Bei Wanderungen in Wäldern schaue ich mir gern Bäume an, die nicht so ganz der Norm entsprechen. Die befinden sich meist dort, wo sie so wachsen dürfen wie sie wollen, also außerhalb oder am Rande der wirtschaftlich genutzten Waldbereiche. Ich habe diesem Blog bereits zahlreiche Exemplare anvertraut (z.B. hier und hier und hier und hier und hier). Sie sind oft so merkwürdig, dass es schwerfiele zu glauben, dass es so etwas gibt, hätte man es nicht direkt vor Augen.
Auf einer vor kurzem unternommenen Wanderung in den Dammer Bergen fand ich eine Baumgruppe vor, in der zwei Bäume über einen oberarmdicken Ast in Verbindung stehen. In den Fotos ist das Phänomen aus zwei verschiedenen Perspektiven zu sehen.
Schaut man sich das rechte Foto an, so scheint der linke Baum deutlich von der zusätzlichen Verbindung mit dem anderen Baum zu profitieren. Denn oberhalb der Einmündung dieses fremden Asts weitet sich der Stamm ganz entgegen der Norm, wonach Bäume unten dicker als oben sind.
Anders als bei den bisher entdeckten Baumverbindungen fällt mir hier keine plausible Geschichte ein, wie diese Verbindung wohl angebahnt und realisiert wurde. Vielleicht habt ihr eine Idee?
Dieser Paradolie begegnete ich auf einer Wanderung. Das durch das Blätterdach kunstvoll geformte Sonnenlicht projizierte dieses Bild auf einen Baum. Oder war es ganz anders? Zeichnete das vom beleuchteten Baum diffus reflektierte Licht das Bild in meinem Kopf? Dass ich in diesem natürlichen Bild (gr. eidolon) etwas sah, was völlig daneben (gr. para) ist, macht den Reiz der Suche nach derartigen Bildern aus. Da eine natürliche Pareidolie definitionsgemäß auch von anderen Menschen wahrgenommen werden kann, zeige ich sie hier, um das zu überprüfen.
Vor kurzem nutzten wir das Sonnenwetter, um eine längere Wanderung im Wiehengebirge zu unternehmen. Dabei überquerten wir eine hellgraue Betonstraße, die über und über mit Sonnentalern übersät war. Nun sind Sonnentaler keine Seltenheit, wenn man an einem sonnigen Tag im Wald unterwegs ist. In diesem Fall war aber auffällig, dass die Straße in einem leichten Grünschimmer strahlte. Auch dafür gibt es eine plausible Erklärung. Sie ist grün, weil sie von grünem Licht beleuchtet wird. Das grüne Licht entsteht dadurch, dass das weiße Sonnenlicht durch das Blätterdach der Bäume gefiltert wird. Die trifft allerdings nicht nur für die Straße, sondern auch für die Waldwege zu.
Warum fällt das Grün hier besonders auf? Dafür gibt es zwei Gründe. Zum einen ist die hellgraue Betonstraße deshalb hellgrau, weil sie so gut wie alle Farben des weißen Sonnenlicht diffus reflektiert. Das erkennt man an den weißen Sonnentalern, die das ungefilterte Sonnenlicht reflektieren, das durch die Lücken im Blätterdach der Bäume hindurchgeht. Die übrigen Bereiche werden indessen durch das von den Blättern reflektierte bzw. durchgelassene grüne Licht beleuchtet, was nach der Wechelwirkung mit dem Sonnenlicht übrig bleibt.
In den übrigen Bereichen des Waldbodens, der u. A. auch das grüne Licht absorbiert, sieht man die Mischfarbe, die vom Boden ausgestrahlt wird – die typische Farbe des Waldbodens.
Das Grün auf der Straße fällt allerdings erst dann auf, wenn man nicht nur auf die Straße blickt, sondern auch noch Randbereiche des Waldbodens in den Blick nimmt. Denn heftet man den Blick nur auf die Straße, erscheint sie eher im ursprünglichen Grau. Warum das so ist? Das Auge und auch die der visuellen Wahrnehmung nachempfundene Sensorik der Kamera tendieren dazu die vorherrschende Farbe als weiß wahrzunehmen bzw. darzustellen (chromatische Adaptation). Wenn man jedoch gleichzeitig auch andere nicht grüne Bereiche wahrnimmt, funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr und man sieht auch die Straße weitgehend in der tatsächlichen Farbe. Das Phänomen ist vielfach zu beobachten, wenn man denn darauf achtet.
Über ähnliche Phänomene wurde früher hier und hier und hier berichtet.
Dieser Baum hat als Sämling das Glück gehabt, an einer steilen Abbruchkante aufzuwachsen. So konnte er so aufwachsen, wie es wohl durch welche natürlichen oder unnatürlichen Umstände auch immer in seinen ersten Lebensjahren festgelegt wurde: Wenn man die auf dem Foto nicht zu sehenden Verbindungen zwischen den einzelnen Stämmen mitzählt gehen sechs Verzweigungen aus einer Wurzel (einem Samenkorn?) hervor und man sehe und staune erreichen auch das Erwachsenenalter. Da war kein Förster, der auf die spätere Verwendung als Nutzholz achtend, für die frühe Beseitigung dieser Missgeburt sorgte. Entweder hatte er Höhenangst und hat sich deshalb nie an die schätzungsweise 30 bis 40 m steil abfallende Kante herangewagt oder wegen der Unzugänglichkeit von Erntefahrzeugen dem Standort keine weitere Aufmerksamkeit gewidmet. Für den Wald ist es eine Bereicherung. Nicht nur, weil der Baum wachsen kann wie er will, sondern auch weil die in Nutzwäldern oft anzutreffende Uniformität der Pflanzungen durch originelle Abweichungen aufgelockert wird.
Ich habe mich ein Stündchen in die aus den Stämmen fast ergonomisch geformte Liege gelegt und die aus Einsamkeit, Vogelgezwitscher und durch die jungen Blätter gefiltertem grünem Licht zusammengemischte Stimmung auf mich wirken lassen – bis die verwöhnten Glieder auf die mir bekannte immer aufdringlicher werdende Weise einen Abbruch dieser Art Ruhepause erzwangen.
Vor einigen Jahren begegnete ich beim Wandern immer mal wieder eingekleideten Bäumen und identifizierte diese Aktivitäten als Guerilla-Knitting. Mit den Jahren haben Wind und Wetter den teilweise sehr schönen Kunstwerken den Garaus gemacht. Die Stellen, die ich im Blick hatte, verschwanden mit der Zeit wieder und ich dachte, dass diese Aktivitäten der Vergangenheit angehörten.
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Manchmal landest du im Urlaub in Bettenburgen, die im deutlichen Kontrast zum Hinterland des touristischen Ortes stehen, das du in diesen vierzehn Tagen erwandern möchtest. Und wenn du dann nach einer ganztägigen Tour erschöpft in die Unterkunft kommst und dadurch milde gestimmt noch einmal auf den Balkon gehst, gelingt es auch dem touristischen Ambiente einige ästhetische Aspekte abzugewinnen.
Die vor dem Hintergrund des blauen Meeres und Himmels in dazu beinahe komplementären Farben erleuchteten Balkone wirken für diesen Moment wie ein abstraktes Kunstwerk. Sie rücken plötzlich ohne eigenes Zutun und entgegen der Erwartung in dein Gesichtsfeld und runden einen von den Eindrücken der Natur geprägten Wandertag eindrucksvoll ab.
Bei Wanderungen im Spätsommer ärgere ich mich schon seit Jahren, dass – von den ökologischen Problemen einmal abgesehen – die Landschaft durch den massenhaften Anbau von Mais so uneinsichtig wird wie die Politik, die so etwas nicht zu verhindern weiß. Außer zwei grünen Maismauern ist auf große Strecken nichts mehr von der ansonsten schönen Gegend zu sehen. Im vorliegenden Fall bin ich ein wenig versöhnt, weil die grüne Mauer durch neugierig blickende Sonnenblumen aufgelockert wird und meine Augen durch andere Farbeinsprengsel vor dem völligen Ermüden bewahrt werden. Ob hier die Uneinsichtigkeit der Landschaft den Bauern insofern einsichtig gemacht hat, als er die fehlende Aussicht durch eine bunte Ansicht ersetzte? Weiterlesen
Ich habe lange keine Blindschleichen gesehen. Auf unserer gestrigen Wanderung auf dem Hermannsweg begegneten uns gleich zwei. Da fiel mir ein altes Lied aus Kindheitstagen ein, das ich merkwürdigerweise noch vollständig erinnerte. Auch das Liederbuch* war – ziemlich zerflettert – noch aufzufinden – ebenfalls sehr merkwürdig. Als ich das Lied aufsagte, fand mein mitwandernder Freund das so lustig, dass er meinte, ich müsse es in meinem Blog bringen. Hier ist sowohl das Lied/Gedicht als auch ein Foto einer der Schleichen, das bei der gestrigen Gelegenheit entstand:
Ein Storch spazierte einst am Teiche
Da fand er eine blinde Schleiche
Er sprach: „Das ist ja wunderbar“
Und fraß sie auf mit Haut und Haar.
Die Schleiche lag in seinem Magen
Das konnten beide nicht vertragen
Da sprach die blinde Schleich: „O Graus!“
Und ging zur Hintertür hinaus.
Der Storch sah solches mit Verdruß.
Daß so was ihm begegnen muß!
Drum fraß er ohne lange Wahl
Den schleichen Wurm zum zweitenmal.
Drauf stemmt er lächelnd mit Verstand
Die Hintertüre an die Wand
Und sprach nach innen zu der Schleich:
„Na bitte, wenn du kannst, entweich.
Da tät mit List die schlaue Schleichen
Zur Vordertür hinaus entweichen;
Doch fraß der Storch ohn lange Wahl
Voll Wut sie nun zum drittenmal.
Und bracht in sinniger Erfingung
Die beiden Türen in Verbindung.
Und sprach zum schleichen Wurm hinein:
„Nun richt dich auf ’ne Rundreis ein!“
* Unser Lied. Assmannshausen o. J.
Moderne Technik hilft dem Menschen. Das Navi ist für viele ein Segen. Endlich brauchen sie sich nicht mehr um den Weg zu kümmern. Eine synthetische Stimme sagt einem, wo es lang geht. Geografie und Kartenlesen sind aussterbende Kulturtechniken. In diesem Zusammenhang hörte ich kürzlich aus dem Bekanntenkreis, dass eine Jungsgruppe in einen Ort in Schleswig Holstein fahren wollte. Sie gaben den Namen ein und los ging es. Die Fahrt kam dem einen oder anderen zwar länger vor als gedacht, aber schließlich war man nach vielen Stunden am Ziel. Zumindest dem Namen nach, denn der Ort lag in Bayern.
Diese Geschichte ging mir kürzlich bei einer Wanderung durch den Kopf, als wir bei einem Straßenschild angekommen waren und plötzlich ein komisches Gefühl aufkam, dass wir hier völlig falsch sein könnten, was angesichts der Anstrengungen des Wanderns als sehr ärgerlich empfunden wurde. Plötzlich die von einem überschüssigen Buchstaben ausgehende Erleichterung: ein „h“ zuviel.
Oll Drift: en oll Weg, op den Veeh dreven warrt.
In Ostfriesland spricht man teilweise noch Plattdeutsch. Aber Vieh wird kaum noch über alte „Driften“ getrieben und die Natur erobert sich den Weg wieder zurück. Das Schild weist in Richtung eines abzweigenden Weges, der als solcher nur noch erahnbar ist. Damit Radfahrer trotzdem nicht auf den Gedanken kommen, hier abzubiegen, werden sie mit einem modernen Schild dazu angehalten geradeaus weiter zu fahren.
Das sich zunehmend dem Boden zu neigende Schild scheint mir nicht nur sich selbst und seine Botschaft allmählich zum Verschwinden zu bringen, sondern gewissermaßen symbolisch auch die plattdeutsche Sprache und Kultur.
Vor ein paar Tagen haben wir eine Wanderung zum Canyon zwischen Lengerich und Tecklenburg unternommen, einem in einer Schlucht gelegenen türkisfarbenen See, der in einem stillgelegten Kalksteinbruch entstanden ist. Die Farbe steht in einem eindrucksvollen Kontrast zu den steil aufragenden Kalksteinwänden, die teilweise bereits von verschieden Pflanzen besiedelt wurden.
Der helle Kalkuntergrund des Sees sorgt dafür, dass alle Lichtfrequenzen des bis dorthin durchdringenden Lichts weitgehend reflektiert werden, so dass lediglich die im Wasser schwebenden und gelösten Stoffe, vor allem Kalk, die volle Eigenfarbe des Wassersvom reinen Blau zum Grün hin „verschieben“, ansonsten aber eine intensive Färbung hervorbringen.
(Nebenbei gesagt erscheint auch unser Leitungswasser grün, wenn man durch eine genügend große Schicht blickt.)
Da der Wasserspiegel des Sees sehr tief liegt und von hohen Wänden umgeben ist, kommen außerdem verschiedene andere Phänomene ins Spiel, die ein ganzes Spektrum des Türkis hervorrufen. Ein sehr dunkler Farbton entsteht im schmalen Schattenbereich der Steilwand. Darüber hinaus spiegelt sich die Silhouette der Wand mit ihren Bäumen bis weit über die Mitte hinaus und lässt das Wasser in helleren Farbtönen erstrahlen, die schon fast ans reine Grün heranreichen. Die Felswand blendet die tieferen Bereiche des Himmels ab, sodass – wegen Einfallswinkel gleich Reflexionswinkel – in diesem Bereich kein Himmelsblau ins Auge des Betrachters reflektiert wird. Erst im Vordergrund ist dies der Fall; die bläulichen Reflexe sind deutlich zu erkennen. Einige kleinere dunklere Farbflecken sind auf entsprechende dunkle Bereiche im Untergrund zurückzuführen, die das meiste eingestrahlte Licht absorbieren.
Blickt man auf die Wasseroberfläche im oberen rechten Bereich des oberen Fotos (zur Vergrößerung aufs Bild klicken), so erkennt man dort eine deutliche Blaufärbung. Sie ist darauf zurückzuführen, dass die Wasseroberfläche in dem Bereich vom Wind aufgeraut wird, sodass durch die Reflexion von Himmelslicht an den steileren Wellenflanken den überwiegenden Grüntönen Himmelblau beigemischt wird.
Schaut man sich die Wasseroberfläche von Nahem an, so erkennt man, dass sie auch in den scheinbar ruhigen Bereichen nicht völlig glatt, sondern von kleinen Wellen bedeckt ist (mittleres Foto).
Im Übrigen sollte man auch die in diesen Tagen erwachende Pflanzenwelt nicht übersehen, die hier in Gestalt blühender Weiden zur frühlinghaften, farbenfrohen Stimmung an diesem warmen Frühlingstag an einem einzigartigen Gewässer beitragen.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass der innere Gemütszustand eines Menschen die Aufmerksamkeit auf äußere Gegebenheiten lenkt, die in einer bestimmten Weise einen mehr oder weniger direkten Bezug zu ihm haben. Ein Beispiel erlebten wir auf einer Wanderung, als wir durch ein intensives Gespräch die letzte(n) Wegmarke(n) außer Acht gelassen hatten und uns dies plötzlich siedend heiß bewusst wurde. Angesichts der Tatsache, dass wir den Standort nicht sofort auf der Karte fanden und uns klar wurde, dass wir möglicherweise weit von der vorgesehenen Route abgekommen waren, bekamen wir doch einen großen Schreck. Weiterlesen
Als ich am frühen Morgen am dunklen Lavastrand von Lanzarote entlang gehe, werde ich durch einen hellen Lichtreflex aus meinem Wandertrott herausgerissen, der in der fast alles Licht absorbierenden Schwärze besonders hervorsticht. Ich denke zunächst an Glas bis ich mich davon überzeugt habe, dass es sich um ein oliv-grünes Mineral handelt, das in einen porösen an Koks erinnernden Lavastein wie ein Edelstein in einen Ring eingelassen ist. Weiterlesen
Als ich auf einer Wanderung bei einem heftigen Regenguss dieser Pilze ansichtig wurde, ging mir ein Spruch Friedrich Hölderlins (1770 – 1843) durch den Sinn:
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch Weiterlesen
Eindrucksvoll der Drachenbaum (Dracaena draco) wie man ihn auf den Kanarischen Inseln (hier: La Palma) gelegentlich antrifft. Schon der Name umgibt den Baum mit einem Hauch des Geheimnisvollen und folglich hört man auch immer wieder wilde Geschichten über dieses Gewächs. So soll er im Garten der Hesperiden seinen Ursprung haben. Dort wurde ein goldene Früchte tragender Baum vom Drachen Ladon bewacht. Aber Herakles tötete Ladon und aus jedem Blutstropfen wuchs ein Baum, ein Drachenbaum.
Das erinnerte mich an eine Zimmerpflanze, die ich seit Jahren bewundere. Denn auch sie lässt sich leicht vermehren. Aus jedem Teil der Pflanze kann eine neue Pflanze gezogen werden. Erst jetzt wurde mir klar, dass die Beziehung inniger ist, als diese leichte Vermehrung vermuten lässt. Diese Zimmerpflanze ist auch ein Drachenbaum (Dracaena marginata).
Seitdem ist mir dieser Drachenbaum ans Herz gewachsen. Er erinnert mich an La Palma. Dem kann auch die Tatsache keinen Abbruch tun, dass der Drachenbaum gar kein Baum im botanischen Sinne ist, sondern zur Familie der Spargelgewächse (Spargel?!) gehört.
Wie um Farbe ins dunkle Grau zu bringen und dem bedrohlich anrückenden Gewitter gleich einen Hoffnungsschimmer mitzugeben, erscheint hier ein Fragment eines Regenbogens, das man sich mühelos zu einem Halbbogen komplettiert denken kann. Irgendwo zwischen dem noch relativ hellen Hintergrund und dem Fotografen sinken Regentropfen zu Boden; zu klein, um selbst sichtbar zu werden, aber mit Hilfe der Sonne imstande, in lebhaften Farben ein deutliches Zeichen ihrer Existenz zu geben. Weiterlesen
aus zufall
einfall
aus einfall
überfall
aus überfall
unfall
aus unfall
wegfall
aus wegfall
abfall
aus zufall
abfall Weiterlesen
Auch das Chaos gruppiert sich um einen festen Punkt,
sonst wäre es nicht einmal als Chaos da.
Arthur Schnitzler (1862 -1931)
Es gibt sie noch, die Störche. Auf unserer Umwanderung des Dümmers, eines flachen Sees im flachländlicher Norden Deutschlands, erleben wir sie nach Jahren zum ersten Mal wieder in freier Natur. Sowohl auf der Suche nach Nahrung (im angrenzenden renaturierten Ochsenmoor) als auch auf dem Nest, das sich auf einem von Menschenhand angefertigten hohen Pfahl mit einer radartigen Plattform befindet. Was in meiner Kindheit fast zum Alltäglichen gehörte, Störche in freier Natur, ist mittlerweile zu einer Seltenheit geworden. Weiterlesen
Endlich haben wir es geschafft, Arno Schmidts (1914 – 1979) Seelandschaft um den Dümmer zu erwandern. Um es vorweg zu sagen, Pocahontas* haben wir nicht getroffen. Dafür aber jede Menge elektromotorisierter Radfahrerinnen und Radfahrer, die für ihr Alter ziemlich fix den See auf dem Deichweg umrundeten, uns immer wieder auf den Grünstreifen zwangen und dadurch ein Stück weit von der Naturbetrachtung und Unterhaltungen abhielten. Dennoch waren die Eindrücke des Sees stärker und ich konnte die folgende Äußerung Schmidts gut nachvollziehen: Weiterlesen
Auf einer längeren Wanderung durchqueren wir einen urbanen Bereich. Unsere Blicke bleiben an der Auslage eines Lampengeschäfts hängen, wo wir den Spiegel vorgehalten bekommen und dabei so gar nicht erleuchtet, sondern mehr deformiert werden. Sinnigerweise fühlen wir uns auch so, wie wir uns hier sehen – vielleicht nicht ganz so bunt.
Der Glasschirm der Lampe reflektiert bei senkrechtem Lichteinfall nur etwa 4% an jeder Grenzschicht zwischen Luft und Glas. Das meiste Licht geht also hindurch. Soll es ja auch, weil die wesentliche Funktion der Lampe darin besteht, ihr Licht möglichst ungehindert auszustrahlen. Im vorliegenden Fall kommt allerdings nur Licht von außen, von dem der vergleichsweise dunkle Raum nur wenig wieder zum Fenster hinausstrahlt. Da reichen dann schon die paar Prozent, die die direkt auf das Fenster gerichtete Seite der Glaskugel zurückgibt.
Der Farbeffekt kommt dadurch zustande, dass die Glaskugel mit einer dünnen, ziemlich durchlässigen Metallschicht bedampft ist. Die Schicht ist so dünn, dass durch Interferenz bestimmte Wellenlängen des weißen Lichtes geschwächt und andere verstärkt werden, sodass man eine Mischung der verbleibenden Farben sieht.
Beim Wandern auf dem Hermannsweg von Tecklenburg nach Bad Iburg im dichten Mischwald mit altem Baumbestand stießen wir ganz unvermittelt auf eingekleidete Bäume. Dem Zustand der künstlerisch gestalteten, farbenfrohen Bekleidungsstücke nach zu urteilen, trugen die Bäume sie schon etwas länger. Vielleicht bereits im Winter. Hat hier jemand Mitleid mit den armen Bäumen oder handelt es sich um eine Kunstaktion. Eine Recherche im Internet erbrachte, dass ich offenbar wieder einmal nicht auf dem Laufenden bin. Diese Aktionen, Objekte im öffentlichen Raum „einzustricken“ oder „einzuhäkeln“ werden auch als Guerilla Knitting bezeichnet. Die Idee entstand 2005 in den Vereinigten Staaten von Amerika und ist seit einigen Jahren auch in Europa angekommen, ja sogar auf dem Hermannsweg.
Mich erinnerte dieses Kunstwerk an eine ähnliche Verpackungsinstallation, die ich bei einer früheren Wanderung entlang der Ems in der Nähe von Telgte erlebte. Auch dort waren Bäume äußerst kunstvoll verpackt. Die Verpackung war so vollkommen, dass auf Anhieb nicht zu erkennen war, dass sie natürlichen Ursprungs war.
Was man beim Wandern nicht alles erleben kann!
Eine Wanderung auf dem Hermannsweg im Teutoburger Wald bei Bad Iburg bot mir vor einigen Tagen diesen Anblick eines entblößten Felsabschnitts. Wer denkt bei einer Bergwanderung schon an den Meeresgrund? Das System der parallelen Gesteinsschichten zeigt, dass wir es hier mit Sedimentgestein zu tun haben, das sich etwa 92 Millionen Jahren (Oberkreide) gebildet hat, als diese Region noch von Meeren bedeckt war. Durch tektonische Bewegungen wurden die Sedimentgesteinsschichten zu einem Gebirge aufgefaltet. Einen fast senkrecht aufgerichteten Teil dieser Platten haben wir hier vor Augen.