die langwelligen Anteile Rot und Gelb zu erkennen, die vom weißen Sonnenlicht nach der langen Passage schräg durch die Atmosphäre übrig bleiben. Im oberen Bereich der Sonnenscheibe ist bereits das gleißende Weiß des Sonnenlichts zu sehen ist, das kurze Zeit später die ganze Sonnenscheibe erfüllt.
Wenn man den Sonnenaufgang bewusst auf sich wirken lässt, wird man erstaunt sein, wie schnell die Sonne sich erhebt. Es dauert nur etwas mehr als 2 Minuten bis die Sonne ihren eigenen Durchmesser durchlaufen hat. Dieser Eindruck von Schnelligkeit entsteht vor allem deshalb, weil man den Horizont als Bezugslinie im Blick hat, von dem sich die Sonne entfernt.

Wasserfarben bei Sonnenaufgang

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Impressionen aus der Krümmhörn 6 – Morgenstimmung

Als ich am frühen Morgen einen meiner Krummhörn Spaziergänge unternehme, ist die Sonne noch nicht aufgegangen. Die tieferen Gefilde sind noch in ein weitgehend monochromes Dunkel gehüllt. Der heutige Weg verläuft in westliche Richtung, sodass hinter mir alle Vorbereitungen für den Sonnenaufgang ablaufen. Auf einmal bemerkte ich, dass die dunkle Wolke vor mir am oberen Ende einen schwachen Rotschimmer annimmt. Der Sonnenaufgang steht also unmittelbar bevor, obwohl die Sonne noch nicht zu sehen ist. Die Röte erfasst nach und nach auch die unteren Partien der Wolke, wobei sich an einigen Stellen die dominanten Blautöne mit dem roten Licht der Sonne teilweise zu einem zarten Purpur überlagern. Das ganze Geschehen wird begleitet von der zunehmenden Aufhellung der Landschaft. Schließlich ist die Sonne so hoch gestiegen, dass ihre Strahlen das noch vom Vorjahr vergilbte Schilf am Rande des Kanals zur Reflexion ihrer immer noch rot angehauchten Strahlen veranlasst.
Die grünen Wiesen und frisch belaubten Bäume werden von diesen Aufhellungen kaum berührt. Denn im Unterschied zu den Wassertröpfchen in den Wolken und den hellen Schilfhalmen absorbieren diese weitgehend das rote Licht – Grün ist die Komplementärfarbe von Rot. Diese selektive Beleuchtung schafft die typische Morgenstimmung, mit der ein neuer Tag beginnt. 

Wege 19: Ein Weg braucht kein Wohin

fühlst du nicht, dunkel zwar, doch ebenso tief vielleicht wie ich, daß in diesen Begegnungen ein hoher Grad von Wirklichkeit sich manifestiert und gleichzeitig eine Art Durchlaß, ein Weg sich öffnet für unseren Blick? Es muß doch einen Grund geben für unser Glück unter diesen Bäumen. Für heute nur dieses Wenige noch, bis auf weiteres, so einfältig und ungewiß wie alle Aussagen unserer Stimme tief innen, dies: daß die Bäume in meinen Augen die ersten Diener des Lichtes sind und daß, infolgedessen, wenn du mir diese Torheit durchgehen läßt, der Tod unsere Tage erhellt, wenn wir uns unserem Gespensterdasein entreißen.*

Das Foto zeigt einen einsamen, geraden, endlosen, weitgehend zugewachsenen Weg schnurstracks auf den Horizont zulaufend kurz nach Sonnenaufgang in der Krummhörn (Ostfriesland). Die vertrockneten und geblichenen Schilfhalme, die noch aus dem Vorjahr stammen und die Schlote zu beiden Seiten des Weges säumen, reflektieren fast alle Wellenlängen des Lichts und erstrahlen daher im Rot der noch tiefstehenden Sonne.

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* Philippe Jaccottet. Der Spaziergäng unter den Bäumen. Zürich, Köln 1981. S.: 74

Knallroter Sonnenaufgang

Wie oft hatte ich mir vorgenommen, den Sonnenaufgang zu beobachten, zu sehen, was von seiner so häufig besungenen Inspirationskraft noch übrig war, aber immer war ich zu faul gewesen, extra dafür aufzustehen. Der rosige Rand hinter dem Eichenknick hob sich langsam auf Wipfelhöhe, wurde am Horizont über den Weiden kräftiger, satter, in die von Wolken freigegebenen Himmelsstücke floß ein durchsichtiges Blau, und dann erschien der glühende Rand, unterbrochen von den noch schwarzen Baumstämmen, ließ im Höhersteigen deren dunkle Konturen zu einem lässigen Tanz verschwimmen, ergoß sich in flüssigen Bahnen über den Acker, erreichte die Fundamente unseres Hauses, stieg zu den Fenstern, kitzelte mein Gesicht, und plötzlich wußte ich wieder, warum der Umzug von Hamburg aufs flache Land die richtige Entscheidung gewesen war. *


* Klaus Modick. Ins Blaue. Reinbek 1987. S. 191

Impressionen aus der Krummhörn 3

Sonnenaufgang im Bodennebel

Uttum im Morgennebel

Wenn man die ostfriesische Landschaft erleben möchte, muss man früh anfangen. Oft beginnt der Tag mit Nebeln, die aus den Kanälen und Schlooten aufsteigen und die Strukturen der Landschaft mit etwa derselben Geschwindigkeit freigeben wie das eigene Bewusstsein sich auf den neuen Tag einzustellen vermag.
Ich habe bewusst eine Schwarzweiß-Aufnahme gewählt, weil das Wahrnehmung noch weitgehend durch die Stäbchen bestimmt wird.

Hier werde ich ab heute eine Woche ohne Internet verbringen 🙂

Morgenstimmung am Meer

Vor dem Leuchtturm blieb er stehen und übersah die flüssige Wüste vor sich, die so viel weiter reichte als das Auge und über der… ein Wolkenband aufgezogen war, eine Art zweiter sonnengeröteter Horizont.*

Der Sonnenaufgang war wie ein geheimnisvolles Schattentheater. Nur ab und zu ließen die Wolken etwas Licht hindurch und ließen das was sich hinter dem „Vorhang“ abspielte nur erahnen. Ich kam mir vor wie in Platos Höhle. Das durch die Wolkenlücken hindurchbrechende Licht wurde auf den ruhigen Teilen des Meeres und im Vordergrund an den von den zurückweichenden Wellen freigegebenen glatten Strandpartien reflektiert.


* Anne Weber. Tal der Herrlichkeiten. Frankfurt 2012, S. 215

Morgenstunde hat Gold im Munde

Am frühen Morgen im Schlossgraben. Die Sonne ist noch nicht zu sehen. Dann plötzlich zündet sie oben beginnend langsam nach unten voranschreitend die jungen Blätter eines Busches an. Die davon ausgehende und durch die Reflexion im Wasser zusätzlich verstärkte Helligkeit breitet sich wie ein Fluidum in dem von altem Baumbestand verdunkelten Bereich des Parks aus, ohne dass die Sonne selbst bereits zu sehen wäre.

 

 

 

Große Chance des Lebens, daß man die Morgen hat. Daß Zeit Erneuerung schenkt. Daß Wiedergeburt sich nicht nur im Großen gewährt, auch so in kleiner Münze als tägliche Huld. Immer werden die Tafeln wieder gelöscht: Wohltat über alle Wohltaten hinaus. Befleckung wird immer wieder getilgt, immer sind Morgen jung, kühlstark und frisch. Immer findet sich Kraft wieder an, stellt Verlorenes sich wieder her. Neubeginn, zu dem man Gewonnenes hinretten kann, während Verfehltes die Tiefe verschlingt: im Grund besteht alles Weiterschreiten darin.*

 


* Erhart Kästner. Zeltbuch von Tumilat. Frankfurt am Main 1974, S. 226

Nur ein Nachen auf dem Wasser

Vor einiger Zeit habe ich über den jungen Sichelmond berichtet, wie er aufgrund seiner Nähe zur untergehenden Sonne eine gute Anschauung zu den Mondphasen liefert. Diese in unseren Breiten meist fast aufrecht stehende Sichel wird in der Nähe zum Äquator oft ziemlich oder ganz flach wie ein Schiffchen angetroffen. Das erinnert mich an eine Geschichte aus der Kindheit, in der der Mond als Nachen bezeichnet und fast genau so dargestellt wurde, wie es auf diesem Foto zu sehen ist, vielleicht sogar noch etwas flacher. Weiterlesen

Das Hässliche neben dem Schönen

Indem ich über die Dünen dem Meer zustrebe, sehe ich schon von weitem etwas in der Sonne blendend hell aufleuchten. Bei näherer Betrachtung weicht die positive Überraschung der Enttäuschung, nun auch schon hier in der zumindest äußerlich sauberen, jeden Tag vom Wind gefegten Dünenlandschaft Plastikmüll vorzufinden. Weiterlesen

Optik, Sehen und Kunst

sonnenaufgang_dscf6280rvIm Anschluss an die Verbreitung der Newtonschen Optik, nehmen sich nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Dichter und Denker der Aufklärung der neuen Erkenntnisse an und richten ihr Augenmerk vor allem auf die überragende Bedeutung des Sehens.  Insbesondere John Locke und George Berkeley preisen den Gesichtssinn als den edelsten, angenehmsten und umfassendsten aller Sinne. Weiterlesen

Die Sonne brennt sich durch das Geäst

sonnenaufgang_dsc08117Nur im Winter sehe ich von unserem Haus aus die Sonne an dieser Stelle. Denn nur im Winter lassen die im Sommer dicht belaubten Bäume die Sonne hindurch. Und wie sie die Sonne durchlassen! Selbst da, wo die Bäume die Sonne streifenweise verdecken sollten, ist es sonnenhell. Die Sonne brennt sich gewissermaßen einen Weg durch das Holz, auch wenn dieses dadurch nicht verbrennt.
Grund ist ein physiologischer bzw. auf dem Foto ein aufnahmetechnischer Effekt. Physiologisch spricht man von Irradiation. Die Bezeichnung dieser Täuschung des Gesichtssinns stammt von Hermann von Helmholtz, der das Phänomen auf die Streuung von Licht im Auge zurückführt, wodurch eine helle Lichtquelle im Gesichtsfeld  einen größeren Bereich auf der Netzhaut reizen kann als eine ansonsten gleiche, aber dunklere Lichtquelle.
Man beobachtet die Irradiation besonders auffällig bei dunkler Nacht an der Lichtgestalt der Mondsichel, welche einer Scheibe von größerem Halbmesser anzugehören scheint als der Rest des Mondes.
Die Ursache dafür, dass die Kamera einen ähnlichen Eindruck wie den der Irradiation vermittelt,  liegt daran, dass die einzelnen lichtempfindlichen Elemente (Pixel) des Sensors nur eine begrenzte durch das einfallende Licht hervorgerufene elektrische Ladung aufnehmen können. Bei zu starker Belichtung eines Bildelements wird die überschüssige Ladung an Nachbarelemente abgegeben, die dann so aussehen, als wären sie direkt erhellt worden. Je nach der Beleuchtungsstärke können diese Elemente ihrerseits die Ladung weitergeben usw. wodurch insgesamt der sogenannte „Blooming-Effekt“ hervorgerufen wird.

Alpenglühen in Santa Cruz

Heute bin ich mal vor der Sonne aufgestanden und sehe ihr beim Auftauchen aus dem Meer zu. Sie steigt auf den Kanarischen Inseln steiler auf als bei uns in nördlicheren Gefilden, weil wir dem Äquator ein ganzes Stück naher gekommen sind. Ebenso eindrucksvoll, weil seltener in dieser Deutlichkeit zu beobachten, flammen die Häuser von Santa Cruz de la Palma im rötlichen Sonnenlicht auf. Es ist als würden die Häuser aus sich heraus leuchten. Dabei geben sie nur das Licht gewissermaßen aus zweiter Hand weiter. Der Effekt ist vor allem deshalb so spektakulär, weil sich die in hellen Farben getünchten Häuser einen großen Anteil des fast senkrecht auf die Wände einfallenden Lichts reflektieren. Demgegenüber geben die bewaldeten Berge im Hintergrund kaum Licht zurück mit der Folge eines besonders starken Kontrasts.
Das Phänomen erinnert an das Alpenglühen, dem Leuchten der hellen Felsen im Licht der auf- oder untergehenden Sonne, wie man es vom Bergwandern kennt. Dort sind es vor allem die nackten Bergspitzen, die noch oder bereits im Sonnenlicht erglühen, wenn die Sonne noch keinen oder keinen Zugang mehr zu den tiefer gelegenen Regionen hat, die daher noch oder bereits im Dunkeln liegen.

Sonnenaufgang statt Feuerwerk

Sonnenaufgang_Feuerwerk_rvDas Publikum beklatscht ein Feuerwerk, doch keinen Sonnen-Aufgang.

Friedrich Hebbel (1813 – 1863)

„Die Welt muss romantisiert werden“

sonnenstrahlen_img_0927Die graue Wolke steigt im Sonnenschein
So hellbesegelt wie ein Schiff im Blau,
Der trübe Dunst wird Licht im Sonnen Auge:
Der Sonne Malerblick weiß alles zu verschmelzen,
Aus Meer und Wolken zieht sie helle Strahlen,
In träger Nacht die Geisterwelt zu malen;
Ganz unbemerkt entfaltet sich das Schöne,
Unendlich ward ein Frühling allen Sinnen. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (29) – Sonnenaufgang als Erlebnis

La-Palma

Den 4. Advent lassen wir im Licht der Sonne erstrahlen und erinnern daran, dass es in dieser Zeit nicht überall kalt und ungemütlich ist. Auf der Südhalbkugel der Erde ist jetzt Sommer. Das Erlebnis des Sonnenaufgangs soll uns dabei mit den Worten von Jean-Jacques Rousseau (1712 -1778) nahegebracht werden. Weiterlesen

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