//
Artikel Archiv

Naturschön

Diese Schlagwort ist 388 Beiträgen zugeordnet

Welliger Sonnenuntergang

Diesmal erlebte ich einen Sonnenuntergang schaukelnd auf den Wellen eines kleinen Sees – allerdings auf doppelt indirekte Weise. Denn was sich hier auf den Wellen spiegelte war nicht die untergehende Sonne direkt (die hätte man aus dieser Position gar nicht zu Gesicht bekommen), sondern die Unterseite einer fast im Zenit stehenden Wolke, die vom gelb-orangen Dämmerungslicht angestrahlt wurde. Das Licht wurde also zweimal reflektiert, um in meine Augen zu gelangen. Was denke ich in meiner Bescheidenheit: Dieser Aufwand wäre nicht nötig gewesen. Aber schön ist es doch, besonders das beruhigende Schaukeln auf den Wellen.

Rätselhafte Holzstruktur

Diese Struktur fand ich an einem Baumstamm. Lauter kleine Holzblätter, deren Entstehung mir völlig rätselhaft erscheint. Es sieht aus, als habe der Baum hier etwas Neues ausprobiert und sei dann wieder davon abgekommen. Geht uns doch auch manchmal so. 😉

Grün gewinnt die Oberhand

Grün steht für Energie, für Erneuerung und Lebenskraft. Jedenfalls will es so scheinen, wenn man die geradezu in Grün explodierende Natur in diesen Tagen auf sich wirken lässt.
Grün wird oft als eine der Grundfarben angesehen. Gemeinsam mit Rot und Blau kann sich Grün zu Weiß addieren. Man kann Grün aber auch aus Blau und Gelb zusammensetzen und damit Himmel und Erde in Verbindung bringen.
Und da Grün die Hoffnung ist, bekommt diese Aussage ein besonderes Gewicht.

Dünen – wie gemalt

SAND DUNES

Sea waves are green and wet,
But up from where they die
 Rise others vaster yet,
And those are brown and dry.

They are the sea made land
To come at the fisher town
And bury in solid sand
The men she could not drown.

She may know cove and cape,
But she does not know mankind
If by any change of shape
She hopes to cut off mind.

Men left her a ship to sink:
They can leave her a hut as well;
And be but more free to think
For the one more cast-off shell.*

____________________________________________________________________________________________________________
* Robert Frost. Poetry and Prose. Holt, Rinehart and Winston, Inc. p. 106-107

Strömendes Wasser im Sand

Vermutlich wird man es nicht auf den ersten Blick erkennen, dass es sich hier um Strukturen im Sand handelt, die durch strömendes Wasser hervorgerufen werden. Die Schwierigkeit ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass der Sand aus einer Mischung aus dunklen und hellen Körnern besteht, die sich in der Dichte erheblich unterscheiden und daher neben mechanischen Strömungstransporten auch noch Mischungs- und Entmischungsvorgänge im Spiel sind.
Mit anderen Worten: der Vorgang ist physikalisch äußerst komplex, aber dafür ist die naturschöne Struktur ästhetisch ansprechend und unmittelbar eingängig – jedenfalls bei mir.

Lautlos läuten die Maiglöckchen

Maiglöckchen und die Blümelein
Maiglöckchen läutet in dem Thal,
Das klingt so hell und fein:
So kommt zum Reigen allzumal,
Ihr lieben Blümelein!

Die Blümchen blau und gelb und weiß,
Die kommen all‘ herbei;
Vergißmeinnicht und Ehrenpreis,
Zeitlos‘ und Akelei.

Maiglöckchen spielt zum Tanz im Nu
Und Alle tanzen dann,
Der Mond sieht ihnen freundlich zu,
Hat seine Freude dran.

Den Junker Reif verdroß das sehr,
Er kommt ins Thal hinein:
Maiglöckchen spielt zum Tanz nicht mehr,
Fort sind die Blümelein.

Doch kaum der Reif das Thal verläßt,
Da rufet wiederum
Maiglöckchen zu dem Frühlingsfest
Und läutet bim bam bum.

Nun hält’s auch mich nicht mehr zu Haus,
Maiglöckchen ruft auch mich:
Die Blümchen geh’n zum Tanz hinaus,
Zum Tanze geh‘ auch ich.*

_________________________________________________________________________________________
* August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)




Farne – ein einziges Entrollen

Jedes Jahr freue ich mich in dieser Jahreszeit aufs Neue über die kreativen Entwicklungen der Farnblätter und Teile von Ihnen (siehe z.B. hier und hier und hier). Nicht nur die Form der Spiralen zeugen von großer Kreativität, auch die farbliche, oft ins Rötliche changierende Untermalung ist immer wieder aufs Neue überraschend und insgesamt naturschön.

Der Abend loderte noch still…

Der Abend loderte noch still mit breiter schon gedämpfter Glut und silbernen Wolkenflammen (war aber zu faul zum Figurenlesen).*

_________________________________________________________________________________________________
Arno Schmidt. Schwarze Spiegel. Berlin; 1990. S. 400

Zunderschwamm als bunte Manchette

Der fingerdicke Stamm eines abgestorbenen Haselnussbäumchens wird von einem Zunderschwamm mehrlagig (fast) umrundet. Eine volle Umrundung scheint nicht möglich zu sein, weil der Schwamm dazu an beiden Enden zusammenwachsten würde. Das scheint nicht in seinem Wachstumsprogramm vorgesehen zu sein.
Der Zunderschwamm ist ein Pilz und keine Pflanze. Trotzdem kommt er in der Farbenpracht eine Blüte ganz schön nahe.

Langsam aber stets zuhause

Und wie die Schnecke, die
durchs Land streyfft unentwegt
Doch stets zu Haus ist,
da ihr Haus sie bei sich trägt.

John Donne, To Sir Henry Wotton, 1598

Die Langsamkeit ist der Schnecke gewissermaßen auf den Leib geschrieben in Form einer Spirale. Denn diese dehnt sich mit jeder Windung nur um einen Bruchteil ihrer Länge zu den Seiten aus.
Die Langsamkeit des Fortschreitens hat für die beobachtenden Menschen den Vorteil, dass das Schneckenhaus in all seiner Schönheit und Detailliertheit in Ruhe betrachtet werden kann.

Paris in Blau

Als ich vom Eiffelturm blickend den Untergang der Sonne erlebte, fiel mir auf, dass die Gebäude allmählich in ein sanftes Blau getaucht erschienen. Das ist auch zu erwarten, denn nachdem das direkte Sonnenlicht ausfällt, bleibt nur noch das blaue Himmellicht übrig, das die Szenerie beleuchtet.
In den meisten Fällen merkt man allerdings nichts von dieser Blaufärbung, weil unser Wahrnehmungssystem dazu tendiert, die überwiegende Farbe als Weiß zu sehen (chromatische Adaptation). Das hat dann zur Folge, dass wir die wirklich (also von den entsprechenden Wellenlängen Lichts her gesehen) weißen Bereiche mehr oder weniger stark in den farblichen Komplementärbereich verschoben wahrnehmen.
Ein wenig ist das an der Farbe des vom weißen Kunstlicht beleuchteten Straßen auch zu erkennen. Sie haben einen leichten Rotschimmer. Von diesem Rotschimmer merken wir nichts, wenn wir uns in den Straßen befinden, weil dann das Himmelblau in den Hintergrund tritt und nur dann gesehen wird, wenn wir dann zum Himmel blicken. Es ist immer wieder – je nach der eigenen Einschätzung – interessant oder deprimierend, dass uns unser Wahrnehmungssystem oft etwas weißmacht (im wahrsten Sinn des Wortes), von dem wir nur in besonderen Situationen wie dieser etwas merken, und auch nur dann, wenn wir darauf achten.
Um sich diese Lektion erteilen zu lassen, muss man sich jedoch nicht nach Sonnenuntergang auf den Eiffelturm begeben, man kann es auch am helllichten Tage erleben.

Trinität der Osterglocke

Das in den Fotos aus zwei Perspektiven gezeigte Exemplar einer Osterglocke (Narcissus pseudonarcissus) treibt gleich drei Blüten aufeinmal aus einem einzigen Stängel. Da ich ein solches Phänomen vorher noch nicht gesehen habe, könnte es sein, dass dieses Phänomen nicht alltäglich ist.
Auch wenn die Narzissen die meiste Zeit des Jahres nicht zu sehen sind, tauchen sie um die Osterzeit für einige Wochen wieder in voller Pracht auf, in der Regel sogar vermehrt. Denn neben der sexuellen Vermehrung bilden sich unteririsch Tochterzwiebeln, die dann zu einer größeren Zahl von Blüten in unmittelbarer Nachbarschaft führen. Im vorliegenden Fall hat die Osterglocke – aus welchen Gründen auch immer – einen weiteren Weg der „Vermehrung“ eingeschlagen, indem sie drei Blüten aus einen einzigen Stängel sprießen lässt.
Narzissen stehen im Christentum sinnbildlich für die Auferstehung. Vielleicht symbolisiert dieses Exemplar auch noch die Dreifaltigkeit.
Sehen sie nicht hübsch aus, diese Narzissendrillinge?

Schwarzer Holunder ist Heilpflanze des Jahres 2024

Holunder hat mich in seinem Facettenreichtum schon immer fasziniert. Als Kinder haben wir das Innere der Äste des Fliederbeerbusches – wie wir den Holunder nannten – als Zigaretten „geraucht“. Wir nannten sie „Nackedeis“ (rechts), weil sie erst einmal von der vertrockneten Hülle (links) entkleidet werden mussten. Sie sind weich wie etwa Styropor und haben – aus unserer damaligen Sicht – die Form einer Zigarette. Auch wenn uns das Prinzip des Rauchens offenbar nicht so recht vertraut war, bei dem es darauf ankommt, Luft und damit die Verbrennungsgase des Tabaks einzusaugen, genügte es uns die Spitze der Holunderweißlinge anzukokeln und dann mit großer Geste, die „Zigarette“ zwischen Zeigefinger und Mittelfinger haltend es den Erwachsenen nachzumachen.
Ich werde in diesem Jahr immer mal wieder Aspekte des Holunders/Fliederbeerbuschs/Hollerbuschs zeigen, die mir im Laufe der Zeit aufgefallen sind.

Massenhafte Sonnenbildchen am Strand

Abertausende Sonnenreflexe, alles einzelne Spiegelbilder der Sonne, werden wie kleine Muscheln oder Kieselsteine an den Strand gespült, um dort augenblicklich zu verglühen.

„So malt die Sonne ihr Bild auf alle Wesen, groß im Weltmeere, bunt in Tautropfen, klein auf die Menschen-Netzhaut, als Nebensonne in die Wolke, rot auf den Apfel, silbern auf den Strom, siebenfarbig in den fallenden Regen und schimmernd über den ganzen Mond und über ihre Welten“.*

_________________________________________________________________________
* Jean Paul. Hesperus.

Zunder für einen Morgenspaziergang

Dieses Foto habe ich kürzlich nach einer sternklaren Nacht gemacht. Obwohl die Lufttemperatur am Tage relativ hoch war, wurden die Dinge in dieser Nacht noch einmal dem kalten Weltall ausgesetzt. Die dabei an den bunten Zunderschwammstrukturen angedockten Reifkristalle heben dieses ansonsten schlichte Ensemble aus verfaulendem Holz, vertrocknetem Gras und verdorrtem Moos aus der Zone der Unscheinbarkeit heraus und geben mir eine visuelle Belohnung für meinen Entschluss, die warme Stube wenigstens temporär für einen Spaziergang eingetauscht zu haben.

Im Märzen der Bauer…

Jetzt ist die Zeit, dass man wieder frisch gepflügte Felder sieht. Wenn man nicht wüsste, dass es die Vorbereitung für neues Wachstum bedeutet, könnte man darin eine Verödung des Feldes sehen, weil es in eine ziemlich monochrome Fläche verwandelt wird. Da freut man sich dann, dass der Rest einer Pflanze des Vorjahres nicht nur keck aus dem Acker hervorschaut, sondern dies auch noch in einer Aufmerksamkeit erheischenden geometrischen Figur tut. Nimmt man die zwischen den beiden Verankerungspunkten auf dem Boden gedachte Verbindungslinie hinzu, so hat man es mit einem Dreieck zu tun. Wenn mein Blick mich nicht täuscht, ist es sogar ein rechtwinkliges. Der chaotisch strukturierte Acker und das pflanzliche Dreieck nehmen sich in ihrem formalen Kontrast für mein Empfinden naturschön aus.

Winter ade

Aus meinem nach Westen gehenden Fenster bekomme ich einen großen Teil des Jahreszeitenwechsels vorgeführt. Bis vor kurzem noch verschwand die Sonne links hinter unserem Hausberg, sodass schon am Nachmittag praktisch nichts von ihr zu sehen war. Jetzt erlebe ich wieder einmal wie jedes Jahr um diese Zeit, dass sich die Abende häufen, an denen der Sonnenuntergang immer mehr in mein Blickfeld rückt.
Dieser Sonnenuntergang (Foto) erinnert mich stark an Werke von William Turner (1775 – 1851), die die bis ins Chaotische changierende Wechselwirkung von Sonnenlicht und Atmosphäre immer wieder thematisieren.

Das letzte Eis?

Nach dem frühlinghaft warmen gestrigen Tag, möchte ich noch kurz das vor wenigen Tagen aufgenommene Foto einer zugefrorenen Wasserpfütze zeigen, die allerdings bereits im Auftauen begriffen war. Vermutlich ist es das letzte Eis in diesem Winter, der zumindest bei uns im Norden kein richtiger Winter war. Aber vielleicht kamen gerade deshalb so skurrile Eismuster dabei heraus.

Poröse Kunst und Wärmedämmung

Dies ist ein Ausschnitt aus einer Mauer, die aus Gestein vulkanischen Ursprungs gefertigt wurde. Das Gestein ist relativ weich und von porösen Bereichen durchsetzt, die aus Gaseinschlüssen während seiner Entstehung hervorgegangen sind. Da Gase, insbesondere Luft, sehr schlechte Wärmeleiter sind, verfügt Porengestein über eine große Wärmedämmwirkung.
Eine technische Variante dieses Gesteins ist der sogenannte Porenbeton (Gasbeton), der inzwischen als mineralischer Baustoff eine große Verbreitung gefunden hat. Er wird auf der Grundlage von Kalk-, Kalkzement oder Zementmörtel hergestellt, wobei der Baustoff durch einen speziellen Blähprozess mit Luftporen versehen und anschließend wie Kalksandstein dampfgehärtet wird.
Da die Poren mehr als die Hälfte des Baustoffvolumens ausmachen, ist der Porenbeton trotz großer Härte relativ leicht und verfügt über eine große Dämmwirkung.
Ob die Idee zur Herstellung von Porenbetons vom porösen Tuffgestein früherer Vulkanausbrüche abgeguckt wurde, weiß ich nicht. Ich fühlte mich von der Natursteinmauer (Ausschnitt im obigen Foto) ästhetisch angesprochen und fand die Verbindung zum Porenbeton einfach naheliegend.

Bougainvillea revisited

Vorgestern hatte ich ein Foto einer Bougainvillea gezeigt, in die sich ein Wesen eingeschlichen hatte, das dem Geist der Bildmanipulation entsprungen war und in den Kommentaren zwischen Teufel und Engel angesiedelt wurde. Aus mehrfachem Wunsch, die schöne Pflanze im Original sehen zu können, zeige ich sie hiermit.
Ich muss gestehen, dass die Manipulation ursprünglich gar nicht beabsichtigt war, sondern das Ergebnis des Tests eines Bildbearbeitungsprogramms war. Erst als ich es schon hochgeladen hatte, fiel mir die falsche Wahl auf. Dann ließ ich sie spaßeshalber bestehen und die Kommentare geben mir Recht, dass es den Spaß wert war. Hier also das Originalfoto.

Felslandschaft

Nicht ich schien die Wand zu berühren, sondern aus dem Stein lösten sich feine Teilchen und strömten meiner Hand zu, zogen mich in einen Regelkreis, in dessen pulsierendem Gleichmaß die Grenzen der Dinge mehr und mehr schwanden und einem Zustand Raum gaben, der alle Unterschiede, Konturen und Selbstgewißheiten zu einem chaotisch an- und abschwellenden Rauschen umschmolz.*

__________________________________________________________________________________________
* Klaus Modick. Die Schrift vom Speicher. Frankfurt 1994, S. 74

Die Schönheit der Borke

Man könnte denken, dass auch den Bäumen ihr Outfit nicht egal ist, wenn sie sich von Zeit zu Zeit ihrer Borke entledigen und durch eine prächtige neue Hülle ersetzen. Aber natürlich ist es pure Notwendigkeit, um ihrem Dickenzuwachs gerecht zu werden. Dieses Foto zeigt die frische Borke einer Pinie kurz nachdem ein Teil der alten abgeworfen wurde.
Zwar dient die Borke wie ursprünglich auch die Kleidung des Menschen dem Schutz der darunterliegenden Schichten vor Kälte, Hitze und anderen physikalischen Einflüssen. Aber anders als beim Menschen wird sie vom Organismus selbst hervorgebracht. Sie kostet zwar nichts, aber der Baum hat dafür nicht die Freiheit, eigenen ästhetischen Ansprüchen zu genügen.
Das ist im vorliegenden Fall auch gar nicht nötig, weil die hier gezeigte Borke einfach schön ist.
Die Schönheit der Borke habe ich auch schon in früheren Beiträgen angesprochen (z.B. hier und hier und hier und hier.

Polygonale Muster an der Felsenküste

Diese Steinstruktur, die so etwas wie einen Querschnitt durch ein polygonales Säulenensemble darstellt, fand ich an der Küste einer kanarischen Insel. Abgesehen davon, dass sie naturschön anzusehen ist, verweist ihr Aussehen auf Aspekte ihres Entstehens. Möglicherweise sind diese Polygone bei der Erkaltung von heißer Lava entstanden, indem sich eine energetisch günstige Rissstruktur ausgebildet hat. Dagegen spricht allerdings das Aussehen dieses stark verwitterten Gesteins. Sie erinnern so gar nicht an Lavagestein.
Auch könnte die Struktur auf verfestigte Konvektionsvorgänge verweisen, wie sie beispielsweise in Salzseen unter dem Einfluss der Sonne vorkommen, die sich dann irgendwann verfestigten und in den Kreislauf der Gesteinsbildung gerieten.
Aber auch diese Möglichkeit halte ich für relativ unwahrscheinlich. Fakt ist jedoch, dass hier vor undenklichen Zeiten etwas Geordnetes passiert sein muss, das nunmehr seit sehr langer Zeit den vom Wasser überspülten Boden eines felsigen Ufers bildet.

Kalkmuster auf dem Tee

Der Tee war kalt geworden und hatte sich mit einem unappetitlichen dünnen Häutchen überzogen. Als ich ihn entsorgen wollte, brach das Häutchen in kleine Schollen und schon war aus dem Hässlichen das Schöne geworden – Bruchstrukturen, wie sie so wohl nur von der Natur hervorgebracht werden können.

Kristalle der Nacht

Als ich am frühen Morgen diese leicht überzuckerten Hagebutten sah, wusste ich, dass in der letzten Nacht die Temperaturen an bestimmten Stellen unter dem Gefrierpunkt gewesen sein müssen, während laut Wetterbericht die Lufttemperatur noch darüber lag.
Um das zu verstehen muss man folgendes wissen: Die nächtliche Abkühlung bei klarem Himmel kommt dadurch zustande, dass die Erde lokal mehr Energie durch Wärme ins kalte Weltall schickt, als sie selbst von dort erhält. Dies betrifft insbesondere die kleinen Gegenstände wie die beiden Hagebutten. Denn da sie nur über eine kleine Wärmekapazität verfügen, fällt ihre Temperatur bereits dann unter den Gefrierpunkt, wenn größere Gegenstände noch im positiven Temperaturbereich bleiben.
Es haben sich daher an den kleinen kalten Rauigkeiten der Rosenfrüchte Wasserdampfmoleküle niedergelassen, um dort vor Kälte zu erstarren und im neuen kristallinen Gewand zu erscheinen. Und genau das fiel hier als naturschöner Anblick in die Augen.

Trockenrisse – zwischen Ästhetik und Hässlichkeit

Erst auf dem zweiten Blick erkannte ich, dass die Trockenrisse eine weitere Struktur vereinnahmt hatten, die eines Kastanienblattes. Es muss vorher in die Pfütze gefallen und anschließend von Sedimenten bedeckt worden sein. Als die Pfütze dann endgültig austrocknete und das Sediment in einem Muster aus Trockenrissen zerfiel, „mischte“ sich die biologische Struktur des bereits abgeschriebenen Blattes mit ein und lieferte nun eine gewisse Spannung zwischen Zerfall und Aufbau.
Trockenrisse sind in unseren Zeiten negativ konnotiert. Zu oft sieht man Bilder von fruchtbaren Feldern, die infolge klimatisch bedingter Trockenheiten für Armut und Hunger stehen. Es fällt schwer, die Ästhetik der Strukturbildung unabhängig von diesen Bildern und den damit verbundenen Gedanken zu sehen.

Rot und Schwarz

Eine Farbe sticht dann besonders hervor, wenn die Konkurrenz anderer Farben so weit wie möglich ausgeschlossen wird. Im vorliegenden Fall ist der Hintergrund matt-schwarz. Er absorbiert so gut wie alles auffallende Licht, daher scheinen die roten Blumen besonders intensiv zu leuchten. Der Anblick stammt von der kanarischen Insel Lanzarote, wo ganze Landstriche aus schwarzen Felsen bestehen und bei Sonnenschein selbst Farben, die man ansonsten kaum zur Kenntnis genommen hätte, stark hervortreten lassen.
So zeigt sich einmal mehr, dass der Text weitgehend durch den Kontext mitbestimmt wird, hier sogar auf zwei Ebenen.
Vielleicht kommt aber bei meiner Einschätzung auch noch etwas hinzu, das tiefer liegt und von Uwe Timm folgendermaßen umschrieben wird:
Und dann kamen wir auf die Farben zu sprechen, und ich habe ihr von der Farbe rot erzählt, rotes Licht, rote Fahne, rote Laterne, rotes Tuch, alles Signale, die Farbe der Leidenschaft, die Farbe des Aufruhrs. Goethe hat in seinem Farbenkreis das Rot in den Schnittpunkt von Phantasie und Vernunft gesetzt, die attributive Bestimmung: schön.*

_________________________________________________________________
* Uwe Timm. Rot. Köln 2001. S. 61f.

Alt und naturschön…

…ist diese Felswand, der man ihr Alter (nicht) ansieht.

Der Himmel auf Erden

Nein, das ist kein Foto vom blauen Himmel, obwohl die Farbe himmlischen Ursprungs ist.
Auf einigen kanarischen Inseln vulkanischen Ursprungs dominiert in manchen Gegenden dunkler Sand. Insbesondere dann wenn er nass ist und das blaue Himmellicht reflektiert, hat man den Eindruck, dass es sich um blauen Sand handelt. Ich nutzte einige vertrocknete Pflanzen im Sand um die Täuschung noch etwas echter erscheinen zu lassen, so als würde man durch einen Baum zum Himmel blicken. So gesehen ist es doch ein Foto vom blauen Himmel, allerdings über einen Umweg.

Aufwärtsstrebende Flammen

In dieser Jahreszeit blicke ich gern in die Flammen des Kamins und genieße die Vielfalt der immer wieder neuen Gebilde untermalt von den dazugehörigen knisternden Geräuschen.
Warum streben Flammen nach oben? Physikalisch gesehen handelt es sich um heiße Gase, die von der kühleren und damit schwereren (dichteren) Umgebungsluft hochgedrückt werden. So gesehen handelt es sich um Strukturen, die sich der Schwerkraft verdanken.

Wo bleibt die Sonne?

Ich bin früh am Meer und erwarte den Sonnenaufgang. Wo bleibt sie nur? Oder ist sie schon da?

Eigenwillige Sandrippel

Ich wundere mich immer wieder, wenn große Felder von Sandrippeln in wüstenartigen Gegenden ziemlich gleichartige nahezu parallele Hügelketten bilden, deren Hänge zwar nicht identisch (so etwas gibt es in der Natur nicht) aber ähnlich gestaltet sind. Beeindruckend ist dabei, dass die Sandkörnchen nach Farben sortiert werden: dunkle Streifen wechseln mit hellen Streifen, sodass deutlich wahrnehmbare Muster entstehen. Auch wenn man leicht nachvollziehen kann, dass die hellen und dunklen Körnchen wegen unterschiedlicher physikalischer Eigenschaften (z.B. Dichte) anders auf den Wind reagieren, der sie vor sich hertreibt, lässt sich nur schwer begründen, wieso sich die zweite Reihe von unten plötzlich in zwei Streifen aufteilt (Bifurkation). Daher versuche ich es auch gar nicht erst.
Interessant ist außerdem, dass der untere Streifen diesen „Ausbruch“ des Nachbarn trotz der Störung des Gesamtbilds nicht nur toleriert, sondern sogar durch ein kühnes Ausweichmanöver Platz macht.
Hier könnte man leicht geneigt sein, neben der physikalischen Perspektive eine poetische zu erkennen: Die Rippel reimen sich zwar, aber hin und wieder nimmt sich der poetische Wind die Freiheit, eine kleine Dissonanz einzubauen und wenn auch nur zu dem Zweck, dass ich es genießen kann.
Ich habe öfter solchen Musterbildungsvorgängen beigewohnt und dem Heulen des Windes gelauscht. Ich bilde mir ein, im vorliegenden Fall die kleine optische Dissonanz auch akustisch anklingen gerhört zu haben.

Wer diese Zeichen lesen könnte

Irgendwie erinnern mich die auf der Borke der Zitterpappel in großer Zahl auftretenden Striche an ein Zeichensystem, in dem der Baum seine Geheimnisse verschlüsselt aufgezeichnet hat. Naja, jedenfalls finde ich es grafisch äußerst ansprechend um nicht zu sagen naturschön.

Unser Labyrinth

Diese Labyrinth entstand Ende der 70er Jahre auf der Baleareninsel Formentera. Jedesmal wenn ich dort bin, besuche ich „unser Kunstwerk“ auf der Punta Prima. Ihm ist in diesen Jahrzehnten nichts geschehen. Hier herrscht Frieden. Weil es keine Straßen gibt, kommen kaum Touristen vorbei. Dieses bei einem meiner letzten Besuche auf der Punta Prima gemachte Foto zeigt, dass das Labyrinth eine Einheit mit der Natur eingegangen ist und als naturschön angesehen werden kann.
Ein Labyrinth ist allerdings nicht frei von negativen Konnotationen. Im realen Leben wird es oft in Zusammenhang mit Ausweglosigkeit und Verfahrenheit gebracht. Daher erinnert mich auch unser Labyrinth an den gegenwärtigen Zustand der Welt und es drängt sich die Frage auf, worin ein Ariadnefaden bestehen könnte, aus diesem inzwischen mehrdimensionalen, von den Menschen selbst geschaffenen Irrgarten herauszukommen.

Strukturiertes Pfützeneis

Diese Pfütze habe ich während einiger Tage beim Zufrieren verbunden mit dem Versickern des Wassers beobachtet habe. Die hellen Linien zeigen typische Rückzugsgrenzen auf, die den jeweiligen Stand des unter dem Eis noch flüssigen Wassers aufzeigen. Innerhalb dieser Grenzen liegt das Eis bereits auf dem festen Boden auf. Lediglich im oberen dunklen Teil ist noch Wasser vorhanden, das wohl in der kommenden Nacht verschwinden wird.
Zurück bleibt ein naturschönes, kreatives Eismuster, das durch sein Muster die nur schemenhaft nachzuempfindenden physikalischen Vorgänge aufgezeichnet hat und eine ungefähre Ahnung davon vermittelt, was zwischen Versickern, Gefrieren, kurzfristigem Auftauen, Kondensieren und erneutem Gefrieren passiert sein mag.
Wer möchte kann rechts oben auch noch eine Pareidolie eines ausdruckstarken Gesichts erkennen und sich zu einer passenden Geschichte anregen lassen.

Photoarchiv