//
Artikel Archiv

Farbe

Diese Schlagwort ist 230 Beiträgen zugeordnet

Grün gewinnt die Oberhand

Grün steht für Energie, für Erneuerung und Lebenskraft. Jedenfalls will es so scheinen, wenn man die geradezu in Grün explodierende Natur in diesen Tagen auf sich wirken lässt.
Grün wird oft als eine der Grundfarben angesehen. Gemeinsam mit Rot und Blau kann sich Grün zu Weiß addieren. Man kann Grün aber auch aus Blau und Gelb zusammensetzen und damit Himmel und Erde in Verbindung bringen.
Und da Grün die Hoffnung ist, bekommt diese Aussage ein besonderes Gewicht.

Naturschöne Felswand

Nach einem heftigen Regen führte eine überlaufende Wasserpfütze dazu, dass ein Wasserstrom über die Kante einer Sandsteinfelswand schwappte und eine schöne Zeichnung in dem weitgehend einfarbigen Gelb hinterließ. Ein kräftiger Braunton zeigt den durch die Strukturen in der Wand modifizierten Strömungsverlauf des Wassers.
Weil die Benetzung des Sandsteins durch das Wasser die Reflexion des Lichts herabsetzt und ein größerer Anteil absorbiert wird, ergibt sich eine dunklere Tönung als an den trockenen Bereichen.

Zunderschwamm als bunte Manchette

Der fingerdicke Stamm eines abgestorbenen Haselnussbäumchens wird von einem Zunderschwamm mehrlagig (fast) umrundet. Eine volle Umrundung scheint nicht möglich zu sein, weil der Schwamm dazu an beiden Enden zusammenwachsten würde. Das scheint nicht in seinem Wachstumsprogramm vorgesehen zu sein.
Der Zunderschwamm ist ein Pilz und keine Pflanze. Trotzdem kommt er in der Farbenpracht eine Blüte ganz schön nahe.

Zur Poesie des doppelten Schattens am Abend

Wenn man am Abend das Licht anmacht und das Licht des blauen Himmels durch ein Fenster dringt, hat man oft das Vergnügen, zwei Schatten eines Gegenstands vorzufinden. Im vorliegenden Fall ist es der blaue und gelbliche Schatten einer Kerze, die noch darauf wartet angezündet zu werden. Zu einem vermutlich ähnlichen Szenario äußert sich der amerikanische Maler Fairfield Porter in seinem Gedicht: „A Painter Obsessed by Blue. Dort heißt es:

No color isolates itself like blue.
If the lamp’s blue shadow equals the yellow
Shadow of the sky, in what way is one
Different from the other ?

Ob dieses Phänomen aber etwas mit der Eigenschaft der Farbe Blau zu tun hat, sich zu isolieren, sei dahingestellt. Jedenfalls scheint seine Schilderung einer ähnlichen Situation zu entsprechen, die im Foto zu sehen ist und mit etwas Aufmerksamkeit abends leicht beobachtet werden kann.
Auch seine Frage kann leicht beantwortet werden: Die Schatten unterscheiden sich dadurch, dass die Kerze einerseits vom leicht gelblichen Licht einer Lampe und andererseits vom blauen Himmellicht aus leicht unterschiedlichen Winkeln beleuchtet wird. In den Schattenbereich bezüglich der einen Lichtquelle fällt dann nur das Licht der jeweils anderen Lichtquelle und beleuchtet diesen entsprechend.

I

Was ist Besonderes an der Farbe Rot?

Das Foto entstand, indem ich in eine blühende rote Tulpe hineinfotografierte.

Es wird gemeinhin davon ausgegangen, dass der Farbe Rot eine Signal- und Warnwirkung zukommt. Das scheint sich auf dem ersten Blick auch darin zu zeigen, dass Rot stärker wahrgenommen wird als andere Farben. Es stellt sich aber die Frage, ob dies auch in der Struktur unseres Gehirns begründet ist.
Um die Frage wissenschaftlich zu beantworten hat ein Team aus Forschenden* am Ernst Strüngmann Institute (ESI) for Neuroscience untersucht, ob Rot bestimmte Bereiche unseres Gehirns stärker aktiviert als andere Farben. Als Maß dafür haben sie die Stärke der der durch ausgelösten Hirnwellen bestimmt. Dabei zeigt sich, dass die Farbe Rot keine höheren Wellen hervorruft als das Grün von vergleichbarer Farbstärke. Rot ist so gesehen (hirnphysiologisch) nichts Besonderes.

____________________________________________________________________________________________
* BJ Stauch, A Peter, I Ehrlich, Z Nolte, P Fries. Human visual gamma for color stimuli. Elife, 2022 – elifesciences.org

Paris in Blau

Als ich vom Eiffelturm blickend den Untergang der Sonne erlebte, fiel mir auf, dass die Gebäude allmählich in ein sanftes Blau getaucht erschienen. Das ist auch zu erwarten, denn nachdem das direkte Sonnenlicht ausfällt, bleibt nur noch das blaue Himmellicht übrig, das die Szenerie beleuchtet.
In den meisten Fällen merkt man allerdings nichts von dieser Blaufärbung, weil unser Wahrnehmungssystem dazu tendiert, die überwiegende Farbe als Weiß zu sehen (chromatische Adaptation). Das hat dann zur Folge, dass wir die wirklich (also von den entsprechenden Wellenlängen Lichts her gesehen) weißen Bereiche mehr oder weniger stark in den farblichen Komplementärbereich verschoben wahrnehmen.
Ein wenig ist das an der Farbe des vom weißen Kunstlicht beleuchteten Straßen auch zu erkennen. Sie haben einen leichten Rotschimmer. Von diesem Rotschimmer merken wir nichts, wenn wir uns in den Straßen befinden, weil dann das Himmelblau in den Hintergrund tritt und nur dann gesehen wird, wenn wir dann zum Himmel blicken. Es ist immer wieder – je nach der eigenen Einschätzung – interessant oder deprimierend, dass uns unser Wahrnehmungssystem oft etwas weißmacht (im wahrsten Sinn des Wortes), von dem wir nur in besonderen Situationen wie dieser etwas merken, und auch nur dann, wenn wir darauf achten.
Um sich diese Lektion erteilen zu lassen, muss man sich jedoch nicht nach Sonnenuntergang auf den Eiffelturm begeben, man kann es auch am helllichten Tage erleben.

Große Gedanken in Gelb

Ja, die Dämmerung- der Augenblick des planetarischen Schattens – ist die Zeit, in der man großen Gedanken am wahrscheinlichsten begegnen kann. Wegen irgendeines Machtkampfs zwischen den Zapfen und Stäbchen der Netzhaut, der mit dem Nahen der Dunkelheit ausbricht, gibt es ungefähr eine Viertelstunde, in der die Farben, wenngleich weniger deutlich, ungeheuer pigmentiert erscheinen und die wichtigen Dinge, Gesichter und insbesondere die Zähne eines Lächelns, zu Quellen warmen Lichts werden; genau dann können große Gedanken am besten dabei beobachtet werden, wie sie über ihre düsteren Veranden schlendern und aus ihren Kodizes rezitieren.*

___________________________________________________________________________________________
* Baker, Nicholson. U & I. Wie groß sind die Gedanken. Reinbek 1999. S. 222

Einladende Alltagskunst

Diesen bunten und raffiniert strukturierten Flur im Eingangsbereich eines Hauses fotografierte ich in Santa Cruz auf der kanarischen Insel La Palma. Auch wenn der Anblick für manch einem farblich vielleicht etwas zu überladen wirkt, fand ich die Buntheit an einem Ort, der ansonsten meist mit Düsterheit verbunden ist, sehr einladen und stimulierend…

Ein wenig Farbe ins trübe Grau

Aus den Farbspuren, die dieses Lichtspiel auf dem Chip der Kamera hinterlassen hat, kann man erschließen, dass die Bewegungen der Leuchten unterschiedlich schnell bewegt wurden. Denn die Belichtungszeit des Fotos war natürlich für alle gleich.

Rot und Schwarz

Eine Farbe sticht dann besonders hervor, wenn die Konkurrenz anderer Farben so weit wie möglich ausgeschlossen wird. Im vorliegenden Fall ist der Hintergrund matt-schwarz. Er absorbiert so gut wie alles auffallende Licht, daher scheinen die roten Blumen besonders intensiv zu leuchten. Der Anblick stammt von der kanarischen Insel Lanzarote, wo ganze Landstriche aus schwarzen Felsen bestehen und bei Sonnenschein selbst Farben, die man ansonsten kaum zur Kenntnis genommen hätte, stark hervortreten lassen.
So zeigt sich einmal mehr, dass der Text weitgehend durch den Kontext mitbestimmt wird, hier sogar auf zwei Ebenen.
Vielleicht kommt aber bei meiner Einschätzung auch noch etwas hinzu, das tiefer liegt und von Uwe Timm folgendermaßen umschrieben wird:
Und dann kamen wir auf die Farben zu sprechen, und ich habe ihr von der Farbe rot erzählt, rotes Licht, rote Fahne, rote Laterne, rotes Tuch, alles Signale, die Farbe der Leidenschaft, die Farbe des Aufruhrs. Goethe hat in seinem Farbenkreis das Rot in den Schnittpunkt von Phantasie und Vernunft gesetzt, die attributive Bestimmung: schön.*

_________________________________________________________________
* Uwe Timm. Rot. Köln 2001. S. 61f.

Schattenspielerei in Farbe

Robert Musil sagt über die DICHTUNG: Man hat ein Licht und läßt es Schatten werfen; man erzeugt nicht das Licht.

Der Himmel auf Erden

Nein, das ist kein Foto vom blauen Himmel, obwohl die Farbe himmlischen Ursprungs ist.
Auf einigen kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs dominiert in manchen Gegenden dunkler Sand. Insbesondere dann wenn er nass ist und das blaue Himmellicht reflektiert, hat man den Eindruck, dass es sich um blauen Sand handelt. Ich nutzte einige vertrocknete Pflanzen im Sand um die Täuschung noch etwas echter erscheinen zu lassen, so als würde man durch einen Baum zum Himmel blicken. So gesehen ist es doch ein Foto vom blauen Himmel, allerdings über einen Umweg.

Bunte Schneeglöckchen

Schneeglöckchen (Galantus nivalis) gehören nach dem ausklingenden Winter zu den wenigen Frühblühern, die den frühen Insekten Nahrung bieten. Sie widerstehen tiefen Temperaturen und traten früher häufig, und treten heute, da sich der gleichfarbige Schnee rar gemacht hat, nur noch selten gemeinsam mit dem Schnee auf.
Man fragt sich vielleicht, ob die weiße Farbe des Schneeglöckchens nicht ungünstig ist, um im Schnee von den Insekten aufgefunden zu werden. Doch was wir Menschen als weiß wahrnehmen, ist eine beschränkte Sicht. Denn da Schneeglöckchen ultraviolettes Licht absorbieren, was das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann, hebt es sich für Insektenaugen deutlich von der früher des öfteren schneeweißen Umgebung ab. Für Insekten sind Schneeglöckchen so gesehen bunt.

Weiße Kontinente auf schwarzer Straße

Hier war vor sehr langer Zeit ein Farbeimer umgekippt. Keiner fühlte sich verantwortlich, die im Übrigen wenig frequentierte Straße zu säubern. Also nahm die Natur es selbst in die Hand und machte daraus … ein naturschönes Muster.

Wandfarben

Und das reine Licht des Tages
Bricht sich im krystallnen Strahl
Und den schönsten duft’gen Schleier
Webt der Farben heil’ge Zahl
.*

Das Phänomen ist dadurch entstanden, dass sich ein Kunststoffmobile (der Rand ist unten zu sehen) vom einfallenden Sonnenlicht bezirzen ließ und farbenprächtige Lichtreflexe an die weiß getünchte Wand projizierte. Eigentlich sollte es diese Reflexe im ständigen Wechsel durchs Zimmer jagen, aber dazu fehlte in diesem Moment der Wind. Diese wenigstens für einige Zeit stabile Projektion hat den Vorteil, auch einmal die Farben einen Moment anschauen zu können, statt nur von einem irrlichternden farbigen Gewimmel umgeben zu sein.

________________________________________________________________________________________________________________
* Theodor Körner. Aus: Sämtliche Werke. Rotterdam 1832, S. 74

Weihnachtsphysik

Entschleunigen (Mechanik)

Sich mit einem heißen Getränks erwärmen (Thermodynamik)

Seine Batterien aufladen (Elektrizitätslehre)

Die glitzernden Lichter genießen (Optik)

Sich Zeit nehmen (Relativitätstheorie)

Schöne Musik hören (Akustik)

Zu den Sternen aufblicken (Astronomie)

Ich wünsche Euch/Ihnen frohe Weihnachten und eine besinnliche Zeit zwischen den Jahren…

Sonnenreise im Advent

Hast du einmal bedacht, daß du in einer Stunde
Vollkommner Ruhe machst durchs Weltall eine Runde?
Die Erde, die dich trägt, trägt um die Sonne dich,
Die selbst auf ihrer Fahrt euch beide nimmt mit sich.
Das schönst‘ an dieser Fahrt ist, daß du sie nicht spürest,
Weil du die sämmtliche Umgebung mit dir führest.
Bequemer ist die Reis‘ und bringt dich doch viel weiter,
Als die, zu der du dir erst suchen mußt Begleiter,
Wo du auf jedem Schritt bist außer dich gesetzt,
Und herzlich müde nur kommst wieder heim zuletzt.
Ich will die Reiselust dir nicht auf Erden schmälern,
Wenn du dich noch nicht satt an Bergen sahst und Thälern.
Doch mir vergieng die Lust an Erdenreisen gruͤndlich,
Seitdem ich fuͤhle daß ich reis‘ im Himmel stündlich.
*

Friedrich Rückert (1788 – 1866) hat in diesem Gedicht ganz unaufdringlich die heliozentrische Sehweise angenommen. Dabei kommt er seinen Zeitgenossen entgegen, wenn er eines der auch heute noch häufigsten Argumente gegen diese Sehweise, nämlich dass man von den enormen Geschwindigkeiten der Erde nichts merkt, mit dem Hinweis entgegenkommt, dass sich die ganze Umgebung mitbewegt. Und ist es nicht auch so, dass man manchmal auf dem Bahnhof im Zug sitzend denkt, dass der gegenüberliegende Zug losfährt, obwohl der steht und der eigene Zug abgefahren ist. Erst wenn Beschleunigungen auftreten zum Beispiel durch unregelmäßige Wechselwirkungen zwischen Schiene und Rädern ruckeln sich die „wahren“ Verhältnisse wieder zurecht.
Rückert gewinnt der heliozentrischen Sehweise auch noch den schönen Aspekt ab, ständig auf Reisen zu sein.

______________________________________________________________________________________________
* Friedrich Rückert (1788 – 1866): Haſt du einmal bedacht, daß du in einer Stunde

Eine Wolke mutiert zur roten Sonne

Die Sonne ist bereits untergegangen. Nur eine leichte Dämmerung zeugt noch von ihrer Nähe zum Horizont. Stattdessen erreicht ihr Licht noch eine hochstehende Wolke, die im Kontext der hereinbrechenden Nacht besonders intensiv zum Leuchten gebracht wird und beim ersten Anblick fast wie eine zweite Sonne wirkte.
Darin ist einmal mehr zu erkennen, dass man das Licht der untergegangenen Sonne nur dann (indirekt) sehen kann, wenn sie einen Gegenstand (hier die Wolke) trifft, der das Licht streut und auf diese Weise u. A. auch in unsere Augen umlenkt.

Der Lack der aus der Tiefe kam

Vor einiger Zeit hatte ich mal wieder Gelegenheit, den Kaltwassergeysir in Andernach am Rhein zu besuchen, über den ich schon einige Male in der Vergangenheit berichtet habe. Diesmal fielen mir insbesondere die mit einem roten Überzug versehenen Felssteine auf, die die Öffnung des Geysirs umgeben und außerhalb der Aktivität der Fontäne von Nahem betrachtet werden können. Sie werden viele Male von den herabstürzenden Wasserströmen der Fontäne getroffen und benetzt. Dadurch setzen sich Inhaltsstoffe des aus der Tiefe der Erde kommenden Wassers an den Steinen ab. An der Farbe, insbesondere an den Rot- und Brauntönen erkennt man vor allem, dass sich Eisen herauskristallisiert. Weiterhin tragen Stoffe wie Magnesium und Kalzium zum farbigen Erscheinungsbild bei. Durch den Aufstieg und Fall des Wassers nimmt die Konzentration dieser Stoffe noch zu, weil je nach Wetterbedingungen ein Teil des Wassers zerstäubt und verdunstet wird.
Durch den Wasserüberzug unmittelbar nach dem Ausbruch des Geysirs ergeben sich ein spiegelnder Glanz und gesättigte Farben, womit ein wesentlicher ästhetischer Reiz verbunden ist. Denn bei trockenen Steinen wird an den Unebenheiten der Oberfläche das Licht teilweise gestreut, bevor es von den Steinen absorbiert und teilweise in der charakteristischen Farben wieder emittiert wird. Das führt zu einer Verschleierung der satten Farben. Dieser Effekt wird durch die Wasserschicht weitgehend unterbunden, weil das Licht darin einige Male hin und her reflektiert wird. Und da bei jeder Reflexion auch ein Teil des Lichts absorbiert wird, bleibt der Streueffekt an der Steinoberfläche weitgehend. Wir sehen daher vor allem die satten Farben des Steins, der durch die spiegelnde Reflexion des Licht an der dünnen Wasserschicht einen naturschönen Glanz erhalt.
Ein besondere Note erhalten die glänzenden Steine dadurch, dass das blaue Himmellicht an den passenden Stellen (Einfallswinkel = Reflexionswinkel) spiegelnd in meine Augen bzw. auf den Chip der Kamera reflektiert wird.

Farbtupfer in den Dünen

Eine Dünenlandschaft in einer Sandwüste weist einen enormen Strukturreichtum auf. Ich liebe es, diese Strukturen zu beobachten und zu versuchen, ihr Zustandekommen zu verstehen. Aber manchmal freue ich mich auch über einen bunten Farbklecks, der dann am Ende einer menschlichen Spur wie aus einer anderen Welt zu kommen scheint – der unsrigen.

Flammender Herbst

Von weitem sah es einen Moment lang wirklich so aus, als würde dort im Wald etwas brennen. Es standen aber nur einige Bäume in den Flammen ihrer verfärbten Herbstblätter. Ich finde es erstaunlich, dass man immer wieder neue auffällige Begleiterscheinungen des Umzugs des Blattgrüns aus den Blättern in den Baumstamm erleben kann.

Spätherbst
Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern sind im Verblühn,
Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.
Und doch (ob Herbst auch) die Sonne glüht, Weg
drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge, genieße, was frommt,
Eh‘ Stille, Schnee und Winter kommt.
*

________________________________________________________________________________________
* Theodor Fontane (1819‐1898):

Herbstfarben

Auf dem Foto sieht man, wie verschiedene Pflanzen unterschiedlich in die kalte Jahreszeit wechseln. Viele Pflanzen sterben entweder ab oder ziehen sich zur Überwinterung in ihre unterirdische Sphäre zurück, wobei sie oberirdisch so lange an ihrer Farbe festhalten, bis sie vertrocknen.
Die meisten Bäume entziehen jedoch ihren Blättern das Blattgrün (Chlorophyll) und lagern es im Stamm bis zur nächsten Wachstumsperiode im Frühling ein. Daher nehmen die Blätter die Farbe der zurückbleibenden Farbstoffe an, die bislang vom Blattgrün überdeckt wurden (siehe Foto).
Dies sind vor allem Carotinoide und Gerbstoffe. Die Carotinoide treten in dem Maße hervor, wie das Blattgrün verschwindet und färben beispielsweise Birkenblätter und Lärchenblatter gelb. Die Gerbstoffe sind für die Braunfärbung von Buchen und Eichen verantwortlich. Bei manchen Bäumen werden aber auch Farbstoffe, z.B. die Anthocyane neu gebildet. Sie sollen das Blatt solange vor Schädigungen durch das Sonnenlicht schützen, wie das Chlorophyll und die darin enthaltenen Nährstoffe gesichert werden. Anthocyane sind für die Rotfärbung mancher Bäume, zum Beispiel beim Ahorn oder wilden Wein verantwortlich.

Lichtspiel

Dies ist keine von WordPress eingeblendete Werbung, sondern das Ergebnis eines variantenreichen Spiels mit bewegtem Licht (Foto). Ich will gar nicht erst versuchen zu erklären, wie es zustandekam, weil ich ohnehin keine Chance hätte, dem windigen Spiel des Zufalls auf die Schliche zu kommen. Hier herrscht das blanke Chaos, lediglich die durch eine Spiegelung bedingte Andeutung einer Symmetrie zeigt, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

Blattstrukturen unten und oben

Diese zerfransten Haarlocken, die (auf dem Foto) oberhalb der Bäume ihr ästhetisch ansprechendes Spiel treiben, sind Cirren – in großer Höhe (8 bis 13 km) befindliche Wolken. Sie werden oft durch starke Winde zerfasert (Cirrus fibratus) und erinnern an filigrane Strukturen, wie Farnblätter oder Vogelfedern. Wegen ihrer großen Höhe und der dort herrschenden tiefen Temperaturen unterhalb des Gefrierpunkts bestehen sie nicht aus Wassertröpfchen, sondern aus winzigen Eiskristallen.
Wenn sich die Cirren nicht gerade in der Nähe des Horizonts befinden, erscheinen sie vom Sonnenlicht durchstrahlt auffallend leuchtend weiß. Im vorliegenden Fall reicht sogar das blaue Himmellicht aus, die dünnen Randfasern zu durchdringen, sodass sich eine geringe Blautönung ergibt. Das liegt vor allem an ihrer im Vergleich zu anderen Wolkentypen geringen optischen Dicke, weshalb sie verhältnismäßig wenig Licht absorbieren.
Übrigens rechnet man die Kondensstreifen von Flugzeugen ebenfalls zu den Cirren. Manchmal kann man beobachten, dass die Höhenwinde die Kondensstreifen dermaßen zerfasern, dass sie von Cirren natürlichen Ursprungs nicht zu unterscheiden sind.

Optische Alltagstäuschung

Als ich mich bei Sonnenaufgang diesem vertrauten Tor näherte, war ich zunächst irritiert, weil ich den Eindruck hatte, dass der mit flachen Pyramide gekrönte Pfosten größer geworden war. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich, dass die vermeintliche Fortsetzung nach links lediglich aus diffusen Sonnenreflexen an denSeitenflächen der Torlatten bestand, die sich in derselben orangegelben Farbe an Reflexe auf dem Pfosten anschlossen. Das Tor selbst erfuhr eine Ergänzung in Form von Schatten auf dem Pfosten. Für mich war das ein bescheidener naturschöner Eindruck eines Herbstmorgens, der auf diese Weise für eine gute Stimmung sorgte. Manchmal genügt nur so wenig.

Sonnenaufgang in der Krummhörn

Oft faszinieren gerade die indirekten Hinweise auf ein Phänomen, weil sie noch ein wenig Einfühlung erfordern. So auch bei diesem Sonnenaufgang, der direkt gar nicht zu sehen ist und sich nur durch die mit der Sonne aufblühenden Farben verrät, die in einen sanften Rotstich abgemildert erscheinen.
Als ich diese Aufnahme machte, herrschte eine große Ruhe. Die Kühe waren von all dem völlig unbeeindruckt und boten der Sonne bereitwillig ihren Körper als Projektionsfläche.

Wandelnde Minispiegel

AmeisenspiegelAuch Lebewesen können zu Spiegeln werden, nicht nur im übertragenen Sinne. Bei der Beobachtung der schwarzen Ameisen (siehe Foto), die bei mir im Garten aktiv sind, stellte ich fest, dass deren Panzer so glatt ist, dass die Umgebung darin gespiegelt wird. Gespiegelt werden vor allem grüne Pflanzen, die selbst gar nicht im Bild sind. Mich erinnerte das ein wenig an die blanken Karosserien von Autos, deren Glanz letztlich ja auch durch die  gespiegelten Gegenstände der Umgebung hervorgerufen wird. Weiterlesen

Blau

Ich wusste gar nicht wie blau Blau sein kann.

Glas absorbiert Rot und erscheint uns nicht ganz grün.

Das Foto ist zwar nicht schön, aber zugleich authentisch und physikalisch interessant. Man kann eben nicht immer alles haben. Mir fiel auf, dass das durch den Spalt zwischen den beiden Flügeln einer Glastür dringende Tageslicht einen anderen Farbeindruck auf dem Boden hervorruft als das durch die Glasscheibe gegangene Licht.
Der Unterschied kommt dadurch zustande, dass das Licht zum einen ungefiltert durch den schmalen Spalt der beiden Flügel  fällt und zum anderen „gefiltert“ durch die beiden Glasscheiben. Glas absorbiert Licht in geringem Maße im roten Bereich des Sonnenspektrums. Daher überwiegt im durchgehenden Licht die Komplementärfarbe von Rot, nämlich Grün. Diese Verminderung des Rotanteils ist allerdings so gering, dass wir normalerweise nichts davon merken. Man denke nur an den Blick durch eine Fensterscheibe. Wenn wir allerdings auf eine dickere Glasschicht blicken, wie das beispielsweise auf dem Foto in Form der Kante des Türglases der Fall ist , sehen wir das Grün ganz deutlich.
Aber in dieser günstigen Situation können wir sogar den Farbunterschied zwischen dem ungefilterten Sonnenlicht, das durch den Türspalt geht und dem Grünschimmer des durch die Scheibe gegangenen Lichts auf dem Pflaster erkennen. Denn beides wird gewissermaßen zum direkten Vergleich nebeneinander auf das Pflaster projiziert.
Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass wegen der Dominanz des Lichtanteils, der durch die Türscheiben geht, auch noch die chromatische Adaption im Spiel ist.

Die Farben des Wassers

Das Foto zeigt eine heranbrandende Welle und ermöglicht uns so, sowohl waagerecht in das Wasser zu blicken, als es auch von schräg oben zu sehen. Dabei ist zu erkennen, dass die Farbe des Wassers jeweils eine andere ist. Während der schräge Blick auf die Wasseroberfläche einen deutlichen Blauschimmer zeigt, sind beim waagerechten Blick in die Wasserwand der Welle auch Grüntöne zu erkennen.
Wie wir in einem früheren Beitrag gezeigt haben, ist reines Wasser von blauer Farbe, die sich allerdings erst zeigt, wenn der durchblickte Wasserkörper groß genug ist. Wie wir alle wissen ist das Wasser in einem Glas Wasser farblos. Aber bereits in einer gefüllten Badewanne deutet sich die Eigenfarbe des Wassers in einem leichten Schimmer an.
Beim Meerwasser kommen weitere Farbgeber ins Spiel. Neben dem Himmellicht, das von der Wasseroberfläche reflektiert wird, macht sich bei nicht allzu tiefen Gewässern der Einfluss der Farbe des Untergrunds und/oder der im Wasser vorhandenen Schwebstoffe bemerkbar. Letztere können das Wasser derart trüben, dass von der blauen Eigenfarbe nichts mehr zu sehen ist.
Im vorliegenden Fall (Foto) fällt zum einen das gleißende Weiß auf, das durch die Reflexion des Sonnenlichts an passend ausgerichteten Flächen ins Auge reflektiert wird. Es verdankt sich vor allem der großen Helligkeit des Lichts, durch die alle anderen Farben überstrahlt werden (Irradiation). Des Weiteren erkennt man im Vordergrund andeutungsweise Regenbogenfarben. Sie kommen durch Brechung des Sonnenlichts und der dadurch erfolgten prismatischen Zerlegung (Dispersion) zustande.

 

Indirekte Sonnenuntergänge

Hier wirken mehrere Naturkräfte zusammen, um schließlich etwas Bemerkenswertes und Schönes hervorzubringen. Die Sonne ist bereits hinter den Gebäuden „untergegangen“. Wir sehen noch einige rote Reflexe in hochliegenden Fensterscheiben und diffuse Reflexionen an höher gelegenen Häuserwänden. Ansonsten liegt auch das Gewässer im Vordergrund bereits im Schatten.
Allerdings wird die Fontäne des Springbrunnens so hoch in den Himmel geschossen, dass ihr oberer Teil noch in das Sonnenlicht hineinreicht. Durch einen kräftigen Wind wird die Fontäne zu einer Tropfenwand entfaltet, die das rötliche Sonnenlicht auffängt und reflektiert. Das heißt, die Tröpfchen lenken das Sonnenlicht in unsere Augen und lassen uns auf diese indirekte Weise den Sonnenuntergang noch eine Weile erleben. Ein Teil des von den Tröpfchen ausgesandten Lichts landet auf der Oberfläche des Gewässers von wo noch einmal in unsere Augen gelangt.
Ich habe mir das Schauspiel solange angeschaut wie die Fontäne noch vom Sonnenlicht erreicht wurde.

Das Grün ist mir nicht ganz grün…

Nicht nur der Farbeindruck ändert sich, wenn das grüne Blatt im Sonnenlicht statt im Schatten gesehen wird. Auch die Blattstrukturen nehmen ein anderes Aussehen an. Je stärker sich die Intensität des einfallenden Lichts ändert, desto größer oder kleiner ist der Anteil der sekundären Bestrahlung des Blatts, (z.B. vom reflektierten Licht benachbarten Bäume) an der Farbe des wahrgenommenen Lichts.

Regenbogen im Spinnennetz

Wer sich das Foto des ungeordneten Spinnennetzes genauer anschaut wird vielleich einige Farben entdecken auf einem nach rechts gebogenen Streifen entdecken. Das ist kein Fake sondern Fakt – der Teil eines Regenbogens. Zwar erkennt man nur die außen liegenden rötlich und gelblich erscheinenden und die rechts innen auftretenden bläulichen Tröpfchen, aber dafür geht es hier nicht so hektisch zu wie beim „richtigen“ Regenbogen, in dem immer neue der fallenden Tropfen aufblitzen. Die in Regenbogenfarben leuchtenden Tropfen sind hier im Spinnennetz fixiert. Und dennoch, da in diesem Fall die Morgensonne ihre Bahn über den Himmel beginnt, geraten auch hier stets neue Tropfen in ihren Lichtkegel und werfen das farblich zerlegte Licht in unsere Augen – aber wesentlich langsamer als bei den fallenden Regentropfen.
Diese zusätzlich Bewegung der Sonne ist zwar auch beim „richtigen“ Regenbogen vorhanden, aber angesichts der Fallgeschwindigkeit vernachlässigbar.

Der Moment, in dem die Sonne die Erde streift

Ich liebe den kurzen Zeitraum am Morgen, wenn die Sonne gerade über den Horizont blinzelt und eine Lichttangente über das flache Land legt. Heute hatte ich Gelegenheit, diesen Moment in einer kaum zu überbietenden Feinheit zu erleben. Als ich eine Schnecke ähnlich gemächlich über den Weg rutschen sah, wie die Sonne aufstieg, flammte plötzlich der flache orangefarbene Schneckenkörper im hellen Sonnenlicht auf. Wie man an den angestrahlten Tannennadeln und Steinchen auf dem Weg erkennt, wurde hier das ästhetisch Prinzip des Ton in Ton in hervorragender Weise erfüllt.
Die Tage im Mai sind für mich in dieser Hinsicht besonders passend, weil wir – die Sonne und ich – etwas zur gleichen Zeit aufstehen.

Rätselfoto des Monats April 2023

Blickt man auf die Sonne oder den Mond?


Erklärung des Rätselfotos des Monats März 2023

Frage: Wir möchten die ungefähre Tageszeit der Aufnahme wissen.

Antwort: Die Aufnahme zeigt zum einen Fenster, in denen die Front eines gegenüberliegenden Hauses reflektiert wird. Zum anderen sieht man eine Serie von Projektionen von Lichtkreuzen im Lichtkreis, die von Fenstern des gegenüberliegenden Hauses stammen. Damit man sie auf der Häuserwand projiziert vorfindet, steht die Sonne nicht sehr hoch. Andererseits stehen sie so hoch, dass von Dämmerung keine Spur ist, denn ihre Farbe ist hell weiß.
Die orangene Färbung der Häuserfront kann daher nicht durch das farbige Licht der tiefstehenden auf- oder untergehenden Sonne erklärt werden. Es handelt sich vermutlich um die Wirkung einer Beschichtung der reflektierenden Fensterscheiben, die langwelliges Licht reflektieren und kurzwelliges durchlassen.
Bei der Tageszeit ist daher vom frühen Vormittag oder späten Nachmittag auszugehen.

Photoarchiv