Moostee
Sechzehn Jahr’ – und wie ein greiser
Alter sitz ich, matt und krank;
Sieh, da senden mir der Geiser
Und der Hekla diesen Trank.
Auf der Insel, die von Schlacken
Harter Lava und von Eise
Starrt, und den beschneiten Nacken
Zeigt des arkt’schen Poles Kreise;
Über unterird’schen Feuern,
In nordlichterhellten Nächten,
Bei den Glut- und Wasserspeiern
Wuchsen diese bittern Flechten.
Aus den dampfumrollten Kegeln,
Aus der Berge schwarzem Tiegel,
Gleich blutroten Sagenvögeln –
Flammenzungen ihre Flügel –
Sahn sie feurig auf zum schwarzen
Himmel mächt’ge Steine sprühen,
Und ein Meer von heißen Harzen
Durch das Schneegefilde ziehen.
Von den Jökuln zu den Fjorden
Durch das dän’sche Inselland,
Breit, ein riesiger Dan’brogorden,
Schlängelt sich das Flammenband.
Wolken, Rauch und Asche wallen,
Und am Strand die Robben winseln,
Und die roten Steine fallen
Nieder auf entfernten Inseln;
Die zerrißnen Berge zittern,
Und das Eismeer schäumt und braut –
Dorten wuchsen diese bittern
Flechten, wuchs dies herbe Kraut. –
Daß die kranke Brust gesunde,
Und sich freue neuer Kraft,
Biet ich träumerisch dem Munde
Ihren dunkelgrünen Saft.
Feuer zuckt durch meine Nerven,
Vor mir liegt das wüste Land;
Die weitoffnen Krater werfen
Himmelan den flüss’gen Brand.
Kühner fühl ich mich und stärker
Bei dem Lodern dieser Glut,
Und die Wildheit der Berserker
Tobt durch mein genesend Blut.
Lavaschein und Nordlicht röten
Mein Gesicht; die Pulse schlagen
Schneller; Edda, laß mich treten
Vor die Helden deiner Sagen!
Ha! wenn dieser Insel Pflanzen
Mir den Lebensbecher reichen,
Mög’ ich dann in meinem ganzen
Leben dieser Insel gleichen!
Feuer lodre, Feuer zucke
Durch mich hin mit wildem Kochen;
Selbst der Schnee, in dessen Schmucke
Einst mein Haupt prangt, sei durchbrochen
Von der Flamme, die von innen
Mich verzehrt: wie rot und heiß
Hekla Steine von den Zinnen
Wirft nach der Faaröer Eis:
So aus meinem Haupt, ihr Kerzen
Wilder Lieder, sprühn und wallen
Sollt ihr, und in fernen Herzen
Siedend, zischend niederfallen!*
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* Ferdinand Freiligrath (1810 – 1876)
Mit dem Pflügen beginnt traditionellerweise die Feldbearbeitung. Die großflächige Umwälzung des Bodens erfordert enorm viel mechanische Energie. Diese wurde in früheren Zeiten von Tieren aufgebracht, die den Pflug Furche für Furche durch die feste Erde zogen und die meist bewachsene Oberfläche zum Verschwinden brachten. Das war für Mensch und Tier eine äußerst anstrengende und oft langwierige Tätigkeit und so etwas wie der Start in die neue Saison der Landbewirtschaftung.
Die hier unverkennbar in einem südlichen Urlaubsort aufgenommene Szenerie zeigt etwas ganz Untypisches. Eine Palme, die sich nicht an die Regeln hält und von ihrem geradlinigem Aufwärtsstreben abweicht, wird nicht in ihre Schranken verwiesen, z.B. durch Abholzung, sondern umgekehrt. Die Schranken werden beseitigt.
Jedenfalls war ich sehr erstaunt, dass man hier den Baum gewähren lässt und den Zaum so umgestaltet, dass der Baum seine freiheitlichen Ambitionen beibehalten darf. Ich weiß, es wäre verfrüht, darin schon eine Art Umdenken zu sehen, aber die Hoffnung kann man doch schon mal haben.
Dieser Stamm (linkes Foto) eines Nadelbaumes mit einem Durchmesser von ca. 15 cm verweist auf ein frühes Absterben. Die Borke ist bereits abgefallen und die Ursachen dafür sind deutlich zu erkennen: Fraßspuren des Borkenkäfers (Ausschnitt: rechtes Foto). Wenn man nicht wüsste, dass diese Spuren auf einen traurigen Aspekt des aktuellen Waldsterbens verweisen, könnte man den so entstandenen Strukturen durchaus etwas Ästhetisches abgewinnen.
Bei diesem Anblick kam mir der Song auf die Lippen: „So leben, so leben wir, so wir alle Tage…“ Ich musste einen Moment nachdenken, bis mir die Reichweite dieser Assoziation bewusst wurde.
Als ich auf einer Wanderung diesen Text las, fühlte ich mich in meinem Naturgarten noch wohler als bisher.
Trockenrisse sind oft ästhetisch ansprechende Strukturen, die durch Zufall und Notwendigkeit beim Austrocknen von quasiflüssigen Schichten entstehen. Ihre Schönheit rührt vermutlich aus der Flächenaufteilung durch eine Art naturwüchsiger Regelmäßigkeit her. Dennoch habe ich ein sehr gespaltenes Verhältnis zu den Trockenrissen, seitdem sie zum Symbol für ausgetrocknetes Ackerland und Hungersnöte stehen.
An den Küstenstreifen der Nordsee sind die Rissmuster insofern „harmlos“ als sie immer dann entstehen, wenn nach Hochwasserphasen aufgrund starker Winde (meistens im Winter) ruhigere Zeiten einkehren, in denen die überschwemmten Bereiche wieder austrocken.
Ein Haus ich, schlendernd am Waldesrand,
voll lebender Perlenpüppchen fand.
Sie dienen den Müttern mit treuem Sinn
und halten so gute Ordnung drin,
dass jedes Blättchen ohne Säumen,
jed‘ Hälmchen aus dem Weg sie räumen.
Keins hat etwas für sich allein;
und, da sie so still zusammen wohnen,
auch ziehen in langen Prozessionen,
kann’s schier im Kloster nicht besser sein.
Nur die Maria im Hause fehlt,
hier hat die Martha allein gewählt.
Hast du’s erraten, sei gebeten,
nie selber in solch ein Kloster zu treten.*
Die Ameisenhaufen der Roten Waldameisen, die es in meiner Kindheit in Massen mit Verbindungsstraßen untereinander gab, sind zu einer Seltenheit geworden. Zu Recht stehen auch sie seit 2009 auf der Roten Liste gefährdeter Arten.
* Clemens Brentano (1778 – 1842)
Etwas wirkt noch immer droben, weit über die Erfahrung der letzten Möglichkeit von Überleben hinaus: ein Fest an den Quellen der Zeit. Die Blumen gestalten es, indem sie nicht etwa karg, ärmlich und sparsam ihr Leben am Rande des mindestens an Wärme und Boden, des äußersten an Ausgesetztheit, Sturm, Schneetreiben und Trockenheit fristen, sondern Farbe und Gestalt verschwenden.*
* Barbara von Wulfen. Lichtwende – Vorsorglicher Nachruf auf die Natur. Osnabrück 1985, S. 121.
Diese Berührung berührt. Was sagt mehr über den Zustand der Wälder aus als ein Bild das menschliche Gefühle auslöst, die hier eigentlich gar nicht hingehören.
Die Störche sind wieder im Kommen. Diesen glücklichen Umstand beobachte ich nun von Jahr zu Jahr nachdem die Störche, die in meiner Kindheit auf dem Lande fast in jedem Dorf heimisch waren, zwischenzeitlich sehr rar geworden waren.
Dass Störche aber wie in früheren Zeiten nur die Krähen oder Möwen hinter dem pflügenden Bauern Kleintiere, vor allem wohl Regenwürmer, aus der aufgeworfenen Erde herauspicken, sehe ich in diesem Jahr seit langem zum ersten Mal. Dabei treten sie nicht einzeln auf, sondern gestern sah ich sie zu fünft oder zu sechst. Offenbar schrecken sie vor dem Lärm des Treckers nicht zurück.
Zum Tag des Baumes wollte ich zunächst einen schönen repräsentativen Baum zeigen. Aber dann ging mir durch den Kopf, dass wir eigentlich nichts zu feiern haben. Den Bäumen geht es insbesondere in unseren Breiten klimabedingt schlecht. Und dort wo die Bedingungen noch einigermaßen gut sind wie in den Urwäldern rückt der Mensch den Bäumen unnachgiebig auf die Pelle. Es liegt also nicht an den Bäumen, wenn sie weniger werden und u.a. als Kohlenstoffdioxidspeicher immer mehr ausfallen.
Wie sehr sich ein Baum ans Leben und Überleben klammert kann man geradezu im buchstäblichen Sinn auf dem Foto erkennen. Ein Samenkorn ist an eine Stelle geraten, die nun wirklich für das Wachstum eines Baumes nicht geeignet ist. Aber Alternativen standen nicht zur Verfügung. Und so machte der heranwachsende Baum das Beste aus der Situation und verlegte seine Wurzeln so, dass er einerseits an Nährstoffe kommt und andererseits die physikalischen Bedingungen der Stabilität eines immer größer und schwerer werdenden Baums erfüllt.
Ich verfolge das Schicksal dieses Baumes seit einigen Jahren und sehe mit Vergnügen, dass er bestens gedeiht und mehrere Wurzeln um die Steinmauerreste legt, sodass notfalls eine mehrfache Absicherung vorhanden ist.
Eine weitere Herausforderung für den Baum besteht darin, dass er unter dem Blätterdach weitgehend abgeschirmt von direkten Sonnenstrahlen größerer Bäume wächst. Aber ich bin zuversichtlich, dass er auch dieses Problem meistert – es sei denn es kommt irgendwann irgendjemand (z.B. der Förster) auf den Gedanken, dass der Baum hier fehl am Platze ist.
Für mich ist dieser Baum auch ein starkes Symbol – passend zum Tag des Baumes.
Dieses Stück Holz fand ich im Gezeitenbereich einer Meeresküste. Es muss bereits vor längerer Zeit angeschwemmt worden sein, denn Sand und Wasser, vom Wind bewegt, haben es derart bearbeitet, geschmirgelt und poliert, dass die vorher weitgehend glatte Oberfläche bestimmten physikalischen Aspekten wie Dichte, Härte, Pigmentierung entsprechend ausdruckstark strukturiert wurde. Davon zeugen wellenartige Ringe und Strähnen, die auf jahreszeitliche Schwankungen im Wachstumsverlauf schließen lassen.
Die optisch vermittelte Schönheit wird kongenial ergänzt durch den taktilen Reiz einer ausgesprochen weichen und unerwartet glatten Textur der natürlicherweise „bearbeiteten“ Oberfläche. Es war angenehm dieses Überbleibsel eines Baumes mit den Fingern abzutasten. Weiterlesen
Wir befinden uns nicht mehr im Wachstum, wir befinden uns im Auswuchs.*
„I can’t help it,“ said Alice very meekly: „I’m growing.“
„You’ve no right to grow HERE,“ said the Dormouse.
„Don’t talk nonsense,“ said Alice more boldly: „you know you’re growing too.“
„Yes, but I grow at a reasonable pace,“ said the Dormouse: „not in that ridiculous fashion.“ **
* Jean Baudrillard (1929 -2007). Die magersüchtigen Ruinen.
** Lewis Carroll (1832 – 1898). Alice in Wonderland. Herdfordshire 1992. p.9
Die Befürchtung, dass neue technologische Erfindungen und Entwicklungen nicht mehr zu beherrschende Nebenwirkungen mit sich bringen könnten, ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Angesichts der globalen Probleme, in die die Menschheit bereits geschlittert ist, kommt immer wieder die Frage auf, ob man denn alles machen muss, was man machen kann.
Der Philosoph Hans Blumenberg antwortet darauf:
„- Nein, wir müssen es nicht.
– Aber?
– Aber wir werden es machen.
– Und welhalb?
– Weil wir es nicht ertragen, wenn der kleinste Zweifel bleibt, ob wir es wirklich können.“*
Eine sehr kurze Antwort darauf, warum wir Menschen es trotz der aus früheren Beispielen inzwischen offenbar gewordenen Probleme immer wieder machen lautet: Weil wir es können.
* Hans Blumenberg. Ein mögliches Selbstverständnis. Stuttgart 1997, S. 29
Weiß der Teufel, was die Welt ist. Jedenfalls hat dieser sehr klare Vorstellungen darüber, wie man aus einem kurzen Dialog mit einem Herrn namens Rattengift entnehmen kann:
Teufel: Wissen sie auch, was die Welt ist?
Rattengift: Welche Frage? Die Welt ist der Inbegriff alles Existierenden, vom kleinsten Würmchen bis zu dem ungeheuersten Sonnensystem.
Teufel: So will ich Ihnen denn sagen, daß dieser Inbegriff des Alls, den Sie mit dem Namen Welt beehren, weiter nichts ist als ein mittelmäßiges Lustspiel, welches ein unbärtiger, gelbschnabeliger Engel, der in der ordentlichen, dem Menschen unbegreiflichen Welt lebt, und wenn ich nicht irre, noch in Prima sitzt, während seiner Schulferien zusammengeschmiert hat. Das Exemplar, in dem wir uns befinden, steht, glaube ich, in der Leihbibliothek zu X, und eben jetzt wird es von einer hübschen Dame gelesen, welche den Verfasser kennt und ihm heute abend, d.h. über sechs Trillionen Jahre, beim Teetische ihr Urteil darüber mitteilen will.
Rattengift: Herr, ich werde verrückt!- Ist die Welt ein Lustspiel, was ist denn die Hölle, die doch ebenfalls in der Welt ist?
Teufel: Die Hölle ist die ironische Partie des Stücks und ist dem Primaner, wie das so zu gehen pflegt, besser geraten als der Himmel, welches der bloß heitere Teil desselben sein soll.*
Wenn der gelbschnabelige Engel auch noch Donald Duck heißt, dann sind die hellseherischen Kräfte Grabbes (1801 – 1836) geradezu phänomenal. 😉
* Christian Dietrich Grabbe. Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung. In: Grabbes Werke. Erster Band. Berlin und Weimar 1987, S. 258f.
Ein Fahrrad will bewegt werden. Im Ruhezustand kippt es um, muss gestützt werden und sieht kümmerlich und hilflos aus. Erst in der Bewegung erwacht es zum Leben. Und selbst der älteste Klepper entfaltet dann eine unerklärliche Grazie.
Obwohl man das Fahrradfahren physikalisch erklären kann, bleibt der wesentliche Teil des Geheimnisses davon unberührt, der darin besteht, dass es funktioniert.
Frei nach Loriot ist ein Leben ohne Fahrrad zwar möglich, aber sinnlos.
Daher bedaure ich jene Leute, die auf dem Weg ins Fitness-Studio im Stau stehen, um sich dort auf ein invalides Fahrrad ohne Räder zu setzen und sich nicht von der Stelle zu rühren.
Weitere Beiträge zum Fahrrad findet man hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier und hier… Ihr seht, ich mag das Fahrrad(fahren).
* Louis J. Halle (1910 – 1998) US-amerikanischer Naturforscher und Autor
Der Zerfall hat viele Gesichter. Hier sieht man ein in die Jahre (viele Jahre!) gekommenes Tor, bei dem das Luftige überhand zu nehmen scheint. Man muss schon auf haltbarere Materialien zurückgreifen, um einen Rest von Stabilität zu bewahren – ein leuchtend blaues Kunststoffband. Weiterlesen
Nach einer längeren Radtour ruhe ich mich am Strand des Großen Meeres aus. Dass dieser Binnensee mit Meer bezeichnet wird, während man von der See und Nordsee spricht, die ich nun wirklich als Meer bezeichnen würde, beschäftigt mich einen Moment. Dann werde ich durch die zahllosen Versuche abgelenkt, die jemand unternimmt, um den Außenbordmotor seines Bootes zu starten. „Jau, beim achten Mal…“, lästern einige Jugendliche, die den Auftritt des Bootsführers aktiv verfolgen, weil sie sonst nichts zu tun haben.
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Zur Verteidigung des Witzes. In bequemeren Zeitaltern, als unser gegenwärtiges ließ man den Himmel durch die Philosophie befragen warum er das Böse geschaffen hätte, da es etwas höchst Unangenehmes wäre. Unser gegenwärtiges ernsthaftes Dezennium wird ihn hoffentlich bald befragen warum er die bunten Schmetterlinge und den Regenbogen hat werden lassen, der offenbar zu weiter nichts da ist, als daß sich die Gassenjungen und Mädchen darüber freuen, oder ein physikalischer Müßiggänger in Betrachtungen darüber gerät.*
Wenn Lichtenberg (1742 – 1799) gewusst hätte, dass diese – von ihm ironisch gemeinte – Bemerkung insofern von der Menschheit geteilt werden würde, als diese sich um das Schicksal der Schmetterlinge kaum gekümmert und ihren Lebensraum inzwischen arg begrenzt hat, wäre er vermutlich sehr betroffen. Während der Regenbogen bislang wohl noch nicht bedroht ist (wenn man einmal davon absieht, dass der Regen in unseren Breiten auch immer seltener zu werden scheint), sind Schmetterlinge und andere Insekten selten geworden. Und die vermehrte Aufmerksamkeit die sie erfahren hängt vermutlich nur damit zusammen, dass man etwas spät entdeckt hat, wie abhängig die Menschheit von ihnen ist. Lichtenberg würde dieses Gegenbeispiel, dass dieses „Böse“ nicht vom Himmel, sondern vom Menschen geschaffen wurde, vermutlich mit dem Hinweis kontern, dass auch der Mensch ein Geschöpf des Himmels sei.
* Georg Christoph Lichtenberg. Sudelbücher (D 182)
Wer einmal erlebt hat, wie sich ein neu geborenes Küken bis zur Erschöpfung aus dem Ei herauspickt und das Licht der Welt erblickt, kann sich leicht vorstellen, dass dieser eindrucksvolle Vorgang symbolisch für die Entstehung von Leben gesehen werden kann. Daher wird das Ei von jeher in vielen Kulturen als Symbol für neues Leben, Fruchtbarkeit, Wiedergeburt und Ursprung der Welt angesehen.
Im antiken Griechenland und Rom wurden zur Feier des neu beginnenden Jahres, der Tag- und Nachtgleiche bunt bemalte Eier verschenkt und dekorativ aufgehängt. Da das christliche Osterfest etwa in diese Jahreszeit fällt wird vermutet, dass diese Tradition übernommen wurde, zumal das schlüpfende Küken symbolisch mit der Wiedergeburt Jesu in Verbindung gebracht werden konnte.
Das im Foto abgebildete „Käfigei“ soll an die Tradition des Eiersuchens und -versteckens erinnern. Hier geht es aber nicht so sehr darum, das Ei zu finden – es schein sogar aus sich heraus zu leuchten – sondern darüber nachzudenken, wie es aus seiner stählernen Umklammerung befreit werden könnte.
Ein jeder Stier hat oben vorn
auf jeder Seite je ein Horn;
doch ist es ihm nicht zuzumuten
auf so ’nem Horn auch noch zu tuten.
Nicht drum, weil er nicht tuten kann,
nein, er kommt mit seinem Maul nicht `ran.
Heinz Erhardt (1909 – 1979) Weiterlesen
Schlichting, H. Joachim. Investigación y Ciencia Mayo 2018Nº 500, p. 85 – 87
Ningún animal aprovecha la energía con tanta eficiencia como las personas cuando nos desplazamos… siempre y cuando lo hagamos sobre dos ruedas.
Los orígenes de la bicicleta se remontan a la «máquina andante» de Karl von Drais, inventor alemán que, en 1817, concibió el precursor del hoy popular vehículo de transporte. Aquel ingenio carecía de propulsión a pedales, pero, aun así, ya avanzaba más rápido que los coches de caballos y mucho más de lo que es posible a pie. Con las bicicletas corrientes de hoy en día, un adulto medio puede viajar cuatro veces más rápido que caminando a buen ritmo. En otras palabras: las personas usamos nuestra energía muscular de manera mucho más eficiente cuando vamos en bicicleta.
Para investigar este medio de locomoción desde un punto de vista puramente físico y compararlo con otros, podemos comenzar considerando la potencia de un ciclista. Esta se obtiene al multiplicar su velocidad por la suma de las distintas fuerzas de resistencia que debe superar. Tales fuerzas se deben principalmente a la interacción con el suelo y con el aire circundante. El suelo hace que el ciclista experimente la llamada resistencia a la rodadura. Esta es en gran medida independiente de la velocidad y resulta proporcional al peso conjunto del ciclista y su vehículo. Dicha proporcionalidad se expresa a través de una constante que depende de la fricción entre el neumático y el pavimento: el coeficiente de rozamiento. No podemos cambiar la superficie de la carretera, pero sí reducir bastante el rozamiento si elegimos las ruedas adecuadas.
Como el rozamiento por rodadura también resulta proporcional al peso, cuanto menor sea la masa del ciclista, menos esfuerzo tendrá que hacer. Además, eso también le favorecerá en las subidas, dado que en ellas hay una componente del peso que se opone al movimiento. Sin duda, el empleo de materiales ligeros en la fabricación del vehículo también ayudará. Pero, dado que quien más contribuye a la masa total es el propio ciclista, una estrategia mucho más ventajosa consiste en montar en bicicleta más a menudo y adelgazar con ello. Solo en el ciclismo profesional, donde cuentan las décimas de segundo, vale la pena asumir el coste que supone recurrir a la tecnología para eliminar cada gramo superfluo del velocípedo.
En la magnitud constante de la fuerza de rozamiento por rodadura incluimos —por lo general, tácitamente— las pérdidas por rozamiento que se producen al transferir la energía muscular a la rueda motriz, dado que esta cantidad tampoco depende apenas de la velocidad. En cualquier caso, las pérdidas en las bielas, la cadena y los rodamientos de las bicicletas modernas son relativamente pequeñas, siendo el rendimiento de entre el 90 y el 95 por ciento. Esto debemos agradecérselo sobre todo a los rodamientos de bolas, los cuales reemplazan el deslizamiento, que produce grandes pérdidas y desgaste, por la rodadura, lo que nos permite ahorrar energía. Su invención a mediados del siglo XIX dio un notable empujón al desarrollo de la bicicleta.
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Deutsche Version: Konkurrenzlos sparsam
»Was ist also mit meinem Sonnenuntergang?« erinnerte der kleine Prinz, der niemals eine Frage vergaß, wenn er sie einmal gestellt hatte.
»Deinen Sonnenuntergang wirst du haben. Ich werde ihn befehlen. Aber in meiner Herrscherweisheit werde ich warten, bis die Bedingungen dafür günstig sind.«
»Wann wird das sein?« erkundigte sich der kleine Prinz.
»Hm, hm!« antwortete der König, der zunächst einen großen Kalender studierte, »hm, hm! Das wird sein gegen… gegen… das wird heute abend gegen sieben Uhr vierzig sein! Und du wirst sehen, wie man mir gehorcht.«* Weiterlesen
H. Joachim Schlichting. In: Hilde Köster (Hrsg.). Stadtbilder. Perspektiven auf urbanes Leben. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2018, S. 107 – 122.
Das Fremde, worauf man normalerweise nicht achtet, ist das Vertraute unter einer besonderen Perspektive betrachtet. Das Fremde ist in diesem Fall das Physikalische, dem man auf Schritt und Tritt begegnen kann, wenn man sich nur darauf einlässt. Und das tun die beiden Protagonisten auf dem hier beschriebenen Spaziergang durch eine Stadt. Sie spüren dabei scheinbar ohne besondere Anstrengung das Physikalische im Alltäglichen auf, wobei künstlerische und architektonische Ansichten mit einbezogen werden. Die Beobachtungen werden auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert. Manchmal werden sie nur registriert oder etwas ausführlicher beschrieben. Aber in den meisten Fällen werden einfache Erklärungen gegeben, oder es wird durch weiterführende Literaturhinweise auf solche verwiesen. Weiterlesen
Nachdem ich ärgerlicherweise früh morgens den Zug verpasst hatte und mir auf den nächsten wartend auf dem Bahnhofsvorplatz die Zeit vertrieb, wurde ich durch eine Art übertriebenen Staubsaugerlärm aus den Gedanken gerissen. Ich erblickte einen in roter Sicherheitskleidung daherkommenden Mitarbeiter eines Reinigungsunternehmens, der mit einem Gebläse (also einem umgekehrt arbeitenden Staubsauger) hinter den Müll in Form dreier Tüten herjagend – mehr war an diesem Morgen wohl nicht aufzutreiben – diese in den Rinnstein manövrierte (sieh Foto).
Das war gar nicht so einfach, denn die leichten Tüten wurden teilweise wie ein Luftballon aufgeblasen und erfuhren dadurch einen ihrem vergrößerten Volumen entsprechend größeren Auftrieb. Schon kleinste Luftströmungen machten sie mobil und entzogen sie teilweise der Kontrolle des auf den Boden gerichteten maschinellen Luftstroms. Jedenfalls schlugen sie wie gejagte Hasen immer wieder Haken, so als wollten sie ihrem Jäger entkommen. Aber sie hatten keine Chance; denn dieser war sportlich gekleidet und hochmotiviert.
Doch irgendwie tat mir der Mensch leid, der mich zusammen mit seinem Schatten an den Ritter von der traurigen Gestalt erinnerte, und ich war drauf und dran, den Vorgang abzukürzen, indem ich die Tüten aufhob und dahin brachte, wo er sie haben wollte. Aber vielleicht wäre er dann wirklich traurig geworden – oder ärgerlich. Außerdem musste ich mir keine Sorgen machen: er schaffte es auch allein, wenn auch mit externer Energie, Mordslärm und geschickten Manövern.
Kaum waren die Tüten im Rinnstein, kam auch schon eine riesige Maschine daher, die sich mit Hilfe rotierender Bürsten die Tüten – ebenfalls sehr geräuschvoll – einverleibte.
Einen Moment lang hatte ich die Hoffnung, der Fahrer dieser Bürstenmaschine würde wenigstens eine spaßige Bemerkung zum Tun seinen Kollegens machen. Aber er war so damit beschäfftigt, dass er alle Tüten mitbekam und sein Gesicht wirkte genauso ernst und engagiert wie das des eifrig blasenden Jägers. Sie waren ein echtes Team. Nur ich hatte für einen Augenblick den Eindruck der einzige Zuschauer eines Slapsticks zu sein.
Schlichting, H. Joachim. Spektrum der Wissenschaft 4 (2017), S. 74 – 77
Radfahren kommt
dem Flug der Vögel am nächsten
Louis J. Halle (1910–1998)
Kein Tier setzt Energie so effizient zur Fortbewegung ein wie ein Mensch. Sofern er Fahrrad fährt! Weiterlesen
Was aus der Hoffnung ein so intensives Vergnügen macht, ist, daß die Zukunft, über die wir nach unserem Belieben verfügen, uns in den verschiedensten Formen erscheint, die uns alle gleich lächelnd, gleich möglich, anmuten. Selbst wenn die begehrteste unter ihnen sich verwirklicht, müßte man die andern zum Opfer bringen, und wir würden viel dabei verlieren. Der Gedanke an die Zukunft voll von unendlichen Möglichkeiten ist also fruchtbarer als die Zukunft selbst und deshalb findet man mehr Reiz in der Hoffnung als im Besitz, im Traum als in der Wirklichkeit. Weiterlesen
„Gerade als unter Mithilfe von Columbus allen endgültig klar wurde, daß die Erde rund – also rundum begrenzt – sei, als unter Mitwirkung von Kopernikus sich die Überzeugung durchsetzte, daß sie um die Sonne kreise – also selbst nur Teil eines nicht auf uns zentrierten Universums sei – , gerade in diesem Weltaugenblick beschlossen die Erdeinwohner unter Anleitung von Vordenkern wie Francis Bacon, zur Verlängerung, Steigerung, Verbesserung ihres eignen Lebens die Natur von Grund auf so richtig auszubeuten und hierbei auf eine keineswegs eigens bedachte Unendlichkeit mitten im Begrenzten zu zählen. Weiterlesen
Zu fällen einen schönen Baum
braucht’s eine halbe Stunde kaum.
Zu wachsen, bis man ihn bewundert,
braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.
Eugen Roth (1885 – 1976)
Schlichting, H. Joachim; Wilfried Suhr. In: Physik in unserer Zeit 39/2 (2008) 86 – 89
Im Stadtverkehr ist das Fahrrad ein geradezu genial energiesparendes Transportmittel. Das zeigt der Vergleich mit den Beinen, also der alternativen Fortbewegungsart mit Körperkraft. Besonders schlecht schneidet jedoch das Auto ab.
PDF: kann beim Autor angefordert werden (schlichting@uni-muenster.de)
Suhr, Wilfried; Schlichting, H. Joachim. In: Physik in unserer Zeit 38/5 (2007) 238 – 241
Auf zwei Rädern stets das Gleichgewicht zu halten, ist nicht immer einfach. Wie wir es einhalten können sagen uns die Gesetze der Physik, die wir uns beim Fahren freilich nicht bewusst machen. Übung macht auch hier den Meister.
PDF: kann beim Autor angefordert werden (schlichting@uni-muenster.de)
Suhr, Wilfried; Schlichting, H. Joachim. In: Physik in unserer Zeit 38/4 (2007) 294 – 298
Warum sparen sich die Favoriten eines Radrennens ein gegenseitiges
Kräftemessen für die Bergetappen auf? Und wieso fürchten sie den Wind gerade beim Einzelzeitfahren? Was aus Sicht der Physik dafür spricht, zeigen Modelle der Fahrwiderstände.
PDF: kann beim Autor angefordert werden (schlichting@uni-muenster.de)