Dieses Stück Holz fand ich im Gezeitenbereich einer Meeresküste. Es muss bereits vor längerer Zeit angeschwemmt worden sein, denn Sand und Wasser, vom Wind bewegt, haben es derart bearbeitet, geschmirgelt und poliert, dass die vorher weitgehend glatte Oberfläche bestimmten physikalischen Aspekten wie Dichte, Härte, Pigmentierung entsprechend ausdruckstark strukturiert wurde. Davon zeugen wellenartige Ringe und Strähnen, die auf jahreszeitliche Schwankungen im Wachstumsverlauf schließen lassen.
Die optisch vermittelte Schönheit wird kongenial ergänzt durch den taktilen Reiz einer ausgesprochen weichen und unerwartet glatten Textur der natürlicherweise „bearbeiteten“ Oberfläche. Es war angenehm dieses Überbleibsel eines Baumes mit den Fingern abzutasten.
Natürlicherweise enstehende konzentrische Kreise, wie sie hier im Holz zu sehen sind, findet man auch in bewegter Form als Ringwellen im Wasser vor, wenn man einen Stein hineinwirft.
In der Astronomie sind konzentrische Kreisbahnen typisch für Planetensysteme, die eine gemeinsame Sonne umkreisen. Genau genommen handelt es sich dabei nicht um Kreise, sondern um Ellipsen, wie erstmalig Johannes Kepler zeigen konnte. Allerdings ist die Exzentrizität der Ellipsen zumindest in unserem Sonnensystem so klein, dass es schwerfällt in einer maßstabsgerechten graphischen Darstellung einen deutlichen Unterschied zu Kreisbahnen erkennen zu können. Aber auch die Jahresringe der Bäume weichen meist leicht von der Kreisform ab, insbesondere dann wenn der Baum unterschiedlichen himmelrichtungsabhängigen Witterungseinflüssen ausgesetzt war.
In der Symbolik und Ikonografie findet man in allen Kulturen derartige Kreisstrukturen. Beispielsweise symbolisieren konzentrische Kreise im Zen-Buddhismus die höchste Stufe der Erleuchtung.
ein fantastisches Stück. Warum hast du es beschnitten? Es sieht so zwar sehr schön aus, aber ich würde auch gern die volle Rundung und die auslaufenden Wellen betrachten.
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Gute Frage? Irgendwie fand ich den Ausschnitt interessanter, als den Rest des Baumstamms mit ins Bild zu bringen. Leider habe ich nur dieses Foto gemacht. Das liegt wohl daran, dass ich in der analogen Zeit anfing zu fotografieren, wo man versuchte Filmmaterial zu sparen.
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Wunderschönes Naturkunstwerk 🤗
Dankeschön fürs Präsentieren!
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Danke, lieber Lu! Du sagst es, die Natur ist ein Künstler. Auch dir herzliche Grüße, Joachim.
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Dankeschön *freu*
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🙂
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Diese Fläche hat mich auch gleich an Wasser erinnert. Es muss sich gut anfühlen, darüber zu streichen.
Die Störung der Konzentrik in den äußeren Bereichen deutet auf wirklich extreme Störungen im Leben des Baumes hin. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das wohl für dramatische Ereignisse gewesen sein mögen. Verpflanzung ganz anderes Klima und anderen Boden, verbunden mit einer Verdrehung der gewohnten Himmelsrichtung?
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Ja, solche Fragen kommen einen. Ich fand diesen Baumstamm am Strand. Wer weiß von wo er angeschwemmt wurde und welches Schicksal er hinter sich hat?
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Nach einem ausgedehnte Gespräch mit einem einschlägig kundigen Menschen stellt sich das Motiv deines Fotos folgendermaßen dar: es könnte sich um einen Schnitt im Bereich eines eingewachsenen Astes handeln. Die konzentrischen Jahresringe gehören zum Ast, der etwa 22 Jahre alt war, und die aus der Konzentrik ausbrechenden Linien bilden den Übergangsbereich zum Stamm ab, wo die Jahresringe des Stammes um den Ansatz des Astes herumwachsen. Somit handelt es sich um eine ganz normale und nicht dramatische Lebensgeschichte (abgesehen von dem Schnitt und dem eher nicht angemessenen Lebensraum, in dem du das Stück gefunden hast).
Abgesehen davon könnte man Balken oder Kanthölzer aus diesem Bereich durchaus als Bauholz verwenden, nicht jedoch für den Möbelbau, da so gemaserte Bretter beim Trocknen wellig werden.
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Vielen Dank, auch an den kundigen Menschen, für diese ausführliche Ergänzung. Dass es sich um einen abgesägten Ast handelt, der seine Jahresringe hier präsentiert, kann ich aus der Erinnerung bestätigen.
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Der Leiter eines Zendos in meiner näheren Umgebung schickt seit Anfang Dezember einen Tagesbrief mit vorgestelltem Mandala an seinen Verteiler. Seine Ausführungen kreisen dabei konzentrisch um die letztlich immer gleichen Grundgedanken. Geschliffen und wohlgerundet.
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Auch wenn konzentrische Kreise ästhetisch ein Genuss sein können, kann man das von konzentrisch kreisenden Gedanken kaum behaupten. 😉
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Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis….?
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…zumindest hat das Vergängliche nicht nur negative Aspekte. Mit dem Vergehen ist die Entstehung von Neuem eng verbunden und sei es nur wie hier unter ästhetischer Perspektive.
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Ein sehr interessantes Fundstück! Es erinnert mich an die Strukturen der Bühnen in der Ostsee. Jedes Holz ist dort ein Unikat mit einer Geschichte.
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Sollte natürlich Buhnen heißen, da war die Tastatur zu voreilig 😉
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Habe ich mir gedacht. Aber da die Buhnen in gewisser Weise auch Bühnen sind, stimmt es auch mit den beiden Punkten. 😉
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Auch ich bin sehr angetan von dem Zusammenspiel von Holz, Wasser, Wind und Luft. Würde es gerne berühren und spüren, stelle es mir weich vor.
Das Leben geht in Kreisen…
Liebe Grüße
Ulli
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Danke, liebe Ulli! Ja, das Holz war so weich und etwas faserig, dass man bei geschlossenen Augen wohl kaum erraten hätte, ein altes Stück holz zu streicheln…
Liebe Grüße, Joachim.
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