Ein mit stillem Wasser gefülltes Weinglas steht vor einer bunt gestreiften Wand und wird von zwei Fenstern beleuchtet. Das Glas macht aus der relativ neutralen Situation ein kleines optisches Rätsel. So sieht man das Fensterpaar als helle Lichtquelle mindestens dreimal spiegelnd und einmal diffus reflektiert. Die spiegelnden Reflexionen werden durch den Wasserkörper und das Glas hervorgerufen. Die hinter dem Glas auf dem Tisch zu sehende diffuse Reflexion entsteht dadurch, dass der nahezu zylindrische Stiel des Glases die Fenster auf dem Tisch abbildet.
In den beiden Abbildungen dieser Zylinderlinse erscheinen das linke und das rechte Fenster vertauscht. Wegen der Baugleichheit der Fenster ist dies jedoch nicht zu sehen. Da der ebenfalls zumindest im oberen Bereich nahezu zylindrisch geformte Wasserkörper ebenfalls wie eine Zylinderlinse wirkt, werden die durch das Glas gesehenen Dinge virtuell vertauscht. Und als Zugeständnis an die sphärische Abweichung von der Zylinderform werden sie im unteren Bereich schwungvoll gerundet. So präsentiert sich hier die farbig gestreifte Rückwand.
Die virtuelle Vertauschung zeigt sich in dem durch das Glas hindurch zu sehenden Bereich in einer Umkehr der Farbreihenfolge, was allerdings wegen des mehrfachen Auftretens gleicher Farben schwer zu erkennen ist.
Insgesamt also eine schöne Spielerei zwischen Realität und Virtualität, die hier gewissermaßen ohne menschliches Zutun abläuft – es wurde lediglich ein Glas Wasser an eine günstige Stelle auf den Tisch gestellt.
Hier bewahrheitet sich einmal mehr die oft in ganz anderem Zusammenhang geäußerte Feststellung, dass man bei Anzeichen einer gestörten Realitätswahrnehmung zu tief ins Glas geblickt habe. Und damit diesbezüglich keine Zweifel aufkommen, verbürge ich mich dafür, dass im Glas nur Wasser vorhanden ist – gutes ostfriesisches Wasser, ideal zur Zubereitung von Tee.
Gib zu, Du hast den Tisch extra gemietet 🙂
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Ja, das ist der Tisch aus dem Märchen: Tischlein deck dich, Esel streck dich und Knüppel aus dem Sack.
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Kleine, stille Versuchsanordnung, die es gewaltig in sich hat….
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Zu einer Versuchsanordnung wurde das Ganze, als ich die zufällig ins Auge fallenden merkwürdigen Strukturen im Glas etwas deutlicher hervorbringen wollte. Manche Phänomene wollen inszeniert werden…
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Es war ein „Zufall“ oder ist ein Glücksfall, so etwas zu sehen, zu entdecken und zu erklären. Auf jeden Fall sehr schön, in allen Teilen des Glases.
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Danke vielmals! Manche Zufälle muss man ergreifen, um ihnen die nötige Wirkung zu verleihen…
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😊
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Ich muss nachfragen: wenn du sagst, das Glas stehe vor der gestreiften Wand, und dann, es werfe von Zeit hinter ihm lieg
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😉
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Fortsetzung: es werde von zwei hinter ihm liegenden Fenstern beleuchtet, müssten die Fenster logisch doch auf derselben Seite liegen wie die gestreifte Wand? Meine Augen behaupten aber, das Fensterlicht müsse von vorne auf die Szenerie fallen … grübel.
Egal wie: das Foto ist ein echter Hit, ästhetisch wie physikalisch!
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Du hast völlig Recht. Meine Ausdrucksweise ist missverständlich. Deine Interpretation ist aber korrekt.
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Danke, da sind meine Augen sehr beruhigt.
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🙂
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