Die Spinnennetze und vagabundierenden Spinnfäden insbesondere der Baldachinspinne, die man zurzeit zu Gesicht und manchmal auch ins Gesicht bekommt, sind nicht zahlreicher, sondern auffälliger geworden. Im Herbst werden sie häufig infolge der für die Jahreszeit in unseren Breiten typischen kalten, feuchten Nächte mit feinen Wassertröpfchen überzogen. An ihnen wird das frühe Morgenlicht gestreut und damit sichtbar, was uns und den potenziellen Opfern normalerweise verborgen ist und – aus Sicht der Spinne – es auch gefälligst bleiben sollte. Denn die Beute soll ja ins Netz gehen und nicht – durch eine spektakuläre Streulichtinstallation gewarnt – am Netz vorbeifliegen oder krabbeln.
Für mich sind die Spinnennetze des Spätsommers und Herbstes so etwas wie eine virtuose Möblierung der kahler und kälter werdenden Natur. Die auf diese Weise ver- und benetzten Strukturen sind vor allem an einem sonnigen Morgen zu erleben. Denn mit der Temperaturzunahme nimmt die relative Feuchte ab, sodass die Tröpfchen wieder verdunsten und sich als unsichtbarer Dampf verflüchtigen.
Sobald die Spinnennetze wieder trocken sind, kann es jedoch bei einigen von ihnen zu einer trockenen und farbenfrohen Sichtbarkeit der Netze kommen, die der langsam ergrauenden Jahreszeit einige farbige Tupfer aufzusetzen vermag. Dass diese Ergrauung etwas mit dem grauen Haar alter Frauen zu tun habe, ist nur eine von mehreren Möglichkeiten, die Herkunft des Wortes Altweibersommer zu erklären.
„virtuose Möblierung“ klingt fein- könnte mir Schreibanlass für …? sein…(keine Spinnengeschichte!)
Gruß von Sonja
Keine Spinnengeschichte? Geht das überhaupt? Ist nicht jede Geschichte, die den Namen verdient, in gewisser Weise „gesponnen“? Gruß, Joachim
Doch, doch, wohl wahr!
🙂