Aber, ist Denkstil nicht wiederum nur ein anderer Ausdruck für Zeitgeist? Wittgenstein hat mit seiner Formel Dies ist in Wirklichkeit nur jenes das Grundschema aller Welterklärungen angegeben und zugleich deren Reizwert bestimmt. Auf diesem Schema verbleibend, gibt es noch die Steigerung des Reizwertes mit der gleichfalls schon von den Griechen entdeckten Formel: Alles ist eines. Dies ist es, worauf die Vernunft jederzeit Anspruch hatte und was ihr jeweils endlich erfüllt werden soll; dies ist es aber auch, was die Bildungserwartung bestärkt, einen derart auf Einfachheit zulaufenden Sachverhalt werde alsbald jedermann begreifen und die Welt dadurch für sich durchsichtig machen können.*
Was auf dem Foto durch Wasser so durchsichtig gemacht wurde ist das Pflaster vor der Kathedrale in Florenz (Santa Maria del Fiore). Behauptete nicht Thales von Milet (*624/23 v. Chr.; † zwischen 548 und 544 v. Chr), dass alles (aus) Wasser ist?
* Hans Blumenberg. Die Verführbarkeit des Philosophen. Frankfurt 2000, S. 42
Fast so schön wie das Original 🙂
🙂
und ist nicht „alles ist eins“ von Heraklit? Dein Foto erinnert mich an meins – erstes Foto des Eintrags: https://gerdakazakou.com/2019/02/15/wetterbericht-akropolis/
Von Heraklit stammt ja der Ausspruch „panta rhei“, das alles fließt, verändert sich das eine ständig und immerdar…Ja, dein Foto zeigt auch eine schöne Spiegelung eines altehrwürdigen Gebäudes und verbindet es auf diese geheimnisvolle Weise mit der Natur – dem Wasser und dem Licht (Dieser Beitrag muss mir damals entgangen sein. 😦
danke, Joachim. Ja, „auf geheimnisvollel Weise“, das empfand ich auch. panta rhei – klar, Geraklit zugeschrieben, aber nicht nur, sondern zB auch Εκ πάντων εν και εξ ενός πάντα.. aus Allem Eins und aus Einem Alles). Alles fließt ist der Wahlspruch meines Blogs, hab auf spielerische Art Diverses zu Heraklit geschrieben, zB https://gerdakazakou.com/2016/08/31/21209/ oder https://gerdakazakou.com/2016/09/02/vor-der-ausfahrt-nach-ephesos/ etc pp.
Ich stimme mit dir überein. Ich wollte nur das für damalige Verhänltnisse revolutionäre Verwandlungsprinzip vor Hintergrund einer geschlossenen Welt besonders unterstreichen.
Zu „Dies ist in Wirklichkeit nur jenes….“ hat der Phsiker und Bewussseinsforscher Thomas Campbell einiges zu sagen. Man höre und staune!!!!!
Ich habe den Video Hinweis vergessen – Experiment zum virtuellen Realitätsmodell – Tom Campbell
Das sind in der Tat schöne Gedankenexperimente, die aufgrund von quantenmechanischen Überlegungen angestellt werden. Der Bezug zur (naiven) Realität, so wie wir sie im Alltag erfahren, scheint mir allerdings nicht viel besser zu sein, wie der früher in der Philosophie diskutierte Solipsismus. Es ist alles weder beweisbar noch widerlegbar. Denn alles passiert im selben System, im System des menschlichen Denkens auf der Grundlage der klassischen Aussagenlogik, die ebenfalls vom Menschen geschaffen wurde. Aus diesem Zirkel kommen wir nicht heraus.