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Physik im Alltag und Naturphänomene

Saline von Fuencaliente auf La Palma oder: Wie kommt das Salz aus dem Meer?

Farbenprächtige-SalinenEingebettet zwischen dem Blau des Meeres und dem dunklen Vulkangestein wird die Saline von Fuencaliente an der Südspitze der Kanareninsel La Palma mit ihren sanften Gelb- bis Rottönen und den weißen Schütthaufen geernteten Salzes zu einem faszinierenden Anblick. Insbesondere nach einer Tageswanderung durch die Vulkanlandschaft findet man hier eine so wohl nicht erwartete Entlastung der dunklen durch die hellen Töne. Die Saline von Fuencaliente ist die einzige noch in Betrieb befindliche Meersalzgewinnungsanlage der kanarischen Provinz Tenerife.
Da die Betreiber auf Publikumsverkehr eingestellt bzw. sogar angewiesen sind, kann man hier das alte Handwerk der Salzgewinnung in all seinen Stadien kennenlernen. Dabei geht es darum, dem Meerwasser das in ihm gelöste Salz wieder zu entziehen. „Wieder“ soll besagen, dass das in der Erdkruste enthalte Salz (Natriumchlorid) durch Gesteinsverwitterung freigesetzt und durch Regen und Grundwasser in die Bäche und Flüsse gelangt. Da alle Flüsse im Meer landen, geht es dem gelösten Salz genauso.
Das Grund- und Flusswasser sind also selbst salzig, auch wenn man es als Süßwasser bezeichnet. Aber der Salzgehalt in ihnen ist unmerklich gering. Weil bei der Verdunstung des Meerwassers, das Salz zurückbleibt, hat sich der Salzgehalt im Meer im Laufe einer sehr langen Zeit so stark erhöht, dass er sich durch Geschmack und Auftriebshilfe beim Schwimmen deutlich bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass einige Meersalze auch aus dem Gestein und Sediment des Ozeanbodens stammen. Auch vulkanische Schlote am Meeresgrund haben salzhaltige Materie ausstoßen und dazu beigetragen, dass der Salzgehalt im Meer heute bei etwa 3,5% liegt. Das heißt, 1 kg Meerwasser (0,976 Liter) enthalten somit immerhin 35 g Salz. Das scheint viel zu sein, entspricht aber durchaus der Erfahrung. Jeder der nach einem Bad im Meer sich an der Sonne trocknen lässt, wird schon mal die hellen Salzkristalle auf seinem Körper festgestellt haben.
Nicht alle Meere enthalten gleichviel Salz. Von den großen Weltmeeren relativ isolierte Meere wie die Ostsee oder das Mittelmeer können sich gar nicht so schnell mit dem übrigen Meerwasser vermischen, dass es eine einheitliche Konzentration ergibt. In der Ostsee ist es der Zustrom zahlreicher großer Flüsse, der die Salzkonzentration auf durchschnittlich nur etwa 1,2 Prozent drückt. Demgegenüber dominiert im Mittelmeer die Verdunstung (bei der nur Süßwasser entzogen wird), sodass der durchschnittliche Salzgehalt dort bei 3,8 % liegt.
Die Technik, mit der dem Meer das Salz wieder entzogen werden kann, macht uns die Natur im Mittelmeer oder noch deutlicher im Toten Meer mit einem Salzgehalt von 28 % wenigstens im Prinzip vor. Das Wasser muss verdunstet werden, bis fast nur noch das Salz zurückbleibt. Die Angelegenheit ist also denkbar einfach aber äußerst energieaufwändig. Aber in einer sonnen(energie)reichen Gegend wie den Kanaren, gibt es diese Energie kostenlos. Was man braucht ist Zeit, und da heutzutage Zeit Geld ist, haben es solche ursprünglichen Anlagen wie die Saline von Fuencaliente nicht leicht, wirtschaftlich zu überleben.
Die Saline von Fuencaliente arbeitet im Prinzip folgendermaßen: Das reine Meerwasser wird in Verdunstungsbecken geleitet. Ihre Wände und Böden bestehen aus feinem Lehm und die Begrenzungsmauern aus Lavasteinen der Umgebung. Dann tut die Sonne ihr Werk. Das Wasser verdunstet, sodass sich die Salzkristalle schließlich absetzen. Das dauert je nach Sonnenscheindauer, Temperatur, Wind und Luftfeuchte zwischen 3 und 5 Wochen.
Das Meerwasser wird zunächst in das größte am höchsten gelegene Becken gepumpt. Von dort aus wird es auf die nächsten Wannen verteilt, wo es 15 bis 20 Tage bleibt und der Salzgehalt auf 14 bis 17 % ansteigt. Anschließend wird das Wasser für weitere 10 bis 15 Tage in Kristallisationsbecken geleitet.
Durch salzliebende Salinenkrebse (Artemia saline) färben sich manche Verdunstungsbecken in den malerischen Farbtönen, wie sie auf dem Foto zu erkennen sind. Denn die Krebse ernähren sich von Corotinoide (gelblich bis rötliche Farbstoffe) enthaltenen Mikroorganismen.
Übrigens rührt auch die Rosafärbung des Gefieders von Flamingos letztlich von den Corotinoiden her, die diese durch die Ernährung mit eben diesen Mikroorganismen aufnehmen. Die unnatürliche Ernährung von Flamingos in Zoos hat zur Folge, dass diese ein weitgehend weißes Gefieder haben.
Weitere Beiträge, die durch meine Wanderungen auf La Palma motiviert sind, findet man hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier.

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