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Physik im Alltag und Naturphänomene, Physikalisches Spielzeug & Freihandversuche

Tropfen am laufenden Band

Hier sieht man einige Tropfen relativ geordnet an einem Faden (Anglerschnur) aufgereiht. Das sieht nach langwieriger Arbeit aus, die einzelnen Tropfen so ordentlich zu platzieren. Ist es aber nicht, weil hier Selbstorganisation im Spiel ist. Ich habe lediglich die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände genommen, nachdem ich die Finger mit etwas Honig benetzt hatte. Dann ließ ich die Schnur straff durch die Finger gleiten, indem ich beide Hände unter Straffhaltung des Schnur zu den Seiten hin bewegte.
Zunächst erschien die Schnur ungleichmäßig vom Honig benetzt. Dann aber entstanden nach und nach die nahezu äquidistanten Tropfen (Foto). In diesem Fall trat auch noch ein Minitropfen zwischen je zwei größeren Tropfen auf. Danach passierte nichts mehr, jedenfalls solange ich das Ganze in Händen hielt.
Wie kommt es zu dieser Strukturbildung? Wenn der Honig längs der Schnur ausgebreitet wird, entsteht eine große Grenzfläche zwischen Honig und Schnur sowie zwischen Honig und Luft. Die Grenzfläche zwischen Honig und Luft erfordert relativ viel Grenzflächenenergie. Da die Natur bestrebt ist, unter den gegebenen Bedingungen so viel Energie wie möglich an die Umgebung abzugeben, stellt sich eine minimale Grenzfläche ein. Ab einer bestimmten Schichtdicke des Honigs ist es günstiger, dass sich in bestimmten Abständen Honigkugeln bilden, als dass sich der Faden mit einem Zylinder aus Honig umgibt. Denn die Kugelgestalt besitzt die kleinste Oberfläche eines gegebenen Volumens.
Kurz nach der Bildung der Kugeln haben sich noch kleinere dazwischen angesiedelt. Darin haben sich die Reste des Honigs gesammelt, die beim ersten Zusammenziehen der zähen Substanz am Faden hängengeblieben sind.

Diskussionen

14 Gedanken zu “Tropfen am laufenden Band

  1. Der Zusammenhalt des Honigs ist zu schwach, er schnurrt zusammen, bildet Honigbatzen.
    Diese Erklärung scheint aber zu versagen ob der Regelmässigkeit der Kugeln. Es sind zudem keine Bätzchen sondern Kugeln.

    Das mit den Grenzflächen und ihrer -energie ist etwas unanschaulich.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 27. April 2024, 00:16
    • Mag sein. Der Vorteil ist die Allgemeinheit der Erklärung. Alle Vorgänge werden dadurch „angetrieben“ dass Energie entwertet, also an die Umgebung abgegeben wird. Anschaulicher wäre vielleicht von wirkenden Kräften zu sprechen. Aber das ist äußerst kompliziert und setzt teilweise tiefe Kenntnisse in Physik voraus.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 27. April 2024, 08:32
  2. das Resultat ist erstaunlich.

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    Verfasst von gkazakou | 27. April 2024, 00:22
  3. Das sieht wie ein zauberhaftes Kunstwerk oder ein Schmuck (Perlenkette) aus. Wie es dazu kam, glaubt man nicht, es sei denn, man probiert es aus.

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    Verfasst von Gisela Benseler | 27. April 2024, 02:19
  4. Das Schönste war wohl die freundliche Bedienung am Schluß nach langer Wartezeit. 😊

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    Verfasst von Gisela Benseler | 27. April 2024, 02:20
  5. Und die Kamera hast du dann per KI und Sprachsteuerung ausgerichtet und ausgelöst? Deine Hände sehe ich hier weiterhin die Schnur gespannt halten. Faszinierend!

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    Verfasst von Ule Rolff | 27. April 2024, 08:31
  6. Ab einer bestimmten Schichtdicke …
    Wieso spielt hier die Dicke eine Rolle? Die Kontaktfläche zur Luft wäre fast diesselbe, ob dickwandiger Zylinder oder nicht.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 27. April 2024, 09:14
  7. Überhaupt auf so eine Idee mit dem Honig zu kommen lässt mich schon staunen, Joachim und diese hübsche gleichmäßige Kette der Natur als Ergebnis dieses Prozesses, hat was faszinierendes an sich!
    Liebe sonnige Grüße auch wieder hier von mir ☀️

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    Verfasst von hanneweb | 27. April 2024, 18:11
    • Ja, liebe Hanne, ich hätte sagen müssen, weshalb ich dieses Experiment gemacht habe. Es ging darum zu zeigen, dass Spinnen, die ihre Spinnfäden mit Klebetropfen versehen, diese nicht einzeln auf den Faden aufbringen. Vielmehr überziehen sie ihn bei Herauspressen mit dem Klebstoff, der sich dann ähnlich wie in dem kleinen Experiment von selbst in Tropfen zerfällt und auf dem Faden verteilt.
      Liebe Grüße und danke für den geglückten Sonnenwunsch, Joachim.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 27. April 2024, 19:55

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