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Sonnenuntergang

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Die Schatten werden länger…

Es ist spät am Nachmittag. Die Sonne versinkt langsam hinter einem Bergzug und der dadurch hervorgerufene Schatten bewegt sich unaufhörlich auf die Stadt zu, die vorerst noch im vollen Sonnenlicht liegt. Das ist noch nicht der Schatten, den man Nacht nennt. Denn der Schattenbereich wird noch von dem an den Luftmolekülen gestreuten Himmelslicht (Rayleigh-Streuung) aufgehellt. Erst wenn die Sonne soweit unter den Horizont gesunken ist, dass die Luftmoleküle über uns nicht mehr von ihrem Licht erreicht werden, wird es vollends dunkel.

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Dahinten liegt Afrika…

Das letzte Kapitel, das ich geschrieben habe, hieß: Sonnenuntergänge. Wissen Sie, die Tatsache, daß die Tage enden, ist einfach genial. Ein geniales System. Erst Tage und dann Nächte. Und wieder Tage. Das hört sich banal an, hat aber etwas Geniales. Dort wo die Natur beschließt, sich selbst Grenzen zu setzen, entlädt sich eine Sensation. Sonnenuntergänge. Wochenlang habe ich sie erforscht. Es ist nicht so leicht, einen Sonnenuntergang zu erfassen. Er hat seine Zeiten, seine Ausmaße, seine Farben. Und da nicht ein Sonnenuntergang – nicht ein einziger, sage ich – dem anderen gleich ist, muß man als Wissenschaftler die jeweiligen Besonderheiten zu unterscheiden wissen und das Wesentliche herausarbeiten bis man in der Lage ist zu sagen, dieses ist ein Sonnenuntergang, der Sonnenuntergang schlechthin. Langweile ich Sie?“*

Die Farben eines Sonnenuntergangs sind die Kehrseite des Himmelsblaus. Da das Licht der Sonne beim Untergang einen sehr langen Weg durch die untersten und daher dichtesten Schichten der Atmosphäre zurücklegen muss, wird sehr viel Licht, vorwiegend kurzwelliges (violetes und blaues) Licht gestreut (Rayleighstreuung). Es bleibt also vorwiegend langwelliges (gelbes und rotes) Licht übrig.


*Alessandro Baricco. Oceano Mare – Das Märchen vom Wesen des Meeres. München 2001.

Inverse Lichtsäule in der Abenddämmerung

Dort wo die Sonne im Begriff ist unterzugehen erhebt sich eine mächtige dunkle Säule. Sie erinnert an eine Lichtsäule, die manchmal oberhalb der Sonne erscheint. Vielleicht ist es ja eine von einer dunklen Hülle umgebene Lichtsäule. Schaut man sich das obere Ende an, so scheint das Sonnenlicht dort herauszustrahlen ;). Weiterlesen

Der junge Mond am Sommerabend

An einem dieser warmen Sommertage genießen wir die abendliche Abkühlung und erleben den Sonnenuntergang, der zu dieser Jahreszeit wieder hinter einem Wald stattfindet. Wenn dann wie auf dem Foto der gerade einmal zwei Tage alte junge Mond der Sonne hinterher eilt, sieht man unmittelbar, wie diese Mondsichel zustande kommt. Jedenfalls wurde einer der Anwesenden ganz ruhig und plötzlich meinte er, dass er nunmehr verstehe, wie die Mondphasen zustande kommen. Weiterlesen

Der Abend wechselt langsam die Gewänder

Die Wolken werden noch vom farbigen Licht des Sonnenuntergangs beleuchtet, obwohl die Urheberin der Beleuchtung, die Sonne, bereits untergegangen ist. Sie ist – geozentrisch gesprochen – bereits so tief gesunken, dass ihr Licht nicht mehr direkt zu uns vordringt. Nur die hochstehenden Wolken werden noch erreicht und reflektieren diffus das zu Dämmerungsfarben „herabgefilterte“ gelb-orangene Licht in unsere Augen (oberes Foto). Und einige Wolken liegen – entgegen dem Augenschein – so tief, dass sie bereits einen dunklen, lichtarmen Ton angenommen haben. Weiterlesen

Glühender Wolkenrand

Auch wenn die Sonnenuntergänge in den letzten Tagen meist durch Wolken verstellt werden, kann man sich an den Projektionen des Sonnenlichts an den Wolken in ihren unterschiedlichen Ausprägungen erfreuen. Gestern dominierte der blendend helle fraktale Rand einer ganzen Wolkenfront das Geschehen, die vor der gleichfalls absinkenden Sonne emporkam. Eine Zeit lang sah es so aus als orientierte sich die Natur mit dieser glühenden Linie an dem alten Zaun der Pferdekoppel. Dieser wurde dadurch gleichsam in einen kosmischen Zusammenhang gestellt.

Den Wolken angehauchte Goldblättchen

… als in seine aufgehenden Augen der
rote Schattenriß der vergangnen Sonne,
die seine heutigen Paradiese beschienen hatte,
und das Abendrot einfiel,
dessen Goldblättchen der Abendwind
den Wolken anhauchte.

Jean Paul  (1763 – 1825) 

Brandwolken allerorten

Sie stehen, und schauen der fernen Brandwolke zu : wie die sich verfärbt=verformt ; weiß wird, und nach der Seite ausbricht ; wieder neu ansteigt (grau!) – Kopfschütteln

Arno Schmidt. Abend mit Goldrand. Frankfurt 1975, S. 6

Abendliche Impressionen

gluhendes_atomkraftwerk_rvWährend einer Eisenbahnfahrt blicke ich von meinem Buch auf und schaue aus dem Fenster. Ich sehe – vielmehr glaube ich zu sehen – den lichterloh glühenden Kühlturm eines Atomkraftwerks. Zum Glück lässt sich dieser der Versunkenheit in der Lektüre geschuldete Schreck schnell wegrationalisieren. Weiterlesen

Zur Gestaltungskraft eines Sonnenuntergangs

abensdsonne_rvAbendsonne

Spitz der Winkel, schräg der Strahl,
Dennoch voll Gestaltungskraft
Malt die Sonne Berg und Tal
Mit verträumter Leidenschaft.

Dunkler wird, was dunkel war,
Heller leuchtet sattes Blau.
Wolkenweiß vergilbt sogar,
Kälte neigt zu mildem Lau.

Kurz nur zeigt sich dieses Spiel,
Kohlefarben wird das Grau.
Dann verschwimmt das Augenziel.
Ende einer großen Schau.

Ingo Baumgartner (1944 – 2015)

Farbenspiele bei der Sonnenwende

Farbspiele_der_Sonne_rvSonnenwende

Nun die Sonne soll voll enden
Ihre längste, schönste Bahn,
Wie sie zögert, sich zu wenden
Nach dem stillen Ozean! Weiterlesen

Vom Sonnenuntergang durchflammt

Springbrunnen_opalAls wir gehen und einen letzten Blick durch den Bogen des Schlosstors werfen, ist der ganze Regen des großen Springbrunnens vom Sonnenuntergang durchflammt, wie ein Opal im Feuerschein.

Edmond und Jules de Goncourt: Tagebücher. Frankfurt: Insel Verlag 1996. Weiterlesen

Der Abend loderte noch still…

abend_lodertDer Abend loderte noch still mit breiter schon gedämpfter Glut und silbernen Wolkenflammen (war aber zu faul zum Figurenlesen).

Arno Schmidt (1914 – 1979)

 

Das Münsteraner Schloss in der Abenddämmerung

Münsteraner-SchlossDie Lichter im Münsteraner Schloss, dem Hauptgebäude der Universität Münster, sind bis auf wenige Ausnahmen gelöscht. Das Licht der farbigen Dämmerung schneidet die Umrisse des Gebäudes noch einige Zeit scherenschnittartig aus, bis die Sonne so tief gesunken ist, dass sich dunkle Nacht über das Schloss senkt und die geschäftige Hektik des Tages vergessen lässt.

Wolkenkopf auf Reisen

Wolkengesicht3_rvVor ein paar Tagen driftete bei Sonnenuntergang eine merkwürdig geformte Wolke vor meinem Fenster daher. Sie war zunächst noch monochrom grau, nahm aber indem sie von links nach rechts durch mein Blickfeld schwebte mit der abtauchenden Sonne immer mehr eine rötliche Färbung an. Weiterlesen

Rätselfoto des Monats September 2016

128_Lichtsäule_9_16Frage: Woher kommt der senkrechte Lichtstrahl?


Erklärung des Rätselfotos des Monats August 2016

Stimmt da was nicht?
Frage: Wie lässt sich diese Situation physikalisch erklären?
Antwort:
Da betrachtet jemand erstaunt das optische Rätsel, das sich vor ihm auftut. Es ist so, als ob zwei ganz unterschiedliche Gebäude miteinander verschmelzen würden. In gewisser Weise tun sie es auch, jedenfalls optisch. Und das aus folgendem Grund. Vor dem Betrachter steht ein rundum verglastes Gebäude, die Fahrradstation vor dem Münsteraner Hauptbahnhof. Teilweise blickt man durch sie hindurch, teilweise blickt man von unten gegen die Decke des Gebäudes. Die Decke ist links oben deutlich zu erkennen, wo sie von einem Pfeiler unterstützt wird.
127_Worüber_wundert_der_sicGlasscheiben haben die Eigenschaft, das Licht gleichzeitig durchzulassen und zu einem geringen Teil zu reflektieren. Daher kommt das Licht von dem hinter der Fahrradstation gelegenen Gebäude nahezu unvermindert hindurch: Man sieht dieses Gebäude in großer Deutlichkeit. Das von dem (nicht zu sehenden) Bahnhofsgebäude ausgehende und an den Scheiben reflektierte Licht, fällt dagegen kaum ins Gewicht. Anders ist es dort, wo man schräg von unten auf die im Dunkeln liegende Decke der Fahrradstation blickt. Von dort kommt nur sehr wenig Licht, sodass an diesen Stellen, das reflektierte Licht des Bahnhofs ausreicht, deutlich zu sehen ist. Denn es wird kaum durch Gegenlicht überlagert. An den Stellen, an denen der Bahnhof auch noch von der tiefstehenden Sonne beleuchtet wird, ist die Intensität des reflektierten Lichts fast so groß wie das direkte Licht vom gegenüberliegenden Gebäude. Hier kommt es zu einer Überlagerung beider Lichteffekte und zu einer Störung der optischen Information.
Das scheinbar in der Radstation stehende Auto ist ebenfalls eine Reflexion, nämlich eines Autos, das in etwa auf der Höhe des Beobachters parkt und in der Scheibe der Radstation gespiegelt wird.
Das komplexe optische Szenario zeigt, wie stark spiegelnde Reflexionen des Lichts an Glasscheiben in Erscheinung treten und die Transparenz des Glases beeinträchtigen können, wenn entsprechende Lichtverhältnisse herrschen.

Reflektierte Abenddämmerung

Abend_in_FlorenzBlick auf Florenz

Geliebteste Erinnerung, San Miniato!
da ich mit Gioia versonnen
im Anblick der Stadt stand;
die warm umgoldet,
im letzten Strahlen
der Abendsonne blinzte.
Vom weichen Südwind umfächelt.
Wir sahen sie lächeln,
die herrliche Stadt!
Und es war das Lächeln
ihrer vergangenen, siegreichen Schönen. Weiterlesen

Wo die Stadt aufhört…

Wo_die_Stadt_aufhörtWo die Stadt aufhört ( . . . ) kann man sich niederlassen
einen Augenblick und das Gesicht in die Hände geben.
Man weiß dann, daß alles war, wie es war, daß alles ist, wie
es ist, und verzichtet, einen Grund zu suchen für alles. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (27) – Gestreifte Sonne

gestreifte-Sonne1Sonnenuntergänge vom Flugzeug aus gesehen sind stets etwas Besonderes. Je höher man fliegt, desto weiter ist der Horizont entfernt und desto länger kann man die Sonne sehen. Wenn man über den Wolken fliegt, kann der Sonnenuntergang besonders interessant sein.
Im vorliegenden Fall erlebte ich den Sonnenuntergang von oberhalb einer dichten Wolkendecke, hinter der die Sonne verschwand. Als anschließend die Wolkendecke löchriger wurde, trat sie jedoch erneut in Erscheinung, indem sie durch die Wolkenlöcher hindurch schien und die Ränder in intensive Rottöne tauchte. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (24) – Die Sonne ist nicht da, wo wir sie sehen

Deformierte-Sonne_rvVielleicht ist es der einen oder dem anderen schon einmal aufgefallen, dass unser Tagesgestirn bei Annäherung an den Horizont außer Form gerät. Ich meine noch nicht einmal die durch Luftspiegelung bedingten Verzerrungen, sondern den schlichten Übergang von einer perfekten Kreisscheibe zu einer ellipsenförmigen Abflachung. Man sieht es oft erst dann, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird oder – wie ich es hier ganz drastisch vorführe – dasselbe Sonnenbild um 90° gedreht daneben stellt. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (19) – Ein doppelter Sonnenuntergang

Doppelter-SonnenuntergangVor einigen Tagen konnte ich den Sonnenuntergang zweimal hintereinander erleben. Eine Momentaufnahme von diesem Szenario ist in dem nebenstehenden Foto zu sehen ist. Die Sonne verschwindet zunächst hinter einer Wolkendecke und schickt einige eindrucksvolle Dämmerungsstrahlen über den leicht bedeckten Himmel. Diese scheinbaren – und scheinbar divergenten – Strahlen kommen dadurch zustande, dass der größte Teil des Sonnenlichts durch die Wolken blockiert wird. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (17) – Wo steht die Sonne?

Rote-SonneEin Sonnenaufgang ist schon lange nicht mehr das, was er sprachlich vorgibt zu sein. Da geht nichts auf, was vorher zu war. Da entsteht nichts, was später wieder verschwindet. Sowohl im geozentrischen als auch im heliozentrischen Weltbild entsteht dieser Eindruck dadurch, dass sich die Erde und die Sonne relativ zueinander bewegen. Wir gehen neuzeitlich-kopernikanisch davon aus, dass die Erde sich um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, weil ansonsten beispielsweise die Sterne – je weiter desto schneller – kollektiv um die Erde rotieren müssten und das für entfernte Sterne auch noch mit Überlichtgeschwindigkeit. Trotzdem bleibt es beim Sonnenauf- und -untergang. Weiterlesen

Im Jahr des Lichts (14) – Die Rötung des Himmels weckt Oasen…

Sonnenuntergang_rot
… für den Nomaden der Liebe (Guiseppe Ungaretti)

Eine einfache physikalische Erklärung für die Entstehung des roten Himmels findet man hier.

Im Jahr des Lichts (9) – Eingebildeter Sonnenuntergang

Eingebildeter SonnenuntergangIch vergolde mich mit eingebildeten Sonnenuntergängen, aber auch das nur Eingebildete ist in der Einbildung lebendig. Ich freue mich über phantastische Brisen, aber das Phantastische lebt, wenn man es sich vorstellt. Ich besitze Seele dank verschiedener Hypothesen, aber diese Hypothesen haben ihre eigene Seele und schenken mir infolgedessen die, die sie besitzen.

Es gibt kein Problem außer dem Realitätsproblem, und das ist unlösbar und lebendig. Was weiß ich von dem Unterschied zwischen einem Baum und einem Traum? Ich kann den Baum berühren: Ich weiß, ich träume den Traum. Was bedeutet das in seiner Wahrheit?

Fernando Pessoa. Das Buch der Unruhe. Stuttgart 1984

Der Abend wechselt die Gewänder

GewänderDer Abend wechselt langsam die Gewänder,
die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;
du schaust: und von dir scheiden sich die Länder,
ein himmelfahrendes und eins, das fällt;

und lassen dich, zu keinem ganz gehörend,
nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,
nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend
wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt –

und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)
dein Leben bang und riesenhaft und reifend,
so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,
abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.

Rainer Maria Rilke

Im Jahr des Lichts (3) – Frische Fahrt in den Frühling

Sonnenuntergang-FrühlingFrische Fahrt

Laue Luft kommt blau geflossen,
Frühling, Frühling soll es sein!
Waldwärts Hörnerklang geschossen
Mutger Augen lichter Schein;
Und das Wirren bunt und bunter
Wird ein magisch wilder Fluss,
In die schöne Welt hinunter
Lockt dich dieses Stromes Gruß.

Und ich mag mich nicht bewahren!
Weit von euch treibt mich der Wind,
Auf dem Strome will ich fahren,
Von dem Glanze selig blind!
Tausend Stimmen lockend schlagen,
Hoch Aurora flammend weht,
Fahre zu! Ich mag nicht fragen,
Wo die Fahrt zu Ende geht!

Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)

Auf der Erde sitzend, die Sonne umkreisend fahren wir in den Frühling. Und heute ist der astronomische Frühlingsanfang. Das konnte ich gestern Abend von meinem Zimmer voraussehen, dessen Fenster direkt nach Westen zeigt.  Die untergehende Sonne nähert sich seit der Wintersonnenwende mit jedem Tag einem genau im Westen stehenden Baum und „berührt“ ihn am heutigen Tag erstmalig in diesem Jahr. Ich freue mich schon, wenn sie ihn dann einige Tage später beim Untergang ganz in den Blick nimmt und wie in Flammen stehend erscheinen lässt. Vorausgesetzt natürlich, dass der Himmel nicht bedeckt ist, wovon man in unseren Breiten nicht immer ausgehen kann.

Der Wein, der Wein macht nicht nur froh…

Was hatte sich Gotthold Ephraim Lessing (1729 – 1781) eigentlich gedacht, als er das neue, Kopernikanische Weltbild, wonach sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, als Ergebnis eines übermäßigen Weingenusses ansah? Seinem folgenden Gedicht nach, haben die Astronomen die weinbedingten Einschränkungen beim Stehen und Gehen als Ausdruck der bewegten Erde interpretiert uns seien so zu der unglaublichen Theorie gekommen. Weiterlesen

Aurora musis amica – Arno Schmidt zum 100. Geburtstag

DämmerungAurora musis
amica
Arno Schmidt (1914 – 1979) aus: Zettel’s  Traum Weiterlesen

Immer der Sonne entgegen

Der Sonn entgegenH. Joachim Schlichting. In: Spektrum der Wissenschaft 44/8 (2013), S. 56-58

Wer recht in Freuden wandern will,
der geh’ der Sonn’ entgegen.
Emanuel Geibel (1815 – 1884)

Ein scheinbar harmloses Wandervorhaben entwickelt sich zum komplexen geografisch-astronomischen Problem.

‚Wo käm‘ man da eigentlich hin? Wenn man immerfort der Sonn‘ entgegen ginge?‘
‚Von morgens an? Na, da würd’s’De abends wieder am Ausgangspunkt sein‘, entschied ich, voreilig wie immer…
‚Nein. Neinein‘, sagte er: ‚Davon kann gar keine Rede sein, daß man abends wieder am Ausgangspunkt wäre. Das ist sogar…eine ziemlich komplizierte Angelegenheit… Zuerst ginge man nach Osten. Dann
nach Süden ausholend…Dann, im Laufe des Nachmittags, Süd-West…und schließlich nach Westen: immer der Sonn‘ entgegen‘.
‚Am einfachsten wäre’s, man führte das…Experiment einmal praktisch durch’…
‚Wie, zum Beispiel, der Sonn‘ entgegen zu gehen… Ich sag‘ Dir bloß das Eine: wenn ich unterwegs an einem Strunk eine KIEFERNGLUCKE erblicken sollte: die wird geerntet!‘
‚Kannst Du  Dir nicht Sparassis ramosa merken, Peter?‘ tadelte Fritz…: ‚Eine Unterbrechung kommt selbstverständlich überhaupt nicht infrage. Und wenn uns ein ganzer Harem verlockend in den Weg
tänzelte!'“

Arno Schmidt: Der Sonn‘ entgegen

PDF: Immer der Sonne entgegen

Hier vorne geht sie unter…

IMG_9100arvSonnenuntergänge sind wohl die einzigen erhabenen Untergänge, denen man gern beiwohnt. Auch die beiden Damen auf dem Foto, schauen gebannt auf diesen an sich alltäglichen Vorgang. Andere finden den Sonnengang einfach nur genial: Weiterlesen

Warum vor Weihnachten der Himmel so rot ist?

DSCF1551rvaIn meinen Kindheitstagen hat meine Großmutter mir die Erklärung für dieses Ereignis in Form eines Gedichts gegeben:

De Wiehnachtsmann

Kiek mol, wat is de Himmel so rot,
dat sünd de Engels, de backt dat Brot.
De backt dan Wiehnachtsmann sien Stuten
vor all de lütten Leckersnuten.

Nu flink de Teller ünners Bett
un legt jük henn un west recht nett!
De Sünna Klaas steiht vor de Dör,
de Wiehnachtmann, de schickt em her. Weiterlesen

Rote Sonne, blaue Berge

ClipSchlichting, H. Joachim. In: Physik in unserer Zeit 36/6, 291 (2005).

Wenn wir bei Sonnenauf- oder Sonnenuntergang zum östlichen oder westlichen Horizont blicken, weichen die gewohnten Blautöne des Himmels vor den Rottönen zurück. Betrachten wir entfernte Berge, so erscheinenClip_2 sie uns hingegen blau. Was ist hierfür die Ursache?

Das Himmelsblau entsteht bekanntlich durch die Streuung von weißem Sonnenlicht an den in ihrer Dichte schwankenden Luftmolekülen. Den Durchbruch zur korrekten physikalischen Erklärung gelang Lord Rayleigh im Jahre 1871. Demnach wird der kurzwellige Anteil des weißen Sonnenlichts stärker gestreut als das langwellige mit der Konsequenz, dass uns aus allen anderen Himmelsrichtungen als der der Sonne himmelsblaues Licht erreicht. Violettes Licht ist zwar noch kurzwelliger. Aber da außerdem mit abnehmender Intensität auch andere Farben gestreut werden, Violett nur einen vergleichsweise kleinen Ausschnitt im Sonnenspektrum ausmacht und das menschliche Auge für Blau empfindlicher ist als für Violett, erscheint uns der Himmel blau. Dabei ist die Tatsache, dass aufgrund dieses Streuvorgangs die Atmosphäre wie eine hemisphärenumspannende indirekte Beleuchtung wirkt, für das Leben auf der Erde vermutlich sehr wichtig. Anders als auf dem Mond beispielsweise ist es auf der Erde auch im Sonnenschatten hell, weil dieser Bereich vom Himmelslicht beleuchtet wird. Ohne Himmelslicht wäre es im Schatten stockdunkel. Das Himmelsblau sorgt auch dafür, dass Schatten auf weißen Untergründen blau sind, obwohl man das meist nicht wahrnimmt. Das direkte Sonnenlicht müsste uns daher im kurzwelligen Bereich stärker „ausgedünnt“ und damit rötlicher erscheinen. Bei hoch stehender Sonne merken wir jedoch davon nichts. Erst wenn sie sich dem Horizont nähert, muss die Strahlung einen sehr langen Weg durch dichte Atmosphärenschichten zurücklegen, bevor sie das Auge des Beobachters erreicht. Dann hat sie so viel an kurzwelligem Licht verloren, dass die Gelb- und Rottöne dominieren. Das Ergebnis sind eindrucksvolle Illuminationen der Wolken im Morgen- und Abendrot (Abbildung oben).
Einen nahezu entgegen gesetzten Effekt kann man am Tage beim Beobachten entfernter Berge wahrnehmen: Je nach Entfernung erscheinen Sie uns in abgestufter Blaufärbung (Abbildung unten). Adalbert Stifter hat dies zu den Worten bewegt: „Und ferne war ein gar so sanftes, fast sehnsuchtreiches Blau der Berge.“ Hier könnte man sich die Frage stellen, warum nicht auch entfernte Berge einen schwachen Rotschimmer annehmen, schließlich unterliegt auch das von ihnen kommende Licht der Rayleigh-Streuung. Der Grund ist: Zwischen den Bergen und dem Beobachter entsteht wie überall in der Luft Himmelsblau. Da der Blick zu entfernten Bergen durch eine relativ große Luftschicht geht, wird die Blaufärbung vor dem relativ dunklen Hintergrund der Berge sichtbar.
Demgegenüber wird das von den Bergen ausgehende Licht vergleichsweise geringer Intensität mit zunehmender Entfernung immer schwächer. Beim Blick in die tief stehende Sonne sieht man hingegen das direkte Licht, das übrig bleibt von dem, was in andere Richtungen gestreut wird. Das sind vor allem langwellige Anteile.
Das von den Bergen kommende Licht wird mit wachsender Entfernung zunehmend gestreut. Müsste demnach die Blauintensität mit zunehmender Entfernung nicht zu statt abnehmen? Man beobachtet jedenfalls das Gegenteil. Entfernte Berge erscheinen in zunehmend verblassenden Blautönen hintereinander gestaffelt, bis sie sich im Dunst zu verlieren scheinen.
Darin kommt zum Ausdruck, dass man bei horizontaler Richtung (anders als bei vertikaler) durch Luftschichten blickt, die stark durch Aerosole, Wasserteilchen und anderes „verunreinigt“ sind. Da diese Teilchen wesentlich größer als die Luftmoleküle sind, überwiegt die Mie-Streuung gegenüber der Rayleigh-Streuung. Mie-Streuung ist aber weitgehend unabhängig von der Wellenlänge des Lichtes, daher entsteht vorwiegend weißes Streulicht, welches das Blaue der Luft verwässert. Bei sehr großen Entfernungen kommt außerdem die Streuung des gestreuten Lichts hinzu (Mehrfachstreuung), durch die auch langwellige Anteile hinzugemischt werden. Die Mehrfachstreuung ist auch ein wesentlicher Grund dafür, dass der Himmel beim Blick zum Horizont ein helleres Blau aufweist als beim Blick nach oben.
Dieses Phänomen hat übrigens schon Leonardo da Vinci beobachtet und als Farbperspektive bezeichnet. In der Malerei wird räumliche Tiefe auch durch abnehmende Blauintensität dargestellt.

PDF: Rote Sonne, blaue Berge

Das Schwert der Sonne – Alltägliche Reflexionen im Lichte eines einfachen optischen Phänomens. Teil 2: Mathematische Modellierung und Simulation

Schlichting, H. Joachim. In: Der mathematische und naturwissenschaftliche Unterricht 52/6, 330-336 (1999).

In einem früheren Beitrag [1] wurde das u.a. als Schwert der Sonne bezeichnete Lichtphänomen in einigen seiner zahlreichen Varianten dargestellt und qualitativ physikalisch beschrieben. Im folgenden soll diese Beschreibung durch quantitative Zugänge ergänzt werden. Die Darstellung wird nicht so sehr dadurch motiviert, physikalische Beschreibungen würden erst in der quantitativen Modellierung zum Ziel kommen. Für viele Belange des Physikunterrichts erweist sich eine qualitative Darstellung als völlig ausreichend. Vielmehr soll eine  Alternative zur weit verbreiteten Praxis des Physikunterrichts skizziert werden,  Unterrichtsgegenstände stets auf jene Idealgestalten zu reduzieren, die dadurch zwar zugänglich gemacht, gleichzeitig aber so weit vom ursprünglichen Alltags- und Naturphänomen entfernt werden, daß die von ihnen ausgehende (meist nicht physikalisch begründete) Motivation zum Erliegen kommt. Beschreibt man demgegenüber die komplexen Phänomene mit Hilfe eines einfachen  Algorithmus, dessen Ausführung mit ähnlicher Selbstverständlichkeit dem Computer überlassen werden kann, wie beispielsweise die Ausführung der Reihenentwicklung von sin (50°) dem Taschenrechner, so läßt sich das Schwert der Sonne mit vergleichbarem Aufwand „berechnen“ wie das Spiegelbild eines selbstleuchtenden Punktes. Denn in beiden Fällen wird nur das Reflexionsgesetz benötigt.

Damit ist bereits gesagt, daß wir uns auf die geometrisch optischen Aspekte des  Phänomens beschränken. Die mit dem Einfallswinkel variierende Intensität des Lichtes (Fresnelsche Gleichungen) wird ebenso vernachlässigt, wie die Farbeffekte die zumindest bei den Lichtbahneffekten einer CD nicht zu übersehen sind. Auch jene Effekte, die aufgrund der zeitlichen Veränderung des Neigungswinkels zustandekommen, werden hier nicht betrachtet.

PDF:Das Schwert_der_Sonne_Alltägliche Reflexionen_Teil 2: Mathematische Modellierung und Simulation

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