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Marginalia, Physik im Alltag und Naturphänomene

Solare Wäschetrocknung und reflexive Bleichung

Dieser aus meiner Kindheit noch vertraute Anblick ist heute selten und damit zu einem Fotomotiv geworden. Obwohl wir ins Zeitalter der regenerativen Energiequellen einsteigen (müssen) ist uns der solare Wäschetrockner offenbar nicht mehr gut genug.
Die Szenerie zeigt darüber hinaus noch ein schönes Phänomen. Während die direkte Sonneneinstrahlung die bunten Farben der Wäschestücke gewissermaßen wegbleicht, werden diese durch die Reflexion im Wasser wieder zurückgeholt.
Um bei den Fakten zu bleiben: Die im direkten Sonnenlicht hängende Wäsche ist im Unterschied zur Umgebung so hell, dass sie zu einer Überbelichtung bzw. Blendung führt. Und diese wird von unserem visuellen System als „weiß“ wahrgenommen und von der Kamera ebenfalls als weiß abgebildet. Da die Wasseroberfläche nur einen Teil des von den Wäschestücken ausgestrahlten Lichts spiegelt, ist die Intensität ausreichend gering, um die Farben wieder sichtbar zu machen.
Die Wahrnehmung ist im Übrigen der Fotografie insofern überlegen, als die Augen die Gegenstände gewissermaßen abscannt und die Pupillenöffnung dabei den Lichtverhältnissen entsprechend kleiner oder größer wird. Die Kamera die alles auf einmal in den „Blick“ nimmt, muss demgegenüber mit einer einzigen Blendenöffnung auskommen und das kann sich je nach Einstellung in einer Über- oder Unterbelichtung bestimmter Bereiche äußern.

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Diskussionen

12 Gedanken zu “Solare Wäschetrocknung und reflexive Bleichung

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag. Wie immer leicht verständlich und anschaulich auf den Punkt gebracht. … Diesmal sogar mit einer Prise Nostalgie.

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    Verfasst von mynewperspective | 12. August 2018, 08:39
  2. Ohne Kamera würde man es nicht bemerken – wie Fotos mir schon oft bewiesen haben, während ich meinte, z.B. einen Kohlweissling auf einer weissen Blüte schön differenziert „mitgenommen“ zu haben.

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    Verfasst von puzzleblume | 12. August 2018, 12:41
    • Genau, weil unser streifendes Auge sich stets optimal an die Lichtverhältnisse anpasst, während die Kamera Mittelwerte benutzt. Wie du als sehr gute Fotografin ja weißt, ist es manchmal gar nicht so einfache, das entscheidende Motiv richtig zu belichten, weil die Kamera etwas anderes wichtiger findet.

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 12. August 2018, 12:54
  3. Das heißt, wenn ich zB eine Rose im Licht fotografiere, die zu meinem Ärger weiß herauskommt, in einer Wasserspiegelung wieder rot sehen würde? Ich probiere es gleich mal aus.

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    Verfasst von gkazakou | 12. August 2018, 15:23
  4. gestern noch draußen Wäsche aufgehängt – dafür kannst Du jeden Trockner wegwerfen…

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    Verfasst von Maccabros | 12. August 2018, 15:31
  5. Also, ich nutze den solaren Wäschetrockner oft und mit dem größten Vergnügen. Die Wäsche ist dann auch viel schneller trocken und zudem luftiger und duftiger als wenn sie in der Waschküche langsam vor sich hin trocknet. Ein elektrischer Wäschetrockner kommt mir nicht ins Haus. Das ist für mich eine überflüssige Haushaltsmaschine.
    Den Menschen stehen heute extrem viele Kleidungsstücke zur Verfügung, da muß doch wahrlich nicht jedes Teil SOFORT wieder zum Anziehen parat sein.
    Sommersonnige Grüße 🙂

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    Verfasst von Ulrike Sokul | 16. August 2018, 19:41
    • Leider habe ich deinen Kommentar erst jetzt entdeckt. Entschuldigung! Ich kann deine Ansichten in jedem Punkt teilen. Ich kann mich gut an meine Kindheit erinnern, wenn an frostigen Wintertagen die Bettwäsche zu riesigen Ballons gefroren an der Leine hing und auch ohne Sonne überraschend schnell trocknete. Heute weiß ich, dass die Eiskristalle bei trockener Luft sehr schnell sublimieren (verdunsten).

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      Verfasst von Joachim Schlichting | 20. August 2018, 11:06

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  1. Pingback: Wäsche im Wind | Die Welt physikalisch gesehen - 11. September 2018

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