Bei einem Spaziergang sah ich bei tiefstehender Sonne einen Kranz heller Punkte aus einem beschatteten Bereich wilder Gräser heraus leuchten. Das Foto kann dieses kleine aber sehr auffällige Phänomen nur annähernd wiedergeben. Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass die Spitze einer Spitzwegerichpflanze gerade in den Sonnenschein hineinreichte Die kranzförmig angeordneten, weißen Blüten reflektierten das Sonnenlicht diffus in alle Richtungen und wirkten vor dem dunklen, schattigen Hintergrund wie selbstleuchtende kleine Lampen. Dass die Blüten das Licht nur aus zweiter und dritter Hand verteilten, sieht man selbst auf dem Foto an einem weiteren kleinen Detail. An der Seite, an die kein direktes Sonnenlicht gelangt, leuchten die Blüten grün. Zwar waren die Blüten grün bevor sie weiß wurden, aber in diesem Fall konnte ich mich davon überzeugen, dass sie die Grünphase bereits hinter sich gelassen hatten und nur deshalb grün leuchtet, weil sie von der Seite vorwiegend das Licht der ebenfalls von den Sonnenstrahlen erfassten Stängel und anderen grünen Pflanzenteile zugestrahlt bekamen. Während die grünen Pflanzenteile einen Teil des weißen Lichtes absorbieren und den grünen Rest wieder ausstrahlen, geben die weißen Blüten nahezu alles auftreffende Licht wieder von sich, also auch das aus zweiter Hand erhaltene Grün. Die grün leuchtenden Teile der Blüten senden also Licht aus dritter Hand aus.
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