(c) H. Joachim Schlichting
„Eigentlich tue ich nichts, als die eigene Physiologie zu beschreiben. Die Veränderungen des elektrischen Feldes auf der Netzhaut, Temperatur-schwankungen, die unterschiedliche Konzentration von Geruchspartikeln in der Luft, das Oszillieren der Schallwellenfrequenz. Daraus setzt sich die Welt zusammen. Alles übrige ist formalisierter Wahnsinn oder die Geschichte der Menschheit. Und wenn ich so gegenüber der Post von Dukla stehe, eine Zigarette rauche und den breitschultrigen Typen mit Spiegelreflexkamera zusehe, kommt mir der Gedanke, daß das Sein Fiktion sein muß, wenn wir überhaupt eine Chance haben sollen. Daß Fleisch, Blut, Licht und alle anderen Selbstverständlichkeiten sich eines Tages als ein einziger interessanter Trug herausstellen müssen, sonst stimmt hier etwas nicht, und Ciao Pamela, wir danken für Ihren Besuch, beehren Sie uns wieder morgen ab eins. Und so ein naiver Gedanke überfällt mich jetzt in Dukla, dessen Reglosigkeit darüber nachsinnen läßt, wie es um die Dinge stehen könnte. Laterna magica, camera obscura, Glaskugel, in der langsam Schnee rieselt, Kaleidoskop der letzten Hoffnung und metaphysische Peepshow“.
Stasiuk, Andrzej; Die Welt hinter Dukla. Frankfurt am Main 2000
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Pingback: Spielend und spiegelnd zum Unendlichen | Die Welt physikalisch gesehen - 13. Juni 2016