Anamorphosen sind in der Kunstgeschichte verzerrte Darstellungen von Gegenständen, um sie zu verstecken und damit nur demjenigen zugänglich zu machen, der den „Schlüssel“ kennt und sie zu entzerren vermag. Berühmt geworden ist u.a. die Anamorphose eines Totenschädels, den Hans Holbein (1497 – 1543) auf seinem Gemälde „Die Gesandten“ (im Original zu bestaunen in der National Gallery in London oder in einer Reproduktion im Internet) „versteckt“ hat.
Aber Anamorphosen kommen auch im Alltag der wissenschaftlich-technischen Welt vor. Die beiden Fotos zeigen die auf dem Asphalt gezeichnete Markierung eines Fahrradwegs. Auf dem oberen von weitem (mit Teleobjektiv) aufgenommemen Foto erscheint sie uns ganz normal, obwohl durch die Perspektive eine Verkürzung bewirkt wird, die sie bei unverzerrter Darstellung von weitem perspektivisch so verkürzen würde, dass man sie kaum als Fahrrad erkennen könnte. Das untere Foto wurde aus der Nähe aufgenommen und zeigt das Bild des Fahrrad verzerrt. Diese Verzerrung war nötig, um es aus der Entfernung als nicht verzerrt wahrnehmen zu können. Dass durch diese anamorphotische Darstellung nun aber umgekehrt aus der Nähe gesehen eine Verzerrung auftritt, ist nicht von Belang, weil man vorausschauend fährt und sich normalerweise nicht für das interessiert, was man gerade überquert.
So haben wir mal wieder eine schöne Verbindung von hoher Kunst und profanem Alltag.
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