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Spirale

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Kerzenspirale – aus dem Geist der vier Elemente

Ich stelle in dieser Zeit gerne eine brennende Kerze in einer flachen Schale mit Wasser auf. Vielfältige Reflexe multiplizieren die Flamme und ihre Bewegungen und schaffen ein besonders „elementares“ Szenario, wobei, wenn man das Kerzenwachs als Symbol für das Element Erde ansieht, die anderen drei der vier Elemente der alten Griechen ebenfalls präsent sind: Feuer, Wasser, Luft, Erde.
Im vorliegenden Fall (Foto) ist außerdem etwas Neues entstanden. Der feste Rand der Wachsschüssel, die das flüssige Wachs birgt, war an einer Stelle gebrochen. In regelmäßigem Abstand rann eine kleine Portion Wachs an der Außenseite der Kerze hinab und erstarrte im kühlen Wasser zu einem winzigen schwimmenden Ponton, der zunächst an der Kerze verankert blieb. Bevor die Verbindung zur Kerze erstarrte, kam schon der nächste Wachstropfen und schob seinen Vorgänger sich mit ihm locker verbindend ein stückweit auf den Wassersee hinaus. Das passierte noch einige weitere Male, wobei eine spiralförmige Wachskette entstand.
Leider war ich etwas voreilig, indem ich in der Absicht, die Kerze zu „retten“ das Leck stopfte und damit dem selbstorganisierten Entstehungsprozess der Wachsspirale ein Ende setzte. Spätere Versuche den Vorgang gezielt zu wiederholen misslangen bzw. brachten andere aber ebemfalls schöne Gebilde hervor.
Gelungen ist aber die Rettung der spiralförmigen Wachskette, die sich hier auf dem schwarzen Karton naturschön präsentieren lässt.

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Doppelter Besuch beim Schlitzblättrigen Sonnenhut

Den schlitzblättrigen Sonnenhut habe ich erst in diesem Jahr für mich entdeckt, indem ich von Tag zu Tag die Entwicklung beobachte und dabei erlebe, welche Tiere von dieser Blume profitieren, oft in unterschiedlich übergriffiger Weise. Hier zwei Extreme: Während die fleißige Biene die vielen kleinen Blüten absucht zum eigenen und zum Nutzen der Pflanze (linkes Foto), geht die Schnecke gleich in die Vollen und frisst die Blätter – zum eigenen Nutzen und zum Schaden der Pflanze (rechtes Foto). Dafür wartet die Schnecke mit einem schönen Spiralgehäuse auf.

Spirale 16 – Spiraltendenz in der Natur

Wir mußten annehmen: es walte in der Vegetation eine allgemeine Spiraltendenz, wodurch, in Verbindung mit dem vertikalen Streben, aller Bau, jede Bildung der Pflanzen nach dem Gesetz der Metamorphose vollbracht wird.

Die zwei Haupttendenzen also oder, wenn man will, die beiden lebendigen Systeme, wodurch das Pflanzenleben sich wachsend vollendet, sind das Vertikalsystem und das Spiralsystem; keins kann von dem andern abgesondert gedacht werden, weil nur eins durch das andere lebendig wirkt. Aber nötig ist es zur bestimmteren Einsicht, besonders zu einem Vortrag, sie in der Betrachtung zu trennen und zu untersuchen: wie denn eins oder das andere waltet, bald seinen Gegensatz überwältigt, bald von ihm überwältigt wird oder sich mit ihm ins gleiche zu stellen weiß, wodurch uns die Eigenschaften dieses unzertrennlichen Paares desto anschaulicher werden müssen.*.

Nicht immer sind die Spiralen leicht zu erkennen, so auch in diesem Bild.


* Johann Wolfgang von Goethe: Über die Spiraltendenz in der Vegetation. In: Naturwissenschaftliche Schriften. München 1981. S. 135

Spirale 15 – eine eingerollte Gebärde

Die meisten Leute kranken daran, daß sie nicht aussagen können, was sie sehen und was sie denken. Man behauptet, es sei nichts schwieriger als eine Spirale in Worten zu definieren: Man muß dazu, sagt man, in der Luft mit der literaturlosen Hand eine ansteigend geordnete, eingerollte Gebärde vollführen, dank welcher sich diese abstrakte Figur der Sprungfedern oder manchen Treppen den Augen darstellt. Doch sobald wir uns daran erinnern, daß reden erneuern heißt, können wir eine Spirale ohne Mühe definieren: es ist ein Kreis, der aufsteigt, ohne je imstand zu sein, sich zu schließen. Die meisten Leute, ich weiß es wohl, würden es nicht wagen, auf diese Weise zu definieren, weil sie annehmen, daß definieren das aussagen heißt, was die anderen hören möchten, und nicht das, was man sagen sollte, um zu definieren. Besser gesagt: eine Spirale ist ein virtueller Kreis, der sich aufsteigend entfaltet, ohne je zu seiner Verwirklichung zu gelangen. Aber nein, diese Definition ist ebenfalls noch abstrakt: Ich werde eine konkrete Formulierung suchen und alles wird klar sein: eine Spirale ist eine Kobra, die sich vertikal nicht einrollt.*


Fernando Pessoa. Das Buch der Unruhe. München 1987, S.: 292

Jeder muss seine Rolle finden

Hier rollt sich etwas ein.
Drei haben sich dieser Bewegung angeschlossen, obwohl ihr Engagement sich darin erschöpft, ein modernen industriell gefertigtes Schloss an ein altes kunstvoll gefertigtes Gitter einer alten Kirche in Florenz anzuschließen.
Ich muss zugeben, dass der Ort gut gewählt ist: Die Schlösser sind hier (noch) vereinzelt und ihnen umgibt der einmalige Flair eines altehrwürdigen Ortes. Auf der Kölner Eisenbahnbrücke ist man demgegenüber nur einer unter Tausenden. Ob dadurch eine größere Garantie für die Haltbarkeit einer beschlossenen Beziehung gegeben ist, sei dahingestellt. Denn auch wenn das Anschließen gemeinsam beschlossen wurde, kann damit auch die Angelegenheit als abgeschlossen in dem Sinne bedeuten, dass man sich darum nicht mehr kümmern muss. Auch der Schluss ist zumindest etymologisch in Schloss eingeschlossen.
Dagegen hilft auch nicht, dass die Schlösser wie Sicherheitsschlösser aussehen. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass diese sogenannten Liebesschlösser Billigversionen sind, die einzig für diesen Zweck hergestellt werden, zumal sie meist nicht in Fachgeschäften für Schlösser, sondern in Souvenierläden erworben werden.
Da der Schlüssel zudem üblicherweise nach Anbringen des Schlosses weggeworfen wird, lassen sich diese Anbringsel nicht wieder auf einfache Weise lösen, auch wenn die Irreversibilität der Beziehung, die durch diesen Brauch symbolisiert werden sollte, möglicherweise längst nicht mehr besteht.

Spirale 14 – ein vergeistigter Kreis

Die Spirale ist ein vergeistigter Kreis. In der Form der Spirale hat der Kreis, gelöst und entrollt, alles Teuflische eingebüßt; er ist befreit. Das dachte ich mir als Schüler aus, und ich entdeckte gleichfalls, daß Hegels triadische Serie lediglich die fundamentale Spiralität aller Dinge in ihrem Verhältnis zur Zeit ausdrückt. Windung folgt auf Windung. Und jede Synthese ist die These der nächsten Gruppe.*

 

Ob die Gurkenranke nun an die Hegelsche Triade gedacht hat, konnte ich nicht herausfinden. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass sie müde vom ewigen Suchen nach Stellen, an denen sie Halt finden könnte, sich auf sich selbst besann und sich mit einem schwungvollen Vorlauf nach Innen spiralte. Doch in der realen Welt geht es anders zu als in der idealen Welt der Hegelschen Philosophie. Hier ist man den materiellen Grenzen unterworfen – auch eine Gurke und ihre umtriebigen Ranken. In dem Versuch Windung auf Windung folgen zu lassen, stieß diese Ranke sehr schnell an ein Grenze – und die Grenze war sie selbst. Immerhin macht sie auf diese Weise vor dem pinkfarbenen Hintergrund eingerahmt von den grünen Gurkenblättern einen naturschönen Eindruck, der mich veranlasste, sie hier zu zeigen.


Vladimir Nabokov. Erinnerung. Sprich. Reinbek 1995, S. 374

Spiralförmiger Aufstieg

Damit eine Pflanze senkrecht nach oben dem Licht entgegen wachsen kann, benötigt sie viel Energie und Material, um ein entsprechend stabiles „Bauwerk“ zustande zu bringen. Paradebeispiele dafür sind Bäume. Sie können bis über 100 m hoch werden, benötigen dafür aber auch eine sehr lange Zeit. Weiterlesen

Spirale 13 – Kunstsinnige Gurken

Normalerweise sendet die Gurkenpflanze ihre Ranken aus, um durch kreisende Suchbewegungen Kletterhilfen in Form von festen Gegenständen zu finden. Manchmal sind die Gegenstände allerdings weniger fest als erwartet. Im vorliegenden Fall, so scheint es, begnügt sich die Ranke mit einer Luftnummer, indem sie sich zu einer schönen Spirale aufwickelt – so schön, dass ich nicht umhin kam, sie zu portraitieren.

Spirale 12 – Ackerwinde entscheidet sich zur Umkehr

Die Ackerwinde, die – wie der Name sagt – sich vor allem windet, hat sich an einem Schilfhalm hochgewunden bzw. hochgeschraubt und eine Spirale mit ordentlichen, äquidistanten Windungen gebildet. Dabei hat sie – ebenfalls sehr regelmäßig – Blätter abgezweigt, die für die Energiegewinnung durch Fotosynthese der wachsenden Pflanze unabdingbar sind. Wegen des damit verbundenen zunehmenenden Stoffwechsels, insbesondere der Flüssigkeitsversorgung durch die Wurzeln, wird der spiralige Spross immer kräftiger und damit auch schwerer. Weil der vielleicht schon zu Beginn der Kletterpartie schräg stehende abgestorbene Schilfhalm des Vorjahres der Belastung keine aktive Gegenbewegung entgegensetze, geriet das Gebilde immer mehr in eine Schieflage. Weiterlesen

Spirale 11 – Leben in der Spirale

Die ersten Schnecken tauchen bei mir im Garten auf. Obwohl ich mich ärgere, wenn sie ohne zu fragen den Salat ernten, habe ich meinen Frieden mit ihnen geschlossen. Das schließt nicht aus, dass ich sie verbanne, sobald sie überhand nehmen. Aber danach sieht es in diesem Jahr nicht aus. Die Schnecke vermag nämlich das Leben zu bereichern, wenn man beispielsweise an ihre irisierenden Schleimspuren, akrobatische Abseilungen,  ausgeklügelten Konstruktionen und andere Aktionen denkt oder den kunstvollen Aufbau ihres Schneckenhauses betrachtet. Elisabeth Tova Bailey war durch eine Krankheit und die dadurch bedingte Fesselung ans Bett bedingt eine Wohngemeinschaft mit einer Schnecke eingegangen und weiß darüber Erstaunliches zu berichten. Hier eine Passage aus einem lesenswerten Buch: Weiterlesen

Spirale 9 – Abwärtsspirale

Als ich (in einem Kaufhaus) in diese gläserne Schlucht blickte, schoss mir das Wort „Abwärtsspirale“ durch den Kopf und die mit diesem Begriff gegebenen negativen Konnotationen überlagerten sich über die an sich ästhetische ansprechende Konstruktion. Mir wurde einmal mehr bewusst, wie zufällige Assoziationen, die wie auch immer in bestimmten Situationen im Bewusstsein wabern, einen sinnlichen Eindruck verändern können. Das entdecke ich auch manchmal bei Kunstausstellungen. Aber wofür haben wir den kritischen Verstand, mit dem wir uns gegen solche (internen) Übergriffe zu wehren vermögen.

Spirale 8 – der Natur abgeschaut

Für mich ist die Spirale ein Symbol des Lebens.
Ich glaube, die Spirale ist dort, wo die Materie aufhört zu sein und beginnt, etwas Lebendiges zu werden.
Meine Spirale ist keine geometrische Spirale, sie ist eine biologische Spirale, die nicht mit dem Zirkel nachgemessen werden kann. Sie hat Ausbuchtungen, Widerstände und Partikel in der Mitte und an den Rändern. Meine Spirale wächst vegetativ.

Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000) Weiterlesen

Spirale 7 – Herbstfarben mit Spirale

Die Jahreszeiten – hier durch Herbstblätter repräsentiert – sind keine exakten Wiederholungen der entsprechenden Jahreszeiten der Vorjahre. Vielmehr verhalten sie sich wie die stufenweisen Rundungen einer Spirale, die hier auf dem Blatt als Schatten erscheint. Die gedachte Längsachse der Spiralen ist die Zeitachse und jede Windung stellt den Verlauf eines Jahres mit seinen saisonalen Veränderungen dar. Es ist deutlich zu erkennen, dass die einzelnen Windungen nicht identisch sind. Auf diese Weise bringen sie die unterschiedliche Ausprägung der Jahreszeiten im Laufe der Jahre zum Ausdruck. Weiterlesen

Spirale 5 – Ich dreh‘ mich im Kreis

Die meisten Leute kranken daran, daß sie nicht aussagen können, was sie sehen und was sie denken. Man behauptet, es sei nichts schwieriger als eine Spirale in Worten zu definieren: Man muß dazu, sagt man, in der Luft mit der literaturlosen Hand eine ansteigend geordnete, eingerollte Gebärde vollführen, dank welcher sich diese abstrakte Figur der Sprungfedern oder manchen Treppen den Augen darstellt. Weiterlesen

Zur schlingenden Umarmung von Natur und Technik

Auf der Suche nach festem Halt, treibt die Gurkenpflanze Triebe in den freien Raum und „tastet“ ihn mit auffälligen Suchbewegungen nach geeigneten Gegenständen ab. Meist findet sie etwas und sobald der Kontakt hergestellt ist, windet sich der Trieb um den Gegenstand und zurrt ihn fest. Damit hat die Gurke eine weitere stabile Stütze geschaffen, die schließlich schwere Früchte tragen können muss. Weiterlesen

Spirale 2 – Symbol des Lebens

Rose_Spirale„Für mich ist die Spirale ein Symbol des Lebens.
Ich glaube, die Spirale ist dort, wo die Materie aufhört zu sein und beginnt, etwas Lebendiges zu werden. Meine Spirale ist keine geometrische Spirale, sie ist eine biologische Spirale, die nicht mit dem Zirkel nachgemessen werden kann. Sie hat Ausbuchtungen, Widerstände und Partikel in der Mitte und an den Rändern. Meine Spirale wächst vegetative.”

Friedensreich Hundertwasser (1928 -2000)

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