Die Welt wäre wesentlich einfacher, wenn das Schlechte mit dem Hässlichen und das Gute mit dem Schönen einherginge. Das ist aber oft nicht der Fall, wie im vorliegenden Beispiel der Algenblüte. Die Wasseroberfläche eines Gewässers ist teilweise mit einem grünen Belag bedeckt, dem durch leichte Strömungen und Aktivitäten von schwimmenden Tieren ein ästhetisch ansprechendes Muster aufgeprägt wird.
Die Algenblüte, die auf eine plötzliche, massenhafte Vermehrung von Algen oder Cyanobakterien (Blaualgen) einhergeht ist ein Zeichen für eine ernsthafte Störung des Ökoystems: Das Licht wird an der Oberfläche stark absorbiert, sodass meist nicht genügend Licht für die Photosynthese der Pflanzen im Gewässer vorhanden ist. Dadurch und durch absinkende Algen sowie durch Vermehrung deren Konsumenten entsteht außerdem ein Sauerstoffmangel, der zum „Umkippen“ des Gewässers führen kann. Hinzu kommen, dass die Algen und Cyanobakterien giftige Substanzen produzieren, die für Lebewesen gefährlich werden können.
Das satte Grün der Algenschicht ist im vorliegenden Fall nur im Bereich des Schattens von Bäumen gut zu sehen. An den übrigen Stellen, die dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt sind, wird uns – jedenfalls von diesem Blickpunkt aus betrachtet – das ganze Elend des Gewässers vorenthalten. Denn das von den Algen ausgehende Streulicht wird durch das an der Oberfläche des Wassers reflektierte Sonnenlicht weitgehend überstrahlt. Dadurch kommt es zu dem auf den ersten Blick merkwürdigen Effekt, dass der deutlich sichtbare grüne Belag die Struktur der Baumschatten aufweist (siehe auch: Der Schatten bringt es an den Tag) . Und es scheint so, als würde der Algenbelag von sich aus entsprechende florale Grenzen zum nicht beschatteten Bereich der Wasseroberfläche annehmen.
Trotz allem bin ich hin und her gerissen zwischen der unmittelbaren ästhetischen Wirkung und der durch die wissensbasierten Gedanken zur Eutrophierung von Gewässern bewirkten Eintrübung der Empfindung.
Dieselben das Vergnügen an der Schönheit beeinträchtigenden Gefühle beschleichen mich beim Betrachten eines regenbogenfarbigen Ölflecks auf regennasser Strasse.
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Ja, das ist ein schönes/hässliches weiteres Beispiel. Manchmal kann man auf Teichen ähnliche Ölfarben natürlichen Ursprungs (ölhaltige Pflanzen) sehen, die sich allerdings ziemlich schnell zersetzen.
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Das mit dem Überstrahlen durch das Sonnenlicht hattest Du jüngst bei einem Blick von der Strasse in ein Cafe thematisiert. Denn die Fotograf-Silhouette erlaubte in diesem Silhouettenrahmen einen Blick nach innen ins Cafe.
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Alle Achtung, du liest meine Texte wirklich gründlich. Daran hatte ich selbst nicht gedacht, sonst hätte ich einen Link eingerichtet.
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Auch wenn das Gewässer insgesamt unter der Algenblüte leidet, so finde ich dieses Bild mit dem Zusammenspiel der Algen und der Baumsilhouette doch sehr interessant, um nicht zu sagen schön. Das ist abstrakte „Kunst“ produziert durch die Natur und muss nur noch im Bild festgehalten werden.
LG Franz
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So geht es mir auch. Die Schönheit überwiegt und zeigt den Facettenreichtum der Natur. Danke für deine Einschätzung. Gruß, Joachim.
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