Es war einmal ein Männchen, das in einer Formel schlummerte. Nun schon seit vielen Jahren, wohl schon seit Anbeginn aller Zeiten. Seine Existenz ist so gewiß, wie die Aussage 2+2=4 gewiß ist. Daran kann keiner etwas ändern, auch der König nicht.
Und selbst wenn die Erde und das ganze Universum einmal vergehen sollten, das Männchen wird in seiner Formel überleben. Deswegen sollte dieses Märchen ausnahmsweise auch nicht mit „Es war einmal…“ beginnen, sondern mit: „Es war, es ist und es wird sein ein Männchen, das in einer Formel schlummert“. Die Formel, in die sich das Männchen verkrochen hat, lautet:
z(n+1) = z(n)^2 + c, (z, c aus C).
Die Menschen, die vor nichts zurückschrecken, die selbst die mumifizierten Pharaonen aus den Pyramiden ans Tageslicht zerren, machen sich daran, auch das ewige Geheimnis des Männchens zu lüften. Dabei schließen sie das Männchen an eine Art Herz- Lungenmaschine, vulgo Computer, an und versuchen auf diese Weise, künstlich erzeugte Lebenszeichen zu erhaschen. Mit großem Aufwand wird dabei das Männchen der ephemeren Substanz der Formelbehausung entsprechend mit Zahlen gefüttert. Nachdem das Männchen diese Zahlen verdaut und wieder abgegeben hat, wird es erneut damit versorgt und zwar solange, bis sich zeigt, ob das Männchen, die jeweilige Zahl bei sich behält und gewissermaßen in körpereigene Substanz verwandelt oder diese abstößt, indem es die Zahl dem Maß der Abstoßung entsprechend mehr oder weniger schnell divergieren läßt, d.h. dem Orkus der Unendlichkeit anheimgibt.
Um diesen Vorgang auf das simple Maß der menschlichen Anschauung zu reduzieren, werden die „körpereigenen“ Zahlen ihrem Wert entsprechend auf einer Zeichenebene angeordnet. Auf diese Weise wächst der Corpus des Männchens allmählich zumindest schemenhaft heran. Wenn man auch noch die Schnelligkeit mit der das Männchen alle nicht körpereigenen Zahlen von sich weist als seinen Lebensraum interpretiert und das entsprechend durch eine Farbe zum Ausdruck bringt, so bekommt man eine Andeutung von der filigranen und vielgestalteten Lebenswelt des Männchens. Ein vollständiges Bild wird man indes mit irdischen Mitteln nicht erreichen. Wenn man sich mathematisch in die Details hineinzoomt, wird man immer wieder auf Strukturen stoßen einschließlich solcher, die dem Männchen bis aufs Haar ähneln. Dieser Zoomprozess ließe sich immer theoretisch aber nicht praktisch ad infinitum fortsetzen, denn dazu würde die eigene Lebenszeit, ja nicht einmal das Alter des Weltalls ausreichen.
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