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Physik im Alltag und Naturphänomene, Physik und Kultur

Sonnenwende und Sommeranfang

Von meinem Fenster aus beobachte ich bis jetzt am Abend immer (sofern der Himmel frei ist), dass die Sonne stets bei einem weiter nördlich (rechts) stehenden Pfahl untertaucht. Ab heute geht es wieder zurück: Kaum dass der Sommer begonnen hat, beginnt die Sonne auch schon damit, sich langsam wieder abzuWENDEn. Man spricht von der Sommersonnenwende. Die Tage werden wieder kürzer. Davon merken wir zunächst kaum etwas, weil es kaum merklich langsam beginnt. Aber die Richtung ist vorgegeben. Erst am 22. Dezember, zur Wintersonnenwende, wendet sich das Blatt erneut und die Tage werden wieder länger.

Merkwürdig mag auf den ersten Blick erscheinen, dass die höchsten Temperaturen des Jahres und damit das Wetter, dass typisch für den Sommer ist, normalerweise* erst in einigen Wochen auftreten. Aber Boden und Wasser werden weiterhin erwärmt, sodass die mittlere Temperatur weiterhin steigt, auch wenn die Tage kürzer werden und damit die Sonnenscheindauer und mittlere Sonnenhöhe abnehmen. Erst wenn man sich der Tag- und Nachtgleiche nähert, verkürzt sich die Tageslänge wesentlich schneller und auch die dadurch bedingte Abnahme der Erwärmung führt wieder zu einer Abkühlung von Boden und Wasser. Eine ähnliche Verzögerung des Temperaturänderung können wir auch am Tage beobachten. Am kältesten ist es am Morgen normalerweise erst etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang. Und am wärmsten wird es nicht mittags, wenn die Sonne am höchsten steht, sondern erst später so gegen 15 bis 16 Uhr. Natürlich gelten diese Aussagen nur im Mittel, Ausnahmen beobachtet man immer mal wieder.

Die astronomische Ursache für die Sonnenwende ist darin zu sehen, dass die gedachte Achse, um die sich die Erde dreht, bei ihrer jährlichen Rundreise um die Sonne dieselbe Schiefstellung bezüglich der Ebene beibehält, in der sie sich bewegt. Man kann auch sagen, dass die Achse immer auf dieselbe Stelle des Sternenhimmels zeigt, in unserem Zeitalter ziemlich genau zum Polarstern. Das bedeutet, dass die Nordhalbkugel am Mittsommertag der Sonne maximal zugeneigt ist – im doppelten Wortsinn – und – wenn die Wolken es zulassen – durch das Sonnenlicht „verwöhnt“ wird. Sie erreicht die größte Mittagshöhe des Jahres und bleibt am längsten über dem Horizont. Aber – wie gesagt – jetzt werden die Tage wieder kürzer und die Mittagssonne verliert allmählich wieder an Höhe.

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* Ich habe wohlweißlich „normalerweise“ geschrieben. Denn im Moment ist es bei uns so heiß (über 30° C), dass man sich kaum noch wünschen kann, dass der Sommer mit noch höheren Temperaturen, überhaupt erst in Fahrt kommt.

Diskussionen

10 Gedanken zu “Sonnenwende und Sommeranfang

  1. Ich kann mich an einen Juli in Ägypten erinnern,als es enorm heiss war. Verstand nicht, wieso man da in den swimmingpool unseres hotels ging.
    Mit meinem jüngeren Bruder , der schon lange tot ist, machte ich eine kleine nilkreuzfahrt. Er schlief dabei ein. Die eisengestänge des Bootes waren brandheiss,ich hatte Furcht, er würde beim aufwachen sich darauf stützen
    Doch das geschah nicht. Meine sorge war unbegründet.
    Drei Jahre später war er tot, was man nicht verhindern konnte. Meine sorge um das heisse Gestänge war so gesehen lächerlich gewesen.

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    Verfasst von kopfundgestalt | 21. Juni 2023, 00:22
    • Ja, solche Ereignisse rufen oft Erinnerungen hervor, die scheinbar in keinem Zusammenhang zum Ereignis stehen. Erlebnisse mit deinem Bruder werden dir bestimmt auch bei anderen Gelegenheiten in Erinnerung kommen. Ich weiß wovon ich rede. Ich habe auch einen jüngeren Bruder vor der Zeit verloren.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 21. Juni 2023, 12:48
      • Ich dachte schon, mein Kommentar sei unangemessen gewesen. Umso mehr freut mich deine Reaktion!
        Ich bin beim Bekanntwerden seiner Krankheit psychisch krank geworden, verheimlichte das aber vor ihm. Er hatte ohnehin genug zu regeln und mit allem einigermaßen klar zu kommen.

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        Verfasst von kopfundgestalt | 21. Juni 2023, 21:30
      • So schlimm war es bei mir zwar nicht, da sich die Krankheit über 5 Jahre hinstreckte. Aber hart war/ist es allemal.

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        Verfasst von Joachim Schlichting | 23. Juni 2023, 16:00
  2. Einen Sonnenaufgang zu erleben, ist doch jedesmal etwas Wunderbares. Ein schönes Foto.

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    Verfasst von Gisela Benseler | 21. Juni 2023, 07:57
  3. Dann wird hoffentlich auch diese unsägliche Wärme weniger…

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    Verfasst von Maccabros | 21. Juni 2023, 08:07
  4. Die langen Junitage können einen ganz schön mitnehmen, wenn es zu heiß wird. Wir leben hier auf der südlichen Peloponnes grad recht bequem mit „normalen“ Sommertemperaturen und täglich aufziehendem Gewölk.

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    Verfasst von gkazakou | 21. Juni 2023, 18:00

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