Vor längerer Zeit las ich in dem Roman „Adam Bede“ von George Eliot (1819 – 1880) eine Passage, in der jemand einen bzw. zwei Buchen vor sich hat und darüber spekuliert, ob es nun einer oder zwei Bäume seien. Ich zitiere die Stelle, weil ich mehrfach vor einer ähnlichen Situation stand, bis ich schließlich eine Kamera dabei hatte, um derartige „Begegnungen“ mit den Wundern der Natur, soweit es eben möglich ist, fotografisch zu dokumentieren:
Nun schritt er auf dem breiten, gewundenen Pfade durch das Wäldchen rüstig weiter. Welch stattliche Buchen! Ein schöner Baum war Adams größte Freude; wie das Auge des Schiffers zur See am schärfsten blickt, so fühlte er sich bei Bäumen mehr zu Hause als bei andern Dingen. Mit all ihren Fehlern und Knorren, allen Krümmungen und Winkeln ihrer Zweige behielt er sie im Gedächtnis wie ein Maler, und oft hatte er die Höhe und den kubischen Inhalt eines Stammes aufs Haar richtig geschätzt, wenn er sich nur daneben stellte und ihn sich ansah. Kein Wunder deshalb, daß er trotz seiner Eile einen Augenblick stehen blieb, um eine merkwürdige, große Buche zu betrachten, die er an einer Wendung des Weges vor sich hatte stehen sehen und die er sich nun genauer darauf ansah, ob es nicht zwei zusammengewachsene Bäume seien oder wirklich bloß einer. Sein ganzes Leben lang erinnerte er sich an diesen Augenblick, wo er die Buche ruhig betrachtete, wie sich einer des letzten Blickes auf die Heimat seiner Jugend erinnert, ehe der Weg sich wandte und er sie nicht mehr sah. Die Buche stand an der letzten Biegung des Weges, wo das Wäldchen nach Osten in einen Laubengang überging, und als Adam von dem Baume zurücktrat, um seinen Weg fortzusetzen, fielen seine Blicke auf zwei Gestalten ungefähr zwanzig Schritte vor ihm.
Inzwischen gibt es kaum eine Wanderung im Wald, bei der mir nicht die eine oder andere Kuriosität im Zusammenhang mit den Bäumen auffällt; seien es merkwürdige Verwachsungen mit artfremden Gegenständen, wellenartige Muster auf einer Seite eines Baumes, Umarmungen mit artfremden Bäumen, auf Schlängelpfaden zum Licht strebende Bäume, im Baum erhaltene Jugendstadien, mit lippenartigen Auswüchsen oder kunstvollen Mustern versehene Bäume, natürlicherweise eingekleidete oder von Menschenhand mit kunstvollem Häkelwerk geschmückte Bäume oder das Zusammenwachsen von Bäumen, wie im nebenstehenden Foto zu sehen ist.
Obwohl kaum Spuren zu entdecken sind, wie es zu dieser intensiven „Begegnung“ zwischen den beiden Bäumen gekommen ist, kann man sich das folgende Szenario vorstellen:
Zwei Bäumchen wachsen sehr dicht nebeneinander. Als sie größer geworden sind und es eng zwischen ihnen wird, kommt es zu windbewegten Reibereien zwischen ihren Ästen. Dabei wird die Rinde durchgescheuert und die Leitungsbahnen der Äste geraten in Kontakt und verbinden sich miteinander. Sie wachsen schließlich zusammen und verschränken sich miteinander. Dadurch entsteht eine Art Fachwerk, das die verbundenen Bäume als Einheit stabilisiert. Der Sturm dürfte bei Ihnen kaum eine Chance haben.
Zitat aus: George Eliot: Adam Bede – Zweiter Band. Verlag von Philipp Reclam jun. o.J.
Wir hatten zwei unterschiedliche Baumarten die zusammengewachsen waren, mussten leider aus Sicherheitsgründen gefällt werden
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Ich hoffe, das wenigstens ein Foto von dieser Kuriosität übriggeblieben ist.
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Irgendwo ka
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Ja
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